Dienstag, 19. Dezember 2006

Braucht man einen Bloggerverband?

... oder reicht auch ein Pflaster? Der Oldman hat eine schöne Idee. In Sachen Abmahnungsgesetze und deren Umsetzung im Internet, möge man doch mal schauen, wie weit man die noch vorhandenen demokratischen Grundrechte nutzen kann.

"Nehmt Kontakt mit dem Wahlkreisbüro Eures / Eurer Bundetagsabgeordneten auf und versucht einen Termin mit Eurer/ Eurem Abgeordneten persönlich zu bekommen. Geht zu diesem Termin und vermittelt dem / der Abgeordneten die nötigen Kenntnisse über die Blogosphäre und Weblogs"

Kann man machen, ob man allerdings die Zeit dazu, einen dreitägigen Einführungskurs zu geben, ist dann wieder eine andere Sache. Ich persönlich glaube ja, dass die Kluft zwischen einem Blogger und einem Abgeordneten nicht nur vom Alter her ziemlich groß ist. Und gegen den herrschenden Fraktionszwang kann man leider nichts machen. Treffend formulierte dies Quentin Skinner die Tage in eine Interview in der FAZ. Bezogen auf das englische Rechts- und Partiensystem und die Frage, ob wir heute Sklaven seien, ohne es zur Kenntnis zu nehmen, antwortete er:

Ja, natürlich. Wir werden von einer Exekutive regiert, der wir nicht zugestimmt haben. Wir haben zwar die Abgeordneten ins Parlament hineingewählt, aber das Parlament hat in ganz entscheidenden Fragen überhaupt nichts zu melden. In der Entscheidung über Krieg und Frieden, wie beispielsweise in der Frage des Irak-Krieges, gibt es in Großbritannien eine königliche Prerogative, ein Vorrecht, das vom Premierminister im Namen der Krone ausgeübt wird: vom römischen Recht her betrachtet, ein klarer Fall von Sklaverei. Außerdem folgen die Abgeordneten der Parteidisziplin, obwohl wir sie als Abgeordnete und nicht als Funktionäre von Parteien gewählt haben.

In Deutschland heißt das nicht königliche Perogative, sondern Richtlinienkompetenz des Kanzlers., bzw. Kanzlerdemokratie und unterscheidet sich in praktischen Umsetzung nur in Nuancen vom englischen Modell.

Die Frage stellt sich anschließend, was man machen kann. Versucht man, wie der andere Don in der Blogbar vorsichtig andeutet, eine Art "Neo-APO" mittels Blogs auf die Beine zu stellen, oder passt man sich den Gegebenheiten an und gründet einen "Verband zum Schutz der Rechte deutschsprachiger Blogger e.v." und macht eben das, was alle machen: Politik? Die Idee taucht seit einigen Monaten immer mal wieder auf, und ich hab über das Thema auch schon mit etlichen Bloggern diskutiert. Persönlich kann ich mich mit der Idee einer Verbandsgründung nicht anfreunden, und ich frage mich, was so ein Verband bringen sollte, mal abgesehen von der wirklich witzigen Idee, zu versuchen den Bloggerverband dem "Netzwerk Recherche" anzugliedern (Insiderwitz, muss man nicht verstehen).

So richtig sehe ich aber keinen Sinn in einer Verbandsgründung. Zumal man ja weiß, wie einflussreich zum Beispiel die verschiedenen Journalisten Verbände in Deutschland sind, wie man an der täglich wachsenden, kritischen Berichterstattung der Medien ja sehen kann. (Ironietag bitte selber setzen). Zwar gibt es das Argument, dass man sich mittels eines Rechtshilfefonds innerhalb eines Vereines besser gegen ungerechtfertigte oder strittige Abmahnungen zur Wehr setzen könnte, aber dieses Argument geht meiner Meinung am Ziel vorbei. Denn dann könnte man auch schlicht einen "Anti-Abmahnungs-Verein" gründen. Ich gebe allerdings auch zu, dass die bisherige Vernetzungsstrategie (Verlinken, Mailen, Treffen, Vertrauen gewinnen, zusammenarbeiten) auf Grund der wachsenden und zersplitternden Blogszene an ihre Grenzen stößt.

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