Es wird viel über die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" geredet, weil dort ein paar Karikaturen über Mohammed veröffentlicht wurden. Schauen wir doch erstmal, was eine Karikatur überhaupt ist. Wikipedia sagt: "Bei Karikaturen handelt es sich meist um eine bildliche Form der Satire, die sich als parteiische Kritik an bestehenden Werten oder politischen Verhältnissen versteht und oft als „Waffe” in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen verwendet wird. Die Karikatur übertreibt bewusst, spitzt zu und verzerrt charakteristische Züge eines Ereignisses oder einer Person, um durch den aufgezeigten Kontrast zur Realität und die dargestellten Widersprüche den Betrachter der Karikatur zum Nachdenken zu bewegen."
Mir stellen sich da zwei Fragen:
-
Musste man die Karikaturen abdrucken? Nein, musste man nicht. Man sollte sich vor einer Veröffentlichung überlegen, wie und wen man mit seinem Handeln verletzen kann. Das hat auch was mit Rücksicht und Toleranz zu tun, die oft zu Gunsten einer ignoranten Haltung aufgegeben wird. Leichtfertig bestimmte Stimmungen aufzugreifen, zum Beispiel die, dass man einen Teil seiner Leser damit zum Lachen bringt, in dem man eine latent genervte Haltung bzgl. des Islams aufnimmt. Doch sollte man sich fragen, woher so eine Stimmung kommt und in Fällen wie diesen, in denen offenbar schablonenhafte Vorurteile als Vorlage für eine Karikatur genommen wurden, sollte man sich die Frage stellen, ob man als Zeitung nicht erstmal dafür sorgt, dass die Leser eine Kultur verstehen, bevor sie drüber lachen. Alles anderes sind billige und vor allem gefährliche Lacher, weil sie das mangelhafte Bild, das manche über eine Kultur oder Religion haben, auch noch vertiefen.
-
Muss man sich für den Abdruck der Karikaturen entschuldigen? Nein, muss man nicht. Wenn es danach gegangen wäre, dass man die religiösen Gefühle anderer Menschen nicht verletzten darf, dann hätte man Menschen wie Dave Allen, Karl Kraus, Friedrich Nietzsche, Arthur Schopenhauer und den Monty Pythons Berufsverbot erteilen müssen. Der Abdruck einer respektlosen Karikatur ist eine Sache, wie man damit aber umgeht eine andere. Ich mag es nicht, wenn man die Kleinigkeit einer Karikatur zum Anlass nimmt, öffentlich darüber zu philosophieren, ob, wann und wen man dafür die Luft sprengt oder an die Wand stellt. Gerade in Deutschland, mag ich das nicht, denn hier gab es auch mal einen, über den man keine Witze machen durfte.
Die Presse- und Informationsfreiheit ist in den letzten Jahren ganz schön unter die Räder gekommen. Sich aber sich bedrohen zu lassen - ob persönlich oder wirtschaftlich spielt keine Rolle - weil man eine Karikatur aus Solidarität abdruckt hat, gehört auch zu den Dingen, die die Pressefreiheit bedrohen. Wenn man nicht mehr schreibt oder zeichnet, so wie man das möchte, weil man Angst haben muss, das ein falscher Satz oder eine falsche Idee dazu führt, dass irgendjemand einem das Leben nehmen möchte, dann ist das ein viel effektiverer Einschnitt in die Pressefreiheit, als es Gesetze jemals zu leisten vermögen.
Darauf hinweisen, dass die Karikaturen geschmacklos, falsch, blöd oder gefährlich sind, weil nicht sie aufklären sondern Vorurteile vertiefen ist ein Ding. Aber dann sollte man auch nicht vergessen, dass es gerade bei dieser Sache noch um ein wenig mehr geht: Darum erkämpfte Freiheiten nicht deswegen aufzugeben, weil jemand mit dem Säbel droht.