Sonntag, 26. Februar 2006

Essen in Hamburg

Untertitel: Es hätte alles so schön sein können, doch eine Currywurst zerstörte mich.

Freitag: Ich muss Astra trinken. Astra ist ein schreckliches Bier. Es hat einen beschissenen Namen und es macht höllische Kopfschmerzen. Fünf oder sechs kleine Astra verschaffen einem Kopfschmerzen wie 3 Kisten Becks zusammen. Aber im St.Pauli Vereinsheim gibt es kein anderes Bier, also trinke ich Astra und höre einer Unmenge von Autoren bei der Lesung "Betrunkene Autoren" zu. MC Winkel und seine Frau Colombo fahren mich später ins Hotel wo das wunderschöne Mädchen schläft.

Samstag: Ich habe Kopfschmerzen. Kein Frühstück. Gegen Mittag esse ich einen Bagel mit Frischkäse. Er schmeckt wie ein alter Fahrradschlauch und ich schmeiße ihn nach drei Bissen auf die Ubahngleise. Dann gehe ich mir ein Kind angucken und Tee trinken. Später in der Schanze. Ich komme an einem Imbiss vorbei der "Schmitts" heißt, der mir empfohlen wurde und damit wirbt, dass er die beste Currywurst der ganzen Stadt macht. Da mein Abendessentermin noch in weiter ferne liegt, denke ich, dass so eine Currywurst ja nicht schaden kann und versuche eine zu bestellen. Das ist schwer, denn die Bedienung ist von den zwei anwesenden Gästen völlig überfordert. Ständig sagt sie "Moment noch", aber ich übe mich in buddhistischer Ruhe. Nachdem sie zwei Gäste bedient hat, die nach mir kamen, aber offenbar ihre Bekannten sind, komme ich schließlich auch dran. Die Currywurst schmeckt irgendwie... anders. Später gehe ich ins Hotel wo das wunderschöne Mädchen schläft. Als ich mich neben sie lege wird sie wach. Nicht weil ich so ungeschickt oder grob wäre, sondern weil mein Magen das Geräusch eines startenden Jumbo Jets, dem gerade ein Sack Schrauben in die Treibwerke gekommen ist imitiert. Sie sagt, dass das aber nicht gut klänge, aber ich habe keine Bedenken und schlafe auch ein. Später ist wunderschöne Mädchen weg, und ich würde auch gerne gehen, aber der Jumbo Jet hat mittlerweile auf meinem Bauch geparkt und nimmt mir die Luft. Weitere 10 Minuten später unternimmt der Jumbo Jet einen verzweifelten Startversuch. Ich auch. Danach sage ich das phantastische Abendessen mit vielen guten Freunden, die teilweise seit Monaten nicht gesehen hab, ab und schaue Karnevalssendungen. Später kommt das wunderschöne Mädchen, legt sich neben mich und ich kann endlich zielgerichtet jammern.

Sonntag: Ich bin, nachdem das wunderschöne Mädchen in aller Herrgottsfrühe aufstehen musste, auch aufgestanden. Der Jet hat seine mittlerweile völlig orientierungslosen Startversuche in meinen Unterleib verlegt. Das ist ein gutes Zeichen, denke ich, und gehe zum Frühstück runter. Das Hotel in dem wir sind, ist groß, teuer und hat das beschissenste Frühstück, das ich jemals in einem Hotel dieser Preisklasse erlebt habe. Das Rührei ist kalt und schmeckt so, als würde man einem alten, nassen Hund den Rücken ablecken. Die Brötchen bestehen zu 99% aus Backtriebmittel, das Grau- und Schwarzbrot ist an einem Sonntagmorgen um kurz vor neun hart und die angebotenen Säfte stammen offenbar aus einer Tüte auf der "Originales Fruchtsaftgetränk mit 485% Zucker und vielleicht was Saft von alten, angegegammelten Obst aus Liberia" gestanden hat. Es gibt sieben Wurstsorten, deren Ränder sich allesamt im Todeskrampf nach oben wölben und zweimal Schnittkäse undefinierbarer Herkunft. Dazu eine Schale Gurken, deren Oberfläche aussieht, wie Haut einer alten, zahnlosen, ca. 103jährigen Indio Großmutter die immer nur draußen geschlafen hat. Den Gurken sollte ich später noch mal begegnen. 14 Euro. Das klingt vielleicht viel, aber wenn man bedenkt, dass ein Tagespass um per LAN online gehen zu können, 30 Euro kostet, ist es quasi ein Schnäppchen.

Später schleppe ich mich zur Kaffeesatzlesung, wo ich bei der Ankunft schon feststelle, dass der Jumbo Jet sich zu einem weiteren Startversuch in den Unterleib gebohrt hat, dort aber erstaunlicherweise während der ganzen, immerhin sehr schönen Lesung, verharrt. Zurück im Hotel startet er kurz erneut in die andere Richtung und ich beschließe, dass es mir jetzt egal ist. Ich will was essen. Was leckeres. Was frisches. Es ist mir egal, wie ich mich danach fühle. Vielleicht esse ich zuviel, aber das hätte vielleicht den Vorteil, dass der Jet einen Notstart macht und endlich einen Weg aus mir herausfindet. Also greife ich zur Hotelkarte und weiß sofort, dass das mit dem "frisch" in diesem Laden nicht so richtig möglich sein kann. Ich bestelle trotzdem eine Tomatensuppe und einen Salat mit Putenbruststreifen. Bei einer Tomatensuppe kann man eigentlich nichts falsch machen. Im allerbilligsten Fall nimmt man eine Tüte passierte Tomaten, wirft einen zur Not ein paar getrocknete Kräuter rein, Pfeffer, Salz bei guter Laune vielleicht einen Löffel Sahne oben drauf, damit man die getrockneten Kräuter nicht schmeckt. Aber selbst diese Variante unterbietet dieser Laden damit, in dem man offenbar eine Suppe aus der Tüte nimmt, über das man altes Brot vom Vortag streut. Dafür finde ich im Salat die mittlerweile ihrer natürlichen Feuchtigkeit völlig beraubte Gurkenscheiben von heute morgen. Ich esse trotzdem alles auf. Während der Jet in meinem Bauch mit der Tomatensuppe neu betankt wird, lege ich hin, warte auf das wunderschöne Mädchen und denke, dass auf diesen Laden, der diese Currywurst verkauft hat, nachts ein leerer, unbemannt fliegender Jumbo Jet stürzen sollte.

So jetzt muss ich aufhören. Die zwei Stunden LAN für 9,50 Euro sind gleich vorb

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