Freitag, 17. Februar 2006

[...] Eine Mitgliederbefragung der IG Medien unter Zeitungsjournalisten hat indes schon vor zehn Jahren ergeben, dass sich drei Viertel der Redakteure Eingriffen von Verlegern ausgesetzt sehen, weit über die Hälfte außerdem aggressiver Einflussnahmen durch Inserenten, Verbände und Politiker. [...]

[...]Marktfundamentalismus kritisierende Texte werden in den meisten Redaktionen nicht gern gesehen, da die Presse sich ihren Werbekunden verpflichtet fühlt. "Heutzutage ist es nun einmal so, dass Zeitungseigner, die Geld verdienen wollen, der Auffassung sind, man dürfe die Leser nicht mit Meinungen entfremden", sagte Franziska Augstein auf einer Zeitungskonferenz[...]

[...]Der Selbstgleichschaltung der Presse folgt die Selbstgleichschaltung des Lesers. [...]

Sehr, sehr lesenswerter Artikel in der Freitag, der auch gleich die Begründung dafür liefert, warum es weltweit aber vor allem in Deutschland viel mehr Blogs geben sollte, die die ehemalige Arbeit der Printmedien übernehmen könnten.

Aber das ist nicht so leicht, denn dafür bräuchte es auch Journalisten, die sich in den jeweiligen Metiers auskennen. Aber welcher Journalist mag offen in einem Blog über ein Thema schreiben, dass er bei seinem Arbeitgeber völlig anders bewerten musste. Und welcher Journalist mag sich mit seinem Namen in einem Blog in Nesseln setzen, wenn er sich gleichzeitig um einen neuen Job bemüht und Angst haben muss, dass er auf Grund seiner Internet Aktivität vielleicht nicht genommen zu werden, weil der Verlag niemanden in seiner Redaktion sitzen haben will, der Anzeigenkunden verschrecken könnte?

Auf der anderen Seite ist die Einflussnahme von Firmen auf Zeitungen schon immer groß gewesen. Das hat sich seit dem es Zeitungen gibt nicht verändert. Das Paradies der totalen Pressefreiheit hat es noch nie gegeben, aber immerhin war mal ein ganzes Stück näher dran, als man es heute ist.

Schönes Beispiel, immer wieder gerne genommen, ist der "Spiegel". Während sich um den Iran ein massiver Konflikt zusammenbraut, während in Israel Wahlen anstehen und die Hamas sich immer noch nicht geäußert hat, wie man mit dem Nachbar umgehen will, während in Russland Putin sich immer weiter von seinen früheren Positionen, die man mit den USA abgestimmt hatte, entfernt, um wieder in die Rolle eines Global Players einzunehmen, während in China Google, Yahoo etc. unter Verdacht stehen, die Suche nach Dissidenten zu unterstützen, während man in Deutschland streikt, 1 Euro Jobber immer mehr reguläre Arbeitsplätze belegen, die GEZ Gebühren auf Handys erheben will, usw. usf. titelt der "Spiegel" diese Woche mit dem "Abenteuer Tiefsee".

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"There are over 550 million firearms in worldwide circulation. That's one firearm for every twelve people on the planet. The only question is: How do we arm the other 11?" Das muss ein guter Film sein, dachte ich, als ich den Trailer sah, und ich hatte mit Recht so gedacht, denn der Film ist phantastisch. In Kürze geht es darum: Yuri Orlov ist Russe und Waffenhändler. Nach dem kalten Krieg steigt er als Novize ins Geschäft ein, und arbeitet sich, auch dank familiärer Verbindungen zu den Depots der Roten Armee, sehr schnell nach oben. Er ist perfekt, er ist ein aalglatter Schweinehund, der seiner Frau sagt, er würde im Transportbusiness arbeiten. Und er ist gut. Im Libanon sitzt er auf derartig vielen Waffen, dass er sie nicht mehr stückweise, sondern zum Kilopreis verkaufen muss. Je besser er ins Geschäft kommt, desto reicher wird er, desto risikoreicher werden seine Geschäfte, aber auch desto mehr entfernt er sich von seiner Umwelt. Und dann ist da noch Interpol-Agent Jack Valentine (Ethan Hawke), der ihn verbissen auf den Fersen ist, aber meist immer einen winzigen Moment zu spät kommt. Yuri verkauft weiter. Vor allem auf der afrikanischen Kontinent, wo er in Liberia ein Riesengeschäft macht. Bis Interpol einen Tipp bekommt, seine Frau nebenbei ahnt, was mit ihm los ist und er eine Entscheidung treffen muss.

Andrew Nicol ist ein unglaublich guter Film gelungen. Böse, zynisch, streckenweise sehr lustig, aber am Ende gelingt Nicol genau das, was man eigentlich von diesem Film erwartet hat, und das man zwischendurch auf Grund der ganzen Gags schon fast wieder vergessen hatte: das man Waffen scheiße findet. Dass man sie hasst, dass man Yuri, so sympathisch er zwischendurch ist, nicht mehr leiden kann. Man begreift, was für ein unfassbares Geschäft der Waffenhandel ist, man ahnt, wie er funktioniert, und warum es manchmal weniger die Streitigkeiten zwischen Menschen sind, sondern die Suche nach Profit, die das Geschäft anheizen. Nicolas Cage spielt derartig gut, dass sich selbst Ian Holm anstrengen muss, neben ihm nicht unter zu gehen. Das der Film in den USA nicht sonderlich gut gelaufen ist, wundert einen bei Sätzen wie "Back then, I didn't sell to Osama Bin Laden. Not because of moral reasons, but because he was always bouncing checks." nicht Ein Grund mehr, dass er hier genügend Zuschauer bekommt.

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