Ganz ehrlich: Ich finde das eine gute Idee RTL zu verschlüsseln. Da hätte man mal viel früher drauf kommen müssen. Der Sender, der zusammen mit der Bild Zeitung höchst wahrscheinlich für ein Großteil der der Verdummung der Menschheit in den letzten 15 Jahren zuständig ist, der Sender, der uns das Boulevardfernsehen und "Infotainment" eingebrockt hat, der unzählige Boybands durch GZSZ geschleppt hat, der uns also seit Jahren feinstes Dummbrot-Fernsehen liefert, schaltet sich quasi selber ab. Und das auch schon ab 2007! Die Freude wird allerdings ein wenig dadurch getrübt, dass man nur den Satelliten Zuschauern den Saft abdreht. Im Kabel bleibt der brüllende Blödsinn weiter frei sehbar. Und warum schreib ich darüber?

Weil RTL Chefin Anke Schäferkordt sich offenbar an das geistige Niveau ihres Senders angepasst hat. Vielleicht war es ja auch umgekehrt, man weiß es nicht. Jedenfalls begründet Frau Schäferkordt die digitale Verschlüsselung in der FAZS unter anderem damit, dass so unzulässige Nutzungen durch Raubkopien verhindert werden. Weiter sagt sie: "Die Musikbranche hat gezeigt, was passiert, wenn wir darauf nicht achten". Ich glaube, man sollte sie einfach in diesem Glauben lassen. Man sollte ihr nicht sagen, dass es seit Jahren DVD Rekorder gibt, denen es recht problemlos gelingt hochwertige RTL Sendungen aufzuzeichnen. Dass man für 50 Euro einen USB DVB-T Empfänger bekommt, der ganze Sendungen praktischerweise gleich auf die Festplatte schaufelt. Dass man die Daten also seit Jahren schon bequem brennen, tauschen und verteilen könnte, wenn man es denn möchte. Dass sich in den einschlägigen Torrent- und Eselforen bisher kaum RTL Sendungen finden lassen, spricht dann halt wieder für den Geschmack der Nutzer. Ein schlechtes Programm ist eben der beste Kopierschutz.

Aber ich will auch gar nicht mehr soviel dazu schreiben. Ich finde es ja gut, dass RTL unter Frau Schäferkordt nicht die Fehler der Musikindustrie wiederholen möchte, und gleich von Anfang an seine Nutzer mit DRM Management, Copyrightschutz und anderen Dingen quälen will. Deswegen werde ich Frau Schäferkordt auch nicht darauf hinweisen, welchen Ruf die Musikindustrie heute hat, und das Copyrightverletzungen selbst von ängstlichen Usern in diesem Bereich auch nicht mehr als "Kavaliersdelikt" angesehen werden, sondern als sinnvolle Bestrafung für ein absurdes Verhalten. Ich schau eh kein RTL.

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Ich habe mir mal die Zeit genommen, und versucht hinter die Arbeit von Transparency (TI) International zu schauen, was gar nicht so leicht ist. Zum einen redet niemand gerne über Korruption, zum anderen arbeitet TI selber lieber hinter den Kulissen, als das man selber im Vordergrund stehen mag. Das macht eine Recherche enorm schwer. Wie mir beim Artikel des Spiegel schon aufgefallen war, läuft man irgendwann quasi vor eine Wand und verheddert sich schnell in einem Wust aus Spekulationen und unbewiesenen Behauptungen. Sehr hätte mich der Vorwurf interessiert, dass TI nur deswegen im Ausland so aktiv ist, weil sie dort ihren Mitgliedern Vorteile bei öffentlichen und meist gut geschmierten Ausschreibungen verschaffen will. Um diesen Komplex zu recherchieren fehlen mir aber einfach die Zeit und die Mittel. Wer nach den Geschehnissen der letzten Woche eine generelle "Abrechnung" mit TI erwartet, braucht gar nicht erst weiter zu lesen. Die gibt es in diesem Artikel nicht. Auch der Fall "Moni" wird nicht mehr erwähnt, da darüber nun wirklich genug geschrieben wurde. Es ging mir einzig und allein darum zu verstehen, wie TI eigentlich arbeitet und warum sich so manche Kritik an TI entzündet, während Organisationen, die sich gegen Korruption wenden, davon verschont bleiben. Dazu werden die Vorwürfe, TI sei nur ein Deckmantel der Industrie für gemeinsame Absprachen, unter die Lupe genommen. Am Ende des Artikels folgt ein Interview mit der Geschäftsführerin von Transparency, Dagmar Schröder, die mir einige Fragen per Mail beantwortet hat.

Unter dem langen Artikel habe ich die Kommentare abgeschaltet, da dieser nicht auf der Frontseite des Blogs erscheint. Anmerkungen, Ergänzungen und Kritik also bitte hier drunter klemmen.

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Alle weiteren Artikel von mir zu Transparency 1 2 3

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Die Geschichte um "Transparency Deutschland" hat für mich ein paar Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel die, was TI eigentlich macht, wie sie arbeiten und welche Erfolge TI zu vermelden hat. Es ist mittlerweile bekannt, dass TI von dem ehemaligen Weltbankdirektor Peter Eigen 1993 ins Leben gerufen wurde. Es gibt wenig Informationen über Eigen selber, außer einem etwas längerem Artikel in der "Zeit" (pdf) vom 04.11.2004. Darin wird Peter Eigen als ein "Idealist" beschrieben, der die weltweite Korruption am eigenen Leib erfahren hat. Nachdem die Weltbank selber nicht in der Lage schien, aktiv gegen Korruption vorzugehen, entschloss sich Eigen zur Gründung einer eigenen Institution, Transpareny International.

Dass ein diskreter Banker wie Peter Eigen keine Organisation gründet, die mit lauten Trommelschlägen auf sich und ihre Arbeit aufmerksam macht, ist da nur eine logische Konsequenz. Am liebsten ist es ihm wohl, wenn er TI aus der gesamten Berichterstattung heraus halten kann. Das Ziel lautet, die Korruption in den Firmen aufzudecken und die Firmen sensibler für das Thema zu machen. Dabei fährt Transparency eine mehrgleisige Strategie. Zum einen spricht man über die Regionalgruppen in den Firmen mit den Verantwortlichen selber. Zum anderen arbeitet man auf allen politischen Ebenen. Man macht Lobbyarbeit im Bundestag und im europäischen Parlament und nimmt direkt Einfluss auf Gesetzesinitiativen. Als Basis für viele dieser Initiativen dient der eigene Verhaltenskodex. Auch in der Presse ist man aktiv. Im Vorstand sitzt der ehemalige ARD Korrespondent Jochen Bäumel und zum Beirat von TI Deutschland gehört zum Beispiel auch der renommierte Journalist Hans Leyendecker. Schon nach einem kurzen Blick in die Vorstands- und Beiratslisten wird deutlich, mit welchen Mitteln und Methoden Transparency versucht, auf das Thema Korruption aufmerksam zu machen.

Dass das Thema Korruption auch in Deutschland nicht zu unterschätzen ist, weiß man allerspätestens seit dem Skandal bei VW. Wenn dort schon für interne Zwecke geheime Konten eingerichtet werden, um Angestellte mittels netten Reisen und Puffbesuchen gefügig zu machen bzw. aus denen sich Verantwortliche für ihre, nennen wir es mal Entspannungsreisen, bedienen können, liegt die Vermutung nahe, dass es solche Kassen auch für andere Zwecke geben könnte.

Zusammengefasst kann man also feststellen: Transparency hat sich auf die Fahnen geschrieben, gegen Korruption jedweder Ausrichtung zu kämpfen. Dies tun sie aber meist verdeckt, ohne groß auf sich aufmerksam machen zu wollen. Denn je lauter eine Organisation wie TI arbeitet, desto eher werden Firmen verschreckt. Es geht TI nicht um den medialen Erfolg, sondern darum, die Korruption nachhaltig einzudämmen. Dabei kann, nach Ansicht von TI, eine laute PR Arbeit eher hinderlich sein. In der Theorie läuft es also so: TI geht in die Firmen, wirbt um eine Mitgliedschaft der Firmen bei TI. Unterschreibt eine Firma, schließt sie sich auch dem Kodex von TI an. Gleichzeitig versucht TI mittels Lobbyarbeit bei den politischen Entscheidungsträgern, die Gesetze gegen Korruption zu verschärfen. So schließt sich der Kreis. Auf dem Papier also eine schöne und vor allem gute Idee, wie man Einfluss gewinnt, die mit Sicherheit sehr viel mit der Erfahrung von Peter Eigen zu tun hat, wie Firmen im Hintergrund arbeiten.

Doch völlig unkritisch wird die Arbeit von TI nicht gesehen. Das System von Peter Eigen birgt nämlich auch ein großes Risiko. Die Zusammenarbeit mit Firmen, die gleichzeitig auch unter Korruptionsverdacht stehen, sieht nach außen nicht gut aus. Im Jahr 2004 nahm TI-D zum Beispiel Geld der Firma Siemens, sowohl als Mitgliedsbeitrag, wie auch als Spende an. Gleichzeitig steht Siemens, bzw. zwei Mitarbeiter der Firma Siemens, stark unter Korruptionsverdacht. Zumindest ermittelt der hessische Generalstaatsanwalt, der ja nun auch nicht wegen jeder Kleinigkeit unterwegs ist. Ein weiteres Beispiel stammt aus dem Jahr 2001. Die Frankfurter Flughafengesellschaft „Fraport AG“, stand unter dem Verdacht im Auslandsgeschäft massiv Schmiergelder bezahlt zu haben. Gleichzeitig war man aber auch Mitglied bei TI. Auch wenn Gerüchten zufolge, Siemens mittlerweile seine Mitgliedschaft bei TI aufgegeben, hat: Hier taucht dann schnell der Verdacht auf, dass sich Firmen mittels einer Mitgliedschaft bei TI frei kaufen, denn an den Mechanismen der Schadensbegrenzung, nachdem ein Korruptionsfall aufgedeckt wurde, hat sich noch nie etwas geändert.

Das System TI offenbart so seine Schwächen und bietet gleichzeitig den Ansatzpunkt für seine Kritiker. Es scheint fast so, als ob gerade Firmen, die mit dem Thema Korruption ihre Probleme haben, sich mittels einer Mitgliedschaft bei TI eine Art Unbedenklichkeitserlärung besorgen. Wenn es zu einer Anklage gegen einen Arbeitnehmer der Firma kommt, kann man während einer Verhandlung immer darauf hinweisen, dass der Mitarbeiter ohne Wissen der Verantwortlichen gehandelt hat, da man selber ja Mitglied bei TI-D sei und sich mittels Spenden aktiv gegen die Korruption zur Wehr setzen würde. Nun hat TI die Möglichkeit, dass Firmen, die gegen den Kodex verstoßen haben, ihre Mitgliedschaft verlieren. Doch einen solchen Fall hat es im Hause TI-D wohl noch nicht gegeben. Man könnte TI aber zu Gute halten, dass der Rauswurf eines Mitgliedes nicht nur die eigenen Spendeneinnahmen reduzieren würde, sondern auch jede weitere Arbeit innerhalb der betroffenen Firma für lange Zeit unmöglich macht.

Man kann es aber auch von einer anderen Seite betrachten, wie der französische Journalist Christian de Brie. Der behauptet, in einer nicht unlogisch erscheinenden Gedankenkette, dass die Arbeit von TI darauf abzielt, Korruption nicht aufzudecken, sondern zu legitimieren. De Brie geht davon aus, dass die Firmen, die hinter TI stehen, und die zumeist weltweit aktiv sind, versuchen, eigene Absprachen zu treffen. Ein Beispiel: Eine Firma, die in Kenia aktiv ist, verliert bei der Ausschreibung eines Auftrages gegen einen Konkurrenten. Es liegt der Verdacht nahe, dass beide Firmen Schmiergelder gezahlt haben, die Firma, die den Auftrag bekommen hat, eben nur ein wenig mehr. Die unterlegene Firma ist Mitglied bei TI und weist TI daraufhin, dass es bei der Auftragsvergabe nicht mit rechten Dingen zu gegangen ist, worauf TI den Fall in ihrem Jahrbuch publik macht. De Brie schreibt dazu: "This is evidenced by the media success of the publication of an annual league table of bribe paying and taking countries drawn up by Transparency International, a lobbying association and CIA correspondent funded by governments and corporations, especially American ones, that are experts in the matter. These include Lockheed, Boeing, IBM, General Motors, Exxon, General Electric and Texaco (13). The only objective of the anti-corruption campaigns taken up by international organisations (World Bank, IMF, OECD) is the "good governance" of a financial crime that is now an integral part of market globalisation under the leadership of the American democracy, the most corrupt on the planet." Das Jahrbuch soll also ein Instrument sein, um Konkurrenz aus dem Weg zu räumen.

De Brie untermauert diese Vorgehensweise in einem Artikel über die WTO folgendermaßen: "So ist etwa kein internationales Abkommen gegen die Praktiken vorgesehen, die im Dschungel der Geschäftswelt üblich sind: geheime Absprachen und Kartelle, Dumping und manipulierte Transferpreise, Spekulation und Missbrauch von Insider-Wissen, Finanzkriminalität, Steuerflucht und Geldwäscherei, Wirtschaftsspionage und Raubkopien, Überwachung und Ausbeutung der Arbeitnehmer, Unterdrückung gewerkschaftlicher Aktivitäten, private Aneignung und Ausplünderung der kollektiven Ressourcen und Gemeingüter, verbreitete Korruption in Staat und Wirtschaft [...]

Nach de Brie ist also der Sinn und Zweck von TI nur darin zu sehen, dass die Institution oberflächlich den Anschein erweckt, gegen Korruption zu kämpfen, zumindest gegen jene, die nicht aus den eigenen Reihen kommt. Hinter dieser Fassade ist man bemüht, den Mitgliedern einen erweiterten Marktzugang zu verschaffen. Gestützt wird dies durch die Politik, die im guten Glauben, dass TI sich gegen Korruption einsetzt, den Mitgliedsfirmen von TI einen verbesserten Zugang zum eigenen Binnenmarkt verschafft bzw. Subventionen eher an Firmen mit einem TI Siegel verteilt, als an andere. Dass man im Hause Transparency International es nicht gerne sieht, wenn sich Mitarbeiter allzu laut gegen die Politik - zum Beispiel der USA - wenden, kann man in dem oben verlinkten Artikel der Zeit nachlesen. Dort steht: "Als Vorsitzender pocht Eigen darauf, dass er die "die politische Leitung in der Hand" behält. So stoppte er die Absicht seiner Belegschaft, vor dem Einmarsch der Amerikaner in den Irak eine Resolution gegen die Amerikaner zu veröffentlichen." Auch hier lässt ein Blick auf die Spendenliste den Verdacht aufkommen, dass man sich lieber ruhig verhält, will man weiter Spenden mancher US Firmen bekommen.

Das klingt alles ein bisschen nach gemeiner Verschwörungstheorie, aber auf Grund der stillen Arbeitsweise werden solche Theorien geradezu heraus gefordert. Es hängt einfach davon ab, von welcher Seite man die Arbeit von TI betrachten will. Man kann sie als höchst effektive Institution betrachten, die erfolgreich gegen Korruption kämpft, in dem sie die Mittel und Wege der Korruption betreibenden Industrie kopiert und selbst anwendet. Oder man kann sie als Wurmfortsatz einiger Global Player ansehen, die sich mittels TI gleichzeitig eine weiße Weste und einen Vorteil gegenüber anderen Firmen verschaffen wollen, die nicht Mitglied bei TI sind, aber in Konkurrenz stehen. Es gibt für die Sichtweise keine handfesten Beweise und was er schreibt sind meist nur Spekulationen, allerdings ist es schon auffallend, dass sich bei TI meist die angesprochenen Global Player auf der Spendenliste finden. Desweiteren ist erstaunlich, mit welchen, teilweise oberflächlich recherchierten Pressemitteilungen TI arbeitet. Glaubt man de Brie, so sind solche Aktionen nur ein Hinweis darauf, dass man seitens TI für eine Marktbereinigung sorgt. Man könnte aber auch einfach sagen, dass sich TI-D einfach einen Bereich nach dem anderen vorknöpft, da man ja nun nicht überall gleichzeitig aktiv werden kann, zumal die Korruption keinen Wirtschaftszweig verschont.

Fazit: Im Grunde scheint die Arbeit von TI gut und richtig zu sein. Ich bin kein Anhänger von Verschwörungstheorien und ich glaube auch tatsächlich, dass es Menschen wie Peter Eigen gibt, die gesehen haben, wie die Korruption vor allen in den ärmeren Ländern die Armut noch weiter verschlimmert. Es gehört ja nun auch nicht zu den unbekannten Dingen, dass Entwicklungshilfe- und Spendengelder gerne mal auf Schweizer Bankkonten landen, anstatt für den Bau einer neuen Schule verwendet zu werden. Auf der anderen Seite hat TI tatsächlich ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wenn man Geld von Firmen annimmt, die unter dem Verdacht standen sich mittels Korruption einen Vorteil verschafft zu haben, dann vermittelt dies nicht eben jene Glaubwürdigkeit, die man gerne hätte. Zumindest Transparency Deutschland täte gut daran, sich, schlechter Wortwitz, transparenter zu zeigen, will man den Verdacht nicht weiter anheizen, am Ende nur ein Instrument der Industrie zu sein, die sich die Westen selber weiß waschen will. Die Kritik auch von Seiten anderer NGOs die sich mit Korruption beschäftigen, der sich Transparency ausgeliefert sieht, kommt nicht von ungefähr und wenn man sieht, dass andere Organisationen, die keine Gelder von Firmen annehmen, ebenso erfolgreich arbeiten wie Transparency, fragt man sich, warum TI so arbeitet. Es bleibt einem leider nichts anderes übrig, als zu sagen, dass das Strategie Konzept von TI viel Raum für Spekulationen lässt. Solange allerdings nichts bewiesen ist, gibt es keinen Grund anzunehmen, das TI auf der Seite der ganz Bösen steht.

Interview mit Dagmar Schröder, Geschäftsführerin der Transparency Deutschland

Don Dahlmann: Wie und in welcher Art und Weise arbeitet TI-D mit den Spendern und Mitgliedern zusammen um evtl. Korruptionsfälle zu vereiteln?

Dagmar Schröder: Mitglieder können sich bei Transparency Deutschland auf ehrenamtlicher Basis auf sehr vielfältige Weise engagieren. Viele Mitglieder arbeiten in Arbeits- oder Regionalgruppen mit, die sich mit der Bearbeitung bestimmter Themen befassen. So gibt es z.B. eine Arbeitsgruppe zur Korruptionsbekämpfung im Gesundheitswesen oder zur Bekämpfung von Korruption in der Politik. Mitglieder arbeiten auch daran, Instrumente zur Korruptionsprävention zu entwickeln. So wird zum Beispiel der von TI entwickelte "Integritätspakt" mittlerweile beim Bau des Berliner Großflughafens angewendet. Der Pakt soll dazu beitragen, Korruption beim Bau des Flughafens zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Einzelfälle werden von unseren Mitgliedern und auch von TI generell nicht behandelt, da wir dazu keinerlei Ressourcen haben. Es gehört zu unseren weltweit geltenden Prinzipien, dass wir keine Einzelfälle recherchieren oder verfolgen. In vielen Ländern, in denen wir tätig sind, wäre eine solche Vorgehensweise schlicht lebensgefährlich.

Wie und in welcher Art und Weise arbeitet TI-D mit der Politik zusammen? Die Politik ist so wie auch die Verwaltung oder die Wirtschaft ein Bereich, in dem Korruption vorkommt. So wie in anderen betroffenen Bereichen von Korruption suchen wir auch in der Politik Verbündete, die für Korruptionsprävention aktiv eintreten und versuchen mit diesen Koalitionen zu schmieden.

Was geschieht mit den erwirtschafteten Überschüssen des Vereins? Überschüsse, die im Laufe der 12 Jahre seit der Gründung von Transparency Deutschland entstanden sind, werden wie im Vereinsrecht üblich in Betriebsmittelrücklagen oder freie Rücklagen eingestellt. Viele unserer Einnahmequellen sind sehr unsicher, so dass wir Rücklagen für den Fall benötigen, dass Einnahmequellen wegbrechen. Mit einem Jahresbudget von unter 200.000 Euro sind unsere finanziellen Ressourcen sehr begrenzt. Ohne die Mithilfe der Ehrenamtlichen könnten wir die Arbeit nicht schaffen.

Welche Werkzeuge stehen Ihnen zur Verfügung, sollte eines ihrer Mitglieder bei Korruptionsfällen ertappt werden? Unsere Mitglieder verpflichten sich, unsere Satzung und unseren Verhaltenskodex einzuhalten, der sowohl für Mitglieder als auch für Mitarbeiter gilt. Falls ein Mitglied in einen Korruptionsfall verwickelt sein sollte, würde das gegen unsere Grundprinzipien verstoßen. Die Mitgliederversammlung kann in einem solchen Fall über den Ausschluss des Mitglieds beschließen.

Welche Korruptionsfälle sind durch die Arbeit von TI-D entdeckt worden? Wie in der ersten Antwort schon dargestellt, deckt Transparency International grundsätzlich keine Einzelfälle auf. Dazu fehlen uns die Ressourcen. Wir versuchen jedoch, darauf hinzuwirken, dass sich die Rahmenbedingungen der Institutionen verbessern, die für die Aufklärung und Recherche von Korruptionsfällen zuständig sind (z.B. Staatsanwaltschaften oder Medien).

Wie tief bzw. weitgehend vermuten Sie die Korruption in Deutschland? Dass Korruption überhaupt in Deutschland existiert, wurde lange Zeit versucht zu verschweigen. Transparency Deutschland hat durch seine Öffentlichkeitsarbeit dazu beigetragen, dass das Thema Korruption nun auch in Deutschland offen diskutiert wird. Wir vermuten, dass vor allem auf kommunaler Ebene Korruption immer noch stark verbreitet ist, da die Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft stärker und persönlicher sind als auf Landes- oder Bundesebene. Auf dem Korruptionsindex, der von TI jährlich herausgegeben wird, hat sich Deutschland 2005 im Vergleich zum Vorjahr nicht verbessern können. Es wird deutlich, dass auch in Deutschland noch einige Anstrengungen nötig sind, um Korruption glaubhaft und nachhaltig einzudämmen.

Kommentare zum Artikel bis hier hin Danke!

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All diese Einzelheiten hätte TI nach Eigenverständnis gar nicht veröffentlichen dürfen – auch Justiziar Marten hatte zuvor gegenüber FOCUS Online auf die verschiedenen Persönlichkeitsrechte verwiesen. Doch weder dazu noch mit seinen Äußerungen zum juristischen Vorgehen will sich der Ethikbeauftragte zitieren lassen: Er werde keine Äußerungen zur Veröffentlichung freigeben, teilte Marten schriftlich mit, weil die Zitate „ihren Bedeutungsinhalt aus dem Zusammenhang (erlangen), in den Sie sie stellen“. Im Klartext: ohne Kenntnis des gesamten Berichts kein Zitat – ein Vorgehen, mit dem kein Politiker davonkäme.

Das da oben schreibt der Focus, womit die Sache innerhalb von nur zwei Arbeitstagen in etablierten Medien angekommen ist. Der Bericht macht etwas deutlich, was mich die ganze Zeit bei dieser Geschichte gewundert hat: offenbar ist man im Umgang mit Medien jedweger Prägung nicht trainiert, um es mal freundlich auszudrücken. Das Verhalten, dass der "Focus" in seinem Artikel beschreibt, erinnert einen auch eher an die Abwiegelungstaktiken eines nicht eben auf demokratischen Grundsätzen basierenden Staatssystems. Nix sagen, das Gesagte nicht freigeben, auf laue Pressemitteilungen verweisen und darauf hinweisen, dass man ja eigentlich total nett war, in dem man Moni nicht direkt abgemahnt hat. Offenbar ist das Meinungs-, Pressefreiheits,- und Demokratieverständnis innnerhalb der Geschäftsführung bei "Transparency Deutschland" nicht so weit ausgeprägt, wie man es sich vielleicht an dieser Stelle wünschen würde. Dadurch weckt die Gechäftsführung selber den Verdacht, dass der von Moni geschilderte Fall nicht allein steht und man einen schärferen Blick auf die Art und Weise werfen sollte, wie "Transparency Deutschland" arbeitet.

Nachtrag: Tagesschau Netzeitung und N24, wo der gleiche Artikel steht

Einige Informationen aus dem Tagesschau Artikel sind nicht völlig korrekt. Beim anderen Don werden weitere Artikel gesammelt und diskutiert.

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Diese Sache mit der "Transparency Deutschland" (Zusammenfassung mit Linksammlung <a href="ronsens.de"target="blank">hier) wird langsam lächerlich. Eine NGO, gegründetet von einem ehemaligen Weltbank Direktor, die sich darauf spezialisiert hat gegen Korruption zu kämpfen, wird pampig, wenn Moni darüber berichtet, wie eine Freundin dort ihren Job verlor. Nun kann man sagen, dass solche Berichte Interna sind, und dass es in einer NGO auch nicht anders zu geht, als in einer beliebigen Firma, die bei den Mitarbeitern spart. Sechs Millionen Euro an Spenden- und Steuergeldern hin oder her, auch bei NGOs sind die Personalkosten hoch.

Ob man allerdings wegen eines solchen kleinen Berichtes direkt den Rechtsanwalt los jagen muss, ist dann wieder eine andere Sache. Wäre man bei "Transparency" klug, hätte man darauf verzichtet und müsste nun nicht zu sehen, wie sich die halbe Blogwelt auf einen stürzt und die Sache mittlerweile auch Kreise in den USA zieht. Noch unverständlicher wird es allerdings, wenn der von der Leine gelassene Rechtsanwalt mit einer Klage droht, sollte Moni Zitate aus dem Anwaltsschreiben weiter auf ihrer Seite stehen haben und überhaupt weiter über die Sache an sich schreibt. Da könnte man auf den Gedanken kommen, dass man versucht jemanden mundtot zu machen, was gerade im Zusammenhang mit einer NGO schon ein wenig merkwürdig ist.

Letztlich ist die Sache lächerlich. Moni schrieb darüber, unter welchen Umständen "Transparency" eine Angestellte ausgewählt hat, und verwies auf dem Umstand, dass die finanziellen Anforderungen dabei eine Rolle gespielt haben. Das ist eine alltägliche Sache, auch wenn es natürlich etwas stinkt, sollten die Berichte, dass eine NGO erst jemanden weiterbeschäftigen will und dann jemanden anderes nimmt, weil die zweite Person "billiger" ist, stimmen. Aber wie gesagt: es ist das gute Recht jeder Firma, sich seine Mitarbeiter selber auszusuchen. Dieses Recht schließt aber nicht ein, dass man sich über eine solche Politk nicht auslassen darf. Das wäre ungefähr so, als würde man einem Arbeitnehmer verbieten mit den Worten "Ich verdiene bei der Firma XY zu wenig Geld" öffentlich zu streiken.

Weiterhin stört es "Transparency", dass konkrete Summen über die Höhe der Besoldung auf Monis Seite genannt werden. Es gehört ja nun zu den Gepflogenheiten in Deutschland, dass man sein Gehalt lieber für sich behält und dies in den meisten Verträgen auch mit einem Stillschweigeabkommen unterzeichnet. Grund hierfür ist vor allem der Umstand, das Unternehmen so gleiche Positionen zu unterschiedlichen Bezahlungen besetzen können. Letztlich ist das Schweigen über das eigene Gehalt überflüssig, zumal man der halben Welt (Frau, Kinder, Freunde, Finanzamt, Amazon) sowieso darüber in Kenntnis setzt. Die bei Moni genannten Summen waren für einen Halbtagsjob nicht eben üppig, aber in gegenüber manch anderen Branchen, zum Beispiel meiner, wo unbezahlte Jahrespraktikanten Redakteursstellen übernehmen, jetzt nicht so schlecht. Das "Transparency" sich genötigt sah, gegen diese Darstellung bei Moni vorzugehen, lässt den Verdacht aufkommen, dass es der NGO peinlich ist, was sie ihren Angestellten so zahlt.

Wie das ganze Verhalten von "Transparency" peinlich ist. Anstatt zu schreiben: "Ja, wir sparen halt bei den Mitarbeitern und versuchen mehr Geld in den Kampf gegen die Korruption stecken, doof, aber ist leider so, das sagen wir aber auch allen und deswegen suchen wir Mitarbeiter, die den Job nur nebenbei machen wollen", gibt man das gesparte Geld offenbar lieber einem Rechtsanwalt. Sieht nicht gut aus.

Nachtrag: Der Feuerwehrmann für Blogger in rechtlichen Angelegenheiten, Udo Vetter, hat die Vertretung von Moni übernommen und schickt einen Brief

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