Könnt ich ja stundenlang. In diesem Archiv nach Stimmen forschen, die einen jahrelang begleitet haben. Das die deutsche Synchronstimme von "Joe Patroni" aus der "Airport" Reihe, mal in deutschen Wochenschauen die Synchronstimme von Stalin war, ist dann auch so eine Information, die man sicher irgendwann mal gebrauchen kann. Leider sind die Stimmaufnahmen sehr kurz geraten, aber die Seite ist eine hübsche Linkhölle, in der man sich verlieren kann.

Dabei kann ich auch mal verraten: neulich dem Rat von Sascha Lobo gefolgt (Sascha Lobo betreibt eine ultrateure glitzernde Beratungsfirma für Blogger an der Bar des "Blockhouse" Steakrestaurant in der Karl-Marx-Strasse. Wenn bestimmte Blogger sehr beratungsresistent sein sollten, übernimmt er auch schon mal für eine gewisse Zeit ihr Blog), also dem Rat des Lobos gefolgt und habe meine Stimme bei einem Sprechercasting überprüfen und aufnehmen lassen. Dabei meinte die mich mittels verschiedener Texte streng prüfende Dame, meine Stimme sei "markant". Lustig fand sie meine "Hitler Imitation". Bisher nix aber gehört. Dabei sah ich mich schon mit Werbespots für Rheinmetall reich werden ("Dääärrrr neuä Leopaaard dddrrroi Panzer wörrd öhhre Erwartungen möhr als errrrfööllen")

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Heute morgen aufgestanden (immerhin), Computer aufgeweckt, Zähne geputzt (die Reihenfolge muss stimmen), geduscht, rasiert, ausnahmsweise ein Rührei gemacht (Eier mussten weg), hingesetzt, RSS Reader aufgemacht, gelesen. Nach drei Minuten gedacht: Nö. K e i - n e L u - h u s t . Nicht auf Blogs, nicht auf Arbeit, nicht auf Mails, nicht Leute die irgendwas von mir wollen, nicht auf Leute, von denen ich irgendwas will und schon gar nicht auf Hitze in der Stadt.

Stattdessen Auo gesattelt, Kamera eingepackt, mir ein Schiffshebewerk angeschaut. Sehr lange angeschaut, wie es sehr langsam hoch und runter fuhr. Was soll es sonst auch machen, das Hebewerk. Nach dreimal hoch und runter wurde mir das zu hektisch, und außerdem hatte ich Durst. Nebem dem Hebewerk eine kleine Touristenfalle. Vier Kioske, alle mit dem gleichen Angebot, Plastikstühle, Cola oder "Lord Extra" Schirme. Darunter ein Rentner Paar, dass in aller Seelenruhe bei 35 Grad ein dampfendes Omelett aß. Kein Wunder, dass so viele alte Menschen bei den Temperaturen sterben.

Dann erstaunt festgestellt, dass es so was wie die "Märkische Schweiz" gibt. Was daran schweizerisch sein soll, hat sich mir allerdings auch nicht erschlossen. Keine Berge, keine Skigebiete, keine Kühe, keine Schokolade, keine Rivella, keine Heidi nur viele Felder und wenig Wald. Gibt es Landstriche in der Schweiz, die sich "das Schweizer Brandenburg" oder wenigstens "der Schweizer Märkische Oderkreis" nennen? Mal wieder sinnlos abgebogen ohne auf gestrichelte, grüne Linien zu achten. Das war dumm, den grün gestrichelte Linien neben Strassen zeigen ja nicht nur an, dass es besonders pittoresk zu geht, sondern auch, dass man die Strasse hübsch in die pittoreske Natur verbreitert hat, damit, schön anzusehen hin oder her, der Verkehr nicht zu lange die Landschaft vergast. Ich bog auf eine weiße Strasse ab. Also jene, die nur deswegen in Karten sind, weil sie irgendwie oder irgendwann mal befestigt waren. In meinem Fall hieß das sieben Kilometer staubiges, extrem holpriges, gemeines, sehr altes Kopfsteinpflaster. Hinter der Mühsal und Pein tauchte aber plötzlich ein See auf, in dem ich immerhin meine Beine rein gehangen habe. Mehr ging nicht, denn ich hatte keine Badehose dabei und FKK war auch nicht. Dann weiter, durch winzige Ortschaften, kein Mensch auf der Strasse, einsame Bushaltestellen, halbzerfallene Gehöfte, der Geruch von trockenem Stroh und immer wieder sehr viel Landstaub, der ja völlig anders riecht, als der in Stadt. Dann wieder schöner, kühler Wald und plötzlich das Schild "Berlin 50 km". Na gut. Das nächste Mal dringend an eine Badehose denken.

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Zu heiß zum bloggen. Zu heiß, um schreiben zu können. Totale Entschleunigung. Ich schlurfe wie alle anderen durch die Strassen, wenn ich das Fahrrad nehme, dann fahr ich nur so schnell, dass ich Fahrtwind habe. So ganz leicht, so dass man die Hitze nicht mehr merkt. Das ist so schön, dass ich neulich sogar vergessen habe zu Hause anzuhalten. Ich kam angenehm angetrunken aus dem Biergarten, ganz leicht und mit kleinen Flausen im Kopf und bin einfach immer weiter geradeaus gefahren. Es ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich eigentlich nach Hause wollte. Ich bin vorbei gefahren, die Danziger runter, dann noch ein Stück und auf Höhe des Mauerparks habe ich mich gewundert, was zur Hölle ich eigentlich am Mauerpark mache. Egal. Also weiter geradelt, gemütlich, schön aufrecht sitzend, damit viel Wind an die Haut kommt, hier und da abgebogen, vorbei an Häusern, aus deren Fenstern manchmal ein Vorhang wie eine große hechelnde Zunge raushing, aus denen leise Musik klang, oder Stimmen, vorbei an Menschen, die auf der Kante des Bürgersteigs lagen, ein Bier in der Hand. So als ob sie sich einfach ohne nach zu denken, an diesem Platz niedergelassen hatten, weil es einfach zu heiß und zu sinnlos war weiter zu gehen. Keine gröhlenden Menschen, selbst die Trinker sitzen still neben dem Kiosk auf der Mauer und rollen die Bierflasche über die Stirn. Ich war sehr froh, dass ich keinen Ipod mit hatte. Die Stimmen, die wie ein Mückenschwarm durch die Luft schwirrten, das helle Lachen einer Frau, das Klirren von leeren Bierflaschen, das Surren der Dynamos anderer Fahrradfahrer, die mir entgegen kamen, das alles war Soundtrack genug. Irgendwann kam ich wieder an Oderbergerstrasse vorbei, das "Kauf dich glücklich" hatte noch offen und auch noch Eis. Mit dem Eis in der Hand wieder aufs Fahrrad. Bloß nicht zu lange anhalten und den Wind vermissen. Das mit dem Eis auf dem Fahrrad war auch völlig ungefährlich, denn in so einer Nacht kann einem nichts passieren. Der Gefahr ist auch viel zu heiß, sie liegt wahrscheinlich wie alle anderen in einem Park oder zu Hause nackt auf dem Bett, wo sie auf einen Windhauch hofft, der sich durch das Fenster verirrt, wie ne neugierige Katze, die mal sehen will, was es dahinter so zu sehen gibt. Mit einem Eisflecken auf dem Hemd rollte ich langsam doch nach Hause. Das ist ja wie ein Magnet, dieses Zuhause. Ich legte mich dann aufs Bett, lauschte den leiser werdenden Stimmen draussen und irgendwann hat mich dann ein Windhauch in den Schlaf geweht.

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Was mich ja an der ganzen Geschichte schon betrübt, ist die Art und Weise, wie das Wort "Glaubwürdigkeit" benutzt wird. Und vor allem, mit was für einer atemberaubenden Geschwindigkeit einem die "Glaubwürdigkeit" entzogen wird. Es reicht manchen Menschen, wenn man eine Geschichte oder einen Satz schreibt, der nicht in das Konzept des Lesers passt. Plötzlich ist alles, was der Leser mit dem Blog verbunden hat, was im Autor gesehen hat, hinfällig. Als ob man plötzlich sein "wahres Gesicht" gezeigt hat und nun wenden sich die Leser enttäuscht ab, hatten sie doch ein anderes Bild.

Ich hab mich schon oft in Gesprächen mit anderen Bloggern darüber gewundert, auf welche Art Leser sich ein Bild von einem Blogger machen. Mit Ix habe ich mich schon lange angefreundet. Ich mag ihn sehr, ich lese seit Jahren sein Blog, wir waren schon gemeinsam betrunken, haben uns Sorgen geschildert und all die Dinge, die eine beginnende Freundschaft so ausmachen. Aber kenn ich ihn? Nö. Und kennt er mich? Nö. Ich bin Ix viel näher, als den vielen anderen Lesern dieses Blogs und wenn ich irgendwas schreibe, was ihn wundert, dann bekomme ich eine Mail oder einen Anruf mit einer Nachfrage. Das macht auch Don Alphonso, den ich längst nicht so gut wie Ix kenne, aber den ich auch schätze. Don Alphonso kennt mich auch nicht, aber er fragt nach, wenn er was genau wissen will, bevor er irgendwas schreibt. Deswegen nehme ich die Kritik von Don Alphonso auch ernst und setze mich gern mit ihr auseinander. Und deswegen sind Menschen wie Ix oder Don Alphonso auch für mich glaubwürdige Menschen, weil sie ihre Bedenken oder auch ihr Lob mir gegenüber nicht einfach so daher sagen.

Die meisten Leser dieses Blogs kenne ich noch viel weniger als Ix oder Don Alphonso. Ich kenn sie gar nicht, ich weiß nicht, woher sie herkommen, was sie machen und warum sie ausgerechnet dieses Blog so oft besuchen. Manchmal treffe ich Leser auf einer Lesung, aber auch nur dann, wenn sie den Mut haben, mich mal anzusprechen.

Gerne wird bei Blogs die Frage nach der Authentizität gestellt, aber beantworten kann die Frage letztlich nur der Autor eines Blogs. Wer weiß schon, was an den Geschichten, die man tagtäglich liest echt ist, welche Passagen vielleicht im Sinne des Spannungsbogens der gute Pointe wegen ein wenig gebogen und verändert sind. Man nimmt Geschichten und den Autoren gerne als glaubwürdig und authentisch wahr, so lange es einem ins eigene Authentizitätsgefühl passt. Und je mehr Geschichten jemand schreibt, die authentisch scheinen, desto mehr meint man von ihm zu kennen. Das ist bei mir nicht anders, als in anderen Blogs. Es scheint niemanden aufzufallen, dass ich weite und mir sehr wichtige Teile meines Lebens aus dem Blog rauslasse. Große Teile meines Privat- und Arbeitsleben finden hier einfach nicht statt, und das aus guten Grund. Und doch meint man mich soweit zu kennen, dass man mir Glaubwürdigkeit absprechen kann.

Das es jetzt viele Blogger gibt, die draußen brüllen, ich hätte meine Glaubwürdigkeit verloren, verwirrt mich. Ich kenn diese Menschen nicht, ich wusste nicht mal, dass sie mein Blog lesen, aber dennoch meinen diese Menschen, mir sagen zu können, ich hätte meine "Glaubwürdigkeit" verloren. Und je mehr gebrüllt wird und je mehr das Wort "Glaubwürdigkeit" in geradezu inflationärer Weise benutzt wird, desto mehr verliert das Wort an Glaubwürdigkeit.

Die Opel Aktion läuft gerade mal eine Woche. Ich habe zwei Geschichten über den Wagen geschrieben und ich bin noch lange nicht am Ende mit meinen Reflektionen über den Wagen, die Automobilindustrie und Autos im Allgemeinen. Aber nach einer Woche ist vielen die Glaubwürdigkeit meines Tun und Schreibens aus den letzten vier Jahren nichts mehr wert. Da frag ich mich, mit welchem Hintergrund manche Menschen das Wort "Glaubwürdigkeit" benutzen. Wie gut sie meinem, den Autor dieses Blogs zu kennen. Ganz ehrlich: ich verzichte gerne auf Leser, die angeben, sie hätten mich jahrelang gelesen, aber nun sei alles anders. Sie haben weder dieses Blog, noch mich jemals verstanden.

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Eigentlich kann ich diese ICQ, AIM, iChat Dinger alle nicht leiden. Eigentlich denke ich so gar, dass sie eine Gefahr für das Abendland Gefahr für das psychische Wohlbefinden der Menschen sind. Jedenfalls für mein psychisches Wohlbefinden. Und das alles nur, weil ich zu gut erzogen worden bin. Es ist nämlich so: poppt so ein Fenster plötzlich auf, dann passiert das wohl, weil jemand mit mir reden möchte. Schreiben möchte, besser gesagt. Das ist natürlich erstmal sehr löblich, denn mit mir kann man sehr nett reden. Schreiben, mein ich. Reden aber auch. Nun ist es aber so, dass meine Eltern mir beigebracht haben, dass man in dem Moment, in dem man Angesprochen wird, dem Menschen der das tut, seine gesamte Aufmerksamkeit widmet. Könnte ja sein, dass es was Wichtiges ist. Allerdings lernt man natürlich auch zu unterscheiden. Bei Menschen die "Verlassen Sie besser lieber dieses Hotelzimmer im 35 Stock so lange es noch geht, es brennt" sagen, ist die Aufmerksamkeitsspanne etwas länger und auch höher als bei Menschen die einem zum fünften Mal am Tag "Wollensiebeimtelefonierensparen?" entgegen nuscheln.

Deswegen erhalten aufpoppende Messenger Fenster sofort meine vollste Aufmerksamkeit und ich antworte auch immer sofort. Was mich dann völlig wahnsinnig macht, sind Menschen, die dann einfach nicht mehr antworten. Man stellt eine Frage, oder gibt eine wahnsinnig komische Auskunft und dann - Schweigen. Nichts. Eine Stunde später kommt dann wie aus dem Nichts die Antwort, so als ob die Stunde in irgendeinem Raumzeitkontinuum verschwunden wäre. Anfangs dachte ich noch: das Internet! Es hängt! Der Mensch auf der anderen Seite kann mich vielleicht nicht sehen! Also habe ich immer meine Internetverbindung gecheckt, den Router neu gestartet und testweise schnell ein paar Porneaux Bilder runter geladen um zu sehen ob es jetzt geht gehofft, dass man mich nun sehen kann. Bis ich feststellte, dass das totaler Blödsinn ist. Denn offenbar ist es so, dass man einfach vom geistigen Radar seiner Gesprächspartner verschwindet, weil grad was Wichtigeres los ist. Telefon. Arbeit. Das Zimmer brennt.

Ich kann so was nicht. Poppt ein Fenster auf, oder lasse selber Fenster aufpoppen, dann gilt meine Aufmerksamkeit allein den poppenden Fenstern und dem Menschen, mit dem ich gerade schreiben will. Wird meine Aufmerksamkeit dann gestört oder angelenkt, dann schreibe ich "Moment! Telefon" oder "Sekunde, das Zimmer brennt!". Ich möchte nicht, dass der Mensch auf der anderen Seite meines Internets vielleicht vor dem Rechner sitzt und sich Sorgen macht, warum ich mich plötzlich nicht mehr melde. Nachher denkt dieser Mensch, es sei etwas nicht in Ordnung und schickt die Feuerwehr vorbei.

Noch schlimmer ist allerdings die Sache mit der Begrüßung und der Verabschiedung. Ich habe mich ja mittlerweile daran gewöhnt, dass man manchmal mitten im Gespräch alleine gelassen wird, aber an das andere kann ich mich nicht gewöhnen. Da meine ICQ/AIM Kennung ja im Blog zu lesen ist, fühlen sich manche Menschen dazu bemüßigt, mir ihre Meinung über mein Blog mitzuteilen. Sie schreiben dann "Arsch" oder "Du blöder Psychoautor". Das ist ihr gutes Recht, aber ich bestehe doch darauf, dass man zumindest "Hallo" vorher schreibt. Wegen mir auch "Tag" oder "Hey" Oder "Sie!". Aber nichts dergleichen. Nur "Arsch". Dabei fällt mir ein: Lieber Beschimpfender: wenn sie mir schon eine persönliche Mitteilung per ICQ senden, um Ihren Unmut über mein Blog oder meine Person kund zu tun, und sie "Arschloch" "Hirnloser Wichser" o.ä. schreiben, denken Sie doch bitte daran, dies von einem anonymen ICQ Account zu tun und nicht von ihrem persönlichen. Wenn sie das von ihrem Account aus machen, kann ich nämlich ihr Profil einsehen und Beschimpfungen, die von jemand kommen, der sich "Schnupsle" oder "Peterle3" nennt, kann ich einfach nicht ernst nehmen.

Die Verabschiedung ist auch so was. Soweit ich aus Filmen weiß, besitzen nur Amerikaner die Unverschämtheit ein Telefongespräch einfach so zu beenden ohne sich zu verabschieden. Sie sagen "Mach das" warten kurz, sagen dann "Gut" und legen auf. Manche Menschen machen das auch bei den Messengern. Das Gespräch neigt sich dem Ende zu, und plötzlich verstummt die Kommunikation völlig. Das nächste, was man von seinem Gesprächspartner mitbekommt ist die Mitteilung "Offline seit...." Das ist völlig in Sachen guter Erziehung nicht hinnehmbar. Ich verabschiede mich ja auch von meinem Gemüse Vietnamesen, oder vom Bäcker, wenn ich den Laden verlasse. Ich werde das sich nicht im Internet aufgeben, also schreibe ich, wenn ich das Gefühl habe, dass sich mein Kommunikationswillen dem Ende entgegen neigt immer: "Bis bald" oder auch mal ganz frech "Tschüss".

Die gute Erziehung geht im Internet mit diesen neumodischen Dingern völlig den Bach runter.

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