Heute morgen aufgestanden (immerhin), Computer aufgeweckt, Zähne geputzt (die Reihenfolge muss stimmen), geduscht, rasiert, ausnahmsweise ein Rührei gemacht (Eier mussten weg), hingesetzt, RSS Reader aufgemacht, gelesen. Nach drei Minuten gedacht: Nö. K e i - n e L u - h u s t . Nicht auf Blogs, nicht auf Arbeit, nicht auf Mails, nicht Leute die irgendwas von mir wollen, nicht auf Leute, von denen ich irgendwas will und schon gar nicht auf Hitze in der Stadt.

Stattdessen Auo gesattelt, Kamera eingepackt, mir ein Schiffshebewerk angeschaut. Sehr lange angeschaut, wie es sehr langsam hoch und runter fuhr. Was soll es sonst auch machen, das Hebewerk. Nach dreimal hoch und runter wurde mir das zu hektisch, und außerdem hatte ich Durst. Nebem dem Hebewerk eine kleine Touristenfalle. Vier Kioske, alle mit dem gleichen Angebot, Plastikstühle, Cola oder "Lord Extra" Schirme. Darunter ein Rentner Paar, dass in aller Seelenruhe bei 35 Grad ein dampfendes Omelett aß. Kein Wunder, dass so viele alte Menschen bei den Temperaturen sterben.

Dann erstaunt festgestellt, dass es so was wie die "Märkische Schweiz" gibt. Was daran schweizerisch sein soll, hat sich mir allerdings auch nicht erschlossen. Keine Berge, keine Skigebiete, keine Kühe, keine Schokolade, keine Rivella, keine Heidi nur viele Felder und wenig Wald. Gibt es Landstriche in der Schweiz, die sich "das Schweizer Brandenburg" oder wenigstens "der Schweizer Märkische Oderkreis" nennen? Mal wieder sinnlos abgebogen ohne auf gestrichelte, grüne Linien zu achten. Das war dumm, den grün gestrichelte Linien neben Strassen zeigen ja nicht nur an, dass es besonders pittoresk zu geht, sondern auch, dass man die Strasse hübsch in die pittoreske Natur verbreitert hat, damit, schön anzusehen hin oder her, der Verkehr nicht zu lange die Landschaft vergast. Ich bog auf eine weiße Strasse ab. Also jene, die nur deswegen in Karten sind, weil sie irgendwie oder irgendwann mal befestigt waren. In meinem Fall hieß das sieben Kilometer staubiges, extrem holpriges, gemeines, sehr altes Kopfsteinpflaster. Hinter der Mühsal und Pein tauchte aber plötzlich ein See auf, in dem ich immerhin meine Beine rein gehangen habe. Mehr ging nicht, denn ich hatte keine Badehose dabei und FKK war auch nicht. Dann weiter, durch winzige Ortschaften, kein Mensch auf der Strasse, einsame Bushaltestellen, halbzerfallene Gehöfte, der Geruch von trockenem Stroh und immer wieder sehr viel Landstaub, der ja völlig anders riecht, als der in Stadt. Dann wieder schöner, kühler Wald und plötzlich das Schild "Berlin 50 km". Na gut. Das nächste Mal dringend an eine Badehose denken.