Wohnungsupdate

Wohnung I:

Das war die, die ich unbedingt haben will/wollte. Nachdem die zuständige Fachverwalterin aus dem Urlaub zurück gekehrt ist, haben wir entspannt telefoniert. Dann hab ich ihr alle Unterlagen noch mal geschickt, weil das erste Fax nicht mehr aufzufinden war. Dann hat sie mir gesagt, dass die Wohnung teurer wird, aber leider wüßte sie nicht wieviel. Dann hab ich eine Woche nix von ihr gehört. Dann hat sie heute auf meine Mailbox gesprochen und will jetzt noch eine Bescheinigung meines Vermieters, dass ich keine Mietschulden habe. Dann hat sie gesagt, dass ich man mich als Mieter favourisieren würde. Dann hab ich ich zurück gerufen und auf ihren Anrufbeantworter gesprochen und gesagt, dass ich sie die Bescheinigung gerne haben könne, mein Vermieter aber ein zwar sehr rüstiger, aber technischen Neuerungen eher abgeneigter Mensch sein, und ich die Bescheinigung schriftlich bei ihm anfordern müße und das es vielleicht leichter sei, wenn sie meinen Vermieter einfach anrufen würde. Aber da hatte die Dame schon Feierabend.

Wohnung II Würde ich vielleicht sogar noch mehr gerne haben wollen, weil sie rund 80 Euro billiger ist, als Wohnung I. Interessanterweise erreicht man bei der Verwaltung zwar immer die Zentrale, aber nie, nie, nie, nie, nie die zuständige Sachbearbeiterin. Die sei da, ich solle es später nochmal probieren. Seit einer Woche probiere ich es dreimal am Tag. Sogar Nachts. Keiner da. Ich bin auch listig, und hab meine Rufnummerübermittlung ausgeschaltet UND rufe von verschiedenen Apperaten aus an, damit sie nicht immer nur eine Nummer auf ihrem Display hat. Vielleicht ist das auch Spiel, und man muß erst hundertmal anrufen, und der, der es zu erst schafft, bekommt einen Antrag auf einen Mietvertrag.

Jedenfalls sehe ich ein Dilemma auch mich zukommen. Wohnung I ist zwar toll, toll, toll, hat aber den Nachteil, dass sie 1.Stock, Hinterhof liegt. Hinterhof ist zwar okay und groß und hell, aber eben Hinterhof, und Wohnung II liegt nach vorne UND nach hinten und ist auch toll, toll, toll und hat zudem mehr Sonne und einen größeren Balkon. Dafür liegt Wohnung I deutlich zentraler und hat eine wundervolle, riesige Wohnküche und auch einen Herd und eine Spüle, was Wohnung II nicht hat. Dafür hat Wohnung II eine große Speisekammer, in der auch die Waschmaschine verschwinden kann, so groß ist die. Dafür ist Wohnung I so geil aufgeteilt, dass man ein Zimmer in schlechten Zeiten locker unvermieten könnte, was ja in diesen schlechten Zeiten und in Anbetracht meines noch nicht erschienenden Millionen Bestsellers nicht doof ist. Das Dilemma wird groß sein, wenn ich nächste Woche die Zusage für Wohnung I bekomme. Vielleicht sollte ich keine von beiden nehmen und einfach noch mal von vorne anfangen.

Und demnächst fange ich so Einträge mit dem Satz: "Liebes Tagebuch..." an.

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Das was da von der Bühne runterkommt, verstößt mit Sicherheit gegen irgendeine Menschenrechtscharta. Ich beneide heute Abend zum ersten-, und nicht zum letzten Mal, Theresa. Sie ist Spanierin und versteht kaum ein Wort Deutsch. Deswegen muss sie nicht hören wie da oben "Ich bin der Rahmen, Du bist das Bild" gesungen wird und das von einer Frau, der man nicht mehr abnimmt, dass sie ihre Pubertät gerade hinter sich gelassen hat. Sie heißt Tarme, hat diesen Hausfrauentimbre und der Name klingt ein bisschen so wie der von der rumänischen Airline, die Tarom heißt. Mit Tarom bin ich mal geflogen, und als wir gelandet waren, platzte eine Hydraulikleitung in einem Triebwerk und das Öl pladderte raus, genau so wie bei Tarme die Worte. Ihr Freund und musikalischer Begleiter hat keinen Namen dafür eine Fönfrisur und er spielt dazu auf der Klarinette. Man kann sich richtig vorstellen, wie die beiden Abends auf der Bettkante sitzen und sich ihre Lieblingsstellen aus Milan Kundera Büchern vorlesen.

Ich bin auf einem Kulturabend in Berlin Wedding. Ich habe schon die Galerie eines jungen Russen gesehen, der wirklich gute Bühnenbilder macht, und war bei der Videoaufführung zweier 20jähriger Studenten die "Sozialperformance machen". "Bei der Sozialperformance werden gesellschaftliche Konventionen bewußt durchbrochen, um eine Bewußtseinsveränderung bei der Bevölkerung zu erreichen. Stand da auf dem Flyer. Die Idee, einen Schauspieler in eine Karre zu setzen, ihm ein Schild umzuhängen auf dem steht "Langzeitarbeitsloser sucht Arbeit" steht, und mit dieser Karre auf der Friedrichstrasse bei Gucci, Prada und Escada reinzufahren, ist hmmmm..... Leider sind beiden halt ein wenig, ähm, eindimensional in ihren schauspielerischen Fähigkeiten und deswegen sieht das Video so aus, als ob Stefan Raab Fans aus einer Vorstadt im Hunsrück seine besten Ideen nachspielen, und die Idee verschwindet in einem handwerklichen Desaster. Sind ja noch jung, seufzte Theresa, und jetzt sitzen wir bei Tamre in der zweiten Reihe.

Nachdem wir dem singenden Bob Ross Gemälde entkommen sind, laufen quer durch den Wedding zu den nächsten Galerien. In der einen gibt so Dinger, die zwar aussehen wie Buletten, aber irgendjemand hat vergessen das Fleisch rein zu tun und ich stehe mit einer riesigen Bulette die keine ist in der Galerie rum, während ich verzweifelt versuche zu kauen, was gar nicht so leicht, denn sobald ich kaue ist mein Mund trocken wie die Wüste Gobi. Ich hätte gewarnt sein sollen, denn auf welchen Büffet in Berlin kommt es schon vor, dass die Melone vergriffen, die Buletten aber noch da sind. Theresa, die im übrigen eine spanische Malerin ist, will was wissen wegen der Bilder, aber leider kann ich ihr nicht antworten, weil ich Angst habe, dass der Sandsturm meinem Mund entweicht. Aber die Bilder an der Wand sind gut. Von Behinderten in Wachskratztechnik gemacht, manchmal ein wenig dunkel, aber immer spannend, abwechslungsreich und neu.

In der nächsten Galerie: Aufgeplatzte Bäuche. Blut, Gedärme, Fett, Blut, Kot, Sperma, Blut, Gedärme und viele Menschen aus Berlin Mitte. Natürlich hängen da keine echten Gedärme an der Wand. Wir sind hier in Berlin Wedding, nicht bei einer Ausstellung jungen britischer Künstler. Aber die (Achtung - hier folgt ein böses 7oer Jahre Wort) Kollagen sollen so was wohl bedeuten. Hinter eine Kollage steht einer und liest die passenden Texte dazu. Es ist wenig schwer zu verstehen, denn einerseits schreit er so, andererseits muss ich dauernd niesen, da heute meine Heuschnupfenzeit begonnen hat. Ich frage Theresa was sie von den Bildern hält, und sie zieht eine Ecke ihrer Oberlippe ganz weit nach oben, so wie Billy Idol das immer gemacht hat. Ich denke mal, es hat ihr nicht gefallen. Ich konnte mich nicht so recht entscheiden. Sobald nicht mehr gelesen wurde, und die aufgeplatzten Eiterwunden an der Wand für sich standen, fand ich es gar nicht schlecht. Aber ich hab ja auch keine Ahnung von Kunst. Ich bin das gemeine Volk, dass sagt "Och" oder "Hübsch" und manchmal stehe ich gerne auch vor alten Bildern in der Nationalgalerie und sage halblaut "Nur weil es alt ist, ist es doch nicht schön".

Eine Stunde später sind wir im "Holz & Farbe" und es gibt tschechisches Bier namens Branik und lecker Teigtaschen und wir beschließen, dass es für heute reicht. Theresa will mich unbedingt in ihrem nächsten Projekt mit drin haben, wo es darum geht, dass man sein geheimstes Geheimnis in einen Satz packt, der aber das Geheimnis nicht verraten soll. Das ist aber schwer, sage ich und wir überlegen, wie man das macht. Mein Heuschnupfen bollert in einem Kopf, da ist nix mit nachdenken. Ich versuche es erst mal mit mehr Branik. Wir werden darüber aufgeklärt, dass das singende Bob Ross Gemälde vom Anfang noch eine geschlagene Stunde gesungen hätte, immer die gleiche Fünf-Ton-Melodei spielend, immer über die Liebe, die große singend. Nicht mal rauchen durfte man, sagt eine leicht hektische Frau und zündet sich eine nach der anderen an. Sie ist lustig, aber noch lustiger ist ihre kleine japanische Freundin, die einen knallroten Regenmantel an hat, der von einem Gürtel zusammengehalten wird, der ein Display hat auf dem rote Piktogramme hoch und runter laufen. Ich bin schwer fasziniert, und frage mich, wo kleine Japanerinnen solche Sachen immer finden. Es muss geheime Internetforen geben in denen die sich austauschen.

Mittlerweile bin ich so müde, dass ich nicht mehr weiß, wie ich heiße. Eine kleine Frau hat sich zu uns gestellt und redet sehr viel. Ich hab nun vier Branik getrunken und denke "Eins geht noch", als ein Mensch mit einem elektronischen Cello seine Performance beginnt. Wir haben alle ein bisschen Angst, weil das Bier ja noch voll ist, aber der Mann ist gut. Danke, Wedding.

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Den gefährlichsten Menschen, den ich jemals kennen gelernt habe, war Bertram. Damals stand ich am Wochenende in der "Barriere" an der Tür und sollte aufpassen, dass niemand böses reinkam. Bertram war aber böse, denn er haute nach zwei Bier anderen Menschen auf die Nase. Gerne auch mehrmals. Inhaber der Kneipe war u.a. der Ex-Juso, nun SPD Kreisvorstandsvorsitzende Gert-Peter, der einfachheithalber "DScheyPi" genannt. Dieser hatte wiederum etwas gegen Gewalt, gerade, wenn sie diese gegen die bekifften Gäste seines Ladens richtete. Wenn Bertram mal wieder ausfällig geworden war, befand JP, dass er mindestens einen Abend nicht rein durfte, sonst würde er dass ja nie lernen und der Mann an der Tür mußte Bertram dies möglichst schonend mitteilen. Was eher zu den Herausfordungen gehörte, denn Bertram war groß. Mit meinen 186cm kam ich mir neben ihm vor wie ein Winzling, und die verwaschenen Tätowierungen unterhalb der schrundigen Fingerknöchel machten die Sache nicht einfacher. Seine Faust war ungefähr so breit wie mein Gesicht und ich wollte nicht wissen, was passieren würde, wenn er sie dort kurzzeitig parken würde. Der Vorteil war aber, das Bertram wirklich außerordentlich und unfassbar blöd war. Er war so blöd, dass man sich automatisch fremdschämte. Der Spruch "Blöd wie Bertram" kursierte damals, und er war die ultimative, allerletzte Beschimpfung. Schlimmer ging nicht. Dank dieser Blödheit konnte man Bertram in Gespräche so verwickeln, dass er am Ende nicht mehr wußte, weswegen er eigentlich gekommen war. Dieser Umstand hatte einigen anderen Türmenschen schon die Nase und das Leben gerettet. Man laberte ihn zu, ließ ihn ab und an von seinem Bier trinken, gab ihm drei Zigaretten und er zog irgendwann wieder ab. Das er so blöd war, war auch zu seinem Vorteil, denn die Polizei ließ ihn regelmäßig wieder laufen. Er machte ja nichts wirlich schlimmes. Wenn ihm einer dumm kam (wie auch er das definierte) haute er ihm ein oder dreimal auf die Nase und trank dann weiter. Hoffnungsloser Fall. Konnte man nur völlig wegsperren oder mit leben.

An dem Abend war es nun so weit und ich mußte Bertram sagen, dass er heute leider nicht reinkommen würde, da er am Vorabend mal wieder Nasen gebrochen hatte. Als er vor mir stand, dachte ich einfach, ich sei John Wayne und sagte ihm, dass er mal wieder Hausverbot hatte. Er starrte mich völlig fassungslos an, holte aus und haute mit der Faust auf den Türrahmen. John Wayne hatte sich derweil in ein kleines, puscheliges, angststarres Häschen verwandelt und ich sagte "Wöööööhhhh". Betram hieb weiter auf den Türrahmen ein, die Augenbraun wild zusammengezogen. Als er aufhörte, waren seine Knöchel blutig und der Türrahmen gesplittert. Dann ging er mit hängenden Schultern nach Hause. Am nächsten Tag, als er wieder Bier bekam, erzählte er, dass er jetzt niemanden mehr schlagen dürfe, weil die Polizei gesagt hätte, er würde sein Leben lang Mädchenkleider tragen müssen, wenn er das nochmal machen würde.

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Gegenüber sitzen ein Mann und die Frau. Wir verlassen kurz unser Abendgesprächsthema (Warum jemand wann Kinder bekommen sollte, und wie es um ihren Eisprung steht) und fragen uns, ob die sich nun schon lange kennen, oder gerade eben erst das zweite Date haben. Komisches Paar. Während sein Kinn flieht, will ihre Nase hinterher. So kommt man sich beim knutschen physiognomisch nicht in die Quere, sondern kann sich hübsch verhaken. Er sieht trotzdem ein wenig komisch aus, wenn er die Stirn in ihre Richtung senkt, und sein Kinn noch weiter flieht. Fast könnte man meinen, es habe Angst. Nur wenn er lacht, poppt es aus der unteren Hälfte kurz mal raus, und zeigt ein paar Bartstopeln. Jemand sagt: "Vielleicht kommt es ja raus, wenn man es rubbelt?" und ich insitiere, ob der flachen Gemeinheit des Witzes. Schließlich haben wir alle unsere Orangenhaut, sage ich, und jemand sagt "Ja, aber die kann man wegspritzen. Es ist besser, wenn man was wegmachen lassen kann, als wenn man was dranbauen muss." Muss sie auch gedacht haben, denn sie geht schon nach der Häfte der kleinen Apfelsaftschorle.

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