Dienstag, 22. Mai 2007

Antville war ja eigentlich nur ein Testserver für ein Content Management System. Mittlerweile ist Antville die älteste Weblog Community im deutschsprachigen Raum und obwohl seit September 2002 keine neuen Weblogs mehr zugelassen werden, ist die Gemeinschaft ziemlich lebendig und viele Autoren, die hier auf dem Ameisenhaufen sitzen, haben sich durch die Geschichten in ihren Blogs einen Namen in der deutschen Blogszene machen können. Aber nicht nur literarische Blogs findet man hier. Das Blog videos.antville.org existiert auch schon ein paar Jahre, und hat, als es noch kein You Tube gab, aus allen möglichen Ecken und Enden des Netzes, hochwertige Musikclips, Kurzfilme usw. zusammengetragen.

Ich bin damals zu Antville gegangen, weil ich von blogger.com angenervt war, aber eigentlich war es Praschl Schuld. Dessen Sofa-Blog las ich gerne und vor allem war ich auf sein Layout neidisch. Ich hab noch ein paar Tage gezögert, ob ich wirklich wechseln soll, aber am 31.08.2002 habe ich dann spontan ein Blog angelegt. Wenige Stunden später war der Server dicht.

Ich bin weiterhin gerne hier. Nicht nur, weil ich hier umsonst mein Blog führen darf, sondern weil ich hier von Freunden umgeben bin, und man sich selbst nach größeren Streitigkeiten irgendwann auch wieder verträgt. Das es keinen neuen Weblogs mehr gibt ist einerseits schade, weil damit auch Input fehlt, aber andererseits bleibt die Community so auch übersichtlich und wird nicht zu einer anonymen, großen Masse. Antville ist super. Auch wenn die URL meines Blogs sperrig ist und nicht so hübsch griffig, wie wirres.net oder spreeblick.com. Aber man merkt schon, dass die Software ein wenig in die Jahre gekommen ist und es manchmal ächzt.

Und jetzt gibt es großartige Nachrichten: Tobi, einer der Hauptentwickler der Software, ist wieder zurück und hat gleich den "Antville Summer Of Code 2007" ausgerufen. Was genau das ist, lest bitte bei ihm selber nach.

Da so etwas nicht ohne Geld abgehen kann, hat Tobi zu Spenden aufgerufen. Da musste ich jetzt gar nicht lange überlegen: Das Geld, das ich mit dem adical "Casio" Banner auf der rechten Seite verdiene, geht voll in Topf für die neue Antville Version.

Danke an dieser Stelle an alle Antville-Macher und jene, die im Hintergrund immer daran arbeiten, dass der Server und die Software so problemlos arbeiten.

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Montag, 21. Mai 2007

Es ist so schwer zufrieden zu sein. Eine Binsenweisheit, die man schnell aus den Augen verliert, im täglichen Stress. Nach einem weiteren Wochenende voller Arbeit sitze ich eben vor meinem Blog und denke, dass ich sehr unzufrieden damit bin, dass ich kaum noch dazu komme, es mit sinnvollen und schönen Texten zu füllen. "Müsste mal wieder was aus meinem Leben schreiben." Dachte ich. Und relativ ratlos hinterher: "Aber was?" Wenn das Leben daraus besteht, dass man aufsteht, schreibt, Termine wahrnimmt, schreibt, was kocht und wieder ins Bett geht, und das sieben Tage die Woche, dann passiert halt nicht so viel. Und wenn man den ganzen Tag schreibt, dann ist irgendwann der Beutel mit den Buchstaben leer und man muss notdürftig was zusammenkratzen.

Ich gehöre ja auch zu den Menschen, die schnell mal unzufrieden sind, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Wenn die Arbeit einen umschließt, dann fallen einem tausend Dinge ein, die man sonst gerne gemacht hätte. In der Sonne liegen. Mit dem Fahrrad sinnlos rumfahren. Nutzlose Dinge kaufen. Lesen. (Aber lesen ist eh so ein Sache geworden, jedenfalls was Bücher angeht. Ich lese den ganzen Tag im Netz rum und irgendwie reicht der Input den ich da bekomme offenbar aus. Soweit ich weiß, bin ich mit dem Phänomen nicht völlig alleine im Netz.)

Wenn ich also meinen Willen nicht bekomme, wenn ich keine Zeit habe, eine der Geschichten zu schreiben, die auf einer mittlerweile sehr langen Liste auf mich warten, dann denke ich: "Alles doof und gemein." Manchmal stampfe ich auch mit dem Fuß auf. Neulich, bei einem der seltenen Abende mit Freunden und Getränken, sprachen wir darüber, dass die Japaner sich gerne deswegen umbringen, weil sie zu viel arbeiten. "Die stehen auf, quetschen sich in die U-Bahn, arbeiten bis tief in die Nacht, schlafen zu wenig, und gehen wieder arbeiten. Jeden Tag," sagte die Frau mit dem Japan Erlebnissen am Tisch. Ich schüttelte den Kopf, dachte aber Sekunden später "Ups, so viel anders ist das bei dir ja gerade auch nicht."

Aber auf der anderen Seite fällt mir dann immer wieder ein, wie privilegiert ich eigentlich bin. Dafür muss ich nicht mal Bilder von hungernden Kindern in Afrika sehen. Ich bin Freiberufler und wenn ich keine Zeit habe, dann läuft es gut, auch deswegen, weil ich meine Arbeit offenbar auch vernünftig mache. Das ist ein unausgesprochenes Lob, das einen aber auch ein wenig leer hinterlässt. Ich hab mich noch nie durch oder über die Arbeit definiert, da ich die immer als notwendiges Übel angesehen habe, damit ich meine Miete zahlen kann. Ich hätte im Prinzip überhaupt nichts dagegen, alles was ich mache, umsonst zu machen. Sinnlose Projekte, die spannend sind? Ich bin dabei! Die Welt wäre ein besserer Platz, wenn die Leute, die dazu Lust haben, nur die Projekte und Arbeiten angehen würden, die ihnen Spaß machen.

Die Tage ist eine Tante von mir gestorben und ihr Tod erinnerte mich daran, mal selber einen Schritt zurückzutreten und mir mein Leben anzuschauen. Ich bin gesund, meine Eltern, das wunderschöne Mädchen, meine Freunde und meine Katze sind es auch. Ich kenne niemanden, dem es zurzeit schlecht, oder um den ich mir Sorgen machen müsste. Ich kann meine Rechnungen bezahlen, ich habe genug Geld für meine Bedürfnisse, ich habe spannende Aufträge, die mich immer wieder neu fordern und Projekte, die viel Spaß machen. Es gibt Dinge, die nerven, das Finanzamt zum Beispiel, aber ich habe alles in die Wege geleitet, dass das in ein paar Monaten (hoffentlich) nicht nur gegessen ist, sondern vor allem auch in Zukunft keine Probleme mehr machen wird.

Da dachte ich: "Ich bin echt zufrieden." Und das ist eigentlich etwas sehr, sehr Schönes. Dass mit den Wünschen (mehr Zeit, mal wieder mehr für mich schreiben, 10kg weniger, neues Auto, neue Waschmaschine, DVD Rekorder, neuer Laptop, Handy mit Wlan, neue Kamera (SLR oder DSLR?), neue USA Reise usw.) wird schon.

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Freitag, 18. Mai 2007

Das ist so schön, das muss man gar nicht kommentieren.

Merkel kritisierte, dass Oppositionsführer gehindert worden seien, zu einer Demonstration in die Wolgastadt Samara zu kommen.

Damit spielte sie auf den Fall des ehemaligen Schachweltmeisters Garri Kasparow an, dessen Namen sie aber nicht nannte. Sie habe "jedes Verständnis", dass man Demonstranten festnehmen müsse, wenn sie Gewalt anwendeten. "Wenn jemand nichts gemacht hat und nur auf dem Weg zu einer Demonstration ist, ist das aus meiner Sicht eine andere Sache", sagte Merkel.

Putin entgegnete, solche Maßnahmen würden auch in Deutschland angewandt. Er nannte konkret die Razzien gegen G-8-Gegner in Hamburg im Vorfeld des Gipfels in Heiligendamm

Via SZ

Gut, man muss die Kirche auch im Dorf lassen. Hier werden keine kritischen Journalisten ermordet. Hier werden bislang nur Redaktionen durchsucht.

Aber wo genau der Unterschied zwischen den Aktionen der russischen und der deutschen Polizei liegen, würde ich auch mal gerne wissen. Achja, in Deutschland lässt man Demos einfach nicht zu, in dem man ein Verbot verhängt.

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Dienstag, 15. Mai 2007

Wie viele wissen, schreibe ich für die Welt Debatte seit Februar ein Weblog zum Thema Fernsehen und Internet. Natürlich habe ich die Geschichte um die Löschung des Artikels von Alan Posner mit verfolgt, konnte mich aber bisher nicht zu einer Stellungnahme durchringen, weil ich mir einfach nicht sicher war, wie ich zu dem Thema stehe. Thomas Knüwer gibt auch meine Meinung teilweise wieder. Ich fand den Artikel von Posner mindestens grenzwertig. Dabei geht es mir nicht um den Inhalt, sondern um die Art und Weise, wie er geschrieben hat. Der Stil war schlecht, die Beschimpfungen überflüssig. Jeder Eintrag der "Titanic" zum Thema "Bild" hat mehr Witz, ohne gleich den ganz großen Holzhammer rausholen zu müssen. Wie sagte Karl Kraus mal so schön: "Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten."

Nun regt man sich über das Interview von "Welt Chefredakteur" Christorph Keese auf. Der sagte in einem Interview mit der SZ:

Blogs sind private Tagebücher, professioneller Journalismus besteht aus der Kombination von Schreiben und Redigieren. Im Journalismus gibt es keinen Einhandbetrieb, sondern Autoren, die Texte schreiben, und Redakteure, die Texte bearbeiten, oft in einem vielstufigen Verfahren. Erst dadurch entsteht professioneller Journalismus.

Im ersten Moment fiel mir die Kinnlade runter, weil dadurch angedeutet wird, dass Blogs eben nicht den viel zitierten "Qualitätsjournalismus" liefern können. Das Gegenteil beweisen aber "Spreeblick", "Netzpolitk", die "Blogbar" und viele andere mehr. Diese Aussage und viele andere sind, aus Sicht aus eines Bloggers, schwer nachzuvollziehen.

Man sollte aber nicht vergessen, dass die Aussagen von einem Mann kommen, der neben der normalen Redaktionsochsentour (Henri-Nannen-Schule usw.) auch lange die wirtschaftlichen Aspekte eines Verlages (Gruner & Jahr, Financial Times Deutschland) mitbekommen hat. Da redet eben kein Quereinsteiger, keiner, der das Schreiben als seine Hauptaufgabe sieht, sondern jemand, der die Abläufe einer Redaktion unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sieht. Dazu noch jemand, der eine journalistische Ausbildung in den 80er Jahren absolviert hat.

Ich stimme vielen Aussagen nicht zu, aber gleichzeitig sieht man auch, wie Verlage die "Medienrevolution" im Netz sehen. Denn Springer steht damit absolut nicht alleine in der deutschen Verlagswirtschaft. Während anderswo der "Open Source Journalismus" so langsam begriffen wird, steht man in vielen Managementetagen dem Phänomen offenbar völlig hilflos gegenüber. Man probiert ein wenig rum, und so bald es heiß wird und mal Reibung gibt, bemüht man sich mit althergebrachten Mitteln das Problem zu lösen. Wie schwer es aber schon heute ist und welche Macht das Internet, selbst das kleine deutsche Blogdorf hat, hat man in den letzten Monaten und auch in dieser Geschichte wieder sehen können.

Das zweite Problem ist die Grenze zwischen objektiven "klassischen" Journalismus, so wie ihn nicht die Redaktion der "Welt" sondern auch viele andere verstehen, und dem subjektiven Bloggen. Nach Ansicht vieler Redakteure und Journalisten passt das nicht zusammen. Auf der anderen Seite stehen viele Blogger, darunter auch ich, die sagen: Aber sicher geht das zusammen. Das geht sogar ganz gut. Das ganze Problem des klassischen Journalismus wird in einem Satz vom Chefredakteur der "Welt" zusammengefasst.

Es bringt nichts, seine Persönlichkeit spalten zu wollen in den professionellen Journalisten und den einsamen Wolf, der im Alleingang bloggt.

Besser kann man das Problem nicht beschreiben. Wenn ich in einer Zeitung einen Bericht lese, dann erwarte ich, dass dieser auch die Meinung desjenigen widerspiegelt, der den Bericht geschrieben hat. Die Problematik des modernen Journalisten, dass er nicht das schreiben und sagen kann, was er gerne will, sollte eigentlich nicht existieren. Sie ist aber da, nicht nur bei Springer, sondern bei allen Verlagen, die mit Anzeigen Geld verdienen. Und da könnte auch einer der Hauptgründe liegen, warum so viele Leser ins Internet verschwinden. Es ist nicht nur die Bequemlichkeit, sondern auch die Tatsache, dass man in Zeitungen und Magazinen nur noch in Ausnahmefällen mit einer konkreten Meinung konfrontiert wird.

Da tut sich ein großer, kaum überschaubarer Graben auf. Blogger stehen auf der einen, Journalisten und Chefredakteure auf der anderen. Und beide Seiten verstehen nicht, wie man auf die jeweilige Art und Weise arbeiten kann. Auf der einen Seite der klassische Redaktionsjournalismus, der noch aus einer Zeit stammt, in der der Beruf des Journalisten ein gefährlicher war, und man nur dann sicher arbeiten konnte, wenn eine Redaktion und ein Verlag hinter einem standen. Auf der anderen Seite die Blogger, die die Kommunikationsinstrumente des Journalismus mittlerweile genauso beherrschen, und die Gatekeepingfunktion des Journalismus (zu Recht) in Frage stellen. Aber ich glaube, dass das Problem nicht der Journalismus als solcher ist, sondern die Art und Weise, wie man mit ihm Geld verdienen will.

Und gelöscht wird immer. Johnny hat beim "Spreeblick" vor einigen Monaten auch mal einen Artikel runter genommen, ich habe in diesem Blog auch schon Einträge erheblich nachbearbeitet und ein paar auch offline gestellt. Bisher hat man es halt nicht gesehen, wenn ein Artikel nicht erschienen ist, denn er landete einfach im Papierkorb. Redakteure beim "Stern" oder beim "Spiegel" kommen teilweise nur auf eine Druckquote von 30% oder 40%. Bedeutet: 60 bis 70% der geschriebenen Artikel kommen, aus welchen Gründen auch immer, gar nicht oder nur sehr verstümmelt ins Heft. Zensur gibt es aus den unterschiedlichsten Gründen. Nur ein Beispiel: Ich habe schon ein paar Dinge drüben im Abmahnblog und auch hier deswegen nicht geschrieben, weil ich eine Abmahnung befürchten musste. Die Zensur, die vom Abmahngesetz ausgeht, ist weitaus größer, als jene, die durch Redaktionen oder deren Leiter in Deutschland ausgeübt wird. Es fehlt in Deutschland ganz klar eine gesetzliche Untermauerung der Redefreiheit, wie sie in den USA existiert. (Sehr lesenwert hierzu die Erläuterungen bei "USA erklärt" in drei Artikeln: 1., 2., 3.)

Wenn es in Posners Eintrag nicht gerade um Diekmann gegangen wäre, hätte man vermutlich wenig Notiz davon genommen. Aber weil der Bild Chef eben so, sagen wir mal, polarisiert, und weil die Anzahl seiner Fans unter Bloggern wohl sehr überschaubar ist, hat es den Aufruhr gegeben. Aber die Hysterie um diesen gelöschten Eintrag kann ich, wie oben erwähnt, nicht nachvollziehen. Weitaus interessanter ist die Diskussion um die Arbeitsweisen von Redaktionen und Journalisten, die sich aus den Aussagen von Christoph Keese ergibt.

Wir müssen als professionelle Medien eine Haltung zu Blogs entwickeln, und die Debatte darüber steht noch aus. Blogs haben ihre Berechtigung und sind eine Bereicherung des Internets. Aber sie stehen für etwas ganz anderes als wir.

Dieses "andere" ist es, was den Verlagen deswegen Kopfzerbrechen bereitet, weil das neue Verständnis des "Open Source Journalismus" noch nicht in den Redaktionen und schon gar nicht in den Managementetagen angekommen ist. Die "Welt" hat den Mut gehabt, als Erste eine Debatten Plattform zu eröffnen, und sie sind damit auch die ersten, die lernen müssen, wie die Verzahnung von Blogs, Subjektivität und klassischen Redaktionsverständnis funktionieren kann.

Und um das klarzustellen: Mein Blog wird nicht gegengelesen. Es werden die Blogs der bei der "Welt" angestellten Redakteure gegenzulesen. Ich stelle meine Einträge weiterhin direkt online, die Redaktion erhält darüber erst Notiz, wenn der Eintrag online ist.

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Montag, 14. Mai 2007

Neue Geschäftsidee.

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