Sonntag, 9. Dezember 2007

Ach, Scheiße. Der Organisator meiner ersten Lesung in Berlin, und ein Freund aus dem Pappen-Forum, ist am letzten Freitag seinem langjährigen Krebsleiden erlegen. Das letzte, was ich vor ein paar Monaten von ihm hörte, war eigentlich sehr positiv, weswegen ich mich nicht gewundert habe, dass es etwas stiller geworden war. Im blöden Alltag denkt man ja immer gerne "Ach, wird schon alles gut sein" statt mal richtig nachzufragen. Jetzt schäme ich mich ein wenig, dass ich nicht mal in der Lage war, mich näher zu erkundigen. Und stelle mal wieder fest, dass man wacher sein und mehr Spaß und Erlebnisse in sein Leben bringen sollte, denn es ist schneller vorbei, als man denkt.

Machs gut, Odc, danke für etliche, lange und lustige Abende in Friedrichshain.

Permalink

 


Freitag, 7. Dezember 2007

Langer und überaus kritischer Artikel in der FAZ über die Abmahnpraktiken der Musikindustrie. Erstaunlich, so etwas in der FAZ zu lesen. Ich hatte gestern in meinem Blog bei der Welt das Thema von einer anderen Seite beleuchtet.

Jemand aus der Branche machte mir gegenüber die ironische Bemerkung bzgl. des Abmahnwahns der Industrie, dass man dort mittlerweile festgestellt habe, mit den Abmahnungen mehr verdienenzu können, als mit dem Verkauf von Musik. Das stimmt natürlich nicht so ganz, aber es ist wohl schon so, dass man nicht unglücklich über die eingenommenen Gelder ist. Wenn man aus jedem ertappten User 500 Euro rausholen kann und rund 5000 Unterlassungserklärungen pro Monat verschickt, wären dass 2,5 Millionen Euro.

Aber das scheint ja zu reichen, denn die Industrie bewegt sicher weiterhin nur minimal und träumt weiter davon, die Kosten für CDs nach oben zu treiben. Das alte Geschäftsmodell lebt weiter, und man ist nicht in der Lage, sich neue Vertriebsvarianten auszudenken. Und so zögerlich, wie man in Sachen Vertrieb im Netz ist, könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass sich die Abmahnerei für die Industrie derart lohnt, dass man gar nicht erst versucht neue Vertriebswege zu fördern. Dafür könnte ja auch sprechen, dass man nun über Dritte eigene Tauschbörsenserver betreibt, um noch mehr User zu erwischen.

Die Industrie macht einem wirklich leicht, sie zu hassen und wer sich aufführt wie ein wildgewordener Despot, der muss auch mit den Konsequenzen leben. Auch mit der, dass die kriminalisierten Kunden mit den Schultern zuicken und erst Recht in die p2p Börsen laufen.

Auf der anderen Seite sind es auch die Künstler, die betroffen sind. Nicht jeder kann wie Radiohead oder die Charlatans davon leben, dass man seine Musik im Netz verkauft. Die Einstürzenden Neubauten experimentieren schon lange mit einem Abosystem rum, doch die können sich das auch leisten. erst dann ins Studio zu gehen, wenn genug Vorbestellungen eingetrudelt sind. Man fragt sich, wer zum Teufel als Musiker eigentlich noch zu einem großen Label geht. Die Anwort kenne ich auch nicht, aber es sind auch nicht immer die großen Label, die sich gegen p2p Börsen wehren. Kleine Labels wie Peppermint Jam findet man genau so.

Letztlich führt jeder Versuch der Musikindustrie an die Daten von p2p Börsennutzer zu kommen, nur dazu dass der Widerstand im Netz gegen die Labels größer wird. Die Industrie hat eigene Tauschserver und setzt Software ein, die IP Adressen liest? Dann nutzt man halt bei Bewegungen im p2p Netz das Torprojekt. Das Tornetzwerk ist unsicher? Dann verschlüsselt man eben die DNS Abfragen mit Pivoxy. Backtracking mit Super Cookies? Nimmt man halt Opera statt Firefox, wenn man im p2p Netz unterwegs ist. Und dann gibt es auch noch angeblich dieses neue p2p Protokoll, das komplett verschlüsselt sein soll, der Industrie also keine Möglichkeit mehr bietet festzustellen, welche Daten da gerade geladen werden.

Leidtragende sind die Künstler, die keine Ahnung haben, wie man ein neues System ohne Musikindustrie etablieren kann, um wenigstens ein paar Euro zu verdienen. Wenn keiner mehr Zeit hat Musik zu machen, weil man damit nichts mehr verdient, wird die Welt ein ganzes Stück ärmer. Warum man zum Beispiel die Idee der Kulturflatrate komplett verworfen hat, verstehe ich nicht. Klar ist: die klassische Umsetzung des Copyrights ist zumindest in der Musik an seine Grenzen gestossen und die Verschärfungen dienen weniger dem Musiker als der Rechteindustrie. Wäre die Labels an ihren Künstlern interessiert, würden sie versuchen neue Einkommenformen für diese zu entdecken. Offenbar ist man aber nur noch daran interessiert, Abmahnungen raus zu schicken.

Permalink

 


Donnerstag, 6. Dezember 2007

Wenn man auf Partys erwähnt, dass man Freiberufler ist, dann wird man entweder mit dem Satz "Könnt ich, hätt ich keine Disziplin für" beworfen, oder jemand sagt "Toll, da kann man ja machen was man will." Sicher - Freiberufler zu sein hat sehr viele Vorteile. Aber ganz so gülden glänzt hier auch nicht alles:

  1. Man kann aufstehen, wann man will Stimmt. Es gibt keine Kollegen, die eifrig notieren, wieviel Minuten man zu spät gekommen ist und es an den Personalchef weiterreichen. Allerdings hilft es mir auch nicht weiter, wenn ich erst gegen Mittag vorm Rechner sitze. Die Kunden arbeiten in Büros und am besten erreicht man die Vormittags zwischen 10 und 12. Danach ist man gerne beim Mittagessen oder in Meetings. Also ist eingermaßen frühes Aufstehen angesagt.

  2. Man kann arbeiten wann man will Stimmt. Aber die Deadlines ändern sich deswegen nicht. Gerade wenn gleichzeitig mehrere Projekte betreut stellt man irgendwann fest, dass es besser ist, wenn man einen ziemlich festgelegten Tagesablauf hat. Regelmäßig zu erstellende Texte erledige ich vormittags, andere Dinge lieber später. Im Endeffekt landet man also wegen der Deadlines, der vielen Arbeit und der Menschen, die man deswegen hier und da anrufen muss bei einem normalen Arbeitstag, der morgens beginnt, und bei mir meist so gegen 19.30 Uhr aufhört.

  3. Man verdient mehr Man verdient als Journalist eh wenig. Man zahlt aber keine Sozialabgaben, ausser der KSK in meinem Fall. Dafür gibt es weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld. Man bekommt keine Gratifikationen wenn es mit einem Projekt mal gut läuft usw. Ich weiß allerdings auch, dass in der Medienbranche diese Dinge (bis auf Lohnfortzahlung im Urlaubs- und Krankheitsfall) diese Dinge selten geworden sind. Dazu kommt auch, dass die Auftraggeber die Texte zwar immer zackzack haben wollen, die Bezahlung aber eher schleppend ist. Ich hab noch das Glück, dass ich ein paar feste Auftraggeber habe, die eigentlich regelmäßig bezahlen. Drei bis vier Wochen Wartezeit ist aber normal, und gerade wenn man mit Agenturen arbeitet dauert es auch gerne mal länger. Vor ein paar Jahren habe ich mal für einen Autokonzern was gemacht. Ende November hatte ich alles abgegeben, Ende März kam das Geld. Kommt immer wieder vor.

Wenn man das Glas halbvoll betrachten will, dann ist das mit dem Dasein als Freiberufler so: Man hat selten ein arbeitsfreies Wochenende. Man wartet auf sein Geld. Man sitzt wie jeder Angestellte tagtäglich im Büro. Urlaub bedeutet doppelte Ausgaben: man gibt einerseits mehr aus als sonst, andererseits verdient man nichts in der Zeit und bis neues Geld reinkommt nach dem Urlaub vergehen im besten Fall vier Wochen. Wenn man ernsthaft krank wird verdient man nichts, aber die Kosten laufen weiter. Rente ist für Weicheier, man richtet sich darauf ein, dass man halt arbeitet bis man umfällt, was wegen der vielen Arbeit so spät eh nicht sein wird.

Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Es gibt noch eine andere, und die ist auch der Grund, warum ich lieber als freier Journalist arbeite: Als festangestellter Journalist ist das Einkommen auch nicht sicherer, denn Redaktionen werden heute schneller verkleinert, als man "Einsparungspotential" sagen kann. Keine Kollegen. Meine Erfahrungen mit Arbeitskollegen sind bis auf einen Fall allesamt schrecklich. Man kann tatsächlich auch mal erst gegen Mittag arbeiten. Ich muss nicht um einen freien Tag betteln, wenn ich mal was erledigen muss. Niemand kann mir vorschreiben, welche Themen ich bearbeite. Selten sinnlose Profilierungsmeetings mit Excel Dateien an der Wand. Niemand protokolliert die Webseiten, die ich ansurfe. Ich hab einen Fernseher auf dem Schreibtisch. Wenn ich keine Termine in Berlin habe, kann ich auch mal eine oder zwei Wochen zum wunderschönen Mädchen fahren und von dort aus arbeiten. Ich kann wundervoll viele Bereiche bearbeiten, die mich interessieren. In meinem Fall reicht das von Literatur über Politik bishin zur Motorsport und Werbung. Ich kann zwischendrin so Blogeinträge schreiben.

Die Freiheit, dass ich in einem gewissen Rahmen, der eingeschränkt ist durch die üblichen Verpflichtungen wie Miete, Essen usw., entscheiden kann, wann und wieviel ich arbeite ist mir sehr viel wert. Dafür verzichte ich gerne auf manch andere Dinge, die das Leben eines Angestellten verbessern. Es ist nicht so, dass ich mir nicht vorstellen könnte, festangestellt zu sein, aber den Wegfall der mir wichtigen persönlichen Freiheiten würde ich mir sehr, sehr, sehr gut bezahlen lassen wollen.

Permalink

 


Freitag, 30. November 2007

Cem fragt, ob man sich mein Sozialverhalten durch das bloggen verändert hat.

Ich bin seit 1996 online. Kann also an lauen Abenden nach vier bis acht Bier mitreden, wenn Dinge wie "14er Modem" fallen. Wenn ich sehr betrunken bin, dann versuche ich sogar die Modempieptöne nachzumachen. Das Erste, was ich im Netz gemacht habe war: Andere Leute suchen. Damals gab es nur Foren (Wir hatten ja praktisch nichts! Es war immer Winter und wegen der hohen Telefonrechnung hatte man kein Geld für die Heizung und man musste sich am Modem wärmen!) die so aussehen, wie Parsimony Foren es noch heute tun.

Mein Sozialverhalten war schon immer eher mangelhaft. Ich bin nicht immer gerne mit Menschen zusammen, Menschenansammlungen meide ich großräumig, bei Konzerten habe ich schon immer hinten gestanden und wenn ich misantroph gelaunt bin, kann ich kaum jemanden um mich ertragen. Ich mag es alleine zu sein, und die einzigen zwei Lebewesen, die ich dauerhaft ohne Einschränkung um mich herum ertragen kann, sind das wunderschöne Mädchen und meine Katze. Ich finde Menschen nicht schwierig, aber ich finde es schwierig, dauernd Kontakt halten zu müssen. Meinen besten Freund kenne ich seit über 20 Jahren und er ist ähnlich wie ich gestrickt. Wenn wir uns also mal einen oder zwei Monate nicht sehen, ist das eher normal. Wir haben absolut keine Probleme nach längerer Zeit unser Gespräch genau da anzuknüpfen, wo wir Wochen vorher aufgehört haben. Solche Menschen trifft man ja nun eher selten, weswegen es auch nur einen gibt in meinem Leben.

Das Internet ist nun eine ganz nette Nummer für kontaktschwache Menschen wie mich. Man kann Kontakt halten, ohne dass man sich sehen muss. Und Blogs ermöglichen einen die neuesten Dinge zu berichten, ohne dass man reden muss. Ich mag es am Leben anderer auf diesen Weg teilzunehmen, ich mag es etwas von mir zu berichten. Ich mag es, dass ich das nicht am Telefon tun muss, denn ich telefoniere nicht so gern wenn es nichts dringendes ist und bin sowieso besser, wenn ich es aufschreiben kann. Ich brauche zu dem lange, bis ich zu jemand Vertrauen finde und Blogs sind wohl die beste Methode jemanden kennen zu lernen, ohne mit ihm zu reden.

Natürlich hat mir das Blog auch etliche geschäftliche Kontakte eingebracht. Das hat dazu geführt, dass man mich für die ein oder andere Sache als Autor oder Moderator verpflichtet hat. Das hat mein Arbeitsleben deutlich verändert. Ich verbringe im Schnitt pro Tag rund fünf Stunden mit der Recherche und dem Schreiben von Blogeinträgen, die Arbeit für dieses Blog nicht mit eingerechnet. "Mindestenshaltbar" sind auch rund 30 bis 40 Stunden im Monat Arbeit, das Racingblog (Non-Profit) rund eine Stunde am Tag, allerdings ohne die ganzen TV Übertragungen und sonstigen Recherchen. Manchmal kommt noch was für andere Publikationen hinzu, Konzepte, Telefonate und der übliche administrative Quatsch eines Freiberuflers. Manchmal kann ich einen Blogeintrag innerhalb einer Stunde schreiben, manchmal ist der Sprachbeutel leer, dann braucht man drei Stunden. Schreiben funktioniert halt nicht automatisch. Dafür habe ich aber auch das Glück, dass ich nur Blogs und Themen betreue, die mir außerordentlich viel Spaß machen.

Das bloggen hat mich auch im politischen Sinne bewusster werden lassen. Je häufiger die Verlage ihre Redaktionen nicht mehr unter journalistischen sondern unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten führen, desto mehr habe ich das Bedürfnis verspürt, dem etwas entgegen zu setzen. Dank vieler Seiten hat man heute mehr denn je die Möglichkeit, in seinem eigenen Rahmen am politischen Leben und an den Entscheidungsprozessen teilzuhaben. Der ganze Überwachungsquatsch, die Rechtslage bei den Abmahnungen, die Auswüchse der Rechteinhaber Industrie und deren Bekämpfung sind mir wichtig geworden, weil sie mein Rechtsbewusstsein verletzten. Und ich habe festgestellt, dass ich damit nicht alleine bin. Blogs und das Internet haben mich dazu bewogen, mir Gedanken über Dinge zu machen, die mich vorher nicht mal ansatzweise interessierten. Was auch daran lag, dass ich sie nicht wahrgenommen habe, weil sie in den Medien nicht stattfanden. Ich habe in den letzten Jahren mehr über das System "Journalismus" verstanden, als in den Jahren zuvor. Und ich sehe eine wage Chance, dass die Berichterstattung in den Blogs dem klassischen "Häppchen Journalismus" ein Ende bereiten werden. Wer gelesen werden will, der braucht gute Inhalte, wer nur "Klickstrecken" wie die SZ anbietet, wird (hoffentlich) bald untergehen.

Das Blog hier hat mir aber auch eine Menge neuer Kontakte gebracht. Allein die ganzen Berliner, die viel zu selten sehe (siehe oben) sind eine Bereicherung in meinem Leben. Wenn ich dann mal jemanden sehen mag, dann weiß ich, dass ich schnell jemanden finde, mit dem ich einen sehr schönen Abend bei Wein und Bier verbringen kann. Und das der Abend eine lange Nacht wird. Es gab etliche, wirklich unvergessliche Abende und Begegnungen und ich mag das unsichtbare Band, das mich mit einigen Menschen in Berlin und Deutschland verbindet. Die Blogs der Menschen zu lesen, die ich mag ist eine der schönsten Momente an jedem Tag. Und jeder Tag fängt auch zunächst mit den Blogs und Twitterupdates dieser Menschen an.

Aber die Änderungen im Freundeskreis und innerhalb des Arbeitslebens sind lange nicht so gravierend, wie die Änderung, die das wunderschöne Mädchen in mein Leben gebracht hat. Sie hat mein Leben umgekrempelt und ich bin jeden Tag froh, dass es sie gibt und das sie mir immer wieder etwas beibringt. Ohne dieses Blog, hätte ich sie wohl kaum kennen gelernt und würde immer noch auf der Suche der Sicherheit sein, die ich bei ihr gefunden habe.

Also Cem, ja, mein Sozialverhalten hat sich wohl nicht verändert, aber da hat sich einiges in meinem Leben durch mein Blog und durch das Internet getan.

Permalink

 


Samstag, 24. November 2007

Imagine being able to control people by telling them what to do, what to say, and where to go. Imagine being able to see and hear the world around them as each new scenario unfolds. With the launch of modmylife.com, this strange new brand of entertainment has arrived.

Permalink

 


Nächste Seite