Mittwoch, 2. November 2005

Hallo Markus Möller,[Update: Seite ist down] wohnhaft Moorkamp 22 in 20357 Hamburg!

Eben wurde ich freundlicherweise von einem Leser dieser Seite darauf hingewiesen, dass einer meiner Texte (der über die Schreibblockade) auf ihrer Seite ohne Autorenangabe zu finden sei. Das finde ich eigentlich nicht so lustig, aber auch nicht so schlimm. Man freut sich ja, wenn man gelesen wird und Menschen die Sachen so toll finden, dass sie davon überzeugt sind, dass sie es selber geschrieben haben.

Das Sie jedoch meine gesamte Seite inkl. Fotos teilweise einfach kopieren und oben auch noch drüber schreiben:

"Sorry to butt in: Die Inhalte dieser Seite sind mein geistiges Eigentum. Wenn ihr den Kram kopiert, sagt mir vorher Bescheid oder lasst es bleiben. Sonst gibt's Abzugspunkte im Karma, und ihr werdet als Nacktschnecke wiedergeboren."

also das finde ich dann doch etwas dreist. Wenn ich in klagefreundlicher Stimmung wäre, dann würde ich jetzt eine Rechnung schreiben, die vermutlich ziemlich gepfeffert wäre. Interessanterweise sind die Probleme, die Ihnen dadurch entstehen würden aber wohl nur als geringfügig anzusehen, verglichen mit dem, was Sie sowieso gerade am Hals hängen haben

Naja, mal sehen wie sich meine Laune den Tag über so entwickelt. Ihre Adresse habe ich ja. Ach, eigentlich verdienen Sie ja gerade genug mit ihren TV Auftritten, da sollte ich zuschlagen.

Keine so doll freundlichen Grüßen Don Dahlmann

Danke an Benjamin S. für den Hinweis per Mail. Vielleicht sollten andere Blogger auch mal schauen, was so von ihrem Blog kommt

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Dienstag, 1. November 2005

Weil es gerade jeder in seinem Blog hat, schreib ich dann auch mal, damit es schön weit oben bei Google landet: Wer eine CD Sony BMG kauft, dem kann es passieren, dass er sich gleich eine Software installiert, die a) darauf aufpasst, dass man auch ja nichts kopiert, und b) das XP System dergestalt unsicher macht, dass man es noch nicht mal im abgesicherten Modus starten kann, weil der Sony BMG Treiber sich trotzdem mitlädt. Sagt zumindest Heise die es wiederum von jemanden völlig anderem haben, der aber Beweise hat.

Das wundert mich nicht, dass die Musikbranche das versucht. Denn für die bleibt es ja dabei, dass nicht sie die Arschlöcher sind, sondern "die anderen". Weil man seit einiger Zeit nicht mehr sagen kann, dass nur notorische Hacker und andere lichtscheue Gestalten heimlich die teuer und aufwendig produzierte Britney Spear CDs kopieren, sondern mittlerweile faktisch jeder Kunde es eingesehen hat, dass die Branche unter einer gewissen Arroganz und Abzockermentalität leidet, ist ergo auch jeder verdächtig. Das ist toll. Das ist ungefähr so, als würde man am Eingang vom Supermarkt Handschellen angelegt bekommen, weil man könnte ja evtl. was klauen. Und Sony BMG werden nicht die letzten sein, die sowas versuchen. Demnächst wird man CDs in seinen Rechner einlegen und dann bekommt muss man eine Urheberrechtsvertrag akzeptieren, in dem auf Seite 535 steht, dass zur Wahrung der Urheberrechte eine Software installiert wird, die alle Vorgänge rund um das CD/DVD Laufwerk aufzeichnet und verdächtige Aktivitäten meldet.

Naja, sollen sie halt weiter die Kunden zu kleinen Labels treiben, die sowas nicht nötig haben. Oder in den Itunes Store. Oder in die Bittorrent Netzwerke. Hoffentlich sind die großen demnächst alle pleite und die Branche kann sich endlich mal wieder erholen und um die Musik kümmern.

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Montag, 31. Oktober 2005

Als ich mit dem Zug in den Hamburger Hauptbahnhof einfuhr, da hatte ich ein Gefühl in meiner Brust, als ob ich die ganze Welt darin beherbergen konnte. Ich hatte nach 27 Jahren den Eindruck gehabt, dass 27 Jahren Rheinland dann doch mal reichen. Eine für meine Freunde nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung. Als Musikjournalist ging es mir gut und ich hatte etliche Aufträge. Ich war auf jedem Konzert, ich war auf jeder blöden Aftershow Party und ich bekam jedes Interview, das ich haben wollte. Selbst Oasis. Und ich konnte mir die Arroganz leisten es abzusagen, da ich wusste, dass eh nichts draus werden würde. Mit meiner damaligen Freundin lebte ich außerhalb von Köln in einem alten Bauernhof, schöne 3 Zimmer Wohnung, mit alten Holzbalken und anderen zivilisatorischen Quatsch, bei dem Besucher sagen "Oh, das ist aber hübsch." Davor hatte ich eine ziemlich wilde Zeit, als ich am Hansaring lebte, als mein Studium so ziemlich an den Nagel gehangen hatte und nebenbei als DJ einerseits in einem Technoschuppen, andererseits in einem irischen Karaokeclub arbeitete. Da waren eine Menge Drogen im Spiel, nicht um bunte Bläschen zu sehen, oder um sich als unbesiegbarer König der Welt zu fühlen, sondern solche um einfach wach zu bleiben. Ich hatte nichts ausgelassen, und mich mit Frauen rum geschlagen, die Lorbeerkränze auf dem Kopf trugen..

Mit dem Umzug auf dem Bauernhof hatte ich den ganzen Mist abgeschafft, ein schlecht bis gar nicht bezahltes Volontariat angefangen und die Schreiberei wieder mehr in den Vordergrund gestellt. In den turbulenten zwei Jahren zuvor hatte ich zwar hier und da auch geschrieben, aber meist für umsonst, oder, im Falle der Frontpage, für Rechnungen, die nie bezahlt wurden, was ja egal war, denn, mein Gott, das Geld kam durchs Auflegen auch so rein und nicht zu knapp. Nach einem halben Jahr auf dem Hof war ich so ruhig geworden, dass ich mich schon beim morgendlichen Aufstehen langweilte. Und ich hatte eines Abends eine Vision, die dergestalt aussah:

Ich, 10 Jahre weiter, mittlerweile Redakteur bei einem Stadtmagazin oder in der Musikredaktion einer Tageszeitung, Frau, 2 Kinder, Kombi, Reihenendhaus (dank der Connections meines Vaters ein wenig billiger) in Hürth, vom Küchenfenster aus konnte man auf die Wiese gegenüber schauen, auf der sich im Herbst immer so schön der Nebel legte. Abends würde ich meine alte Lederjacke anziehen, Menschen auf Konzerten treffen, die ich seit 10 Jahren auf Konzerten treffen würde, ich würde rumlamentieren, dass die wirklich gute Musik doch eigentlich in den 80ern und vielleicht noch bis Anfang der 90er gemacht worden sei, danach doch nur noch Wiederholungen, aber was solls, es zahlt die Miete, haha, noch ein Bier, ne, lieber nicht, Führerschein war schon mal weg, und ich brauch ihn doch, wegen der Kinder, dann gute Nacht, wir sehen uns ja übermorgen auf dem anderen Konzert wieder, ich muss jetzt noch schreiben, ne, nichts böses, die Leser mögen diese Band ja so. Vision zu Ende. Panikattacke.

Also Hamburg. Weil da ein Musiklabel nach mir rief und mit Geldscheinen wedelte. Und ich praktischerweise schon eine Affäre mit einer aus der Branche hatte, was ich Jahre später als unvorteilhaft erweisen sollte. Nun war ich in dem Zug der in Bahnhof einfuhr, mit nur einen Koffer in der Hand. Die Kartons mit meinem Krempel waren in einem Umzugswagen, der erst ein paar Tage später ankommen sollte. Als ich da so stand und aus dem dreckigen Zugfenstern nach draußen schaute, als die Hinterhöfe voller Wasser an mir vorbei zogen, da dachte ich doch tatsächlich, dass diese Stadt auf mich warten würde. Nur auf mich. Und das ich und diese Stadt, dass wir beide jetzt aber mal so richtig losrocken würden.

Um losrocken zu können musste ich erstmal aussteigen, womit eine lange Reihe von Fehlentscheidungen begann. Ich ging mit breiter Brust durch den Bahnhof, kaufte für viel Geld irgendeinen Nippes als Begrüßungsgeschenk und schleppte meinen Koffer zu Marion, der Affäre. Die saß im Büro, natürlich auch Musikbranche, freut sich und drückte mir den Haustürschüssel für ihre Wohnung an der Osterstrasse in die Hand. Abends kochte sie, später vögelten wir auf ihrem riesigen Sofa, sie sagte: "Herzlich Willkommen." und ich dachte, dass sehe ich auch so, denn Hamburg und ich, wir haben aufeinander gewartet. Ich sagte das auch laut und Marion lachte. Später rief ich meine Freundin an und sagte, dass alles super ist.

Ich teilte mir das Büro mit Andreas, einem Schwaben, der der Produktmanager war. Neben unserem Büro saß der sehr, sehr teuer eingekaufte A&R. Auch aus Stuttgart. Weiter hinten ein Schweizer, der so viel Geld hatte, dass er eigentlich nicht arbeiten musste und geschätzte zwei Meter groß war. Dann noch einer der das Mute Label in Deutschland groß gemacht hatte. Mit Mark sollte ich dann in den nächsten Jahren dann noch eine Menge Nächte im Büro und anderswo verbringen.

Ich war dem A&R unterstellt, der mir erstmal eine neu eingekaufte Band aus England aufs Auge drückte. Zwei Mädels, irgendwo zusammen gecastet, die einen kleinen Hit in England hatten. Poptechnoschrott mit Gitarreneinlage. Gitarreneinlage war ja super, weil das damals keiner machte. Gitarren waren out, niemand wollte Gitarren, schon gar nicht die Radiosender, die immer sagten, dass die Zuhörer bei Gitarren abschalten würden, weil die zu laut wären und kreischen würden. Sagten eben jene Radiosender, die schon damals den ganzen Tag Jingels spielten, in denen man angebrüllt wurde, dass man nun die größten Hits der 70 und 80er und das beste von heute hören würde. Wir hatten aber Gitarren unter dem Technobeat, was die Radiopromoter in der Firma völlig fertig machten. Der A&R sagte mir, ich solle den Manager anrufen und ihn bitten, einen „German Radio Mix“ zu machen. Ohne Gitarren.

Also rief ich den Manager an. Anrufbeantworter. Mobiltelefon hatte er noch nicht. Waren ja auch noch selten damals. Mobiltelefone sahen aus wie ein Stück Kohlebrikett und wogen ungefähr genauso viel, so dass sie einem die Innentaschen der Sakkos einrissen. Dazu hielt der Akku maximal einen Tag. Ich versuchte den Manager drei Tage lang zu erreichen und quatschte ihm die Mailbox voll. Bis mir der Geduldsfaden riss und ich meinte, es gäbe vertragliche Probleme mit dem Deutschlanddeal, er möge schleunigst zurückrufen. Fünf Minuten später klingelte das Telefon und ich hatte ein neues Problem.

Der Manager war am Telefon kaum zu verstehen. Dem Akzent nach kam er irgendwo aus Nordengland, vielleicht auch Schottland, jedenfalls musste ich ihn alle zwei Minuten bitten, dass er den letzten Satz noch mal wiederholt, was mir nach einer Zeit einfach zu peinlich war, weswegen ich versuchte aus dem schlau zu werden, was er mir sagte. Das machte mich ein wenig nervös, es war immerhin mein erstes Projekt in der Firma und der A&R hing mir die ganze Zeit in Versalien in den Ohren, dass die CHICKS die BESTE NUMMER seit MENSCHENGEDENKEN seien und das WIR (gemeint war der Produktmanager und ich) das auf GAR KEINEN FALL VERKACKEN sollten. Da wusste ich allerdings auch noch nicht, dass der A&R das bei jeder neuen Band sagte. Ich klagte Andreas mein Leid, und der meinte, ich solle doch einfach nach London fliegen, um mir den Typ mal anzusehen, vielleicht würde ich ihn ja auch besser verstehen, manchmal haben so Manager ja Assistenten, die normaler sind. Außerdem sei da auch ein Fotoshooting, da könne ich mir gleich, die Mädels anschauen. Super. London. Ich ließ ein Zimmer im Portobello reservieren, die Spesenabteilung händigte mir einen satten Vorschuss aus und los ging’s.

Wird fortgesetzt.

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Freitag, 28. Oktober 2005



Marginalien des Lebens.

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Dienstag, 25. Oktober 2005

Nach der unfassbar spannungsgeladenen Ankündigung vor ein paar Stunden, kann ich nun schon die Auflösung liefern.

Seit heute bastelt eine kleine Gruppe von Menschen daran, das Internet ein Stück schöner zu machen.

Die Idee zu Epicore hatte ich vor ein paar Monaten und zusammen mit Ix, Johnny und Tanja wurde schnell ein konkretes Projekt aus einer eher diffusen Idee. Die Grundidee rührt aus zum Teil aus einem Ärgernis, und zu einem anderen Teil aus einer Überlegung her.

Das Ärgernis Auf der Buchmesse vor einem Jahr, sprach mit ein paar kleinen Verleger über Blogs. Ich wollte einerseits wissen, ob Blogs schon im Bewusstsein der Verleger angekommen waren, andererseits, was die Verlage von dieser Art der Literatur halten, bzw. ob sie es überhaupt für Literatur halten. Das Ergebnis war wie erwartet. Kaum jemand konnte mit dem Begriff etwas anfangen, und in Sachen Literatur hielt man sich eher bedeckt. Im Laufe des Jahres sprach mit ein paar Journalisten aus dem Kulturbetrieb. Manche bekannt, manche unbekannt, aber beiden Gruppen waren sich meist einig im dem Satz, dass Blogs vielleicht bessere Tagebücher sind, aber literarisch nichts zu bieten haben. Das ärgerte mich, weil ich genau diesen Punkt deutlich anders sehe. Sicher, es gibt weltweit 20 Millionen Blogs, von denen ein Großteil nicht mal in die Nähe von Literatur gerückt werden will, aber dazwischen gibt es ein paar Kleinode, die einen inne halten lassen, wenn sie eine Geschichte erzählen. Und ich sehe da ehrlich gesagt keinen Unterschied zu Musik- oder Filmbranche. Auch dort wird täglich größtmöglicher Unfug produziert, aber zwischendrin auch ein paar Perlen. Deswegen spricht keiner kaum einer beiden Branchen ihren Kunstverstand ab. Warum wird das aber bei Blogautoren gemacht?

Die Überlegung Das Internet verändert das Leben. Soziale Kontakte finden vermehrt über das Internet statt, oder werden über sie dank Foren und Mails organisiert. Aber das Internet macht mehr. Es verändert nicht nur die basalen Lebensgewohnheiten, sondern geht auch ins Detail hinein. Zum Beispiel in die Lesegewohnheiten. Am Bildschirm lassen sich lange Texte schlecht lesen. Also versucht man Texte so kurz zu halten, dass man sie gerade noch gut lesen kann, ohne die Konzentration zu verlieren. Das verändert einiges. Zum Beispiel die Haltung eines Autors zu seinem Text. Wenn er ihn schreibt, überlegt er vielleicht vorher, in welchem Medium er den Text veröffentlicht. Ist es in einem Buch? Oder einer Zeitung? Oder im Internet? Da im Internet die Aufmerksamkeitsspannen kleiner sind, wird er einen Text, den er ausschließlich fürs Internet schreibt, auch anderes verfassen, als wenn er für eine Anthologie schreibt. Das führt dazu, dass Texte verkürzt werden. Das man die Sprache überarbeitet. Dass man versucht nicht alles mit dem geschriebenen Wort zu erläutern, sondern dass man es mit den Emotionen macht, die zwischen den Worten stehen. Das einzelne Wort wird wichtiger. Ein Prozess, der der Lyrik vielleicht nicht unähnlich ist. Das bedeutet, dass einige, nicht alle, Geschichten kürzer werden. Dass sich vielleicht dadurch ein neuer Schreibstil entwickelt, der auch Einfluss auf die Literatur haben könnte. Je mehr Zeit man damit verbringt, vor dem Bildschirm Texte zu lesen, desto mehr wird sich die Lesegewohnheit ändern und der Bedarf nach einer solchen Literatur die man auch außerhalb des Bildschirms konsumieren kann, wird wachsen.

Soweit die Überlegung

Also haben wir nun alles zusammen geworfen. Den Ärger, die Überlegung, unsere Lust an Blogs, dem Internet und guten Geschichten. In Epicore sollen diese Geschichten gesammelt werden. Da wir nur Profiteure der Kreativität anderer sind, werden diese Geschichten nicht komplett dort zu lesen sein, sondern nur in einem Ausschnitt. Zu Ende lesen muss und soll man sie im jeweiligen Blog der Autorin, bzw. des Autors. Und so soll dann eine Art Sammelband entstehen. Von schönen Geschichten und von guten Autoren. Und ein Blick dahin, wie sich die Online Literaturszene außerhalb der Verlage entwickelt.

Da so eine Arbeit von niemand alleine gemacht werden kann, gibt es ein Team, das zurzeit aus folgenden Bloggern besteht:

Stattkatze - www.schriftstellwerk.de Lyssa - www.lyssas-lounge.de Herr Paulsen - antsinp.antville.org Felix Schwenzel - wirres.net Don Dahlmann - don.antville.org<

Aber es kann jeder mitmachen. Über Zu- und Einlieferungen würden wir uns freuen. Dafür gibt es eine hübsche Mailadresse

redaktion [ät] epicore de

Was letztlich dann auf Epicore erscheinen wird, ist dann eine Entscheidung der Redaktion. Mit anderen Worten: nicht alles, was wir auf diesem Weg erhalten, wird seinen Weg ins Blog finden.

Ich bin sehr happy, dass die Seite nun online ist. Das trotz all der "normalen" Arbeit, dass trotz der üblichen Real Life Belastungen (Arbeit, Essen, Schlafen) und auch trotz diverser Krankheiten, Epicore nun fertig da steht. Dafür bedanke ich mich an der Stelle ganz besonders bei Johnny, der von der Anmeldung der Domain, über das Einrichten auf dem Server, bis hin zum Erstellen der Mailadressen alles alleine gemacht hat.

Und jetzt -> Bookmarken

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