Normalerweise ist das ja so: So spätestens ab 15.12 verfalle ich in eine lähmende Jahresendlethargie, die mich zu einem auf dem Bett liegenden, Talkshow schauenden, Dominosteine essenden, fett werdenden, nicht nachdenkenden Faulpelz macht. Das war schon immer so, warum sollte es jemals anders sein? Weil sich zum Beispiel verschiedene Institutionen dazu aufgerufen sahen, dies mal für mich zu ändern. Neben verschiedenen, wenig lustigen Briefwechseln mit Rentenanstalten (Die so: "Sie haben immer noch nicht geschrieben, was sie 1985 gemacht haben". Ich so: "Da war ich in der Schule und hab versucht die kleine Süße aus Syrien rum zu bekommen." Die so: "Welche Schule?" Ich so: "Na die halt." Die so: "Beweisen Sie das!" Ich so: "Wie denn?" Die so: Wenden Sie sich ans das damals für sie zuständige Schulamt" Ich so: "Och nööö") hat sich dieses Jahr zusätzlich meine Krankenversicherung dazu entschlossen, mich auf Trab zu bringen, in dem sie mir einfach mal so gekündigt hat.
Angeblich, weil ich wegen einer Sache schon mal vor Jahren in Behandlung war, was ich nicht gesagt habe, aber nun wieder behandeln lasse, weswegen sie nun kündigen wollen und gleich auch alle gezahlten Beiträge für dieses Jahr einbehalten. Das ist natürlich Quatsch, das sagt selbst mein zuständiger Versicherungsfritze, aber, es sei nun leider so, dass die computergesteuerte Riesenmaschine (hihi) angelaufen sei, und nun müsse ich aktiv werden. In dem ich a) alle Arztberichte der letzten Jahre zusammen suche und b)nachweise, dass das, weswegen ich in diesem Jahr behandelt wurde, nicht das ist, weswegen ich schon mal vor ein paar Jahren behandelt wurde und mein Hausarzt mir genau das schreibt.
Das ist alles unschön, wie Versicherungen überhaupt schon sehr unschön sind. Neben hinterlistigen lustigen Fragebögen, in den auf 20 Seiten Fragen wie "Sind Sie jemals nicht wegen Hassunichgesehen niemals untersucht worden, oder haben Sie auf die Untersuchung verzichtet? Ja/Nein?" sucht man offenbar jede auch nur sich bietende Möglichkeit aus Verträgen raus zukommen und die gezahlten Beiträge des Jahres (Solidargemeinschaft!) einzubehalten. Was ich sowieso merkwürdig finde. Wenn sie einen rauswerfen, dann können sie das ja gerne machen, aber die Beiträge einbehalten? Seit wann ist das Risiko eine Versicherung abzuschließen auf der Seite desjenigen, der sich versichert? Natürlich gibt es dafür eine Klausel. Mein Versicherungsfritze ist aber guter Dinge, dass dies ein "automatisch wegen der Computer zustande gekommener Fehler" sei, der leicht auszuräumen ist. Derweil bin ich einfach mal nur vielleicht versichert, denn wenn die Versicherung ihren Fehler einräumt, dann bin ich versichert, wenn nicht, dann nicht, kann aber auch für den Moment keine neue abschließen, da das Verfahren ja nicht abgeschlossen ist.
Nun überlege ich, wie ich mein persönliches Risiko abmildern kann. Ich werde also am besten zu Hause bleiben, alle Briefe und Unterlagen, die zur Post müssten per Fahrradkurier dort hin bringen lassen, dass Fahrrad stehen lassen, zum Arzt nur gehen, in dem ich mit dem Taxi fahre (Insassenunfallversicherung des Fahrers überprüfen!) und keine elektrischen Geräte mehr anfassen. Die Matratze lege ich auf den Boden, damit ich nicht aus dem Bett falle, ich esse nur noch vorgeschnittenes Brot, bade nur noch mit Schwimmflügeln und gehe die Treppe runter, in dem ich mich mit beiden Händen am Geländer festhalte. Alles Dinge, die man vor Weihnachten unbedingt noch braucht.
Immerhin lese ich noch dpa Meldungen. Manchmal machen die sogar noch mehr Spaß als Blogs.
"Noch bis zu den Olympischen Spielen wird Yvonne Catterfeld am Vorabend die "Sophie - Braut wider Willen" geben, dann ist Schluss. Schon bei der ARD-Progammpressekonferenz am 1. Dezember wurde dies angedeutet. Ersetzt wird die Telenovela durch "Türkisch für Anfänger"."
Liebes Blog,
ich habe Dich total vernachlässigt in letzter Zeit. Nur solala Geschichten, nix schönes, merkwürdig gedrungenes, als ob man keine Zeit hat, aber doch was schreiben will, weil man es Dir schuldig ist. Das war böse. Aber ich hatte so viel Arbeit. Geld verdienen. Böse Sache. Das was alle halt machen, weil man irgendwann mal in den Urlaub will, oder einen Ipod braucht. Oder beides. Bald wird aber alles besser. Bestimmt. Immerhin bin ich nicht mehr so theatralisch wie früher. Da hätte ich dann geschrieben, dass alles so schwer ist. Das es regnet. Das es kalt ist. Das es schneit. Das es doof da draußen ist. Das ist wahrscheinlich weiterhin so, aber ich hab grad keine Zeit, das mit zu bekommen. Wegen der Arbeit und der vielen Arzttermine. Vielleicht ist es ja auch so, dass man, wenn man älter wird, einfach seine seelischen Schwerfälligkeiten mit Arztterminen ablöst. Eben noch ob der Welt und dem elendigen Nichtverständnis verzweifelt, heute schon zu sehr damit beschäftigt die leidigen Rückenprobleme in den Griff zu bekommen. Ich weiß auch nicht, ob das einem das Leben leichter macht. Wein hilft allerdings in jeder Lebenslage. Auch in der Rückenlage. Prost.
Aber bald wird wieder alles besser. Denn da warten etliche Geschichten darauf, endlich geschrieben so zu werden. Hab noch was Geduld, liebes Blog.
Dein Herr und Meister

Danke....
Für Hagenbuch.
Für die ersten kabarettistischen Texte, die ich im Radio gehört habe.
Für die Schärfung meines Humors
Für die vielen nachdenklichen Stunden.
Sie werden mir fehlen
Die Kneipe "Offenbar" in Friedrichshain leidet unter einem dieser schlimmen Wortspiele, die in den 80er Jahren mal sehr angesagt waren, als der Eichborn Verlag unfassbar reich wurde, in dem er Bücher rausbrachte, die "Sponti Sprüche" hießen und in denen Sachen wie "Nieder mit der Schwerkraft - es lebe der Leichtsinn" standen. Und man das lustig fand. Was den Namen noch schlimmer macht, ist der Umstand, dass das "Offenbar" einen gewissen Ruf in der Berliner Homosexuellenszene geniesst.
Aufgerissen hatte den Laden die Schwester von Sebas auf eine Art und Weise, über die ich den Mantel des Schweigens decken möchte. Wie im übrigen genauso über das Ende dieses Abends heute morgen so gegen halb sechs, weil ich unter keinen Umständen erzählen möchte, dass
und das wunderschöne Mädchen
. Meine Fresse. Jedenfalls leidet das wunderschöne Mädchen immer noch unter dem ausgeschenkten Chianti, und das obwohl ich heute in aller Herrgottsfrühe (ca. 14.40 Uhr) mit dem Fahrrad zur Apotheke gefahren bin, um das Leid
zu beenden mittels Aspirin zu lindern. Also: Chianti ist nicht so gut in dem Laden
Dazwischen war es auch sehr lustig. Herr Ix las über sein Hobby, welches daraus bestand, über Frauen zu springen, Herr MC Winkel las sehr, sehr großartig darüber, welche Peinlichkeiten sich innerhalb
seiner sexuellen Sozialisation zugetragen habe, welche ihn nun bis heute regelmäßig zu "Holsten" greifen lassen. Herr Sebas parlierte gewohnt lässig über seine Erfolge bei den Damen, während seine Freundin zwei Meter neben ihm saß und am lautesten darüber lachte. Später aß sie mehrere Kilo Knoblauchquark, was ich mal als Rache interpretiere.Sehr viele Menschen gestern gesehen und damit auch eine Wette verloren. Die Lesenden hatte vor Beginn der Veranstaltung um 500gr Käse gewettet, wie hoch die Besucherzahlen sein würden. Sie waren ziemlich hoch. Wenn mich nicht alles täuscht, hatten am Ende 83 zahlende Gäste den Weg ins ebenso kalte wie dunkle Friedrichshain gefunden. MC hat den Käse gewonnen und er besteht auf Fetakäse. Keine Ahnung, was er mit einem halben Kilo Fetakäse machen will, vielleicht will er den ja für irgendein schräges Experiment mit seiner Freundin einsetzen.
Wobei ich auch mal anmerken möchte, dass die Freundin MC Winkel so langsam so was ist, wie die Frau von Norm in "Cheers" oder die Figur "Maris" bei "Frasier". MC berichtet immer wieder liebevoll von ihr, aber leider schafft sie es nie zu einer Veranstaltung.Später saßen alle in kleiner Runde zusammen, wobei die echten Stars zu diesem Zeitpunkt die beiden Kate Bush Fanatiker Glamourdick und Ereignishorizont waren, die zu dem Zeitpunkt noch unfassbare Mengen Bier trinken konnten und wundervolle Geschichten erzählten, die man teilweise in ihren Blogs finden kann.
So - ich mach jetzt eine Pasta mit Thunfisch, Kapern, Tomaten und viel Schärfe, auf das der Restalkohol nieder gerungen wird. Bis zur nächsten Lesung am 18.12 in Hamburg muss ich auch nüchtern sein und vor allem noch eine Überraschung vorbereiten. Danke an alle, die gestern da waren!
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