Dienstag, 2. Mai 2006

Die größte Herausforderung, der man sich heute stellen kann, ist wohl so zu sein und zu leben, wie man gerne wäre. Und eben keine Entschuldigung mehr finden. Keine Entschuldigung für das Rauchen, das Vermeiden von Entscheidungen, das zu viele Essen oder trinken oder beides. Das Leben besteht oft nur noch aus Momenten, in denen man "sich was gönnen" oder "belohnen" will. Manchmal kommt man sich dabei vor, wie jemand, der sein Glas fröhlich erhebt, während oben schon der Dachstuhl brennt. Was fehlt sind die platonischen Tugenden und von denen besonders die Mäßigung. Vor allem sich selbst gegenüber. Also, dass man erst mal sich selbst sortiert, bevor man auch nur irgend etwas anderes macht. Und deswegen habe ich vor diesem Text und der darin inne wohnenden Leistung auch so viel Respekt.

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Montag, 1. Mai 2006

Das wunderschöne Mädchen hatte gekocht. Fisch. Offenbar Fisch mit Besuch. Sie hat natürlich nichts. Werde aber gepflegt. Geh jetzt wieder Kamillentee trinken und versuche es nach 36 Stunden mal wieder mit was eßbaren.

(Kann natürlich auch sein, dass sie mich vergiften wollte. Frauen greifen ja lieber zu Gift als zum Messer oder der Pistole, wie ich durch zahlreiche "Derrick" und "CSI" Folgen gelernt habe. Sie rückt aber nicht mit der Sprache raus, warum sie mich vergiften wollte, sondern streitet alles ab.)

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Donnerstag, 27. April 2006

Klaut Bastian Sick seine Zwiebelfisch Kolumne zusammen?

Bastian "Ich wär so gerne Wolf Schneider" Sick, hat in der aktuellen Zwiebelfisch Kolumne im Spiegel die außergewöhnlich lustige Idee gehabt, sich über die mehr oder weniger kreativen Namen der ebenso schnell wie Bäckereien und Handyshops aus dem Boden sprießenden Friseure lustig zu machen. Man kann Namen wie "Mata Haari" schlimm finden. Das ist völlig in Ordnung. Nicht in Ordnung wäre es allerdings, wenn man seine Liste aus einem Buch klaut. Die von Sick genannten Namen stammen wohl teilweise aus dem 1996 erschienen Buch "Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen. Listen, die die Welt erklären" von Tex Rubinowitz und Jörg Metes, das leider mittlerweile vergriffen ist. Diese und alle weiteren Namen inkl. der Ortsangaben kann man aber auch im Forum der nicht gerade unbekannten Höflichen Paparazzi (wahr. Anmeldung erforderlich) nachlesen, die seit 2000 Namen zusammen tragen.

Zu allem Überfluss gibt es von Roland einen Eintrag ebenfalls aus dem Jahr 2000, der genau das Thema und interessanterweise auch die Namen der Friseurläden beinhaltet, die in der "Zwiebelfisch Kolumne" auftauchen. Man findet diesen Eintrag, wenn man bei Google einfach "Friseurnamen" eingibt relativ leicht, denn er steht an erster Stelle. Selbst wenn man "Friseur Namen" schreibt.

Das sich Bastian Sick für seine wöchentlichen Kolumnen hier und da Inspriration suchen muss, ist verständlich. Und Google dürfte ihm wahrscheinlich nicht unbeaknnt sein. Dass er es aber unterlässt seine Quellen zu nennen, entspricht wahrscheinlich der Idee des Spiegel Onlines von "Qualitäts Journalismus". Sauber gemacht, Herr Sick.

Im Forum, wo die Geschichte durch die Recherche einiger Mitglieder ans Tageslicht kam, beklagt sich Tex Rubinowitz zu Recht über den ziemlich lahmen Diebstahl eines Themas, dass schon zu Urzeiten ausreichend behandelt wurde und es gibt vom Forumsmitglied Karlo Tobler den Entwurf einer Beschwerdemail, die man Bastian Sick schicken kann:

Geht an zwiebelfisch@spiegel.de

Guten Tag, Bastian Sick,

es ist erfreulich, dass Sie für Ihren Frisörsalonnamenwettbewerb auf eine Idee von Jörg Metes und Tex Rubinowitz aus dem Jahr 1996 zurückgreifen. Ebenso fein von Ihnen ist es, sämtliche Frisörsalonnamen, die die beiden in "Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen" auflisteten, in Ihrem Artikel zu benutzen. Wenn Sie etwas Anstand hätten, hätten Sie die Quelle genannt. Aber das können Sie ja auch nachträglich noch prima tun.

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Mittwoch, 26. April 2006

"Wenn diese berufstätigen Frauen überhaupt Kinder bekommen, dann verwahrlosen sie"

"Es ist die Frau, die in der Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrages die Familie zusammenhalten kann"

"Es ist selbstverständlich, dass Frauen etwas lernen, dass sie sich weiterbilden und Aufgaben auch außerhalb der Familie übernehmen, wenn sie das Talent dafür haben. Doch all das sollte in Maßen geschehen."

"Sie [emanzipierte Frauen] wussten damals schon nicht, was das Glück bedeutet, ein Baby zu bekommen, einen liebenden Mann an der Seite zu haben und - manchmal unter größten Mühen - etwas zu erschaffen, was man Familiensegen nennt."

Wer sagt denn sowas? Nicht im Internet nachschauen! Kommentare hierzu überlasse ich lieber der weiblichen Bloggerwelt.

Wer hats gesagt

Der Papst!
8,6% (6 Stimmen)
Guido Westerwelle!
2,9% (2 Stimmen)
George Bush!
8,6% (6 Stimmen)
Nena!
7,1% (5 Stimmen)
von der Leyen!
38,6% (27 Stimmen)
Eine andere Frau!
34,3% (24 Stimmen)
Summe: 70 Stimmen

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Da ist sie also, die seit Monaten angekündigte, schon fast Sagen umwobene Blog Community vom Holtzbrinck Verlag. Bisher hatte der Verlag damit auf sich aufmerksam gemacht, dass man als einer der wenigen Verlage in Deutschland mit Blogs massiv rumexperimentiert hat. Das klappte mal gut (Zeit.de, Handelsblatt.de) oder auch mal gar nicht (Tagesspiegel.de), aber immerhin schien sich der Verlag intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Als ich im Februar hörte, dass ein "Experten Blogportal" entstehen sollte, dachte ich nur: "Ach, Du Schande." Das mit den "Expertenportalen" hatten wir doch schon mal, so gegen 1999/2000, als die Dinger wie Pilze aus dem Boden schossen und eben so schnell wieder verschwanden. Ich selbst war damals glaube bei zwei Portalen als "Experte" eingetragen, und man versprach, dass ich mir bald die Zähne vergolden lassen könne, denn die Menschen würden demnächst zu Millionen hilflos im Internet herum irren und weinend nach Rat suchen. Taten die Menschen aber genauso wenig, wie sich auf Webseiten zu verirren, die den Menschen an die Hand nehmen wollten und "guided Tours" durchs Internet anboten.

Und genausowas bietet der Holtzbrinck Verlag jetzt auch an. Man hat einfach nur einen neuen Namen für ein altes, sehr, sehr totes Projekt gefunden und es grafisch an das Jahr 2006 angeppaßt. Sie machen sich noch nicht mal die Mühe, das zu verbergen und der Untertitel des Portals "Hier sprechen Experten. Über Politik, Sport, Kultur, Unterhaltung, Technik, Reise und Leben." stammt wohl noch von einem Projekt aus der Schublade. Immerhin war man dieses Mal aber so klug, dass man den Autoren ein Honorar anbietet, anstatt darauf zu hoffen, dass sich die Experten schon von selbst einfinden. Wieviel man ihnen zahlt ist nicht so richtig bekannt, und die Zahlen, die ich hörte, schwanken zwischen 100 und 300 Euro. Im Monat. Je nach Popularität des Autors. Womit wir schon beim nächsten Punkt sind. Außer Jens Scholz und Dr. Michael Prang, den ich noch aus gemeinsamen Zeiten bei "Zeit Online" kenne, stach mir jetzt kein Name ins Auge, den ich aus der Blogszene kennen würde. Kann aber sein, dass es Autoren gibt, die lieber erstmal unter anderen Namen schreiben.

Inhaltlich können die als "Blogs" getarnten Expertenseiten auch nicht wirklich überzeugen. Die meisten Artikel bestehen aus Hinweisen zu anderen Webseiten, oder wie Kollege Ix bei sich schreibt, aus Hinweisen zu Artikeln, die demnächst woanders erscheinen. Die einzigen beiden "Blogs" in denen ich Content entdecken konnte, der zu 100% selbstgeschrieben und motiviert war, sind das Satireblog und das Glaubensblog, dessen Existenz ich allerdings ernsthaft begrüße. Allerdings: das Baby ist gerade frisch auf die Welt gekommen, da muss man erst mal abwarten, auch wenn ich es nicht verstehe, warum sich zum Beispiel um das Thema "Politik" drückt. Autoren hat man im Hause Holtzbrinck doch genug. Überhaupt: Warum hat man sich nicht aus dem Pool grandioser Autoren bedient, die man sowieso unter Vertrag hat?

Ex-Kress Chef Peter Turi, ist wegen des neuen Expertenportals auch dementsprechend aus dem Häuschen, und schriebt bei sich in den Kommentaren:

Wenn die mit Print-Werbung für ihre Blogs nur jeden tausendsten Leser zum Blogschreiber machen, dann sind das über tausend Autoren. Und wenn jeder zehnte Leser mal reinklickt, dann sind das hunderttausende Leser. Das ist eine mächtige Welle, die da kommen wird.

Wer da künftig Geld mit Blogs verdienen will, der wird es ohne Verlagspartner kaum schaffen, sich am Kiosk2.0 einen Platz zu erobern, der ihn überleben lässt.

Teil Eins der Aussage kennt man von nicht funktionierenden Schneeballsystemen und irgendwie habe ich das schon mal von den Leuten gehört, die damals die Expertenportale aufgemacht haben. Und Geld verdienen mit Blogs - hmja. Ich rechne es Holtzbrinck sehr hoch an, dass sie die Autoren bezahlen, denn das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung und es wird mögliche Autoren sicher motivieren. Und ich bin auch der Meinung, dass man als Autor eines Blogs nur über den Umweg eines Verlages vernünftig Geld verdienen kann. Aber sicher auch nicht auf diese Art. Auch mit 300 Euro kann man im Momat nicht leben. Und ob man überhaupt auf die Art und Weise Geld verdienen kann? Wenn man Menschen Experten nennt ein paar Informationen zusammenstellt?

Fazit: Ich bin etwasschwer enttäuscht von diesem Portal. Ich hatte, nachdem man beobachten konnte, wie der Verlag in den letzten 12 Monaten im Weblogsektor rumprobiert hat, erwartet, dass sie das Ding wirklich fett machen würden. Dass sie mit großen Namen und Themen die Blogs dazu nutzen würden, einen Angriff auf die meist eher langweiligen Onlineangebote anderer Verlage zu starten. Herausgekommen ist leider nur ein kleiner Versuch, eine eigene Blogcommunity zu starten. Kann gut sein, dass das klappt, dass sich tausende Menschen ein Expertenblog zu legen und über Fliegenfischen, Lacrosse oder die Päpste des Mittelalters schreiben. Mit Online-Journalismus hat das allerdings nichts zu tun.

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