Nachtrag zu diesem Eintrag.

Ein sehr interessantes Zitat aus dem Kölner Stadtanzeiger. In dem Artikel, der unter der Überschrift "Justiz kapituliert vor Raubkopierern" läuft, wird u.a. dargelegt, dass die Entscheidung vieler Staatsanwaltschaften, Anzeigen der Musikindusttrie, bzw. durch deren Anwälte, nicht mehr zu bearbeiten, die Industrie vor Probleme stellt. Christine Ehlers von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) wärmt die Idee auf, dass die Provider in Zukunft den Datenverkehr ihrer Kunden überwachen sollen. Wenn sie den Download einer durch ein Copyright geschützten Datei feststellen, sollen sie eingreifen. Die Industrie verlangt von den Providern Polizist, Staatsanwalt und Richter zu sein. Vermutlich nur, weil man es (noch) nicht selber machen kann. Es gibt ja durchaus den Versuch den Gesetzgeber in die Richtung zu schubsen, dass auch privatwirtschaftliche Auskunftsgesuche von den Providern beantwortet werden müssen/sollen. Dabei sieht auch die GVU offenbar, dass man gegen illegale Downloads kaum etwas unternehmen kann.

„Die echten Kriminellen werden wir dadurch nicht erreichen, aber die Laien, die sich in der Anonymität des Internets bisher sicher gefühlt haben.“

Das macht dann auch deutlich, um was es einigen Firmen offenbar geht. Es geht nicht mehr um die Eindämmung, es geht nicht darum, gewerbsmäßige Downloader zu erwischen. Es geht um die kleinen Fische. Diejenigen, die über illegale Plattformen Musik unrechtmäßg veräußern, also ohne das Industrie und Künstler ihren Anteil bekommen, sind in den meisten Fällen sowioso nicht zu ermitteln. Der einzelne Torrent/Esel User allerdings schon. Und so liegt der Verdacht nahe, dass die Industrie "die Laien" als Teil der Einnahmepolitik betrachten. Wer zehntausende von Abmahnungen rausjagt, die alle mit einer Kostennote zwischen 200 und 1000 Euro verbunden sind, scheint damit zu verdienen. In Zeiten, in denen von Unternehmen nicht mehr nur jährliche, sondern Quartals-basierte Erfolgsmeldungen bei Umsatz und vor allem Gewinn erwartet werden, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Einnahmen aus kostenbewehrten Unterlassungserklärungen schon als unverzichtbarer Teil des Umsatzes gewertet wird.

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Klaut Bastian Sick seine Zwiebelfisch Kolumne zusammen?

Bastian "Ich wär so gerne Wolf Schneider" Sick, hat in der aktuellen Zwiebelfisch Kolumne im Spiegel die außergewöhnlich lustige Idee gehabt, sich über die mehr oder weniger kreativen Namen der ebenso schnell wie Bäckereien und Handyshops aus dem Boden sprießenden Friseure lustig zu machen. Man kann Namen wie "Mata Haari" schlimm finden. Das ist völlig in Ordnung. Nicht in Ordnung wäre es allerdings, wenn man seine Liste aus einem Buch klaut. Die von Sick genannten Namen stammen wohl teilweise aus dem 1996 erschienen Buch "Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen. Listen, die die Welt erklären" von Tex Rubinowitz und Jörg Metes, das leider mittlerweile vergriffen ist. Diese und alle weiteren Namen inkl. der Ortsangaben kann man aber auch im Forum der nicht gerade unbekannten Höflichen Paparazzi (wahr. Anmeldung erforderlich) nachlesen, die seit 2000 Namen zusammen tragen.

Zu allem Überfluss gibt es von Roland einen Eintrag ebenfalls aus dem Jahr 2000, der genau das Thema und interessanterweise auch die Namen der Friseurläden beinhaltet, die in der "Zwiebelfisch Kolumne" auftauchen. Man findet diesen Eintrag, wenn man bei Google einfach "Friseurnamen" eingibt relativ leicht, denn er steht an erster Stelle. Selbst wenn man "Friseur Namen" schreibt.

Das sich Bastian Sick für seine wöchentlichen Kolumnen hier und da Inspriration suchen muss, ist verständlich. Und Google dürfte ihm wahrscheinlich nicht unbeaknnt sein. Dass er es aber unterlässt seine Quellen zu nennen, entspricht wahrscheinlich der Idee des Spiegel Onlines von "Qualitäts Journalismus". Sauber gemacht, Herr Sick.

Im Forum, wo die Geschichte durch die Recherche einiger Mitglieder ans Tageslicht kam, beklagt sich Tex Rubinowitz zu Recht über den ziemlich lahmen Diebstahl eines Themas, dass schon zu Urzeiten ausreichend behandelt wurde und es gibt vom Forumsmitglied Karlo Tobler den Entwurf einer Beschwerdemail, die man Bastian Sick schicken kann:

Geht an zwiebelfisch@spiegel.de

Guten Tag, Bastian Sick,

es ist erfreulich, dass Sie für Ihren Frisörsalonnamenwettbewerb auf eine Idee von Jörg Metes und Tex Rubinowitz aus dem Jahr 1996 zurückgreifen. Ebenso fein von Ihnen ist es, sämtliche Frisörsalonnamen, die die beiden in "Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen" auflisteten, in Ihrem Artikel zu benutzen. Wenn Sie etwas Anstand hätten, hätten Sie die Quelle genannt. Aber das können Sie ja auch nachträglich noch prima tun.

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