Grade das Gegenteil tun heißt auch nachahmen, es heißt nämlich das Gegenteil nachahmen. (Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799) Von großen Vorbildern und dem langen Weg zum authentischen Schreiben.
Mit 15 habe ich Henry Miller entdeckt. Ganz klassisch in einer Bahnhofsbuchhandlung. Auch wenn es die Buchhandlung im Bahnhof des stillen Bonner Vororts Bad Godesberg war, die nun wirklich bar jedes Rotlichtmilieus ein ziemlich spießiges Dasein fristete. Entdeckt habe ich Henry Miller auch nur deswegen, weil vorne auf dem Buchcover vom „Wendekreis des Steinbocks“ eine halbnackte Frau zu sehen war. Ein absolut unwiderstehliches Kaufargument für einen 15jährigen. Mit dem Autor Henry Miller selber konnte ich damals absolut nichts anfangen, was sich allerdings schnell ändern sollte. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von seiner Art zu Schreiben, von der Klarheit der Sprache, die so einfach erschien und es doch sofort schaffte, mir den bisher bekannten Boden unter den Füssen wegzuziehen. Ich las das Buch in wenigen Tagen, teilweise klassisch mit einer Taschenlampe unter der Decke und ich war infiziert. Nach der Lektüre des Buches war mir klar: Ich will auch mal so was schreiben können.
Weiterlesen bei mindestenshaltbar, für dessen neue Ausgabe ich was schreiben durfte.
Manchmal ist Image ein merkwürdig Ding. Vor allem bei Produkten. Wahrscheinlich könnte der Hersteller der Firma "Tempo" ganze Regenwälder nebst possierlichen und puscheligen Tieren mit Kindchenschemablick vernichten, die Taschentücher würden weiter den Ruf haben, besser zu sein als, die der Konkurrenz. Der Name "Tempo" ist sogar zum Synonym für alle anderen Papiertaschentücher geworden, da kann Dingens, na, wie heißen die, Zewa, machen was sie wollen. Ein weiteres Beispiel für ein gutes Image ist Opel sicher nicht. Tatsächlich frag ich mich nach nun mehr 2500km mit dem Astra, warum das eigentlich so ist. Gut, es mangelt dem Wagen an ein paar Kleinigkeiten, wie den fehllenden Ablagefläche (hab ich die schon mal erwähnt?) und anderen Sachen, aber das sind Marginalien, die nicht überdecken können, dass der Astra ein ganz okayes Auto ist. Gerade auf der Autobahn hat mich der Wagen überzeugt, und das, obwohl ich nur die Standartausstattung von Opel, plus Navi und Klimaanlage habe. Bis 180 km/h zieht der 100 PS Diesel ganz ausreichend. Mit viel Anlauf und einer leicht abschüssigen Strasse hab ich ihn neulich mal auf 215 km/h gebracht. Man fühlt sich sicher, die Bremsen sind gut, der Wagen hat alle erdenklichen Airbags und sonstige Sicherheitsfeatures und ich kann nichts anderes sagen, als dass ich mich auf der Autobahn nicht einmal unwohl in dem Wagen gefühlt habe.
Jedenfalls ist der Wagen nicht schlecht. Sicher nicht schlechter als der Mietwagen Golf, den ich vor ein paar Monaten gefahren bin. Fragt man sich also, warum Opel nur so zu kämpfen hat und warum das Image der Firma nur so schlecht ist, dass man bei Telepolis nicht mal deren Namen schreiben mag. Auch während der Diskussion in der vorletzten Woche kam ja ab und an das Argument auf, einen Opel würde man niemals nehmen, einen Ford oder VW schon. Auch wurde erwähnt, dass ich und die anderen Opel nun helfen würden, deren Image als Opa-Auto abzulegen. Weswegen ich mal geschaut habe, was Opel in den letzten 30 Jahren so in der Werbung getrieben hat.
Dabei fiel mir auf: die hatten schon immer Probleme damit, dass sie besonders "jung" erscheinen wollten. Bis Ende der 60er Jahre baute man solide, aber vor allem unfaßbar langweilige Autos, bis man dann plötzlich mit dem atemberaubenden Opel GT rauskam. Der schlug ein wie eine Bombe, auch wenn es damals schon hieß, Opel solle doch die Sportwagen der Firma Porsche überlassen und weiter langweilige Autos basteln. Nach nur fünf Jahren stellte man den Versuch, ein neues Image mittels eines Sportwagen zu schaffen, wieder ein.
Dummerweise legte man auch nie nach, sondern versuchte den gerade gewonnen Image Vorteil mittels Werbung auf die anderen Fahrzeuge aus dem Hause Opel zu transferieren. Das "Manta" Modell half dabei nicht wirklich. Die erste Generation sah noch einigermaßen außergewöhnlich aus, aber spätestens mit der zweiten, kantigen und eher langweiligen Version des Manta, war es vorbei mit dem Autospaß. Da halfen auch ein Enkel des Firmen Gründers in der Formel Eins und die Erfolge im Motorsport nicht weiter, die man auf der Rundstrecke ebenso feiern konnte, wie mit Walter Röhrl in der Rallyweltmeisterschaft. Da konnten die Rüsselheimer Anzeigen schalten wie sie wollten, die Masse der Autokäufer sah auf den Manta herab und spätestens mit dem Aufkommen der "Manta Witze" traute sich kein Führerscheinneuling mehr, einen neuen oder gebrauchten Opel Manta zu kaufen. Der absolute Horror für jeden Heranwachsenden wahr wohl ein geschenkter Manta in braun mit beiger Innenausstattung, den der Opa stolz überreichte. Da fuhr man lieber Fiat Panda. Opel aber baute verbissen weiter, versaute sich sein Image mit noch mehr schlechter Werbung für den als "Golf GTI Killer" gedachten Opel Kadett GSI.Das wurde in den 90er Jahren nicht besser. Da konnte man neue Autos entwickeln und die Pogues unter das Werbefilmchen legen, das Image der Marke blieb schnarchig. Und ist es bis heute trotz etlicher Verbesserungen auch geblieben. Interessant zu sehen, wie Opel seit 30 Jahren versucht, sein Image um zu biegen. Und wie sie es immer weiter versuchen, möglichst frisch und jugendlich daher zu kommen, anstatt das eigene Image mal aufs Korn zu nehmen, wie das Mercedes, VW und andere Automarken in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich gemacht haben. Über deren Werbung konnte ich mal lachen, aber über die Werbung von Opel? Vielleicht sind es die Vorgaben der Konzernmutter "General Motors", vielleicht ist aber auch eine überängstliche Marketing Abteilung. Aber irgendwie wirkt die Marke manchmal wie ein verängstigtes Häschen, dass keine Fehler machen will.
Ab und an schreibt ich ja auch noch mal was für das Berlinblog der "Zeit". Neulich hat Jochen Reinecke dort ein gelungenes Plädoyer für den neuen Hauptbahnhof in Berlin gehalten. Damit in all dem Jubel über den neuen Bahnhof ein paar Gedanken nicht untergehen, hab ich jetzt ein Plädoyer gegen den Bahnhof geschrieben
Zugegeben: die Architektur des neuen Bahnhofs mitten Berlin ist gelungen. Zumindest, so lange die Glasscheiben so schön klar und sauber bleiben, sieht der Hauptbahnhof schick aus, und hebt sich wohltuend von den Betonburgen anderer Städte ab. Die Frage ist nur: braucht den Bahnhof irgendein Mensch?
Weiterlesen beim Berlinblog der "Zeit"
Spätestens 2011, wenn der neue Flughafen in Schönefeld eröffnet und somit der schnuckelige Flughafen in Tegel geschlossen wird, werden wir wieder "Hauser & Kienzle" spielen.
Nachtrag 31.05: Sehr lesenswerter Artikel in der Jungen Welt über den Hauptbahnhof. Was mir erst heute klar geworden ist: seit der Eröffnung halten Züge von und nach Dresden, Leipzig und Hamburg ausschließlich am Hauptbahnhof. Das verkürzt die Fahrzeiten ja ungemein.
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Heute morgen war die Welt meiner Katze noch völlig in Ordnung. Sie wachte neben mir auf, wurde begrüßt, gestreichelt und erinnerte sich daran, dass sie gerade wieder einigermaßen normal war, nachdem sie in den letzten 5 Tagen derartig rollig war, dass sie selbst die weiblichen Katzen des wunderschönen Mädchens dazu überreden wollte, dass diese sie nun endlich befriedigen erlösen befruchten. Eine knappe Stunde später war gar nichts mehr in Ordnung, denn ich habe so eben durch einen Arzt ihre Familienlinie endgültig beenden lassen. Jetzt torkelt sie mit Kragen durch die Wohnung und fällt dauernd um, weil das Narkosemittel noch wirkt. Das arme Ding. Ich hab jetzt ein wenig ein schlechtes Gewissen und bin 84 Euro ärmer (2 Euro billiger als in Düsseldorf!)
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