Echter Frühling heute. Ich meine, es war schon mal warm, einmal sogar so sehr, dass man in diesem Kakaoladen am Helmholtzplatz sitzen und Kakao mit Orangengeschmack und später dann Bier trinken konnte. Und dabei endlich wieder Haut, und die Empfindung, dass man mal wieder etwas begehrt, begehren könnte, dass man eine Pause im Leben machen muss, nur damit man begehren kann, damit alles um einen herum unwichtig wird, und man die Begierde in der Vordergrund stellt. Nicht so eine hungrige Begierde, die das Bewußtsein niederkämpft, sondern eine, die sanft wie der Wind ist, der langsam die Vorhänge bewegt, der über den Körper streicht, wenn man im Sommer schwitzend vor Regungslosigkeit auf den Bett liegt und auf genau diesen Moment wartet. Mit so einer Begierde, mit dem Wunsch nach Konzentration auf ganz winzige Stellen am Körper der anderen, Hautfetzen, kleine Lieblingstellen, eine Narbe vielleicht, weil sich an einer Narbe doch die Bravour der Erotik misst. Und dann lachen und noch ein Bier trinken und die kalte Flasche fühlen und wenn man jetzt nackt rumliegen würde, dann käme man bestimmt auf die Idee, die kalte, nasse Flasche ganz sanft an der Lieblingsstelle entlang zu führen. So ein Tag ist heute in Berlin.
"Sie waren fuenf, damals, 1973: Er, seine Freundin Bernadette, die Amerikanerin Loise, eine ehemalige Sekretaerin John F. Kennedys, Freddo, ein Australier und Gipsy, deren wahren Namen niemals jemand herausfinden konnte, die aber die "Mutter aller chiloms" (Haschpfeifen aus Ton) genannt wurde. Jeder suchte sich sein Plaetzchen in der idyllischen Bucht am Rande eines kleinen Suesswassersees. Claude und Bernadette hatten ihren Baum, Loise und Freddo einen Felsvorsprung und Gipsy lag am Strand, ohnehin immer zu bekifft um die Strandkrabben zu bemerken, die ueber ihren Koerper stiegen."
Das Wortschnittchen trifft den letzten Hippie.
Doc, es ist gut Sie wieder lesen zu können, auch wenn der Inhalt mich erschrocken hat. Werden Sie bald wieder gesund. Und zwar so richtig ganz. Alles Beste.
Das schwierige ist ja nicht das miteinander reden, sondern dasselbe meinen. Sprache ist ein blödes Kontrukt, dass immer nur auf der Annahme basiert, dass man dieselben Definitionen im Kopf hat. Das der andere das eigene Selbst lesen kann. Irgendwann verschieben sich die Worte, lassen sich nicht mehr durch das Verständnisgitter pressen. Dann steht man da mit seinen Gedanken, die einen in die Sackgasse geführt haben und die Gedanken schauen einen blöd an und zucken mit Achseln, als wenn sie sagen wollten:"Was können wir denn dafür".