Beschluss

Ich hab mir zum Jahreswechsel einen Kalender gekauft. Damit ich auch so weiß, welchen Tag wir haben und nicht immer extra den Rechner anwerfen muss. Da isser:

datum

Und lernen kann man auch was dabei. Zum Beispiel das Luther an dem gleichen Tag gebannt wurde, an dem die katholische Kirche Fidel Castro exkommuniziert hat. Da sage noch mal einer, die Katholiken hätten nicht ein Auge für Spalter. Auch erfahre ich, dass am 4. Januar 1916 das deutsche Kreigsernährungsamt die Tötung von zwei Millionen Luxushunden forderte, weil diese als "wertlose Mitesser" die Lebensmittelversorgung belasteten. Ich finde, dass sind gute Mitteilungen. Deswegen habe ich beschlossen, fortan nicht mehr die "Tagesschau" oder ähnliches zu sehen, sondern meinen täglichen Bedarf an Nachrichten nur noch über diesen Kalender zu beziehen. Das Gejammere, Genöle, Kriegsgewusel, Hochwasser, Skispringen drückt mir sowieso unangenehm auf mein limbisches System. Kaum macht man den Fernseher an, springt einem irgendein Mensch an, der behauptet, dass alles schlimmer würde. Das es so nicht weiter gehen könne. Jetzt vielleicht gerade noch mal, aber 2015, da werden wir ganz schön dumm gucken. Durch den monatelangen Beschuss ist mein "Wie soll das nur weitergehen" Töpfchen ziemlich aufgebracht. Mein Kalender bringt mir stattdessen Nachrichten, die mich nicht mehr betreffen. Plötzlich kann ich mich wieder auf Tage freuen. So zum Beispiel auf den 1.2.2003, an dem ich lesen werde, dass die Kaiserin von China 1901 in einem Erlass, dass Binden von Füssen nicht mehr empfiehlt. Also werde ich mich am 1. Februar drüber freuen, dass seitdem abermillionen von kleinen chineschen Mädchen endlich Bata-Schuhe tragen können. So fängt der Tag doch gleich ganz anders an, verglichen damit im Frühstücksfernsehen Angelika Beer sehen zu müssen. Kollege Jochen hatte mal eine Seite mit "Guten Nachrichten". Sollte er mal wieder aufleben lassen.

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Entdeckung

Im Prinzip ist es so: Ich liege seit einer Woche rum, trinke gemäßigt und esse. Ich bewege mich in homöopathischen Dosen zwischen meiner Küche, dem PC und dem Bett hin und her. Ok, ich war zweimal draussen. Einmal gestern, um "Herr der Ringe" zu sehen [Naja, naja, naja. Gelangweilt habe ich mich nicht, aber das war es auch schon] und ein anderes Mal am Neujahrstag. Also am einzigen Tag, an dem man, wegen einer meterdicken Eisschicht da draussen auf den Strassen, am besten zu Hause geblieben wäre. Erstaunlicherweise bin ich aber nicht hingefallen und/oder habe mir eine schrundige Fresse geholt, sondern ich bin am Ziel der Wünsche angekommen, habe ich mir geschworen, solange zu trinken und nicht eher nach Hause zu gehen, bis das Eis verschwunden sei. Hat bestens geklappt. Jedenfalls habe ich mich ansonsten nicht bewegt. Aber (jetzt kommt die fulminante Entdeckung, welche ich im Titel angekündigt habe) ich habe trotzdem abgenommen, obwohl auch eine Tüte Gummibärchen meinen Weg kreuzte. Da plagt man sich mit ballaststoffeicher Ernährung, wiegt Käsescheiben mit 10% Fett ab, nimmt die Treppen statt den Aufzug, und überlegt sogar Sport zu machen, und dann dass. Ich werde diese neue Diät noch übers Wochenende ausprobieren, und wenn das immer noch klappt, dann schreibe ich ein Buch drüber, lass mich von der "Brigitte" und bei "Herman & Tietje" interviewen und werde unsagbar reich.

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02

Beste Entscheidung: Nach Berlin zu ziehen Schlechteste Entscheidung: Diesssse Flaaasssssche Wein mach isch noch auf

Beste Anschaffung: Das SZ Abo Dämlichste Anschaffung Ein Standmixer

Schönster Absturz: Pappenheim Schlimmster Absturz: Pappenheim

Bestes Getränk: 92er Brunello, Burgfeuer Ekelerregendes Getränk Dr.Pepper

Bestes Rezept: Kürbis Lasagne Schlimmstes Essen: Salami Pizza von Plus

Beste Musik: Beck, Sea Change Schlimmstes Gejaule: Dieses merkwürdige Elvis Cover

Eigene, schönste musikalische Wiederentdeckung Roxy Music zwischen 70-75. Peinlichster musikalischer Faux-Pas Las Ketchup

Beste Idee/Frage: "Ein Schoko-Croissant von gegenüber und dann noch was knutschen?" Dämlichste Idee/Frage: "Wenn ich diese CSS Zeile lösche, kann eigentlich nichts passieren."

Beste Lektüre: Wolfgang Herrendorf - In Plüschgewittern Langweiligste Lektüre: Franzen - Die Korrekturen

Bester, dreckigster, geilster Sex Mit jemand anderem Langweiligster Sex: Mit mir alleine

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Frist versäumt

Ich bin sehr schusselig. Ich vergesse Dinge sofort. Auch Geburts- und Todestage fallen bei mir sanft durch das Raster und gleiten zu Boden, wo sie sich zu den anderen Gedankenflusen legen, damit sie nicht so alleine sind. Ich meine das aber nicht böse. Ich vergesse es halt. So wie die Überweisungen für Telefon, Strom, Wasser, Gas, Versicherungen und was weiß ich noch. Das hat mir schon ne Menge Ärger eingebracht und die Frage, warum ich denn nicht alles abbuchen lasse. Die Antwort ist leicht: Wenn ich alles abbuchen lassen würde, dann hätte ich ja kein Geld mehr. Das geht ja auch nicht. Aber irgendwann erinnere ich mich dann schon noch. Entweder, wenn ein freundlicher Herr vor der Tür steht, oder es fällt mir siedendheiss, ca. 24 Stunden vor Ablauf der allerletzten Frist ein. Dann rase ich zur Post und zahle brav die geforderte Summe, plus 3 Euro Einzahlungsgebühr. Von den gesammelten 3 Euro Einzahlungsgebühren der letzten Jahrzehnte, hätte ich mir wahrscheinlich schon längst Kistenweise Rotwein kaufen können, und so erfüllt meine Schusseligkeit zumindest auch noch einen Gesundheitsdienst. Wäre ich nicht schusselig, wäre ich wahrscheinlich Alkoholiker. Und so kommt es auch, dass ungefähr fünf Monate nach meinen Einzug in diese Wohnung, noch etliche Kartons darauf warten. ausgepackt zu werden. Die stehen hier rum und haben sich über die Zeit, zu einer Art autonomen, für mich nicht sichtbaren "Blinden Fleck" entwickelt. Jedesmal, wenn ich den Raum betrete, in dem die Kartons stehen, sehe ich sie nicht, während anderen Menschen sofort diesen Ausdruck in den Augen bekommen, der so viel heißt wie "Na, den will ich aber nicht heiraten." Also, ungefähr derselbe Blick, den sie bekommen, wenn man ein Glas Wein anbietet und dann erstmal verschämt die Gläser abwäscht, weil sie seit drei Wochen nur immer mal mit Wasser durchgespült wurden und zwischen Schreibtisch und Küche pendelten und dem entsprechend aussehen.

Auf jeden Fall ist Weihnachten, und da ich nichts geschenkt bekommen habe, also nicht wie alle anderen knietief in aufgerissenem Geschenkpapier waten durfte, dachte ich mir heute: "Mensch Don, mach doch mal einen Karton auf". Also packte ich blind einen Karton aus meinem blinden Fleck und öffnete ihn. Es war ein Karton Bücher. Ich freute mich unter anderem sehr über die Walter Serner Komplettausgabe, einen vergriffenen Bildband über Dadaismus, ungefähr 30 Mister Dynamit Agententhriller, die 60. Auflage (265. bis 269. Tausend) des 1926 erschienen Buches "Die vollkommene Ehe - eine Studie über ihre Physiologie und Technik" von Dr. Th. H. van der Velde, und einen Roman namens "Abschied auf Englisch - Eine Kriminalkomödie", welche in abwaschbaren, durchsichtigem Plastik eingepackt ist. Da ich meine Bücher nicht in Kondome einschweiße, war mir sofort klar, dass dies nicht mein Buch sein kann. Also blätterte ich ein wenig vorne rum, um evtl. den original Besitzer ausfindig machen zu können, wobei ich schon dachte, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen sei, weil ich hoffentlich niemanden kenne, oder gekannt habe, der seine Bücher in Plastikfolie einschweißt. Hinten wurde ich dann fündig, denn da steht fett eingestempelt "Eigentum der Bezirksbücherei Bonn-Bad Godesberg". Und gleich daneben der Laufzettel mit dem allerspätesten Abgabedatum: "11.04.1988".

Wie konnte mir das entgehen? Wie konnte ich fast 15 Jahre lang vergessen, dieses teure Paperback zurück zu geben? Und warum habe ich mir mit 20 so einen Scheiß-Roman ausgeliehen? Und was soll ich jetzt machen? Anonym zurückschicken? Behalten und auf Partys damit angeben? Was passiert, wenn mal eine heiratswillige Frau meine Gemächer betritt, die Kartons verschwunden, die Gläser fein poliert sind, sie aber dieses Buch findet? Die denkt doch sofort "Oh, wenn der sowas schon vergisst, dann vergisst er sicher auch irgendwann mal nach Hause zu kommen. Ne, so einen will ich nicht." Herrje - mein ganzes charakterliches Elend, in einem billigen Roman manifestiert.

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Männer und Technik

Der Doc hat sein Anwesen mit Elekronik vollgestopft. Ich hab sowas auch. Also neben einen unpraktischen, aber kabellosen Telefon, welches sich nicht unters Ohr klemmen läßt, weil es dabei wie ein Stück Seife rausfluscht und durch die Gegend dengelt, wofür es nicht gebaut ist, also neben diesem unförmigen Ding, habe ich auch eine Wetterstation. Eine funkgesteuerte Wetterstation, die mir nicht nur die Temperatur innerhalb meiner Wohnung anzeigt, sondern selbstverständlich auch die von draussen. Da ich den Aussentemperaturfühler aber in der Küche habe, weigert sich die Funkverbindung aufzubauen, und ich muss immer extra in die Küche gehen, um zu sehen, wie kalt es draussen ist. Praktischer ist das die Innentemperaturanzeige. Wenn ich friere, weil ich die Heizung vergessen habe hoch zu drehen, schaue ich immer auf die Anzeige drauf, ob ich auch wirklich Grund habe zu frieren. Bei 19,3 C° denke ich noch: Nein, ich friere nicht! Ab 18,5 C° schwindet meine Disziplin aber rapide. Ansonsten habe ich keine verspielte Elektrik. Auch nicht viele Fernbedienungen, wie andere Menschen. Ich kannte mal Menschen, die legten ihre gesammelten Fernbedienungen, die sie für TV, Radio, Sat-Empfänger, Video, Tapedeck, CD-Player, DVD-Player und was weiß ich was noch, alle brav und geordnet auf den Wohnzimmertisch sehr stolz nebeneinander, als ob die Anzahl der Fernbedienungen etwas über den Lebensstandart der Menschen aussagen kann. Aber für die Anzahl der elektrischen Geräte scheint das im Haus schon zu gelten. Je mehr, desto reicher. Und ohne Mikrowelle ist man ein Nerd. Ich hab noch nicht mal eine Bohrmaschine.

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