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Wenn mir manchmal einfach mehr egal wäre, dann würde mein Leben sicher freundlicher verlaufen. Dummerweise sind mir aber immer die falschen Dinge egal, und so muss ich mich auch noch mit meiner Unzulänglichkeit rumschlagen.
Eigentlich
...wollte ich heute Abend, also jetzt, ganz in Ruhe draussen sitzen und eine leckere Pizza essen und vielleicht ein Buch lesen. Aber dann habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe M. angerufen. M. ist mein bester Freund, aber wenn es eines gibt, auf das man sich beim ihm verlassen kann, und was ich tödlich hasse, dann ist es die Tatsache, das er immer etwas anderes machen will. Ein Telefonat fängt meistens so an:
Ich: Ey, lass uns heute Abend bei diesem gemütlichen Dingens Pizza essen und Kölsch trinken. M.: Hmm. Ich habe eben schon überlegt in den Park zu gehen. Ich ruf schnell mal ein paar Leute an, bis gleich. Ich: Aber...klick
30 Minuten später. Mein Magen macht mir Kopfschmerzen.
M.: Wir gehen in Kreuzberg grillen. Ich: Öhm. M.: Ja, Dings, und Dings kommen auch. Ich: Aha. M.: Ja, ich geh Fleisch kaufen, Du Bier. Ich: Du weißt, dass die in den Parks jetzt Leute rumlaufen haben, die Menschen, die grillen wollen vertreiben, weil es verboten ist? M.: Echt? Ach was. Doch nicht Montag.
Ok - dann eben grillen. Ich bin einfach eine schwache Seele, die sich immer wieder überzeugen läßt. Auch wenn in meinem Hirn natürlich ein Film abläuft. Wir kommen hunrig an. Wir brauchen 30 Minuten bis der Grill einigermaßen heiß ist. Mittlerweile habe ich schlechte Laune, weil ich ja eigentlich schon längst gegessen haben könnte, nun ist es aber 21.00 Uhr. In dem Moment, in dem wir das Fleisch auf den Grill legen, kommen die Parkblockwarte. Wir nehmen das Fleisch wieder runter, gehen zum Auto und überlegen was wir jetzt machen. Dann fahren wir an die Spree. Wir schleppen den ganzen Krempel noch mal kilometerweit durch die Gegend. So gegen 22.30 Uhr haben wir alle soviel Bier getrunken, dass wir keinen Hunger mehr haben. Wir essen trotzdem, hängen danach müde rum, bis wir fahren wollen. Dann fällt uns ein, dass wir den Grill ja auch mit nehmen müssen. Der ist aber glühendheiß. Also warten wir. Wir haben kein Bier mehr. Usw. usf.
Und dabei wollte ich nur völlig relaxed eine Pizza essen.
Chausseestr./Torstrasse
Das ist Freiheit. Man saust durch die angenehm warme Luft. Die Sonne scheint und ein paar kleine Schäfchenwolken legen sich schwer ins Zeug, um einen Caspar David Friedrich Himmel zu imitieren. Kinder, wie ist das schön, wenn der Wind in den Haaren zuselt und alle Leute lachen. Selbst die Cabriofahrer lächeln einen an, wenn man auf dem Bürgersteig an ihnen vorbeirast.
Natürlich schaut man auch nach Damen. Da! Diese hübsche schwarzhaarige, die gerade in ihrer Tasche wühlt. Ach, ich möchte ja so gerne noch bleiben, aber der Wagen das Rad, der das rollt. Flöten hör ich und Geigen, lustiges Baßgebrumm als ich an der Musikschule vorbei komme. Junges Volk im Reigen tanzt um die Linde herum, wirbelt wie Blätter im Winde, jauchzet und lacht und tollt. Ich möchte ja so gerne noch bleiben, aber der Wagen das Rad, der das rollt.
Und dann rolle ich über die Kreuzung. Hui, bin ich schnell. War ja auch schon gelb. Aber ich sehe sie sofort. Die wunderschönen schwarzen Haare. Diese große Audrey Hepburn Sonnenbrille. Ein helles Kleid, das passend im Fahrwind flattert, während sie wie eine Königin auf ihrem Fahrrad trohnt. Oh wie fein. Ich möcht ja so....lassen wir das. Hui, die Dame kommt immer näher. Jetzt kann ich schon gut Details ihrer Frisur erkennen. Und auch das Kleid ist von nahem noch schöner als ich dachte. Und wie sie den Kopf hält. So graziös, so französisch. Wundervoll. Ich kann kaum die Augen von ihr nehmen, so wunderschön ist sie. Die Beine. So lang und so schön geformt. Ich wundere mich noch einen Moment darüber das ich erkennen kann, dass die Beine wohl frisch rasiert sind, da kreischt sie schon. Ich kreische auch, bremse aber wenigstens dabei. Madame macht einen Schlenker und wir schaffen es gerade noch so, dass wir nicht zusammenstossen. "Blöde Sau" ruft sie mir noch nach, die blinde, arrogante Schlampe.
Und wo ich schon schlechte Laune habe...
... kann ich auch grad noch schreiben, dass mir Friedmann fürchterlich auf die Nerven geht. Und noch mehr geht es mir auf die Nerven, dass die verfickte Bildzeitung und RTL und wie sie alle heißen, sich heute fragen, wie es Bärbel Schäfer geht, während offenbar kaum einer an die ukrainischen Prostituierten denkt, die der Herr Friedmann konsumiert hat. Frau Duve hat recht, wenn sie schreibt:
"Michel Friedmann, davon darf man getrost ausgehen, ist ein sehr gut informierter Mensch. Er weiß also, dass Frauenhändler aus Osteuropa mit Erniedrigung, mit der körperlichen und seelischen Zerstörung junger Mädchen arbeiten. Er weiß, dass Polinnen, Ukrainerinnen oder Russinnen ... deswegen alles über sich ergehen lassen ..., weil sie durch einmalige, mehrmalige oder tagelange Vergewaltigungen, durch Drohungen, Schläge, Würgen oder Tritte gefügig gemacht worden sind.
... vor dem Hintergrund des brutalen internationalen Frauenhandels kann man diese Bereitschaft, die Gefühle einer anderen Person konsequent zu ignorieren und durch eine Projektion zu ersetzen, die den eigenen Interessen entgegenkommt, nicht mehr als Naivität durchgehen lassen, sondern muss sie als wahnhafte Form von Realitätsverweigerung bezeichnen"
Ich würde gerne noch ein Stück weiter gehen und sagen, dass Friedmann ein egozentrisches Dreckschwein ist. Sich Nutten aufs Hotelzimmer zu bestellen, sich keine Gedanken zu machen, wer ihm da einen bläst, und dann da zustehen und zu sagen: "Ja, ich sage klipp und klar und ohne Wenn und Aber: Ich habe einen Fehler gemacht." Super: ich unterstütze mit besten Wissen und Gewissen einen Zuhälterrring aus Osteuropa und sag dann, wenn ich endlich ertappt bin: "Oh, schade. Naja, kann ja mal vorkommen. Aber nicht böse sein, Schatzi." Er entschuldigt sich bei seinen Zuschauern, bei seiner Frau, der jüdischen Gemeinde, und es hätte ihm gut gestanden, sich bei den Familen der Töchter zu entschuldigen, die er auf seinem Hotelzimmer gegen Bares begattet hat.