Es ist schön, wenn man den Montag schlecht gelaunt beginnen kann. Zum Beispiel, weil es regnet. Weil der Praktikant was wichtiges vergessen hat, weil zum einemillionsten Mal ein ehemaliger Vermieter die Kaution nicht rausrücken will, weil doch noch "ein paar Sachen zu machen waren", weil man eine stramme Liste mit Arbeit vor sich hat, weil man dummerweise eine Arbeitsreise machen muß, die man eigentlich anders machen wollte, aber nicht kann, weil man auf sein Konto geschaut hat und bei dem Blick aufs Konto die Frage aufgetaucht ist, wo zum Teufel eigentlich das Geld hin ist, wo man doch eigentlich nur zu Hause war, nicht Essen, nicht im Kino, keine Nutten, kein Koks. Deswegen geht man dann Abends ganz besonders gerne in ein Einkaufscenter, weil man Einkaufscenter ja sowieso liebt, weil man schon immer wußte, dass Einkaufscenter so eine Art der Vorhof zur Hölle sind, denn es kann einfach nicht gut sein und es ist keine Idee Gottes, Tausende von Menschen zwischen "Nordsee", "Plus", "Post", "New Yorker" und "Teures Billig" einzupfrechen, rechts und links keine Ausgänge. Ich werde auf der Stelle höchst aggressiv, wenn ich all die unschlüssigen Menschen zwischen den Geschäften sehe, die sich zwischendurch mal was bei "Pinky" gönnen, die immer in irgendetwas reinbeißen. Eine Brezel mit draufgeklebter Brühwurst, einen Döner, dessen Salat an der Seite rausquillt, ein Fischbrötchen. Es gibt offenbar eine ganze Industrie, die sich damit beschäftigt Essen zu erfinden, dass erstens scheiße aussieht und zweitens ohne Messer, Gabel und Spritzschutz eigentlich nicht zu essen ist, weswegen die Käufer stehen bleiben müssen und immer vor einem Schaufenster stehen bleiben müssen, weil es ja nichts anderes als verkackte Schaufenster gibt, mal abgesehen von der Bank mit der Plakete "Gestiftet von der Sparkasse". Ich muss da leider rein, da gibts die CO² Flaschen für mein Wasser. Also gehe ich ganz schnell rein, dann wieder raus und dann hab ich die fatale Idee, dass meine Laune ja nichts mehr verderben kann, jetzt kann ich es mir auch richtig geben und bei Plus einkaufen, mir ist nämlich der Frischkäse ausgegangen. Na, immerhin eine frische Ananas, super. Dann Kasse. Vor mir Elend. Eine Frau, so breit wie ihr Einkaufswagen von der Seite, versucht offenbar ein Kind zu bändigen und weil das Kind eine ähnliche Laune wie ich hat, ist das ein schweres Unterfangen. Denke ich. Bis ich sehe, dass die Frau die beiden Kornflaschen überraschenderweise nicht für ein exotisches Rezept gekauft hat, sondern für sich, denn sie schraubt den Deckel ab, trinkt, und hat gleich sehr viel mehr Nerven für das Kind, und ich bin offenbar der absolut einzige, der sie entgeistert anstarrt, der Rest packt seine Plastikbrühwürste aufs Band. Ich überlege für einen winzigen Moment, ob es nicht doch sinnvoll ist, in die PDS einzutreten, aber das ist natürlich Quatsch, da kann man direkt Funktionär beim DFB werden, und außerdem stehen die ja alle auf meiner Liste mit den Leuten, die an die Wand kommen, wenn die Revolution da ist. Sicher selber auf die Liste zu stellen, ist ja auch irgendwie dumm. Aber es ist schön, wenn man den Montag so absolut schlecht gelaunt beginnen kann, weil dann weiß man ja, wie der Rest der Woche wird. Das ist sehr beruhigend.

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Wer macht so tolle Fotos?

Gefunden in der Google Bildersuche, aber nur dieses, keine weiteren Bilder. Auch kein Copyright, aber ich denke mal, dass das ein Profi war und die Frau kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Vielleicht aus einem Film?

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I

Meine Welt besteht zur Zeit offenbar nur noch aus den Bookmarklets meines Browsers. Vielleicht ist das mal so im Leben, dass man reduziert, weil man sich konzentrieren will, weil man sich nicht mehr anders konzentrieren kann, und deswegen die Kreise, die man zieht immer enger werden. Over head the albatros, soll er doch fliegen, ich richte mich ein und fange an meine Hemden zum trocknen auf einen Bügel zu hängen, damit ich sie nicht bügeln muss. Vielleicht verschieben sich die Lichtkegel der Aufmerksamkeit auch einfach nur, vielleicht schneller, als man selber denken kann und dann steht man im dunkeln und schaut ein bisschen blöd aus der Wäsche und denkt "Ähm, hallo?". Wenn sich dann mal wieder orientiert hat, dann geht’s weiter, etwas anders, aber weiter, denn weiter geht’s ja immer und das alles besser wird, das ist ja klar.

II

Gleichförmigkeit war mir schon immer ein Greuel. Vielleicht ein guter Fluchtinstinkt. Vielleicht die Angst davor, Farbe bekennen zu müssen. Vielleicht die Angst davor, die angenehme Gleichmäßigkeit des Seins wieder verlieren zu können. Dann lieber auf der Flucht, dann lieber das Eingraben in einen Zustand, das Mitschwingen mit den Zeiten, den Launen, der Lust, der Paranoia. Wäre da nicht das böse Wort der Berufsjugendlichkeit, das Gefühl, dass man ja gar nicht unsterblich ist, dass alles viel schneller geht, als man denkt und sich um einen herum alles dreht, während man selber nicht mal zuschaut, nichts merkt sondern nur ab und an nur erschrickt, weil man ja immer noch innerlich da steht, wo man sich mal hinpositioniert hat und das all die schönen Äußerlichkeiten nur die dünne Buttercreme ist, mit der man versucht alles zu zu kleistern.

III

Was bleibt, wenn man einmal alles, was einen selbstgeschaffen umgibt subtrahiert? Wenn man Arbeit, das tolle Handy, die CD Sammlung, die Wohnung, das Bett, die Hemden, die gekauften Bilder an der Wand, die 2 Mbit DSL Leitung, die Bücher, wenn man all das mal wegdenkt. Da bleibt das dünne Blut mit der Familie, da bleiben ein paar wichtige Nächte, das Schreiben, ein Ventil dessen man sich bemüht, wenn der Mist mal wieder hochkocht, da bleiben die Gefühle, die auf der Strecke geblieben sind und die, die man so gerne los werden würde. Es ist angenehm nur noch nackt zu sein, nur noch seine Emotionen zu haben und mit ihnen tauchen zu gehen, wieder zu kommen und wegen mir mit einem Stück Holzkohle ein Stück Mauer voll zu schreiben.

IV

Die Masse hat mich immer abgeschreckt. Sie macht mir keine Angst, ich kann mich in ihr bewegen, aber ich will nicht Teil von ihr sein. Mich hat immer das Ende von King Vidors Film "The Crowd" abgeschreckt, diese endlose lange Einstellung, in der der Protagonist nach langem Kampf endlich verschmilzt mit den Masse um sich herum. Nach Jahren des Kampfes das lachende Arrangement. Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, hab ich wütend den Fernseher ausgemacht, weil ich nur die Niederlage gesehen habe, nicht den Frieden. Mir machen die Massen Angst. Wenn ich auf einem Konzert bin, dann stehe ich hinten und wenn ich dann die Masse sehe, wie sie kollektiv ausrastet, wie sie mitsingt, den Anweisungen da vorne folgt, wie sie sich gehen lässt, dann habe ich Angst, weil ich mir denke, dass es von der Musik zu was anderem doch nur ein kleiner Schritt ist, weil sich doch so viele Menschen offenbar gerne gehen lassen, wo es doch auch alle anderen machen, da kann man ja auch, da fällt es ja nicht auf. Alles verschmilzt zu einem einzigen, gigantischen Körper, der nur noch seine Extremitäten, nicht aber mehr sein Handeln steuern kann, dessen Brutalität von Spinnfäden gesteuert wird, die so dünn sein mögen, wie sie wollen, sie sind am Ende doch stärker als man selber und was bleibt ist Flucht.

V

Das begann natürlich mit Büchern und vor allem mit Henry Miller und seinem "Wendekreis des Steinbocks", eine Sozialstudie, die immer noch ehrlicher und genauer ist, als jedes zeitgenössische Buch. Es mag früher brutaler zu gegangen sein, aber auch ehrlicher als heute, in der Welt der versteckten Subtilität und der charmanten Lügen. Was ist einem lieber? Sich selbst zu belügen, oder belogen zu werden? Was ist die angenehmere Variante, mit welcher Seite lässt es sich besser und bequemer faltenfrei leben? Will ich mir die Ladung Botox fürs Hirn lieber selber geben, oder soll es doch jemand anders machen, am liebsten so, dass ich es nicht merke?

VI

Das Schreiben ist ja so eine Injektion. Weil man nicht mehr agiert, sondern nur aus der Summe der Vergangenheit reagiert. Weil man sich für Stunden den Rausch schafft, etwas geschaffen zu haben. Eine kleine Flucht, in der man erst wütend, dann nur noch resigniert. Sich versucht wenigstens nach außen die Insignien der Gemeinsamkeit zu geben, bis man feststellt, das sich um einen herum alles weiter bewegt hat, während man noch damit beschäftigt war, den Mörtel trocken zu pusten, den aufgebracht hat, damit es wenigstens von außen schön aussieht.

VII

Also anbauen, ausbessern, aufbauen. Oder doch lieber kleiner werden, damit das wenige wenigstens schön aussieht und den eigenen Anspruch genügt, den man hat, wenn man sich vorstellt, wie dass eigene "Außen" eigentlich aussieht? Sich selbst reduzieren, seine Kreise einengen, nicht mehr rausgehen, nur noch zuschauen, noch ein paar Seiten weniger, die einen interessieren, bis man was ist?

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Nach drei Tagen extrem Klagenfurting und einer Lesung , fühle ich mich jetzt ein klein wenig müde. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass das vorabendliche Autorentreffen am Ende eher morgendlich war ("Wir müssen morgen lesen. Eins nehmen wir noch") .

Lustig auch der Gang durch die Sternschanze, die ja mittlerweile einer Gegend nicht unähnlich ist, die in Reiseprospekten über Lloret de Mar gerne als "beliebte Amüsiermeile, die mit vielen Restaurants und Bars für Abwechslung sorgt" beschrieben wird. Jedenfalls war ich doch einigermaßen überrascht, als ich ca. 500 Hamburger erblickte, die alle, alle diese seit dem letzten Jahr aufgetauchten Sonnebrillen trugen, deren Gläser sich einem Band gleich um den Kopf schlingen, leicht verspiegelt sind und dem Träger das Image eines noch nicht ganz an Spitze angekommenen Pornodarsteller geben. Also 500 vollverspiegelte Hamburger, alle zudem Milchkaffee trinkend in einer Reihe in Straßencafes sitzend, lassen in einem schon für einen Moment die Antwort auf die Frage finden, wer denn da eigentlich in den letzten Jahren von der Programm-Marktforschung von RTL befragt wurde. Ich glaube, ich schenke dem Sender meine 99er CD Rom Ausgabe des Telefonbuchs.

Lesung war super. Man muß den Veranstaltern der Rederei Hamburg auch mal sagen, wie toll sie sind, denn sie sind toll. Das war jetzt das dritte Mal, dass man mich eingeladen hatte (Danke!) und jedesmal war alles perfekt organisiert, es paßte alles, es gab eine rundumsorglos Betreuung und kein Chaos, weil alles schon vorher gemacht, geprobt und abgesprochen war, so dass man das Gefühl hatte, dass man von allen geliebt wird, was Autoren, die ja manchmal vor Lesungen emotional zwischen angststarren Geckos und hysterischen Hühnern kurz vor der Schlachtung pendeln, das Gefühl gibt, dass sie gleich morgen den Bachmannpreis gewinnen werden, oder einen Champion zeugen oder beides.

P.S.: Liebe Mitarbeiter der Lokalität in der ich heute versuchte etwas zu Essen. Wenn ich mir zum Frühstück einen Obstsalat bestelle, dann hab ich den Gedanken, dass ich eine Schale mit Obst bekomme, und zwar mit frischem Obst. Auf gar keinen Fall denke ich dabei an eine Schale, in der das Obst offenbar den letzten Winter im Kühlschrank überstanden hat, dass in einem Sud aus alten, zerfallenem Obst schwimmt in dem sich die, sicher irgendwann mal auch sehr knackigen, Kiwis soweit aufgelöst haben, dass man nur noch an Hand der Kerne erkennen kann, dass da überhaupt mal welche drin waren. Wenn ich dann den Obstsalat zurück gehen lasse, will ich auf gar keinen Fall den Satz "Aber du hast doch schon daraus gegessen, jetzt mußt du auch zahlen" hören. Das ich sich nun der aktuelle Spiegel in meinem, und nicht mehr in eurem Besitz befindet, nenne ich Gerechtigkeit

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Hamburger! Ab heute weile ich der Stadt, in der die Menschen sagen, weist man sie auf eine vorherrschende Oberflächlichkeit hin: "Aber ist doch schön hier" Ich bin ja gerne ab und an in Hamburg. Alte Wege gehen, die Nostalgie sich wie Honigtau über die schlechten Erinnerungen legen lassen. So auch dieses mal, wo ich mitten in der Schanze wohne und aufpaßen muss, dass ich mich in diesem blöden Second Hand CD Laden nicht arm kaufe. Morgen ist dann Arbeit angesagt. Ab 16.00 Uhr gibt bessere Texte, mehr Sex, mehr Alkohol, mehr Drogen, mehr Neurosen und mehr Spaß, als in 28 Jahren Klagenfurt. Alle Infos, warum, wann und wo man der Orgie beiwohnen kann, findet man, wenn man rechts auf den Flyer klickt.

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