Ich habe mir eine billige Grafikkarte gekauft, damit ich in diesen langweiligen Zeiten - in denen sich schnell die dunklen Klauen der Depression um den Hals eines noch so fröhlichen Menschen legen können - nicht eine Depression bekomme die sich wie dunkle Klauen um meinen Hals legt. Ich habe jetzt eine Radeon 9200 SE, eine Grafikkarte die in allen Tests zuverlässig den letzten Platz belegt und von kompetenten Grafikkartenfachredakteuren ausgelacht und mit allerübelsten Schmähungen bedacht wird. Einer schrub sogar, dass er sie am liebsten vergessen und nicht auf den letzten Platz gesetzt hätte, weil die Karte, die dann vor ihr stünde, in ein schlechtes Licht gerückt würde. Genau die richtige Karte für mich, der ja eigentlich nicht spielt. Ich spiele noch nicht mal Solitär, nicht mal im Büro. Warum, mag sich manch aufmerksamer Leser nun fragen, warum kauft der Mann sich eine Grafikkarte, wenn er doch gar nicht spielen will. Mit einem heiseren Lachen antworte ich: Hah, unaufmerksamer Leser, fang noch mal von vorne an zu lesen, da steht, dass ich mir eine Grafikkarte kaufen musste, damit sich nicht eine Depression wie Klauen um meinen Hals legt.

Meine Spielleidenschaft auf dem Rechner bestand in den letzten zehn Jahren aus genau drei Spielen. Das erste hieß Blockout und war eine Art dreidimensionales Tetris. Ich habe es solange und exzessiv gespielt, bis ich beim Einschlafen fallende Klötzchen in die richtige 3D Richtung gedreht habe und selbst dann habe ich weitergemacht. Außerdem kannte ich auf der Uni einen kleinen Kreis von Informatikern, mit denen man sich die Highscores ausgetauscht hat, und ich lag immer vorne. Das war sehr befriedigend und ich glaube, dass ich bis heute damit meine Spielleidenschaft abgedeckelt habe. Treu dem Motto: Wenn Du in einer Sache gut, bleib dabei. Also habe ich mich vom weiteren Spielgeschehen zurückgezogen und als Alt-Meister, als ehemaliger Champion aller Klasse usw. usf. die weitere Entwicklung mit einem milden Lächeln verfolgt.

Bis ich "Snood" entdeckte. Dieses Spiel fand meine Zustimmung und das alte Feuer entbrannte erneut. Schnell konnte ich hier auch mein Umfeld (meine Freundin, die keinen Rechner hatte, alle Praktikanten im Büro) schlagen und ich konnte gerade noch so die Kurve bekommen, bevor ich in eine Art Wachkoma vor dem letzten Level gefallen wäre.

Das dritte Spiel war "Quake2" welches mir M., mit dem ich mir ein Büro teilte, und der alle, alle Spiele hatte und schon durchgespielt hatte, bevor es einen Cheatcode im Netz gab. Er war auch derjenige, der die gesamte, sechsköpfige Redaktion tagelang mit der Netzwerkversion von "Worms" lahm legte. Jedenfalls gab M. mir Quake 2 und ich war leider sofort abhängig. Ich musste das Spiel natürlich erstmal "durchspielen" wie wir Fachleute sagen. Also rein, alle abknallen, Endgegner platt machen, sich im Erfolg sonnen, dann wieder von vorne anfangen um zu sehen, welche kleinen lustiges Goodies man übersehen hat. Und genau das mache ich heute noch. Ich habe mir diese blöde Grafikkarte nur deswegen gekauft, weil ich mal wieder Quake 2 spielen wollte. Noch mal die alten Tage wieder aufleben lassen, in denen ich täglich virtuell blutverschmiert das Feld als Sieger verlassen habe. Das habe ich am Wochenende gemacht, und ich fühle mich direkt ausgeglichener, nachdem ich schätzungsweise 500 Mutanten abgemetzelt habe.

Wenn es aber dem Esel zu bunt wird, dann geht er aufs Eis. Oder war’s die Kuh? Egal. Heute dachte ich, Don, dachte ich, lad Dir doch mal das Demo von Doom 3 runter, und schau mal, ob Deine neue Grafikkarte damit klar kommt. Nur um mal zu testen, was die so kann. Nachdem ich 500 MB runtergeladen und mein Rechner nach 10 Minuten besinnungslosem Festplatten Rödeln das Spiel installiert hatte, konnte ich feststellen, dass auch eine Grafikkarte für 40 Euro durchaus in der Lage ist, allerneuste 3D Spiele darzustellen. Das freute ich mich natürlich ob meiner guten Kaufentscheidung. Aber andere Probleme stellten sich ein. Wenigen Minuten später nagten an mir erste Zweifel, ob die Aussage, dass mordende moderne Ego-Shooter nichts, aber auch gar nichts mit dem Unterbewusstseins, oder schlummernden Mordgelüsten des Spielers anfangen können. Gut, ich war nach fünf Minuten tot, solange hatte ich nicht gespielt. [Was vielleicht daran lag, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass der Wissenschaftler, den ich befreien sollte, sich bei ein wenig Lichtflackern in einen Zombie verwandelt, der mir die Halsschlagader rausbeißt. ] Aber ich, der bei "The Ring" sich gelangweilt hatte, weil er diese Horrorstreifen immer irgendwie albern findet, fand Doom 3 doch sehr erschreckend. Angst machend. Furchteinflößend. Gemein. Widerlich. Dauernd hat man in der rechten Lautsprecherbox einen Menschen, der einen hilfeschreiend anbrüllt um dann gurgelnd und schmatzend zu verstummen. Dauernd tauchen plötzlich Gestalten auf, die sich "Cacodemon" oder "ArchVile" nennen und Dinge mit einem machen, die man nicht denken will. Nach weiteren dreißig Minuten (ich hatte im Internet raus gefunden wie man den God-Modus aktiviert, ja ich weiß, dass das blöd ist, aber ich bin alt und langsam genug, dass ich das darf, und außerdem wollte ich nach vier Versuchen mal wissen, wie das denn weitergeht, wenn einem der Wissenschaftler mal nicht die Halsschlagader rausbeißt), also nach weiteren dreißig Minuten habe ich angefangen mich in meinem Stuhl umzudrehen, wenn der Kühlschrank hinten in der Küche knackte und im Fenster versuchte ich zu beobachten, ob einer hinter mir steht. Ich möchte nicht wissen, was das Spiel mit der jungen, unbekümmerten Seele eines sechzehnjährigen anstellt. Wahrscheinlich nicht mehr allzu viel, nach 3 Jahren Counterstrike spielen. Ich jedenfalls werde Doom 3 wohl eher nicht kaufen. 30 Euro dafür auszugeben, dass ich im God-Modus da durchlaufe und trotzdem schlecht träume, sind mir zuviel. Ich träum lieber vom Küssen. Das tut man nach Doom 3 mit Sicherheit nicht. Danach träumt man höchstens, wie die schöne Frau sich in einen Zombie verwandelt und die Lippen abbeißt. Ich hab Probleme genug.

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"Würdest du es tun?" frugst du mich, und ich wusste die Antwort nicht. Was stellst du auch für Fragen? Ob ich wann, was tun würde? Das ist ja wie bei diesen billigen Psychogruppenspielen von Ravensburger, rief ich und langte nach der Weinflasche. Du sahst mich sehr ernst an, und es war ja auch schon spät. Fahrig suchten deine Finger die 'Luckys', fanden den Weg, der Rest war einfach, und die Kippe glühte. "Das solltest du vielleicht jetzt lassen", mahnte ich und wusste selbst nicht, ob ich das ernst meine. Du hast nichts gesagt, nur den Wein runtergestürzt, weil du das Denken vergessen wolltest. "Das ist kein Spiel. Das ist jetzt so", sagtest du und inhaliertest tief. Doofe Ecke, in der ich bin, dachte ich und drehte das Glas in der Hand, versuchte, die Stirn so in Falten zu legen, dass es echt aussah. Ich dachte nämlich, dass das alles ein Scherz sei. So wie alles in meinem Leben ein Scherz und ein Spiel war. Bis jetzt. Ich war immer nur flüchtig. Flüchtiger als Äther. Nichts hielt mich, nichts interessierte mich auf Dauer. Verwöhntes Einzelkind, das glaubt, dass immer was Neues kommt, etwas, das noch aufregender ist, und dass man alles hinter sich lassen kann, weil man eh vergisst, und die anderen tun das auch und deswegen ist es egal. Aber das hier war anders. Ich versuchte, die Worte zu sortieren, keine mäandernden Argumente, keine Ausflüchte. Als ich dich dasitzen sah, alleine, obwohl ich da war, wurde mir kalt. Das hier war etwas Anderes, es hatte eine tiefere Qualität, das musste sogar ich zugeben, denn ehrlich geliebt hab ich dich, das war mir vielleicht nicht immer bewusst, aber dir musste es das sein, auch wenn mein betrunkener Heiratsantrag ein Jahr und sehr viele Verletzungen später vielleicht etwas pathetisch war. Ich meine, ich habe deine Unordnung gehasst. Das lag daran, dass sie noch weitaus schlimmer war als meine. Ich hasste meine Unordnung ja selber, und wenn du da warst, und bei mir befand sich alles in einem Zustand der Auflösung, dann war mir das ja schon peinlich genug. Umso schlimmer fand ich es, dass es bei dir noch wüster aussah und du es auch noch akzeptiert hast. Du hattest kein schlechtes Gewissen, so wie ich, wofür ich dich leider ein bisschen hassen musste. Wenn du wenigstens die Unordnung deiner Tochter beseitigt hättest. Aber gut, auf der anderen Seite hab ich durch dich gelernt, dass man wirklich kein Licht auf der Toilette braucht. Und wie oft ich bei dir kochen wollte und erstmal die Essensreste von einer Woche beseitigen musste. Egal, das Essen mit dir hat es dann jedes Mal wieder rausgerissen. Denn es war wurscht, ob ich Nudeln in blafasel 08/15 Soße gemacht habe; du hast sie gegessen, als ob es deine erste Mahlzeit seit Tagen wäre, natürlich mit möglichst viel Wein hinterher. Oder Obstler. Meine Herren, haben wir Obstler gesoffen. Manchmal eine Flasche am Abend. Und nach so einem Abend muss es ja dann auch passiert sein, obwohl ich deinen Zyklus besser kannte als du selbst. Das war aber auch eine leichte Übung. Denn immer wenn der Eisprung kam, hast du Sachen nach mir geworfen, zum Beispiel mal diesen riesigen Kristallaschenbecher mit den Zacken, der haarscharf an meiner Schläfe vorbei flog, und das auch nur, weil ich mich in dem Moment zufällig zur Seite bewegt hatte. Deine glühenden Augen, aus denen die Verletztheit troff, habe ich nie vergessen. An dem Abend mit dem Obstler hast du nichts nach mir geworfen, aber vögeln wollten wir. Und noch mehr trinken. Und das zweite Mal war dann einmal zuviel, das hab ich gemerkt und du auch, und deswegen waren wir beide nicht verwundert, als wir so dasaßen und nachdachten. Ich habe bis heute keine Ahnung, was ich hätte tun sollen. Vielleicht nicht so ein unausgegorenes Arschloch sein. Das wäre sicher eine Möglichkeit gewesen, die uns beiden geholfen hätte, aber ich war ja krank, ohne dass ich es wusste. Noch mal die gleiche Situation, noch mal der gleiche Abend, und ich würde nicht um mein Leben stammeln, sondern sagen "Hey, ja, aber DU zahlst die Putze." Vielleicht hättest du mir auch einfach mal glauben sollen, denn ernst habe ich es gemeint

Dass du es dann alleine gemacht hast, hat mich sehr getroffen. Wir hatten lange gesprochen, ich hatte immer gesagt, dass ich nur sagen kann was ich denke, und dass es letztlich deine Entscheidung ist, und dass ich deine Argumente nachvollziehen kann, aber so was ändert eben das Leben und das Sein und das Wirken und die Zukunft, und danach ist nichts mehr so, wie es war, auch ich nicht, aber das wusstest du sicher besser, du hattest ja die Erfahrung, in doppelter Hinsicht, denn ich war ja nicht der Erste. Dass es für mich das erste Mal war, hast du dabei vergessen. Dass ich am gleichen Tag, oder am Tag danach, ich weiß es nicht mehr genau, mit einer anderen im Bett war, hab ich dir nie erzählt. Das hab ich mir selbst auch nie erzählt, denn das war ein Film, in dem ich nur mitspielte. Ich war draußen, nicht drinnen, ich war nicht wirklich dabei, sondern nur Gast. Vielleicht, weil unser Spiel miteinander immer so war. Vielleicht, weil ich das Bild nicht zerstören wollte, das ich von mir selbst hatte. Dass ich der war, den (eigentlich) nichts erschüttern konnte, der immer einen Schritt außerhalb der Emotionen stand, der mit ihnen spielte, der mit sich spielen ließ, aber nie die Kontrolle verlor, der immer alles im Griff hatte, weil er mehr erreichen wollte, und für den selbst das Erreichen des Gipfels ein müdes Husten war. So, wie in den Berichten der Entdecker, die jahrelang durch afrikanisches Sumpfgebiet gelaufen waren, um am Ende in ihren Erinnerungen zu schreiben: "Diese Tage waren voller Entbehrungen, und wir verloren viele einheimische Träger, aber ich zweifelte keine Sekunde an meinem Erfolg".

Aber das "Nein", es traf mich wie ein Keulenschlag. Vielleicht, weil es erst dann kam, als es schon längst vorbei war und ich nur noch an deiner leisen Stimme erkennen konnte, dass du es wirklich getan hattest. Das zog mir den Boden weg, das entfernte jede Grundlage, und vielleicht war das der Grund, warum ich meinen Schwanz an jenen Abenden in eine andere steckte, deren Namen ich heute noch nicht mal mehr erinnere. Du hast damals wahrscheinlich genau das Richtige getan. Ich war gar nicht da, ich war gefangen in den Ängsten der Krankheit, die ich damals hatte, von der weder du noch ich wirklich etwas wussten. Aber jetzt, wo sie überwunden ist, denke ich manchmal, dass es jetzt Sieben wäre.

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Ungeordnetes III

Don, ich sag Dir jetzt mal folgendes: If you are aufstehing so at halb one, and the himmel ist grey and you have the great Idee to listen to Brahms, you must not wunder, that your laune is in the celler under the Sauerkrautfass.

Mein Auto, alder

Hallo Hamburg, ich weise dieses mal etwas früher daraufhin, damit ich nicht wieder beschimpft werde. Ich hab ja auch nur ein empfindliches Seelchen. Im übrigen, der Herr Klaus Cäsar Zehrer der da lesen wird, kennt ganz tolle schmutzige Geschichten, macht aber auch manchmal ernste Sachen. Das lohnt sich sehr. Ich kann leider nicht kommen, ich muss am Vorabend mal wieder Pferderouladen essen.

100 Tage 10 Stunden 23 Minuten seitdem

Ich weiß gar nicht, wie Menschen früher U-Bahn fahren konnten, ohne dabei Kopfhörer zu tragen um verzweifelt die Musik mit 100 Dezibel in die Synapsen zu drücken. Denn heute in der Bahn:

Kleine Tusse mit Nasenpiercing 1: Un dann isser mir an die Titten Kleine Tusse mit Nasen- und Augenbraunpiercing: Äscht? Kleine Tusse mit Nasenpiercing 2: Ne, nä? Kleine Tusse mit Nasenpiercing 1: Doch, ey Kleine Tusse mit Nasen- und Augenbraunpiercing: Mit unter dem BH? Kleine Tusse mit Nasenpiercing 1: Yo Kleine Tusse mit Nasenpiercing 2: Und wie wars? Kleine Tusse mit Nasenpiercing 1: Schweiß nisch, war besoffen Kleine Tusse mit Nasen- und Augenbraunpiercing: Krass. Untern BH

Erste Erfolge bei der Finanzierung für die Eroberung der Weltmacht.

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Ungeordnetes II

Eine kleine Oase der Ruhe, eine Abwechslung vom Einerlei des Tages und eine Wärme, die man in diesen feucht-kalten Tagen doch oft so dringend nötig hat, beitet die Firma "Goldmännchen" mit ihrem Tee "Grüner Tee mit Vanille". In der Tat mein zur Zeit bevorzugter Tee. So bevorzugt, dass ich gestern völlig die Kontrolle über mich verloren habe und noch gegen halb zwölf (halpp zwülf, wie der Rheinländer in seinem erfrischendem Idiom gerne sagt) eine ganze Kanne in meinen muskelgestählten Körper stürzte, was natürlich eine super Idee war. Hey, ich bin ja erst 37, irgendwann lerne ich das bestimmt. Außerdem dabei heraus gefunden, dass eine Nachbarin nachts vor ihrem Spiegel steht und tanzt wie ein an Gummifäden aufgehängter Springbock auf Koks.

Ein wenig komisch fühlt es sich schon an, wenn man sich, zwei Blocks von zu Hause entfernt, während man an einer Ampel steht und auf Grün wartet, fragen muss, warum man denn die volle Mülltüte noch mit sich rumträgt, anstatt sie in die Tonne geworfen zu haben. Noch blöder kommt man sich vor, wenn man wegen dieser Tüte von einer Frau mit Kind angestarrt wird. Auch der Spruch "Das ist von meiner Freundin, wir machen gerade eine Mülltrennung durch" hilft da nicht weiter.

Kann mir mal jemand <a href=ingenfeld.de" target="blank">hier durch die Navigation helfen?

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Entschuldigung angenommen

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Uuuuuuuhhhhhh.... Tests, Tests, Tests

Laut diesem Test, der ein paar Minuten braucht, bin ich der Random Gentle Sex Master

Naja... immerhin nicht Brutus the Uterus. Ich hab auch kein Tatoo, damit ist die Sache wohl hinfällig. Aber Eure Ergebnisse will ich natürlich sehen. Als Kommentar oder (Neu!) auch als Trackback.

Zeitgenossen

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