Herr Kid wollte sich neue Boxen kaufen. Vorsicht! beim Kauf von neuen Boxen. Vorsicht! überhaupt beim Eintauchen in die Welt der Audiophilen. Es ist eine Sucht. Ich kenne Menschen, die würden eher auf Essen verzichten, als auf das 500 Euro teure Abo ihren Halbjahres Audiophilen Magazins, das ein Irrer aus Childress/Texas herausbringt von dem es keine Fotos gibt, und in der Szene als Gott gilt, weil er angeblich mit vier Jahren schon hören konnte, in welchem Presswerk eine Platte hergestellt wurde. Solche Leute würden gerne einen Plattenspieler haben, der auf Luft schwebt, der von einem Riemen angetrieben wird, den ein blinder, 89jähriger Franzose in einem Bergdorf aus seinen Achselhaaren gedrechselt hat,die einen Verstärker kaufen, und irgendwann feststellen, dass die fausgroßen Röhren ihres Verstärkers am besten vor dem Anschalten zwischen den Brüsten einer Frau vorgewärmt werden, und die zu einem kleinem, jämmerlichen Häuflein Elend werden, wenn in der Audioplay das Nachfolgermodell ihres Plattenspielers auftaucht, der auf Supraleitern steht, die zwar fortwährend aufwendig gekühlt werden müssen - aber der Klang! Das ist nicht schön. Diese Menschen haben es schwer in Leben denn bei einem Umzug müssen sie erstmal den Statiker des neuen Hauses ausfindig machen,um heraus zu finden ob und welche Schwingungskurven der Boden hat, damit die Boxen auch am rechten Platz stehen. Diese Menschen werden immer unzufrieden sein, sie werden permanent leiden, weil sie evtl. auch das Gefühl haben, dass vielleicht ihr Gehör so schlecht ist und sie deswegen nicht den kleinen Fehler bei 15.453 Hz hören, den der audiophile Freund mit Halbglatze aus heraus zu hören meint. Diese Menschen stehen stundenlang weinend kleinen Geschäften in der Seitenstrassen großer Städte, bis sie beschließen es ihrem Leid ein Ende zu machen und über dubiose Kanäle riesige Röhren kaufen, die mal in russischen Laboratorien in den 60er Jahren hergestellt wurden und die Stereoanlage des damaligen KPDSU Chefs schmücken sollten, der dann leider Ungnade fiel, die Röhren aber von einem Wissensschaflter jahrelang auf einem Heuboden versteckt wurden. Das ist kein schönes Leben. Man sollte sich eine gute Anlage kaufen, ein paar okaye Boxen und sich entspannen.
Danke für die vielen Mails und Anrufe. Danke für die guten Wünsche. Danke für alles.
Wenn man Sonntagabends mit der Tram die Friedrichshain mit Prenzlauer Berg verbindet, nach Hause fährt, dann sieht man das ganze Elend der modernen, vergnügten Patchworkfamilien. Die ganze Bahn ist voll gepackt mit Vätern, die ihre vier bis achtjährigen Kinder nach Hause bringen. Zu den Müttern in den Prenzlauer Berg, die nach der Trennung in der alten Wohnung geblieben sind, während er nach F'hain gezogen ist, weil die Wohnungen da ja ein wenig billiger sind, und er so die Unterhaltskosten aufbringen kann. Geballte Traurigkeit, die da aus den Kinderrücksäcken mit den Handtüchern, Spielzeugen und Stoffbären raus quillt. Verzweiflung pur, wenn das Kind, auf dem Sitz hockt, ganz still, den Kasten mit dem Meerschweinchen festhaltend, während die kleinen Füßchen haltlos knapp über dem Boden hängen. Die Väter, die sich an die Haltestangen klammern, dem Kind noch hier und da was mit auf dem Weg geben wollen und dafür fünf Mal den Mund öffnen, bis sie einen Satz sagen können, den das Kind dann schweigend zur Kenntnis nimmt. Man kann das Seufzen hören, das Nachdenken, man kann die Risse sehen, die Angst, die Traurigkeit, dass die schöne Zeit wieder vorbei ist und das permanente Unverständnis in den Kinderaugen. An jeder Station zwischen „Warschauer Strasse“ und „Eberswalder Strasse“ kann man die leisen Worte „Wir müssen jetzt aussteigen“ hören. Dann sucht der Vater die Hand des Kindes, nimmt sie fest und führt es raus, die letzten Meter zur Wohnung, die sie schweigend gehen. Am Ende hört man ein „Danke, war schön, Papi“ und „Bis bald mein Schatz“ und die Schultern sinken bei beiden ein wenig tiefer.
Das ist natürlich alles ganz schlimm, da unten da, mit der/die/das Tsunami. Ich bin auch schlimm, denn ich hab die Sache weitesgehend ignoriert, weil ich mal Ruhe haben wollte, keine Welt, die gerade irgendwo zusammebricht, nur meine kleine, halbwegs heile Welt aus Schlaf und Denkstille wollte ich haben. Ich hab das alles kaum realisiert, weil ich mir dachte, dass man dauernd irgendwo, irgendwelche Eingeborenen bei schlechtem Wetter auf ihren Dächern sitzen sieht, nur das diesmal die Dächer auch weg waren. Das ist natürlich schlimm egoistisch und ethisch unkorrekt. Wenn ich auf meinen Dach sitzen müsste,wäre ich auch froh, wenn das jemanden interessiert.Deswegen habe ich mir dann nach meiner Rückkehr erstmal alle Tsunami Videos im Netz angeschaut, derer ich habhaft werden konnte. Dabei fiel mir auf:
-
Wenn das Meer eine halbe Stunde lang weg ist, wieso wundert man sich dann nicht und geht dem Meer auch noch nach? "Mutti, das Meer ist, weg, ich geh mal nachsehen, wir haben ja schließlich für Urlaub am Meer bezahlt." (Vergl. Wattwanderer bei Nebel ohne Tidenkalender)
-
Der wohl blödeste Satz, den ich in einem Crawl (Laufband im TV unten) bei n-tv gelesen habe, der direkt auf die Todeszahlen folgte: "Viele Touristen verloren ihr ganzes Gepäck".
-
Je schneller die Gala, desto größer der Wert auf der offenen Betroffenheitsskala. Achja, ARDZDFSAT1: "Gala [spanisch »Prunkkleidung«] die, ursprünglich Bezeichnung für die höfische Festkleidung; heute allgemein für einen besonderen Anlass vorgeschriebene festliche Kleidung; auch: Theater-, Opernaufführung, Auftritt von Unterhaltungskünstlern o.Ä. (in festlichem Rahmen), Galavorstellung." Zu feiern gab es da ja wohl nichts. Außerdem: Wäre es nicht besser, wenn man die halbe Millionen Euro, die sowas kostet, nicht lieber direkt spendet? Braucht es André Rieu um Menschen zu trösten?
-
Bisher nur einen schlechten Witz über die Welle gehört (FDP Chef nennt sich aus Respekt vor den Opfern nur noch Guido Wester)
-
Bisher noch keine Verschwörungstheorien gehört (Das waren die Amis! Denen ist ein völlig neuartiges U-Boot explodiert, mit dem sie durch die Erdkruste fahren können. Deswegen haben die auch so lange gebraucht, bis die reagiert haben, weil die erstmal alles vertuschen mussten. Oder so)
-
Spenden per Telefon beruhigt nicht so sehr das Gewissen, wie einen Geldschein zur Bank tragen.
Manchmal hat es schon was gutes, wenn die eigenen Texte nicht ganz unbekannt sind. Ein Bekannter aus dem Paparazzi-Forum hat vor ein paar Tagen eine Lesung mit Fremdtexten abgehalten. Er hatte mich im Urlaub hektisch angemailt, ob er den Text verwenden dürfe, was natürlich kein Problem war. Heute schrieb er mir: "Wegen des knappen Vorlaufs waren zur Lesung "nur" 35 Besucher (ausschließlich forumsfremd) erschienen. Allerdings waren alle von den Texten begeistert und sind -- je nach Getränk -- mehr oder weniger stark mitgegangen. Dabei haben sich Apfelkorn und Eierlikör als die traumatischen Getränke erwiesen (Ein Besucher: "Oh Gott, Apfelkorn!", reisst die Hand vor den Mund und rennt zum Klo). Die Lesenden wie der Wirt waren mit dem Verlauf des Abends überaus zufrieden. Anschließend haben wir einen Topf rumgehen lassen und für Ärzte ohne Grenzen gesammelt. Sind immerhin 360 Euro zusammen gekommen." Saufen für die Dritte Welt. Danke, Andreas.
Und das war der Text:
Wenn Barkeepern langweilig ist, dann erfinden sie Mixgetränke wie "Sex on the beach", die dann weißbebrillte Steuerfachangestellte kichernd aus langen Strohhälmen saugen. Aber nicht immer.
Mitte der 90er arbeitete ich in einem Kneipe in der Kölner Altstadt. Gerne tranken wir nach der Arbeit noch zwei, drei Bier, manchmal auch mehr. Und wenn wir mehr tranken kam der Barkepper immer auf die Idee, neue Getränke zu entwickeln. Und wir waren seine willigen Opfer. Er kombinierte einfach alles. Whiskey mit Zitronenlimo, Whiskey mit Bessenjenever, Gin mit sehr vielen anderen alkoholischen Zutaten. Wir tranken dass alles sehr gierig, zumindest das, was trinkbar war. Auf die Karte schaffte es keine einzige neue Kreation, aber ich bekam eine Schulung im Thema "Welche Alkoholarten welche Kopfschmerzen auslösen". Intern gab es allerdings zwei Favouriten, die gerne auf Partys eingesetzt wurden. 1. Bessenjenever mit Eierlikör. 2. Tequila Bailys. Nummer Eins ist harmlos. Nummer zwei nicht. Schon mal gar nicht,wenn man es leicht gekühlt trinkt. Ich kann aus eigener Erfahrung folgendes berichten: Es macht einen Schädel von hier bis Wladiwostok, Filmrisse, läßt einen auf Parkbänken schlafen, zwingt einen dazu mit beiden Beinen aus Bett zu schlafen, verweigert einem mind. einen Tag lang die Nahrungsaufnahme, und bringt weibliche Eingeborene aus Irland dazu, ihr T-Shirt zu heben. Super Party.
Nachtrag: Deutlich gehobener ist das Getränk der reizenden Gastgeberin von Silvester, die Champagner mit Wodka mixte. Ich glaube, mittlerweile geht es ihr wieder gut.