Eigentlich, so dachte ich gerade, als ich den Ort des Kurzurlaubs gerade per Google Earth inspizierte zu dem ich gleich mit dem wunderschönen Mädchen aufbreche, muss man gar nicht mehr wegfahren. Man kann einfach von A nach B mit Google Earth fliegen. Höhe rund 3000 Fuß, Eye alt 1500, kurz das Bild in die richtige Richtung ziehen und losfliegen lassen. Dann warten. Wenn man angekommen ist, Höhe runter auf rund 900 Fuß, Strassennamen und Sehenswürdigkeiten einblenden lassen. Diese dann bei Flickr oder der Google Bildersuche eingeben und in Ruhe anschauen. Sich per Google Earth ein Restaurant suchen mit einem schönen Blick. Restaurant mit Speisekarte googlen, Menü nachkochen. Später dann mit dem Laptop ins Bett, die den Tag über gewonnen Eindrücke verarbeiten und zum Einschlafen noch etwas regionales Fernsehen schauen. Irgendwie schade. Deswegen halte ich mich an die Regel von Tex Rubinowitz, vor einer Reise auf gar keinen Fall einen Reiseführer oder sonstiges zu lesen, weil einem die vorgekauten Erlebnissberichte alles versauen. Er meint wohl, dass sei wie den kompletten Inhalt eines Filmes zu lesen, um ihn dann zu sehen. Adresse vom Hotel muss reichen. (Ok, ich hab ein Google Earth Bild ausgedruckt, um es zu finden.).

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Eine der größten Lügen der Menschheit ist neben dem betrügerischen Wort "Doppelhaushälfte" und der Erfindung der Software "Photoshop" mit ganz ziemlich großer Sicherheit der Satz "Alter macht weise". Mit Hilfe dieses Satzes versucht man Menschen nahe zu legen, dass man, wenn man ein nicht näher bestimmtes Alter erreicht hat, welches aber wahrscheinlich irgendwo in der Nähe des "Werthers Echte" Opas liegen muss, auf jeden Fall sehr entspannt wird. Kein hektisches rumwuseln mehr, kein aufgeregtes Hüpfen oder Schnaufen, wenn mal etwas nicht so klappt wie man will. Das ist eigentlich erst mal toll, toll, toll. Dummerweise weiß man nicht, wann man denn nun weise zu sein hat. Und ob das ein Zustand ist, in den man reinschlittert wie in eine Prostataerweiterung, oder ob man irgendwas dafür tun muss. Ich behaupte deswegen: Lug und Trug. Wahrscheinlich von der Werbeindustrie ebenso erfunden, wie der rotnasige Weihnachtsmann von Coca Cola.

Stattdessen behaupte ich, dass man im Alter einfach redundanter wird. So eben telefonierte ich mit dem wunderschönen Mädchen die mir mittendrin laut wehklagend den Verlust eine wichtigen Datei mitteilte, weswegen sie nun extra noch mal in die Firma müsse. Sie habe da heute etwas vom Server runtergespeichert, aber das sei jetzt nicht auffindbar. Da senkte ich meine Stimme um eine Oktave und sagte: "Wunderschönes Mädchen, warum schickst Du Dir eine wichtige Datei nicht einfach selbst per Mail?". Das mache ich nämlich. Aber das war nicht immer so.

Früher war ich ganz anders, etwas dünner, nicht so viel graue Haare und ein rechter Hansguckindieluft, wenn es um Wochenendarbeit ging. Da sagte ich oft am Freitag Abend, als ich noch in einer Wertschöpfungskette namens "Firma" arbeitet, "Ach Don, nu ist mal gut, geh trinken. Die Arbeit für das Meeting am Montagmorgen um acht kannst du auch Sonntagnacht machen." Sprachs, und verschwand, um Sonntagabends festzustellen, dass eine irrsinnig wichtige Information in einer Email lag, die in einem Postfach gammelte, an welches ich nicht ran kam. Also einfach die Mediadaten aus dem Kopf geraten und über den Daumen gepeilt und selten falsch gelegen. Aber man wird älter, hat mehr Sorgen (Steuer, Haare aufm Kopf, Frauen, Ipod Akku/Festplatte/Display) und kann sich nicht mehr soviel merken. Seit einem Präsentationdesaster vor ein paar Jahren habe ich mir für die Arbeit unterwegs am Laptop folgende Arbeitsschritte angewöhnt.

  • Angefangene Arbeit speichern
  • Den Ordner mit dem Material für die Arbeit zippen
  • Den Ordner komplett an mich selber schicken
  • Angefangene Arbeit zur Sicherheit noch mal speichern und getrennt an zwei Mailadressen von mir schicken, falls die eine nicht erreichbar sein sollte.
  • Im mobilen Telefon eine Erinnerungsfunktion mit Weckruf einschalten, die einen daran erinnert, den ganzen Quatsch mit dem Laptop noch abzurufen bevor man im Zug sitzt und sich wundert, wo der ganze Krempel denn geblieben ist, den müsste man doch eigentlich nur per Internet jetzt schnell....

(Bevor die Frage kommt: Nein, USB Sticks bringen bei mir nichts, weil ich sie zu Hause vergesse)

Mittlerweile ist mir aufgefallen, dass sich die Redundanzen auch in mein tägliches Leben rein fressen. Zum Beispiel Wäsche waschen. Ich habe keinen Wäschekorb, weil, wenn ich einen Wäschekorb hätte, würde ich nicht mehr an die Wäsche denken, da ich, wie schon mehrfach ausgeführt, alles sofort vergesse, was ich nicht sehe. Oder sehen will. Deswegen landet die Wäsche direkt in der Waschmaschine und wenn die voll ist, dann mache sie an. Soweit klappt das immer ganz gut. Dann vergesse ich aber, dass ich meine Waschmaschine angestellt habe und wenn ich vorbei komme, mache ich sie zur Sicherheit lieber noch mal an, es kann nicht schaden.

Am schlimmsten ist es aber mit Daten vom Rechner. Ich mache hier und da Backups, was mich völlig wahnsinnig macht. Denn selbst wenn ich eine CD brenne und zufälligerweise daran denken sollte, sie auch noch zu beschriften und dann im Extremfall auch noch so beschrifte, dass ich nicht die fünfunddreißigste CD mit der Aufschrift "Backup" habe, dann denke ich mir schon beim brennen: "Was ist, wenn ich die CD verschlampe, weil sie aus Versehen in den Stapel mit dem Altpapier auf meinem Schreibtisch rutscht?". Also packe ich die wichtigsten Daten dann noch mal in einen Ordner, den ich auf meinen Webspace schiebe. In dem Ordner sind dann zum Beispiel Texte, angefangene Romanzehntel oder Passwörter. Darunter befindet sich zum Beispiel im Moment auch mein Passwort für den FTP Zugang zu meinen Webspace, das ich aber leider mittlerweile vergesse habe, weswegen ich nicht mehr drauf komme. Das ist jetzt natürlich Vergesslichkeit und zeigt mir auf, dass ich meine Redundanz noch weiter treiben muss, in dem ich alle Daten zusätzlich noch mal ausdrucke und abhefte. Kommt sicher, wenn ich 40 werde.

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Vielen Dank für die vielen Genesungswünsche hier im Blog, per Mail, SMS und Telefon. Wenn ich ganz viel Glück hab, dann kann sich das wunderschöne Mädchen freinehmen, kommt am Sonntag und pflegt mich dann gesund. Bis dahin erstmal weiter liegen, liegen, liegen und froh sein, dass man ein Premiere Abo und viele ungesehene DVDs hat.

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Wow, das hatte ich auch noch nicht innerhalb von 24 Stunden. Vom Hausarzt um 17.00 Uhr ins Krankenhaus geschickt zu werden, dort um 18.30 Uhr sein und sich nach noch nicht mal einer Stunde(inkl. halbe Stunde Zettel ausfüllen) auf dem OP Tisch wiederfinden und volldurchnarkotisiert werden um am nächsten Morgen wieder nach Hause entlassen zu werden. Früher wurde man danach tagelang noch beobachtet. Jetzt muss ich nur noch jeden Tag mit dem Taxi ins Krankenhaus fahren, damit die sehen, ob ich alles richtig gemacht habe. Sollte ich nicht alles richtig machen (liegen, liegen, liegen, aber mindestens 30 Minuten am Tag raus gehen, sonst Thrombosenparty) oder die Wunde aufgehen, könne ich auch einen Krankenwagen bestellen und wieder kommen, hieß es. Aber gut, das ist ja auch nichts lebensbedrohliches, was sich da ereignet hat und man ist ja froh, wenn man kompentente Ärzte findet, die einen nicht zwangsweise ans Bett ketten, nur damit das Krankenhaus auch ordentlich ausgelastet ist. Zudem bin ich eh lieber zu Hause.

Was man im Hospital, neben den natürlich vorkommenden farbecht colorierten Erzählungen über diverse Erkankungen, am häufigsten hört, sind Beschwerden über die Gesundheitsreform. Demzufolge gibt es nach der nächsten Reform wahrscheinlich arbeitslose Chirugen, die wie Strassenmusiker durch die Gassen marodieren und billige Hausoperationen anbieten. Noch lacht man.

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Gestern Nacht, so gegen drei Uhr, liege ich auf meinem Bett und lese die Biographie von Mae West, die ich in irgendeinem Ramschladen erstanden habe. Es ist totenstill, als ich plötzlich ein leises Weinen höre. Oder meine ein leises Weinen zu hören. Als ob ein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges wimmernd in einer Ecke sitzt. Ich denke: "Oha, sitzt da etwa ein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges wimmernd in einer Ecke meiner Wohnung?". Kann eigentlich nicht sein, denn ich habe kein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges in meiner Wohnung. Das wär mir sicher zwischendurch mal aufgefallen. Woher also diese merkwürdigen Geräusche in meiner Wohnung?

Nächtliche Geräusche in der Wohnung sind ja sowieso eine Sache für sich. Früher, als ich noch kleiner war und meine Haare eine Farbe hatten, da habe ich mich sehr vor Geräuschen in der Wohnung gefürchtet. Ganz besonders in den Momenten, in denen meine Eltern freitagabends aus waren und mir verboten hatten "Aktenzeichen XY" zu sehen. Natürlich habe ich sofort den Fernseher angemacht und mit sehr, sehr großen Kinderaugen Eduard Zimmermann dabei beobachtet habe, wie er mich durch sein riesiges Hornbrillenkassengestell warnend anschaute. Zitternd verfolgte ich wie "Karin R. am morgen des 23.Januar wie gewöhnlich gegen 06.47 Uhr mit ihrem Hund das Haus verließ um diesen in einem nahe gelegenem Waldstück auszuführen" und natürlich wusste ich schon dass sie "an diesem Morgen einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fallen sollte, dass die Nachbarschaft erschütterte." Völlig klar war auch, dass der "Rentner Herbert Z., der ein paar Tage später zufällig mit seinem Schäferhund im kleinen Waldstück unterwegs war, plötzlich aufmerksam wurde, weil sein Hund trotz mehrfacher Aufforderung nicht gehorchen wollte und im Gebüsch verschwand, wo Herbert Z. die geschändete Leiche von Karin R. fand." Im Bild sah man dann eine weiße Hand, die aus einem Plastiksack rausragte. Schnitt. Ede Zimmermann und ein Kripobeamter mit dem gleichen Kassengestell, grünem Sakko und gelber Krawatte. Kurz nach der Sendung hörte ich dann Geräusche in der Wohnung und es war sonnenklar, dass der gesuchte Mörder aus Bayern gerade die Wohnung meiner Eltern als Unterschlupf ausgesucht hatte. Auch hatte er mich zuvor dabei beobachtet, wie ich sein Phantombild angestarrt hatte, und nun muss er einen Zeugen loswerden, denn ich konnte ihn ja identifizieren. Aber ich war ja klein und konnte mich verstecken. So wussten meine Eltern, wenn sich mich zusammengekauert schlafend neben dem Bett unter der Decke gefunden hatten, dass ich mal wieder nicht auf sie gehört hatte.

Heutzutage machen mir Geräusche natürlich nichts mehr aus. Zum einen bin ich groß und stark, zum anderen schaue ich "Aktenzeichen XY" einfach nicht mehr. Also ignorierte ich das Geräusch, das wie taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges klang, das wimmernd in einer Ecke sitzt. Dummerweise wurde das Wimmern aber immer lauter. Durchsetzt von einem leichten Schreien, ganz so als ob einer das taube, blinde, dreibeinige, kuschelige, verletzte Katzenjunge in Stacheldraht einwickeln würde. Unschön. Da an Lesen so nicht mehr zu denken war, ging ich auf die Suche. Ich schaute im Flur nach. Nix. Ich schaute in der Küche nach. (Kurzer Moment des Schreckens, als ich für einen Moment dachte, es könnte ja sein, dass sich irgendeine neue Lebensform im Mülleimer selbst begründet habe, bei den ganzen Sachen die man heute so wegwirft..., wer weiß, welche chemischen Reaktionen da entstehen.) Nix. Im Bad und im Wohnzimmer auch nix. Aber das Katzengeschrei war nicht nur im Schlafzimmer sondern auch im entfernten Bad zu hören. Mittlerweile ging mir das Gejammere etwas auf die Nerven. "Gemeiner Tierquäler" dachte ich, als sich die Sache plötzlich und unerwartet in Wohlgefallen auflöste, da ich ein mehrfach und sehr nachdrücklich ausgesprochenes "Ja" hören könnte. Meine neuen Nachbarn weihten wohl ihr Schlafzimmer ein (Altbau mit Rigips, doo) und sie klingt offenbar zunächst wie ein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges um sich dann zu einem tauben, blinden, dreibeinigen, kuscheligen, verletzten Katzenjungen das in Stacheldraht gewickelt und mit einem einer großen Nadel bearbeitet wird zu steigern, damit sie am Ende "Ja" sagen kann.

Da dachte ich: Kann man so was nicht verbieten? Kann man nicht irgendwo lernen, wie man seiner Lust freien Lauf lassen kann, ohne die Nachbarschaft, die Polizei und den Tierschutzverein auf den Plan zu rufen? Es gibt für jeden Mist einen Volkshochschulkurs, warum nicht dafür? Und: in welches Zimmer stell ich jetzt mein Bett?

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