Und ich dachte noch: Mensch, bist Du müde, jetzt auch noch zu der Lesung, aber dass wird bestimmt super, ich mach ja auch nur den launigen Conferenciere, der die Damen und Herren vorstellt. Dachte ich. Dann war die Lesung natürlich ganz, ganz toll, ich hab auch noch ein paar Fotos gemacht (-> Flickr) und jetzt habe ich einen Schädel, als wenn mir ein Surfbrett auf dem Kopf gefallen wäre. Dann auch noch eine Bloggerin getroffen, die zufällig mit einer Ex-Ex-Ex-Freundin von mir befreundet ist und gedacht, dass das Internet ja sehr klein ist. Jetzt sehr müde.
[note to myself]Nicht vergessen, Herrn Burnster auf die Blogroll zu nehmen.[/note to myself]
So. Seit 10 Tagen mal wiederNichtraucher. Da ich mich jeden Tag frage, ob ich wirklich nicht rauchen will, und desweiteren der Gedanke "Wie lange denkt man eigentlich ans Rauchen, wenn man aufgehört hat?" sekündlich durch mein Hirn rast, habe ich eben mal beim Nuf reingeschaut. Frau Nuf hat nämlich vor vielen Monaten aufgehört und so, wie ich sie nicht kenne, aber lese, hat sie ebenso gern geraucht, wie ich. Ich wollte eigentlich dort einen Eintrag lesen, in dem steht "Puh, drei Wochen Nichtrauchen, muss immer noch jeden dritten Tag dran denken". Stattdessen lese ich : "232 Tage rauchfrei. (...) ist es mindestens wöchentlich eine unglaubliche Quälerei dem Nikotin zu widerstehen." Hallo? Was soll das denn? Ich dachte, dass ist nach drei, vier Wochen vorbei, stattdessen wird es immer nerviger.
Dazu heute mein Arzt: Arzt so: "Sie haben aufgehört?" Ich so: "Ja." Arzt so: "Warum denn?" Ich so: "Weil es ungesund ist, und ich das Gefühl hatte, dass es mir langsam wirklich schadet" Arzt so: "Ahm, hmhm. Soso. Also haben Sie aufgehört, weil sie aufhören wollten, oder weil sie denken, sie müssten aufhören, weil es ihnen schadet? Ich so: "Letzteres." Arzt so: gedankenverloren"Also so zwanghaftes und nicht freiwilliges Aufhören bringt ja selten was" Ich so: "Danke für die Motivation" Arzt so: "Ähm, ja. Bringt ja auch nix, wenn ich sie belüge." Ich so: "Haben sie mal geraucht?" Arzt so: "Wie einer der glaubt, morgen wird es verboten" Ich so: "Wann haben sie aufgehört? Arzt so: "Vor Jahren, zusammen mit meiner Frau, als sie schwanger war. Dann noch mal, als das Kind kam, dann als es drei war, dann wegen einer Wette, dann als mein Arzt meinte, es sei Zeit, dann als er meinte, ich sei langsam über der Zeit. Dann war ich mal im Krankenhaus und hab die Chance genutzt."
Eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund zu rauchen, denn es ist ein wenig dumm, sich dauernd was in den Mund zu stecken und daran zu ziehen. Auf der anderen Seite fehlt mir seelisch was. Vielleicht steige ich doch auf Pfeife um... und lass mir einen Vollbart wachsen. Und wo ich dann schon dabei, kauf ich mir gleich ein Liegefahrrad und lege meine Gurken selber ein.
(Hat man eigentlich mehr oder weniger Sex, wenn man mit Rauchen aufhört?)
Zweimal innerhalb von vier Wochen per Notaufnahme ins Krankenhaus - einmal davon voller Angst, die am Ende nicht begründet war, aber ihren Grund hatte. Das soll einem etwas sagen. Man bekommt so Ohrfeigen nicht umsonst. Schon gar nicht, wenn sie das frisch gewonnene Grundvertrauen wieder in sich zusammensacken lassen. Die sorgsam gemauerten Grundfesten. Ich weiß nur leider nicht was ich mir sagen will. Ich weiß, dass es eine nicht ganz leichte Suche nach dem Grund werden wird. Es wird nicht mit einfachen Dingen lösen, nicht mit einem Handstreich vom Tisch zu wischen, nicht leicht zu erringen sein. Im Moment ist alles ein Netz aus fragilen Hoffnungen.
Schreibblockaden kommen ja immer dann, wenn man sie gerade nicht so richtig gebrauchen kann. Zum Beispiel, wenn man an einem Tag gleich drei Deadlines hat und rettungslos mit seinen Projekten im Verzug ist, um diese dann mit verzweifelten Nachtschichten zu retten. Das gemeine an Schreibblockaden ist ja, dass man sie vorher schon spürt. Man weiß ganz genau dass man niemals, auch nicht, wenn es 30 Milliarden Euro geben würde, den Zeitplan den man sich gesteckt hat, einhalten wird können. Stattdessen sitzt man stundenlang vor dem Rechner und starrt da rein, in der Hoffnung, es würde was raus kommen, was ja per se schon mal Quatsch ist, weil es genau umgekehrt sein müsste.
Aber man wird ja auch älter und erfahrener und kennt seine Momente im Leben. Wenn ich merke, dass sich eine Schreibblockade zeigt, fange ich normalerweise schon mal damit an, dass ich die Schreibblockade nicht Schreibblockade nenne, sondern "writers cramp". Das klingt irgendwie viel schöner, so wie der Name eines etwas abgelegenen, für seine Verhältnisse aber ganz hübschen, weißen Bergs in Südafrika, den ein englischer, adliger Nichtnutz Reisender im 18. Jhd. in memoriam für seinen leider auf der Wegstrecke an Schüttelfieber verstorbenen besten Freund, den er trotz seiner Neigung zum Trunke als Schreiber mit auf die Reise genommen hat, um seine adeligen Taten in einem guten Licht erscheinen zu lassen, in einem Anfall typisch britischen Humors so genannt hat. Jedenfalls klingt es besser, und nicht so medizinisch.
Im Falle eines auf dräunenden writers cramp fange ich meist damit an, meine Wohnung aufzuräumen. Zu erst in der Küche, genauer gesagt an der Spüle. Spülen befreit den Geist, weil es eine ziemlich sinnlose Tätigkeit ist, die einen aber koordinationstechnisch einigermaßen fordert. Man räumt den Geist frei und wenn man Glück hat, vergisst man auch den writers cramp. Wenn das nicht hilft, wird die Küche geputzt. Wenn das nicht hilft, das Bad, ob es will oder nicht. Wenn das nicht hilft wird gesaugt, Staubsaugerbeutel voll hin oder her. Wenn das nicht hilft wird der Kleiderschrank aufgeräumt. Wenn das nicht hilft, wird Staub gewischt, Allergien werden mannstark ignoriert. Wenn das nicht hilft, wird der Boden in der ganzen Wohnung gewischt. Wenn das nicht hilft, werden die Fenster gewischt, und die neu gewonnene Weitsicht erstaunt zur Kenntnis genommen. Wenn das nicht hilft, ist immerhin die Wohnung mal wieder sauber, was einen sehr glücklich macht, was wiederum dazu führt, dass man durch seinen Glückszustand, den writers cramp einfach vergisst.
Dieses Endszenario ist aber extrem selten. Normalerweise fällt einem spätestens bevor man den Kleiderschrank aufräumen muss, irgendwas Sinnvolles ein, das man zu Papier bringen kann. Was dazu führt, dass bestimmte Ecken in der Wohnung ein einsames Dasein fristen. Aber das ist ja egal, denn sie tun es ja für einen guten Zweck.
Allerdings gibt es auch den nicht zu rettenden writers cramp. Den sieht man auch kommen, aber man weiß gleich, dass alle Ablenkungsversuche nichts fruchten. Man könnte sich in eine manisch putzsüchtige, hypochondrische, jammernde Memme verwandeln, nachher ist man genauso blockiert wie vorher. Also lässt man es, was dazu führt, dass man selber und die Wohnung in einen Zustand der exorbitanten Unordnung geraten. Man sackt weg, wird stumpf, fühlt sich wie ein leichter Nieselregen im Winter und wie Pu, der Bär, nachdem er von I-Ah vergewaltig wurde.
Und genauso ging es mir dir Woche, bis der Deadline Druck so groß wurde, dass ich die Nächte bis morgens um fünf verlängert habe, um die Arbeit zu erledigen Das ist einerseits toll, toll, toll, weil man die Arbeit erledigt hat und man gleichzeitig die MLB Playoffs (Baseball, wehrte Leserinnen), verfolgen konnte, andererseits ist mein Schlaf/Wachrhythmus nun völlig versaut und der Weinvorrat ist auch geplündert. Soll noch mal einer sagen, als Autor führe man ein lockeres Leben.
Ganz schön gute Photos von Zed Nelson
Ich hab früher selber recht viel fotografiert, so richtig mit guter Kamera, mehreren Objektiven, Filtern, Vergrösserer etc. Hat Spaß gemacht, auch wenn ich schnell gemerkt habe, dass das Fotografieren nicht zwingend das Medium ist, in dem ich mich am besten ausdrücken kann. Was auch eine Menge mit mangelndem Können zu tun hatte. Als mir dann irgendwann mal die gesamte Fotoausrüstung aus dem Auto gestohlen wurde und die Versicherung sich unter fadenscheinigen Gründen weigerte auch nur einen Pfennig zu zahlen, war es dann vorbei mit der Fotografie. Erst seit dem ich Flickr entdeckt habe, ist die Lust wieder größer geworden. Also kaufte ich mir einen kleine Nikon 3700 nur um sehr schnell festzustellen, dass man doch vor allem bei Objektiv arg limitiert ist. Jetzt überlege ich, ob ich mir die Sony DSC-H1 zulegen soll, oder einfach spare, bis es für eine richtige DSLR kaufen kann. Auf der anderen Seite - so toll die Dinger sind, dann hat man wieder das Problem, dass man diese riesigen Koffer mit sich rumschleppt und sich die Nase am Fachgeschäft am Bildschirm beim Online Händler nach irgendwelchen Objektiven flachdrückt, die mehr kosten als die gesamte Kamera.
Naja, wenn wir mir jemand die Entscheidung abnehmen will - ich hab die Sony auf meine Wunschliste gestellt. Haha.