Medien, auch Blogs, sind ja darauf angewiesen, dass die Leser das was man schreibt, auch glauben. Blogs haben aber gegenüber den Medien den immensen Vorteil, dass sie eine Selbstkorrektur haben. Schreibt ein Autor, dass 4 + 4 = 5 ist, wird relativ schnell ein Leser kommen, der auf den Fehler hinweist. Eine Richtigstellung ist also gegeben, und sowas nennt man Neudeutsch auch gerne "Schwarmintelligenz". Ein schönes Beispiel für diese gemeinsame Intelligenz ist auch das Projekt "Wikipedia". Trotz aller Versuche, Inhalte bei Wikipedia zu fälschen, gelingt es der Schwarmintelligenz am Ende die Oberhand zu haben.
Diese Form von Arbeit und gleichzeitiger Korrektur durch andere ist relativ neu. In den meisten Redaktionen gibt es sowas nicht. Was bedauerlich ist, denn wenn sich zum Beispiel RTL eine Kommentarfunktion leisten würde, dann würden die vielen Leser der RTL Aktuell Webseite auf der der Abschiedsbrief des Amokläufers von Emsdetten mit den Worten "Hier das Original (nicht korrigiert):..." angekündigt ist, sicher auch mittels eines Kommentars erfahren, dass der dort gezeigte Brief bei weitem nicht dem Original entspricht, wie das Blog Leckses Artikel mittels eines simplen Vergleichs nachweist. Auf der Webseite von RTL Aktuell wurde nicht nur ein großer Teil des Abschiedsbriefes einfach weggelassen (trotz des Hinweises, es handele sich um das Original) sondern es wurde dem Brief auch etwas hinzugefügt. Ist das der Qualitätsjournalismus, von dem Journalisten gerne sprechen, wenn sich von Blogs abheben wollen? Das der Brief unter den wachsamen Augen des mehrfach prämierten RTL Anchormans Peter Klöppel weiterhin zu lesen ist, macht die Sache noch widerlicher.
Wirklich wundern muss man sich darüber aber nicht, denn die meisten Medien schreiben gerne etwas in eine Richtung, von der sie vermuten, dass es die Meinung der Leserschaft reflektiert. Davon lebt eine ganze Industrie, genauer gesagt, die Yellow Press, die nichts anderes macht, als Sachen so hinzubiegen, dass man schreiben kann, eine monegassische Prinzessin habe mal wieder eine Krankheit / neuen Lover / Depressionen usw. Während man aber das Gehabe der Yellow Press mit einem belustigten Achselzucken unter "Kirmes Unterhaltung" abhakt, sieht das bei anderen Medien nicht so aus. Die Nachrichten in Zeitungen und besonders die verlesenen Agentur Meldungen in ARD und ZDF werden in Deutschland nicht angezweifelt. Sätze wie: "War in der Tagesschau" oder "Hat die Anne Will erzählt" sind gleichsam ein Gütesiegel für Wahrheit und Ehrlichkeit. Das die Moderatoren der "Tagesschau", der "Heute" Nachrichten und von "RTL Aktuell" auch nur das lesen, was Agenturen ihren liefern, und dass das, was die Agenturen liefern nicht immer dem entsprechen muss, was tatsächlich passiert ist, ist dann wieder eine andere, meist nicht gestellte Frage. Während bei einer Berichterstattung im Netz eine Behauptung nicht nur durch eine Agenturmeldung oder einem Eintrag in einem anderen Blog belegt sein darf, können sich die großen Nachrichten Medien auf ihren "Ruf" verlassen. Woher eine Meldung stammt, wird seitens der Zuschauer nicht hinterfragt, der Wahrheitsgehalt wird nicht überprüft, denn wenn es in die Nachrichten kommt, wird es ja wohl stimmen.
Dabei ist die Erkenntnis nicht unbedingt neu, dass man dem, was man so sieht und liest, nicht immer bedingungslos trauen kann. Wer zur Zeiten des Ost/West Konfliktes groß geworden ist, wird schon mehrfach bemerkt haben, dass nicht alles, was in der "Tagesschau" gesendet wurde, der unbedingten Wahrheit entsprochen hat. Eines des schönsten Beispiele für gelungene Propaganda ist die Kuba Krise aus dem Jahr 1962. Bekannt ist, das die UdSSR Atomwaffen auf der Insel stationieren wollte und auf der Druck der USA dieses Ansinnen ad acta legte. Weniger bekannt ist, dass die USA ihrerseits im Jahre 1959 Mittelstreckenrakete an sowjetisch-türkischen Grenze stationiert hatten. Die Reaktion der UdSSR war im Sinne der Abschreckungsdoktrin also nur logisch. Und am Ende war es auch nicht so, dass die USA durch die Kuba Krise einen Vorteil erlangt hatte. Man einigte sich darauf, dass die UdSSR ihre Raketen sofort wieder nach Hause brachte, während die USA die Mittelstreckenraketen aus der Türkei erst einige Monate später abzog. Im Grunde hatte die UdSSR mehr erreicht als verloren, aber dummerweise hatten sie die PR Schlacht wegen der zu früh gefundenen Raketen auf Kuba verloren. In der breiten (westlichen) Öffentlichkeit wurde der Abzug der US Raketen nie debattiert. Bis heute ist diese Tatsache eher unbekannt, was nicht zuletzt deswegen der Fall ist, weil die Medien dementsprechend berichtet haben.
Im Grunde sollte man gegenüber allen Medien skeptisch sein und bleiben. Das gesamte Geschehen auf der Welt wird durch wenige Agenturen zusammengefasst: AP, Reuters, AFP, ein wenig BBC und in Deutschland gibt es die monopolistische dpa. Das ist nicht wirklich viel, wenn man schaut, was so alles in der Welt passiert. Das enge Geflecht von wenigen Agenturen und wenigen anerkannten Nachrichtensendern muss eigentlich ein Traum für einflussreiche Lobbys und PR Firmen sein. Das Problem sind aber auch nicht die Agenturen alleine, sondern zusammen gekürzte Geschichten wie der Abschiedsbrief im "Original" bei RTL. Und wenn man bei solchen Dingen kürzt, dann liegt der Verdacht nahe, dass man dies auch bei anderen Meldungen macht. Ein verfälschter Abdruck eines Abschiedsbriefes im vorliegenden Fall hätte in der Blogszene keine fünf Minuten bestand gehabt. Bei RTL steht das Ding seit mindestens einer Woche unverändert falsch auf der Webseite und dient so sicher manchen als Diskussionsgrundlage.
"Huhu, haben Sie am Wochenende nicht Lust die Abschlussveranstaltung der "Bobs" zu moderieren?" "Warum nicht," dachte ich mir, denn nicht nur die Deutsche Welle, sondern mit ihr hatte auch die Frau Kaltmamsell gerufen, die in diesem Jahr in der Jury saß, wie man hier lesen kann. Ich kannte die "Bobs" bisher nicht so wirklich. "Ein Internetpreis für Blogs, aha, jaja, soso, interessant, was läuft denn im Fernsehen?" waren so die Gedanken, die ich damit verbunden habe. Das sollte sich in den nächsten Tagen deutlich ändern. Dummerweise erwischte mich dann schon ab Donnerstagabend der böse Magen-Darm Virus, was die Sache nicht leichter machte. Aber bei der Jurysitzung war ich teilweise dann doch dabei und für die Verleihung konnte ich mich einigermaßen so aufpäppeln, dass ich halbwegs gesund aussah. Viel hab ich also leider nicht mitbekommen und was mich noch viel ärgert - ich hatte kaum Zeit mit den meisten Jurymitgliedern zu reden. Ich hätte wirklich gerne noch mit Gilles Klein gesprochen. Ebenso mit Michael Anti, dessen Blog vor Jahresfrist in von Microsoft auf Wunsch der chinesischen Regierung geschlossen wurde. Ebenso mit Sonia Francine, eine sehr faszinierende Frau, die mal VJ und Programmdirektor bei MTV war, eine Fußballkommentatorin und Fernsehstar ist und im Stadtparlament von Sao Paulo sitzt. Oder mit dem streitbaren Hossein Derakhshan, der wohl den halben Iran zum bloggen gebracht hat. Für mich hat sich aber durch die wenigen Stunden viel geändert und es wurde ein gedanklicher Prozess angeschoben, der wohl noch eine lange Zeit brauchen wird, aber den ich mal rudimentär skizzieren will.
Es gibt immer wieder die Klage, dass sich in Deutschland keine vernünftige Blogszene etablieren will. Und das die wenigen Blogs die es gibt, entweder im Rauschen der anderen Medien untergehen, oder unverschämterweise nicht mal dann zitiert werden, wenn sie wie im Fall "StudiVZ" seit Wochen recherchieren und dann ihre Ergebnisse in einem lahmen Artikel bei "Sponline" wiederfinden. Die Blogszenen in allen (wirklich allen) bei den "Bobs" vertretenen Ländern ist da deutlich weiter. Selbst in den Niederlanden ist die Verschränkung zwischen den klassischen Medien und Blogs kein Problem, sondern etwas völlig normales. In Frankreich erst recht. In den USA sowieso. Da auch die deutschen Verlage ja international unterwegs sind, wundere ich mich schon, dass man hier weiterhin versucht, mit eigenen Bordmitteln etwas auf die Beine zu stellen, statt sich mal mit den führenden Mitgliedern der Blogszene zusammen zu setzen. Aber der Grund, warum die Blogs in Deutschland so rumkrebsen mag auch noch ein anderer sein.
Mir war es schon vorher bewußt, aber nicht so klar wie durch die Stunden in der Jurysitzung: Blogs sind in den meisten Ländern, nicht nur in China oder Iran, ein probates und viel gelesenes Mittel zur politischen Meinungsäußerung. Waren Internet und Blogs vor ein paar Jahren noch vernachlässigenswert aus Sicht einer angegriffenen Regierung, sieht das heute anders aus. Gilles Klein berichtete, dass man sogar in Afrika, wo so gut wie niemand Internet hat, damit beginnt, Blogs zu zensieren, aus Angst, dass zuviel ungewünschte Informationen auffindbar ist. Und es geht weiter: da schreiben Menschen, die auf Grund dessen, was sie im Internet schreiben, ernsthaft in Gefahr sind. Die ins Gefängnis gestopft werden, die misshandelt werden, die mit dem Tod bedroht werden. Wegen eines Blogeintrages.
Fast alle Länder hatten also Blogs vorgeschlagen, die meist zutiefst politisch motiviert waren, oder deren Betreiber auf Grund persönlicher Lebensumstände gezwungen waren, sich mit der jeweiligen Politik auseinander zu setzen. Doch solche findet man in Deutschland - bisher - eher selten. Warum das so ist? Darüber rätsel’ ich nicht erst seit dem letzten Wochenende. Es kann nicht an einem massiven Desinteresse der Menschen an der Politik liegen. Vielleicht ist es eher so, dass die meisten das Internet nicht als Informationsmedium, sondern als Unterhaltungsprogramm sehen. Wer in Deutschland ins Internet geht, der will Freunde treffen, ein paar witzige Videos sehen und das war es.
Aber mag es auch daran liegen, dass der persönliche Leidensdruck des einzelnen in Deutschland nicht so hoch ist? Vielleicht, aber ist er das in Frankreich? Fühlt sich der Franzose mehr von seiner Regierung unter Druck gesetzt, hat er mehr Angst um seine Rechte, als der Deutsche? Ich bin kein Soziologe, aber ich glaube es liegt wohl eher daran, dass die Franzosen sich mit etwas mehr Selbstbewusstsein in die Politik einmischen und sich ungern "regieren" lassen. Das selbst die Blogszene in Italien (leider, leider nicht vertreten bei den "Bobs") größer und vor allem politischer ist, als in Deutschland, hat sie wohl den Regierungsjahren von Berlusconi zu verdanken. Also jener Zeit, in der man nur im Internet schreiben konnte, was man von der Politik der Regierung hält. Aber hier war ein Antrieb zu finden, den die Franzosen auch nicht hatten. Warum unterscheiden sich die Szenen in Frankreich und Deutschland also so sehr?
Ich bin mir seit dem letzten Wochenende sicher - die deutsche Blogszene wird erst dann aus dem Loch in dem sie steckt herauskommen, wenn sie ein paar Punkte verinnerlicht:
- Politik ist etwas, was nicht auf Strasse und in Hinterzimmern stattfindet, sondern in den Wohnungen und Köpfen derjenigen, die sich dafür interessieren.
- Hartz IV, Prekariat, Überwachung, Wahlmaschinen, Steuern, Bürgergeld, Roland Koch, Kontoüberwachung. Wieviel Themen braucht man eigentlich noch?
- Sabine Christiansen ist keine politische Talkshow
- Der klassische Journalismus, der mal vor 50 Jahren sich selbst als "Wachhund der Demokratie gefeiert hat" hat sich längst am Finger-Food Büffet der Politiker und Lobbys vollgefressen. Der Journalismus dieser Tage ist nicht dazu in der Lage dass System zu überwachen, er ist Teil des Systems geworden.
Das es Deutschland durchaus ein Bewusstsein dafür gibt, dass Blogs ein Medium darstellen, das viel verändern kann, zeigt die "Deutsche Welle". Es war nicht ein US Sender, oder ein Verlag aus Frankreich, der die grandiose Idee hatte, einmal im Jahr ein paar Blogs auszeichnen, sondern die "Deutsche Welle." Man muss dem Sender ein wirklich großes Kompliment aussprechen. Nicht nur, weil sie mit ihrem Preis auch die internationale Blogszene tiefer vernetzten. Sie haben es wirklich geschafft aus den Teilnehmerländern nicht einfach irgendjemanden in die Jury zu setzen, sondern Menschen, die sich extrem gut in der jeweiligen Szene auskennen. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen im nächsten Jahr zu der hoffentlich wieder öffentlichen Verleihung der Blogpreise zu kommen.
Huhu, Stern, Spiegel, Focus!
Wo lese ich gerade die Reuters Meldung von 17.20 Uhr, dass der Deutsche Bundestag beschlossen hat, Tabakwerbung in der Presse, dem Internet und auf Großveranstaltungen zu verbieten? Ich lese sie nicht bei Stern, Spiegel, Focus (Stand 23:43 Uhr) sondern in einer Meldung von 18:53 Uhr des Motorsportpressedienst F1total.com. Was issn los bei Euch? Abschiedsessen der Redaktion mit den besten Kunden?
Und außerdem: es wäre doch auch schick, Stern, Spiegel, Focus, wenn ihr als "führende Onlinenachrichtenportale" in Zukunft auch so eine hübsche Uhr oben rechts einbauen würdet, wie die Jungs von F1total, auf der man sehen kann, wann das letzte Mal was aktualisiert wurde.
Ich hab ein neues Gemeinschaftsblog aufgemacht und das ist der Grund dafür:
Die Zahl derjenigen, die alleine in diesem Jahr in der Blogszene eine Abmahnung wegen eines Eintrages erhalten haben, ist kaum noch zu einzuschätzen. Das liegt zum einen an der intensiv gewachsenen Blogszene, die sich nicht mehr wie vor einigen Jahren noch mittels RSS Feed gemütlich überblicken lässt. Und zum anderen daran, dass es Anwälte gibt, die scheinbar gezielt per Suchmaschine nach in ihren Augen abmahnwürdigen Einträgen fahnden. Dazu kommen Firmen, große Konzerne wie mittelständische Unternehmen, die schnell ihre Rechtsabteilung alarmieren, lesen sie einen Blogeintrag, der die Firma oder ein Produkt der Firma in ein schlechtes Licht stellt. Das Problem mit Abmahnungen und Unterlassungserklärungen ist nicht neu. Jede Redaktion kennt das schon seit Jahrzehnten, doch wird der Betreiber eines Blogs abgemahnt, kann der sich nicht an eine Rechtsabteilung wenden, die die Sache schon irgendwie ausfechten wird. Man steht allein da und vor allem vor einer Kostenaufstellung, seitenweise Anwaltsdeutsch und meist einer extrem kurzen Frist. Das kann einem schlichtweg Angst machen, was ja auch soll.
Aber: nicht alle Abmahnungen sind gerechtfertigt.
Die Idee zum Blog ist folgende: Viele Blogs die abgemahnt werden, haben nur wenig Leser und sind kaum vernetzt. Da fällt es schwer, sich Gehör zu verschaffen und auf die erhaltene Abmahnung aufmerksam machen zu können. Und wie schon erwähnt: manche Abmahnungen stehen auf derartig dünnen rechtlichen Boden, dass man sie eigentlich hätte gar nicht versenden dürfen. Aber woher soll man das wissen?
Dann gibt es Abmahnungen, die schlicht weg unverständlich sind. Bestes Beispiel ist die Abmahnwelle der Daimler-Chrysler-Bank. Auch hier kann so ein Sammelblog einen guten Überblick verschaffen.
Dann wäre es interessant zu sehen, welche Firmen wie oft und wann abmahnen, bzw. welche Anwaltskanzleien involviert sind. Ein Eintrag unter dem Topic "Firma XYZ" würde zwei Dinge bringen: zum einen sieht man, dass man nicht alleine ist und kann sich auch in Rechtsfragen zusammenschließen, zum anderen kann man erkennen, wie viele derartiger Abmahnungen im Internet kursieren.
Und am Schluss soll das Blog auch noch etwas machen: es soll die Angst ein wenig lindern. Mittlerweile kennt man irgendeinen Blogger, der schon mal abgemahnt wurde und dessen Geschichten über Kostenfestsetzungen und horrende Anwaltsrechnungen. Beim Schreiben ist Angst ein schlechter Ratgeber. Mancher verfasst seine Einträge nur noch so, in dem man alle rechtliche Risiken schon im Vorfeld zu minimieren sucht. Könnte man auch "vorauseilender Gehorsam" nennen. Und wer weiß schon, wann er und weswegen er abgemahnt werden kann? Aber in dem Fall besteht die Gefahr, dass die Angst vor einer Abmahnung dazu führt, dass bestimmte Dinge nicht mehr geschrieben werden. Dann wird das Instrument der Abmahnung zu einer Zensurmassnahme.
Und damit man sich einen ersten Überblick über das Thema verschaffen kann, hat das Blog auch eine Linkliste.
Wozu das Blog nicht da ist:
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Es wird keine Rechtsberatung geben. Tipps kann man sich holen, aber keine Rechtsberatung. Wer eine Abmahnung/Unterlassungserklärung erhält, der sollte zu einem Rechtsanwalt gehen. Und zwar sofort.
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Es wird keine Präjudizierung darüber geben, ob eine Abmahnung/Unterlassungserklärung gerechtfertigt ist war/ist, oder nicht.
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Es geht um ausschließlich um Abmahnungen, die auf Grund eines Blogeintrages entstanden sind, nicht um solche, die man woanders erhalten hat (Arbeitsplatz etc).
Das Blog ist nun online. Wie gesagt: es ist ein Gemeinschaftsblog. Jeder, der sich bei blogger.de registriert hat, kann dort mitschreiben. Bitte die Regeln beachten.
Es wäre toll, wenn man den Link mal kurz durch die Blogszene tragen könnte. Gerne auch mit diesem Button.
Bedanken möchte ich mich noch beim Herrn ichichich der das Layout zur Verfügung gestellt hat.
Nachtrag: Interessanter Artikel in der FAZ über die Abmahnpraktiken verschiedener Media Märkte die interessanterweise alle durch Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel vertreten werden. Wie dort einige Kommentatoren schreiben, ist es die einzige, aber vermutlich beste Lösung, auch das Verhalten einer Firma gegenüber Mitbewerbern in seine Kaufentscheidung mit einzubeziehen.
Nico regt sich auf. Felix auch. Und ich hab mich hier auch schon mehrfach über die Dinge gewundert, die so täglich zum Thema "Demokratie", "Datenschutz", "Persönlichkeitsrechte" an mir vorbei ziehen. Ich hab sie natürlich seit Ende der 90er Jahre und die langen Diskussionen um den großen Lauschangriff wahr genommen, aber wie alle andern auch, verschwanden die Begriffe im weißen Rauschen der Nachrichten. Auch nach dem 11.September 2001 schwappte das erstmal an mir vorbei. Patriot Act? Naja, die irren Amis halt. Hier herrscht ja eine ganz andere Situation. Aber in den letzten, sagen wir mal zwei Jahren, hat mich das Thema doch immer wieder beschäftigt. Was in vielen Fällen aussah wie eine "Zwischendurch Lösung", ist nun zum festen Bestandteil des Alltags geworden. Das sind meist aber nur Gesetze, die wieder in den großen Gesetzbüchern verschwinden und ein relativ stilles Dasein fristen. Der Normalbürger vergisst die Aufregung schnell und wendet sich dem nächsten Thema zu.
An manchen Dingen aber kann man die Veränderungen mit bloßem Auge sehen. Schönstes Beispiel sind die Botschaften der USA und von Großbritannien in Berlin. Auch vor 9/11 waren diese gut bewacht, meist mit Mannschaftswagen und einer Absperrung die vor der Tür stand. Nach 9/11 wurde, aus Sicherheitsgründen, die Straße vor den Botschaften gesperrt. Vorübergehend natürlich. Es wurden einfache Absperrgitter aufgestellt, dazu viel Polizei. Fünf Jahre später ist die US Botschaft eine Festung. Mit Wachhäuschen, Betonabsperrung und Polizisten die, die Touristenströme bewachen. Die britische Botschaft ist eine ebenfalls eine Festung, gelegen hinter hübsch glühenden Poller im Knight Rider Look.
Es verändert sich also doch etwas. Es sind nicht "vorübergehende Maßnahmen", die irgendwann schon wieder verschwinden werden. Es sind Fakten, die geschaffen werden. Und warum sollte man die wieder rückgängig machen wollen? Warum sollte man eines der Gesetze, selbst wenn es seine Unsinnigkeit unter Beweis gestellt hätte, wieder abschaffen?
Und wie viel von diesen Dingern gibt es überhaupt? Es rauschen so viele Begriffe täglich an einem vorbei, dass man schnell den Überblick verliert. Videoüberwachung. Handyüberwachung. Sicherheitsgesetz. Anti-Terrorgesetz. Dazu die anderen Nachrichten. Tote Kinder, Naturkatastrophen, Hartz IV. Man vergisst so schnell. Und ist es am Ende wirklich so schlimm? Bewegt man sich auf einen Staat zu, der mehr Angst vor seinen Bürgern zu haben scheint, als der Bürger vor dem Staat hat, obwohl es umgekehrt sein müsste? Es hat mich interessiert, wie viel Meldungen, Texte und Nachrichten zum Thema "Bürgerrechte" ich so finde. Also habe ich ein Blog aufgemacht und gesammelt. Das war am 24. Juni. Zusammen mit ein paar anderen Blogger haben wir Meldungen gesammelt. Nicht zwanghaft, einfach so, wie man über sie gestolpert ist. Ich dachte ja: pro Monat werden es vielleicht zwei, drei Einträge. Mittlerweile sind 39 Einträge. In vier Monaten. Das ist erschreckend viel.
Man fragt sich immer, was man angesichts der bröckelnden Bürgerrechte tun kann. Sich darüber aufregen ist ja eine Sache. Aber damit überhaupt etwas passiert, muss man sich der Problematik überhaupt erstmal gewahr sein. Denn wie erwähnt - Gesetzestexte sind schnell vergessen, wenn man nicht von ihnen betroffen ist. Es ist wie bei einer Krankheit. Solange man sie selber nicht hat, oder jemanden kennt, der sie hat, solange ist die Notwendigkeit sich damit zu beschäftigen auch nicht gegeben. Manche Dinge kann man aber per Prävention vermeiden. Es kommt also auch bei so was abstrakten und eigentlich nicht greifbaren, weil immer dagewesenem wie den Bürgerrechten darauf an, dass man sich erstmal bewusst wird, was man verliert. Aber im Gegensatz zur verlorenen Gesundheit, lassen sich Rechte relativ simpel wieder einrichten. Und allein das Sammeln von Meldungen aus diesem Themenbereich, allein die Häufung von diesen Meldungen hat mich sensibler gemacht für dieses Thema.
Was also tun? Da wären folgende Möglichkeiten: Lesen. Einfach lesen. Vielleicht ein wenig aufmerksamer alles beachten, was mit Bürgerrechten und Demokratie zu tun hat. Man kann sich Fragen stellen. Man kann seinen Abgeordneten anschreiben. Schließlich kann man wählen und damit eine Entscheidung treffen. Und wenn man möchte, dass man auch in Zukunft seine Wahl selber mittels Kugelschreiber ausfüllen kann, dann kann man bei einer Petition unterschreiben, die die Abschaffung von Wahlmaschinen fordert. Bekommt man 50.000 Unterschriften zusammen, geht die Sache vor den Petitionsausschuss.
Nachtrag: Joerg Olaf Schäfers wies mich zu Recht auf den Fehler hin, dass man keine 50.000 Unterschriften benötigt um eine Petition einzureichen. Wie und warum das genau funktioniert, beschriebt er in seinem Blog
Und wer Lust hat, der kann auch beim Blog mitmachen. Hinweise immer an mich unter den bekannten Mailadressen.