Es gibt ja so einige Dinge, die man mal im Leben werden wollte. Nach einem Intermezzo, mit dem Busfahrer kam eine Periode, in der ich mich ganz groß ins Bankgeschäft einsteigen sah. Wertpapierhandel, natürlich. Wall Street, und so Sachen. Ich verfolgte in diesen Tagen genauestens täglich die Aktien von BASF und den Goldpreis, über welchen ich morgens am Frühstückstisch ellenlange Vorträge hielt. Zum meinen und vermutlich zum Glück meiner Familie tat ich das immer alleine, da ich wegen der Entfernung zu meiner Schule immer als erster aufstehen und frühstücken musste. Nachdem mein Vater mir mal erklärte, dass man zum Aktienhandel nur zugelassen wird, wenn man gute Noten in Mathematik vorweisen könnte, verwarf ich den Gedanken aber schnell wieder. Wenn ich gewusst hätte, das er nicht gewusst hat, wie offensichtlich falsch er lag, wäre ich vielleicht heute auch ein reicher, tablettenzerfressender, trinkender, koksender Irrsinniger, der versucht die Verluste seinen Fonds mit dem Werbespruch "An der Börse geht es mal auf und ab" zu kaschieren. Aber reich!

Nachdem es mir mit 13 dämmerte, dass ich auf legalen Weg niemals die Reichtümer würde anhäufen können, die sich in den Hochglanzmagazinen wöchentlich vor mir ausbreiteten, dachte über eine Parallelstrategie nach. Erst ein nobler Dieb werden, dann reich heiraten. Prinzipiell liegt mir das Kriminelle aber nicht. Das wusste ich schon damals. Meine Diebstähle in Süßwarenläden beschränkten sich auf wenige Pfennige, was mein schlechtes Gewissen allerdings nicht davon abhielt, zu glauben, die illegale Mitnahme einiger "Cola Flaschen" der Marke Haribo, würden den Einzelhändler in den Ruin treiben. Außerdem war mir klar, dass er den Diebstahl der Süßigkeiten natürlich Abends beim abzählen selbiger bemerken würde. Selbstverständlich würde er sich sofort daran erinnern, dass ich mich stundenlang vor der Auslage rumgedrückt habe und bei meinem nächsten Besuch - Polizei, Gefängnis, Drogen, weinende Eltern, die mich verstoßen, Sozialhilfe, Schiffschauckelschubser, Tätowierungen, Mörder. Klar.

Aber auf der anderen Seite erschien mir eine Karriere als Gentleman Dieb doch sehr lohnenswert. Also als jemand, der mit einem perfekten Plan Nachts den Tresor einer Bank ausraubt, sich das Geld in die Taschen stopft und fröhlich pfeifend durch die dunklen Gassen wieder in seine Villa zurückkehrt um einen neuen perfekten Coup zu planen. So eine Art Mischung aus James Bond und Thomas Crown halt. Diese Idee begeisterte mich so sehr, dass ich beschloss, sie sofort in die Tat um zu setzen. Am nächsten Tag zog ich meinen sehr unauffälligen Trenchcoat an und betrat die Sparkassen Filiale Godesberg. Unauffällig wie ein schwitzender dreizehnjähriger in einem zu großen hellblauen Trenchcoat (Mutter beim Kauf: Der hält dann auch ein paar Jahre, Du wächst ja noch) mit einer zu großen Pilotenbrille (Mutter beim Kauf....) sich eben an den Ständen rumdrücken kann, beobachtete ich ca. eine halbe Stunde den Kassierer. Das ich mich dabei nicht hinter einer Yucca Palme versteckt hatte, lag nur daran, dass die Sparkassenfiliale keine Yucca Palme hatte. Meine Aufmerksamkeit galt den Überwachungskameras, von denen es nur eine gab und die demonstrativ über dem Kassenhäuschen hing. Was mich aber natürlich viel mehr interessierte, war der Kassierer selber. Ich wollte sehen, welche Tür er nahm, um zum Tresor zu kommen. Sehr konzentriert beobachtete ich alles bis zu dem Moment, als mir jemand von hinten auf die Schulter tippte und ich tödlich erschrak. Mein Plan war aufgefallen. Gleich würde die Polizei da sein. Der Sparkassenangestellte wollte wissen, ob ich ein Konto eröffnen wollte.

Damit war klar: Dieser Tresor ist verbrannt. Der Angestellte würde, nachdem ich den Tresor ausgeräumt hatte, sich sofort an mich erinnern. Dann Polizei, Gefängnis, Drogen usw. Überhaupt erschien mir das Vorhaben, einen Tresor auszurauben dann doch etwas gewagt. Wie ich in einigen Filme gesehen hatte, benötigte man dafür eine Bohrmaschine. Die hätte ich meinen Vater entwenden müssen, der das sofort bemerkt hätte. Stundenlange, peinliche Befragungen, was ich mit der heiligen Bohrmaschine angestellt hätte, wären die Folge gewesen. Danach vermutlich Stubenarrest. Selber eine kaufen ging auch nicht. Zum einen fehlte mir das Geld, zum anderen würde sich der Bohrmaschinenverkäufer wahrscheinlich sofort an mich erinnern, wenn die Polizei ihn fragen würde. Nächtelang überlegte ich, was ich nun anstellen konnte, und da hatte ich die zündende Idee. Ein Komplize musste her! Doch wer? Nach ein paar weiteren schlaflosen Nächten viel mir Andreas ein, ein ebenso unglaublich dämlicher wie fetter Mitschüler aus der Parallelklasse, mit dem keiner redete.

In einer Schulpause eruierte ich, in wie weit Andreas dämlich genug war, bei meinem Plan mitzumachen. Nachdem er sich vom Schock erholt hatte, dass jemand ihn ansprach ohne ihm kurz danach in die Fresse zu hauen, freundeten wir uns ein wenig an. Nach drei Wochen dachte ich mir, dass es nun so weit sei. Ich zog ihn nach der Schule in einen Park und wir besprachen die Dinge, die dreizehnjährige ebenso besprechen. Autos. Toller neuer Mercedes. Schneller neuer BWM 323i. Ferrari. So einen müsste man mal haben, meinte ich beiläufig, und er nickte. So einen würde er sich nie erlauben können. Tja, meinte ich gelassen, kommt darauf an. Möchtest Du gerne einen Ferrari? Er nickte erneut und ich sagte, während seine Wangen sich rosarot färbten: "Ich habe einen Plan, wie wir beide einen Ferrari haben können." Ich schilderte ihm meinen nächtelang ausgeklügelten Plan. Er solle, getarnt als Schülerzeitungsmitarbeiter, in die Bank gehen, und sich den Tresor zeigen lassen. Dabei solle er sich den Weg merken. Am nächsten Abend würde er kurz vor Schalterschluss bewaffnet mit der Bohrmaschine seines Vaters sich in Bank verstecken, dann, wenn alle weg seien, mit der Bohrmaschine zum Tresor und diesen aufbohren. Danach würde er das Geld in Tasche stecken, einen Zettel mit den Wort "The Cat" in den Tresor legen, sich wieder in sein Versteck begeben und bei Öffnung der Bank mit den ersten Kunden unauffällig den Laden verlassen.

Andreas schaute sehr lange auf den Boden. Nach endlosen Minuten sagte er schließlich: "Und wenn beim Tresor keine Steckdose für die Bohrmaschine ist?" Ich war empört. Wie konnte er nur mit so einer Kleinigkeit meinen großartigen Plan in Frage stellen. "Dann nimmste halt eine Kabeltrommel mit" antwortete ich genervt. Andreas blickte weiter auf den Boden. Er dachte sehr angestrengt nach und einige Minuten später folgte die nächste Frage. "Und was machst Du die ganze Zeit?" Ich schaute ihn entgeistert an. "Ich bin natürlich zu Hause, und erwarte dich am nächsten Morgen vor der Bank. Dann gehen wir in den Kurpark und machen halbehalbe." Wieder angestrengtes Nachdenken seinerseits. Dann ging ihm ein Licht auf und er schaute mich fassungslos an. "Aber ich hab doch die ganze Arbeit. Und wenn mich jemand erwischt!". Jetzt war ich sauer: "Ich habe die Idee gehabt, mir alles ausgedacht und minutiös geplant. Ich kann das auch selber machen, aber ich will ja, dass Du mitmachst." Andreas schaute wieder auf den Boden und machte "Hmmmm". Ich sagte beschwörend "Ferrari". Dann stand er auf und meinte, dass er darüber nachdenken würde. Ich warte bis heute auf eine Antwort.

Meinen Bemühungen einen genialen Diebstahl zu landen, gab das einen herben Rückschlag. Wenn man sich nicht mal mehr auf den Schuldeppen verlassen konnte, wen sonst sollte man bitteschön in seine Pläne einweihen? Ich hatte zwar noch weitere Ideen, wie zum Beispiel die, in der ich eine Mitschülerin überreden wollte, dem örtlichen Juwelier ein paar Geschmeide gegen Quittung (natürlich unterschrieben mit Tinte, die nach wenigen Minuten wieder verschwand) abzuschwatzen, die wir dann zu Goldbarren einschmelzen, und einer Bank verkaufen würden, aber so recht kam meine kriminelle Karriere nicht in Gang. Immer hatten diese Kleingeister etwas an meinen genialen Plänen auszusetzen. So kann man natürlich nicht arbeiten.

Aber immerhin muss ich im Nachhinein sagen, dass ich schon damals die sehr gute Idee hatte, es andere machen lassen. Ich wäre zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, mir eine Unterhose über den Kopf zu ziehen, um einen Schokoladenladen zu überfallen..

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Karate Kid I

Meine erste Prügelei hatte ich in der Grundschule. Gegner war aus dem Senegal stammender Mitschüler, der einen Kopf größer war und vor allem deutlich stärker. Nach wenigen Sekunden hatte er mich im Schwitzkasten und ließ auch nicht mehr los. Das war eine eher ungemütliche Position und ich wurde extrem sauer, konnte aber wenig machen, außer vor Wut zu weinen, was bei meinem Mitschülern nicht besonders gut ankam, da die dachten ich würde weinen, weil ich eben weinen müsse. Das Gelächter war groß und das machte mich noch wütender, zumal ich nicht gerade in der Position war, den anderen langatmig zu erklären, dass ich nicht aus Schmerz, sondern aus Wut weinen würde. Ich wurde über die ganze Situation so wütend, dass ich es schaffte mich aufzurichten und meinen Gegner auf den Rücken warf. Jedenfalls dachte ich in dem Moment, dass ich das könnte, im Endeffekt landete ich auf dem Rücken, der Mitschüler auf mir, der mich zu allem Überfluss jetzt auch nur noch mit einer Hand festhielt und mir mit der anderen Kopfnüsse verpasste. Es dauerte fast ein ganzes Schuljahr bis ich meinen Ruf als Heulsuse loswurde. Erst nachdem ich jemanden aus der vierten Klasse ein schmeichelhaftes Remis im wahrsten Sinne des Wortes abgerungen hatte, wurde es etwas besser.

Überhaupt hatte ich mir das mit den Prügeleien durchaus anders vorgestellt. Zu meiner bevorzugten Fernsehunterhaltung gehörten eindeutig Western, und in denen war es nun so, dass der Held jemanden in den Bauch haute, dieser drei Meter zurück geschleudert wurde und sich vor Schmerzen auf dem Boden wand. Wenn ich jemanden in den Bauch gehauen habe passierte nichts, außer dass ich eins in die Fresse bekam oder ebenfalls in den Bauch gehauen wurde, was mich komischerweise offenbar mehr beeindruckte als meinen Gegner. Mein Kampfrekord nach der Grundschule stand dann bei 0 Siegen, 1 Unentschieden, 1 Niederlage.

Nach einem Jahr Realschule sah das deutlich anders aus. Zum Ende der fünften Klasse hieß es: 0 Siege, 1 Unentschieden, 4 Niederlagen. Jede Klasse hatte den notorischen Klassenschlägern, der meist stärker oder skrupelloser oder beides war. Unser Schläger hieß Peter und arbeitete damals schon auf dem Hof seiner Eltern. Das war gemein, denn während ich Reitstunden bzw. Fechtunterricht nahm und nebenbei anfing Schach zu spielen, konnte Peter den ganzen Tag tonnenschwere Heuballen und anderen Krempel schleppen. Außerdem war er einmal sitzen geblieben, somit mindestens ein Jahr weiterentwickelt, und man hatte ihn gerüchteweise auf der Kirmes gesehen, wie mit den Typen abhing, die schon ein Mofa hatten. Quasi ein Schwerverbrecher. Peter reagierte die Klasse nach einem ausgeklügelten System. Erst in die Fresse, dann noch mal nach treten und, damit das Opfer die Abreibung auch wirklich nicht vergisst, nach fünf Minuten perfide noch mal kurz verprügeln. Das was Peter wirklich gemein machte, weswegen alle vor ihm Angst hatten, war seine Angewohnheit jemand, der am Boden lag, noch mal zu treten. Das war damals ein absolutes Unding. Wenn jemand lag, hielt man ihn allerhöchstens unten fest, aber stand nicht auf und trat ihm in den Bauch. Peter verprügelte mich zweimal, das dritte Mal war es irgendeiner an der Bushaltestelle, der mir erst seinen Ranzen und dann sich ins Gesicht warf.

Mit Beginn der sechsten Klasse beschloss ich, dass es nun mit dem Verprügeln reichen würde. Ich hatte keine Lust mehr Angst zu haben und außerdem hatte ich den ganzen Sommer sämtliche Kung-Fu Tricks aus der gleichnamigen TV Serie sorgsam studiert und heimlich geübt. Ich war also gewappnet und fühlte mich sehr, sehr stark. Denn gegen meine Kung Fu Tricks konnte dieser ungebildete Bauernsohn nichts ausrichten, denn mit Kraft alleine kann man kein Kung Fu besiegen, soviel war ja mal klar. Gleich am zweiten Schultag, in irgendeiner Pause kam Peter zusammen mit seiner Gang auf mich zu. Ich machte mich bereit, spannte meine Muskeln, hob dass Kinn, machte die Schultern breit und schaute ihm so gefährlich wie möglich in die Augen. Ich konzentrierte mich völlig auf ihn, alles um mich herum wurde ausgeblendet, fand nicht mehr statt, es war nur dieser schmaler werdende Raum zwischen ihm und mir und ich war bereit ihm seine Grenzen schmerzhaft aufzuzeigen. Er mochte den Sommer über Heuballen geschleppt haben, ich hatte die geheimnisvollen Kung Fu Tricks auf Lager. Zehn Sekunden später haute er mir in die Fresse und ich konnte mich nicht wehren, weil ich vor lauter Konzentration und Ausblendung meiner Umgebung nicht mitbekommen hatte, dass einer seiner Kumpels hinter mich getreten war und meine Arme festhielt, bevor ich überhaupt etwas machen konnte. Peter haute also zu, dann ließen die Kumpel mich los und Peter schritt weiter über den Schulhof um überall die Hackordnung wieder herzustellen. Offenbar hatte er sich über den Sommer darüber Gedanken gemacht, wie er sein Einschüchterungssystem effizienter gestalten konnte, also mehr Haue in der gleichen Zeit. Was ihm zu der Idee geführt haben muss, sich Helfer zu besorgen, die die lästige Gegenwehr im Keim erstickten. Ich war die erste Testperson dieser neuen Technik.

Ich landete wie ein nasser Sack auf dem Hosenboden und dann fehlen mir ein paar Sekunden. Das nächste an das ich mich erinnere, sind die Arme eines Lehrers, der mich von Peter runterziehen und die völlig fassungslosen Gesichter seiner Freunde, die gar nicht begreifen, was da gerade passiert war. Ich wusste das auch nicht, aber man berichtete mir, dass ich wie ein Irrer hinter Peter her gelaufen sei und dieser lachend vor mir gestanden habe und ich ihm völlig Un-Kung-Fu-mäßig einen eingesprungenen Haken ans Kinn gesetzt hätte um dann dem fallenden Peter völlig von Sinnen hinterher zu prügeln, bis mich ein Lehrer von ihm runter zog. Danach hatte ich zwei Probleme: zum einen musste ich zum Direktor, zum anderen raunte mir in der nächsten Pause einer aus Peters Gang im Bus zu, dass ich nun "sehr aufpassen" müsse, denn schließlich wisse man ja, an welcher Haltestelle ich aussteigen würde. Haltestellen waren damals quasi die IP Adresse von Heranwachsenden.

wird fortgesetzt

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Alle hatten schon ihren ersten Kuss bekommen. Also, ersten richtigen. Nicht den von der Oma, die vorher auch noch mal kurz ins Taschentuch gespukt hat, um einem damit die Mundwinkel frei zu kärchern. Alle hatten also, nur ich nicht. Alle bezieht sich jetzt wirklich auf alle, jedenfalls alle, die ich damals kannte, die bei mir um die Ecke wohnten und mit denen ich redete. Meiner Erinnerung nach waren das mindestens fünf,. davon ein Mädchen, die mal hinter den Hyazinthen mit mir knutschen wollte, ich aber nicht mit ihr, wegen der Pickel. Gut, mag man jetzt sagen, wenn man nur ein Mädchen kennt, und das, obwohl es noch drei andere Jungs zu Auswahl gab, (von denen keiner eine hässliche Piloten Brille trug, von denen keiner 10 Jahre alte Ausgaben der "Kosmos" neben dem Bett liegen hatte, sondern mindestens die "Pop Rocky" ), wenn also in einem solchen Fall tatsächlich ein Mädchen mit einem knutschen will, dann sollte man nicht denken, sondern handeln. Das aber jedoch, fiel mir schon damals sehr schwer. Außerdem war sie blond, womit ich keineswegs blonde Frauen abschätzig bewerten will. Es lag an Sophie Marceau. Ich wollte eine Frau mit langen braunen Haaren, langen Beinen, einer Stupsnase und dem was sich unter dem Pullover abzeichnete knutschen. Auf gar keinen Fall wollte ich eine blonde, kleine, leicht verpickelte Frau knutschen, da konnte sich der Pullover wölben bis er platzte. Madame war nach der Sache hinter den Hyazinthen sauer und knutschte dann mit einem der anderen rum. Mit dem sie dann auch den ersten Sex hatte. Der ihr dann auch diese unangenehme Infektion schenkte, die er sich (zusammen mit seinem älteren Bruder) geholt hatte, als dieser ihn in einer Art ländlichen Initiationsritus in einen Puff geschubst hatte. Sie war dann, glaube ich, auf ihn noch schlechter zu sprechen, als auf mich, und weinte sehr viel.

Alle hatten also. Einer hatte sogar die Tochter vom Metzger rumbekommen, die mit 13 so aussah wie man normalerweise mit 20 aussieht, weswegen es mich allerdings, als ich sie vor ein oder zwei Jahren noch mal sah, auch nicht gewundert hat, dass sie mit Mitte 30 so aussah wie mit Anfang 40. Mag aber auch an dem unvorteilhaften Blümchenkleid gelegen haben, ich will mich da nicht festlegen. Erstaunlicherweise gab es in meinem Freundeskreis, nachdem nun alle, teilweise sogar mehrfach und mit unter die Bluse gehen, geknutscht hatten, nicht die salbungsvolle und Karma-reinigende Aktion "Wir helfen dem Don mal was zu knutschen zu finden". Es gab eher die "Idiot, such dir selber was, mit deine komische Karma, oder was das ist" Aktion. Immer muss man alles selber machen, daran hab ich mich bis heute gewöhnt, und alle Frauen die ich kennen lerne, auch

Schnipp. Ich schenke mir hier jetzt die lange Zeit zwischen dem heimlichen Ausschneiden des Oliva Pascal Starschnitts, dem Jammern zu "Boat On The River " von Styx, dem Basteln von Formel Eins Autos, der Entdeckung des "Emanuelle" Buches im Bücherschrank meiner Eltern in der zweiten Reihe und einer schlimmen Demütigung im Sommerurlaub, als ich dachte sie wolle mich küssen.

Nach dem Urlaub gab es eine neue Nachbarin. Offenbar hatten ihre Eltern aber schon am Tag des Einzugs gewusst, das ich mit ihr nicht nur sofort hätte knutschen können, sondern dass ich meine gesamte "Kosmos" Sammlung und meinen original "Porsche Motorsport" Aufnäher dafür aufgegeben hätte, wenn ich mit ihr hätte durch brennen können. Sie hielten sie unter Verschluss und schickten sie nur ab und zu zum Lüften ins Freie, immer unter der Aufsicht ihres jüngeren, völlig debilen Bruders, der lange Zeit durch den Garten lief und mit weit aufgerissenem Mund Flugzeuge imitierte, bis er irgendwann über einen Rasenrandstein stolperte und sich ein paar Zähne aus dem Kiefer brach. Genau in dieser Zeit ergab sich dann die Gelegenheit mit der frisch gelüfteten Tochter, nennen wir sie mal Sabine, in Kontakt zu treten. Der debile Bruder saß mit verdrahteten Kiefer drinnen, die Eltern schienen kein besonders großes Lüftungsbedürfnis zu haben. Tatsächlich gelang mir die Kontaktaufnahme ohne große Schwierigkeiten und wir unterhielten uns durch den Maschendrahtzaun (deren, nicht unserer). Da es noch Sommer war, und die Eltern ihrer Tochter fast immer zur gleichen Zeit Ausgang erteilten, gelang uns so etwas wie eine Freundschaft. Als ich ihr dann mal eine Kassette schenkte (Drei Tage Arbeit! Alle Lieder handgeschnitten aus dem SWF3 Programm UND von BFBS), berührte sie meine Hand. Sofort war mir völlig klar: da geht was.

Das Problem war nur: Wie? Durch den Maschendrahtzaun knutschen? Gut, das hätte ich auch gemacht. Zur Not. Interessanterweise nahm sie die Sache dann in die Hand. Nach mehrmaligen Kassettenübergaben, Finger berühren und rotgesichtigen Anschweigen, war ihr die Sache offenbar zu blöd. Vielleicht hatte sie darauf gewartet, dass ich den Zaun durchschneide, sie in meine Arme nehme, zu einem Pferd trage und wir zusammen weit weg über die Felder reiten würden, sagen wir mal mindestens bis hinters nächste Dorf. Was sich Frauen ebenso denken in den Alter, das wußte ich nicht, ich las ja die "Auto Sport" und die alten "Kosmos" Ausgaben und war deswegen etwas gehandicapt. Also ergriff sie die Initiative. Morgen, so ihre Worte, wolle sie alle Regeln brechen und sich mal länger lüften lassen, als sonst. Ich solle doch ans Ende des Gartens kommen, da wo der Hyazinthenbusch an ihr Grundstück grenzen würde, sie würde über den Zaun hüpfen, viel Zeit habe sie allerdings nicht, vielleicht ein paar Minuten, aber das wäre doch mal besser, als so. Jo, dachte ich, das wäre was, die Idee könnte von mir sein.

Am nächsten Tag wartete ich, nach einem üppigen Mittagessen, sehr ungeduldig auf die übliche Zeit am Nachmittag, an dem sie von ihrer Mutter in den Garten geschubst wurde. Ich war sehr nervös. Sehr, sehr nervös. Ich schaute alle drei Sekunden auf meine Uhr, dann wieder in den Garten, dann wieder auf die Uhr. Mein Bauch machte mich wahnsinnig. Er rumorte, er gluckerte, er gab knarzende Geräusche von sich. Die Anspannung wuchs, mein Bauch auch. Mittlerweile hatte sich das Rumoren auf den Unterleib verschoben und je näher der Moment der sich öffnenden Terrassentür nahte, desto größer wurde die Erkenntnis, das ich auf die Toilette musste. Die Alternative abzuwarten schien auf eine noch größere Katastrophe hinaus zu laufen, als die vom Sommer. Also schnell auf die Toilette, aber - ich bitte an dieser Stelle von Gelächter abzusehen - so schnell ging das nicht. Es dauerte. Es dauerte sehr, sehr lange und ich wurde zu einem noch nervöseren Nervenbündel, allerdings einem mit Durchfall. Nie hat man auf einer Toilette einen unglücklicheren Menschen sitzen sehen, und ich stellte mir die Frage, was für ein scheißkranker Gott das eigentlich ist, der so was zulässt. Es war aber nur ein klarer Fall von Lampenfieber, und, wie ich viel später lernen durfte, essen deswegen Menschen die auf die Bühne müssen auch immer erst nach dem Auftritt.

Als ich dann irgendwann endlich in den Garten raste, runter, zu den Hyazinthen, fand ich eine Menge runtergetrampeltes Gras und ihren debilen, immer noch verdrahten Bruder hinter dem Zaun, der mich blöd auslachte, weswegen ich erst völlig am Boden zerstört war, um dann mein Karma auf Jahre hin zu versauen, weil ich ihm mal kurz an seinen Drähten zog.

Sabines Eltern waren doppelt sauer, weil ich nicht nur an ihrer Tochter rumgemacht (Hah, schön wär’s gewesen), sondern auch noch den Kiefer des Bruders auseinandergerissen hätte. Meine Eltern waren deswegen und wegen des unerwarteten Besuchs der ungelüfteten Eltern von Sabine auch ein wenig verstimmt, und meine Verteidigung, der kleine Satansbraten hätte uns ja vorher verraten, deswegen sei das wohl ok gewesen, zog nur wenig. Ich war zwar auch zu spät gewesen, aber Sabines Bruder hatte sie beobachtet und war ihr nachgelaufen, um sofort den Eltern Bescheid zu sagen, als sie über den Zaun geklettert war. Die Folge war, dass ich mich entschuldigen musste, und die Tochter nur noch im Vorgarten gelüftet wurde. Geknutscht haben wir dann später doch. Im katholischen Gemeindehaus, ihre Eltern wähnten sie auf sicherem Boden. Aber da gab es ja den Keller...

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Ein ausgefülltes Sexualleben führt immer zu Komplikationen. Zum einen muss man erst mal lernen, was "ausgefüllt" eigentlich für einen selber meint. Dabei stellt man meistens fest, dass man völlig pervers ist. Muss ja so sein, denn andere machen und denken so etwas ja nicht. Denkt man. Irgendwann stellt man fest, dass man eigentlich ein niedliches Häschen ist, weil alle anderen um einen herum schon Sachen gemacht haben, die man nur unter dem Begriff "Komplett Irre" abhaken kann. Man hat sich an Kreuzen aufgehangen, mit einer horrenden Anzahl von Wäscheklammern hanitert, die Reitgerte der Tochter zweckentfremdet, Kerzen in Großhandelsmengen neben dem Bett gelagert, Trimm-Dich-Fit Pfade und deren Gerätschaften zweckentfremdet, und Sachen mit Essen gemacht, über die ich hier nicht reden kann. Das ist aber nur die eine Seite. Und die andere Seite sieht noch schlimmer aus, denn darüber redet niemand. Es geht um Peinlichkeiten, Unfälle. Ich hatte auch mal welche: Es trug sich zu, das ich eine Dame traf und mit ihr durch meherererererererere Bars im schönen Hamburger Schanzenviertel zog. Das war sehr schön, die Dame aber auch. Nach zwei Bier küssten wir uns, und der Abend vollzog sich nun wechselseitig küssend und trinkend. Na gut, ich hätte vielleicht was essen sollen, bevor ich los zog. So schwappte eine nicht unbeträchtliche Menge Bier in meinem Magen herum. Es kam wie es kommen mußte. Enthemmt vom Alkohol torkelten wir in meine Behausung und nach wenigen Momenten ergriff uns das Triebhafte. Doch es schwappte halt in mir und die Bewegungen wollten sich partout nicht an die Schwappbewegungen in meinem Magen anpassen. Oder umgekehrt, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau. Auf jeden Fall schien die Dame davon nichts zu bemerken. Während ich also kopfseitig damit beschäftigt war den Mageneingang unter Kontrolle zu halten, wurden die Bewegungen unterleibsseitig heftiger. Doch ach - plötzlich aber nicht ganz unerwartet bemerkte ich ein leichtes Würgen und ohne ein weiteres Wort brach ich den Vorgang ab und stolperte drei Schritte weiter in die (offene) Küche und erbrach mich heftigst ins Becken... nach diesem Vorgang war ich vollends erschöpft, schleppte mich zurück ins Bett und schlief s o f o r t ein. Komischerweise war die Dame am nächsten Morgen nicht mehr da und ich habe mich nie mehr getraut sie anzurufen. Aber das war ja noch harmlos gegen die Sache mit dem Versuch, Bondage ohne Lehrbuch mit Beispielbildern auszuprobieren. Nachdem meine Partnerin verschnürt war wie der Hafenpoller einer Segelschule in Hamburg , wir uns auch mehr oder weniger lustvoll beschäftigt hatten, stand ich vor mehreren Problemen: 1. Ich hatte meine Brille nicht an. Aber ohne Brille sehe ich leider überhaupt nichts. Jedenfalls zu wenig um komplizierte Knoten auf zu bekommen, die ich so lustvoll geknüpft hatte, damit auch ja nichts aufgeht. 2. Wo ist die Brille? Wir waren im Zuge unserer sonntäglichen Beschäftigungstherapie für schwerst verkaterte zwischenzeitlich vom Wohnzimmer, über den Flur ins Schlafzimmer gerobbt und irgendwo da draussen musste sie sein, die Brille. Evtl. Mit anderen Worten: Ich hatte keine Ahnung. Meine Partnerin konnte ich allerdings auch nicht losschicken, denn die ja war verschnürt wie ein Rollbraten (ein magerer Rollbraten, die Dame war sehr schlank). Mittlerweile hatten die Fesseln etwas von der Lust verloren, die sie offenbar beim Anlegen noch verströmt hatten. Das mochte daran liegen, dass sich die Knoten zugezogen hatten (was windet die sich auch so rum, Lust hin oder her). Die Dame wurde langsam etwas ungehalten, fühlte sich leicht beengt und wäre sehr gerne mal in Richtung Toilette gegangen. Also versuchte ich meine 1A Seemansknoten die ich mal gelernt hatte und die laut Ausbilder "Halten, bis das Seil reißt", mit den Fingern blind zu lösen. Ich fand das, ehrlich gesagt, sehr lustig, die Dame aber nicht. Sie befahl mir eine Schere zu holen, die ich aber leider nicht fand (ich hab nix gesehen) und es rächte sich auch, dass die Dame wenig vom Kochen verstand. Somit hatte sie auch kein einziges scharfes Messer in ihren Schubladen. Aber mit einem halbstumpfen ging es dann doch. Sie hat dann in Zukunft darauf bestanden, dass wir Manschetten nehmen, was dazu führte, dass ich zum ersten Mal einen SM-Sexshop betreten durfte, was aber wieder eine andere Geschichte ist.

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Der erste Sex

Meine Mami hat immer gesagt, wenn sich eine Frau für einen interessiert, dann soll man sich rar machen, weil die Frau dann bald auf dem Zahnfleisch angerobbt kommt und wimmernd auf der Fußmatte vor der Tür liegt. Dann kann man sie in seine Wohnung lassen, und die Frau wird dankbar und voller Freude sofort in die Küche stürmen, ihre Tupper-Boxen auspacken, Reiskörner in den Salzstreuer tun und mit diesem freundlichen Lächeln, mit dem man kleine Kinder bedenkt, den Kleiderschrank aufräumen. Da war ich 16.

Nun gibt es viele Dinge, die man mit 16 sehr gut kann. Man kann zum Beispiel ganze Nächte damit verbringen, vor dem Bücherregal der Eltern zu knien und aus den Bücher die geilsten Stellen raus zu suchen. Oder sich den ganzen Tag damit beschäftigen, wie man die Erektion in der engen Jeans schnellst möglich runter prügelt, damit Claudia aus der dritten Reihe das nicht sehen kann. Außerdem beschäftigt man sich immer, immer, immer damit, wie man endlich mal knutschen kann. Und wenn man denn ein geeignetes Objekt in seiner Nähe hat, dann denkt man gleich drei Schritte weiter und hofft, dass man nicht kläglich am BH Verschluss scheitert. Überhaupt BH Verschlüsse. Sie sind so was, wie die Berliner Mauer des pubärtierenden Jünglings. Zwei Haken, die die Welt bedeuten. Aber anstatt dass sich die Hersteller der BHs mal auf eine Funktionsweise der Haken einigen können, macht jeder was er will. Wenn man stolz einmal einen aufbekommen hat, steht man vor dem nächsten wieder wie ein Depp. Nie werde ich den Abend vergessen, an dem ich zwei Stunden lang einen Rücken und einen BH von hinten gestreichelt habe, nur um später festzustellen, dass man das Scheiß-Ding vorne aufmachte. Es gibt für jeden Mist eine DIN-Norm, nur für BH Verschlüsse nicht. Und Frauen wissen dass. Aber anstatt dass sie sagen: "Haha, das ist kompliziert, laß, ich mach das schon", lassen sie einen stundenlang rum knibbeln und amüsieren sich wahrscheinlich später in den Frauen-Tee-Runden darüber, während man selber in der Dessous Abteilung von Hertie steht und übt.

Jedenfalls sind das Probleme die einen beschäftigen und die man irgendwann kann. Auf gar keinen Fall kann man aber Frauen warten lassen, sich rar machen, oder einen auf unbeeindruckt machen. Das geht nur dann, wenn man wirklich unbeeindruckt ist, aber dann hat die Sache ja eben den Haken, dass man wirklich nicht will. Ich wollte zum Beispiel Nadine nicht. Nadine war 3 Jahre älter, 2cm größer, hörte Marius Müller Westernhagen, hatte eine große Nase und blonde Haare. Ich wollte viel lieber Andrea. Die war kleiner, sehr schlank, schwarzhaarig und hörte Tears for Fears. Außerdem bemalte sie mit einem Kugelschreiber ab und an ihre Unterarme, was ich höchst romantisch fand, meine Mutter aber, als Andrea mich einmal besuchte, zu der Vermutung kommen ließ, "Die bringste nich mehr mit, die ess ja jeck".

Da mag sie nicht völlig falsch gelegen haben, denn Andrea verschwand irgendwann nach Bayern auf eine Hotelfachfrauenschule, machte ein Praktikum auf Elba, ließ sich dort mit 18 von einem Italiener schwängern und ist seit dem verschollen. Zum damaligen Zeitpunkt jedoch lag Andrea jeden Abend nackt auf meinen Bett und sagte Dinge wie "Oh, komm zu mir" oder "Oh, ich hab so lange gewartet". Jedenfalls tat sie es, wenn ich alleine mit mir war, und meinem Radiowecker dabei zusah, wie er die Minuten umblätterte.

Nadine ließ sich durch meine offensichtliche Schwärmerei für Andrea überhaupt nicht aus dem Konzept bringen. Sie nahm mir weiterhin Westernhagen Tapes auf, manchmal auch gemischt mit Heinz Rudolf Kunze und sprach davon, dass sie gerne mit mir in ein besetztes Haus ziehen würde, wo wir uns kalten Nächten an einander reiben würden. Super. Gut, in einem Alter von 16 Jahren ist man moralisch noch nicht so gefestigt. Sicher, man denkt "Ach, Andrea, ach, ach, ach" aber irgendwann schleicht sich dann ein "Naja, Nadine hat auch große Brüste" rein. Also fand ich mich eines Tages nach der Schule knutschend im Rosengarten des Bad Godesberger Kurparks wieder. Mit Nadine. Sie hatte wirklich große Brüste, wie sie mir auch nicht müde wurde stolz zu zeigen. Einmal drückte sie mir sogar mein Gesicht dagegen, und den Geruch von "My Melody" werde ich wohl nie mehr vergessen. Aber Sex ging mit ihr nicht. Ich wollte es ja schließlich mit jemanden "machen" den ich lieben würde. Ich wollte mit jemanden verschmelzen. ich wollte meine Hand in die Baumwollunterhose schieben, während sie den Reißverschluß meiner Buntfalten-Jeans langsam aufzog. Ich wollte, dass man sich gegenseitig mit heißen Küssen bedeckt, dass man sich bei David Bowie übers Bett wälzt, dass man genau in dem Moment, in dem sich seine Stimme bei "Heroes" am Ende völlig überschlägt, zusammen kommt. (Hey, das Stück ist 3:37 min lang) Das ging mit Nadine eher nicht und das sagte ich ihr auch. Nadine zeigte sich beeindruckt und ließ mich in Ruhe. Sie sagte noch "Naja, hab ich beim ersten Mal auch gedacht, mach mal" und "Aber wir bleiben doch sicher Freunde" und drückte mir ein weiteres Westernhagen Tape in die Hand.

Ein paar Monate verstrichen, Andrea vögelte mittlerweile mit einem Kellner der In-Kneipe "Barriere" rum, während ich meine Phantasie auf Velvet Undergrounds "Heroine" (7:09 min) und Judith aus Mayen umgepolt hatte. Judith war aber so ungefähr so scharf auf mich, wie ich auf Jens, der mir auf dem Klo mal kurz an den Schwanz gepackt hatte, zu dem hatte Judith was mit einem Kellner aus dem "Cappuccino". Mit anderen Worten: mein Liebesleben war ein Desaster. Gut, es gab noch Sabine aus Remagen-Kripp, Metzgerstochter, die mir mal bei Barcley James Harvest "Hymn" zwischen die Beine gegriffen hatte. Aber leider sah sie im Gesicht so aus wie die hausgemachte grobe Leberwurst ihres Vaters und fiel somit leider als Alternative auch aus.

Aber ich hatte mittlerweile eine prächtige Freundschaft mit Nadine aufgebaut. Sie schenkte mir keine Tapes mehr, rief nicht mehr jeden Abend an und leckte mir auch nicht über mein Ohr, wenn keiner zusah. Das fand ich sehr entspannend und ich war zu dem sehr stolz auch mich. Denn ich hatte nicht, wie viele andere meines Jahrgangs einfach der Lust nach gegeben. Ich war standhaft geblieben. Irgendwann überreichte mir Nadine in der Schule eine Einladung zu einer Party. Damals waren Einladungen ja noch handgemacht. Kopieren war nicht. Man mußte also dutzende von Einladungen schreiben und mit Bravo Aufklebern versehen. Ich bekam eine sehr schöne, mit Aufklebern von Shakin Stevens und Elton John. Ich möge mich bitte am soundsovielten in Koblenz-Dinges einfinden. Und was zu Essen sollte ich auch mitbringen. Und übernachten könne ich im Gästezimmer.

Meine Mutter machte einen Nudelsalat mit dem sie mich zusammen nach Koblenz fuhr. Ich war natürlich zu früh. Aber damals war das noch nicht so schlimm wie heute, wo nur die Pärchen zu früh auf Partys erscheinen, die froh sind mal raus zu kommen, weil sie sich nichts zu sagen haben und seit sechs Monaten nur noch durchschnittlichen Sex haben. Nadine begrüße ich mit meinem Eimer Nudelsalat fröhlich und ließ mich ein und ich betrat einen Traum in Gelsenkirchener Barock. Ob die Eltern von Nadine es so toll finden würden, wenn später 30 minderjährige Bols Curacau auf dem Eichen-Couchtisch verschütten würden? Na, mir war es egal. Nadine köpfte sofort eine Flasche Sekt. Und dann noch eine. Wir tranken und redeten und irgendwann fiel mein Blick auf die Uhr . "Ui, schon neun Uhr, noch keiner da, wo es doch im acht los gehen soll" kicherte ich. "Jaja" kicherte Nadine und fummelte an meinem Hemd rum. "Hey, ich dachte, dass hätten wir jetzt irgendwie schon mal besprochen" sagte ich debil. "Jaja" kicherte Nadine und kraulte meine Brust. Als mein Hemd offen und meine Erektion bis Tahiti reichte hatte ich noch mal einen klaren Moment. "Sach ma, Nadine," lallte ich leicht angeschlagen, " es kommt gar keiner mehr, oder?" "Nö", kicherte Nadine und machte meine Hose auf. In diesem Moment war mir klar: Aus der Nummer kommst Du nicht mehr raus. Du sitzt leicht besoffen, geil wie ein Seemann auf einem Sofa, neben Dir eine Frau, die offenbar sogar Einladungen zu Partys fälscht nur um Dich ins Bett zu bekommen. Ich mein, wie perfide ist dass denn!

Am nächsten Morgen hatte ich dreimal zum ersten Mal Sex gehabt, einen Knutschfleck am Hals den ich im Sommer niemals verstecken konnte und wachte auf, weil Nadine in mein Ohr schnarchte. Ich erinnerte mich schwach mit ihr bei einem Kunze Song gekuschelt zu haben, an eine, nein zwei, vorzeitige Ejakulationen und das einzige, was mir durch den Kopf ging war der Satz: "Du bist von einer Frau, mit der du nie schlafen wolltest reingelegt worden. So ist es also, ein Mann zu sein."

Zum Einjährigen bei Antville als kleiner Dank an die vielen Leser

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