Nach drei Tagen extrem Klagenfurting und einer Lesung , fühle ich mich jetzt ein klein wenig müde. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass das vorabendliche Autorentreffen am Ende eher morgendlich war ("Wir müssen morgen lesen. Eins nehmen wir noch") .
Lustig auch der Gang durch die Sternschanze, die ja mittlerweile einer Gegend nicht unähnlich ist, die in Reiseprospekten über Lloret de Mar gerne als "beliebte Amüsiermeile, die mit vielen Restaurants und Bars für Abwechslung sorgt" beschrieben wird. Jedenfalls war ich doch einigermaßen überrascht, als ich ca. 500 Hamburger erblickte, die alle, alle diese seit dem letzten Jahr aufgetauchten Sonnebrillen trugen, deren Gläser sich einem Band gleich um den Kopf schlingen, leicht verspiegelt sind und dem Träger das Image eines noch nicht ganz an Spitze angekommenen Pornodarsteller geben. Also 500 vollverspiegelte Hamburger, alle zudem Milchkaffee trinkend in einer Reihe in Straßencafes sitzend, lassen in einem schon für einen Moment die Antwort auf die Frage finden, wer denn da eigentlich in den letzten Jahren von der Programm-Marktforschung von RTL befragt wurde. Ich glaube, ich schenke dem Sender meine 99er CD Rom Ausgabe des Telefonbuchs.
Lesung war super. Man muß den Veranstaltern der Rederei Hamburg auch mal sagen, wie toll sie sind, denn sie sind toll. Das war jetzt das dritte Mal, dass man mich eingeladen hatte (Danke!) und jedesmal war alles perfekt organisiert, es paßte alles, es gab eine rundumsorglos Betreuung und kein Chaos, weil alles schon vorher gemacht, geprobt und abgesprochen war, so dass man das Gefühl hatte, dass man von allen geliebt wird, was Autoren, die ja manchmal vor Lesungen emotional zwischen angststarren Geckos und hysterischen Hühnern kurz vor der Schlachtung pendeln, das Gefühl gibt, dass sie gleich morgen den Bachmannpreis gewinnen werden, oder einen Champion zeugen oder beides.
P.S.: Liebe Mitarbeiter der Lokalität in der ich heute versuchte etwas zu Essen. Wenn ich mir zum Frühstück einen Obstsalat bestelle, dann hab ich den Gedanken, dass ich eine Schale mit Obst bekomme, und zwar mit frischem Obst. Auf gar keinen Fall denke ich dabei an eine Schale, in der das Obst offenbar den letzten Winter im Kühlschrank überstanden hat, dass in einem Sud aus alten, zerfallenem Obst schwimmt in dem sich die, sicher irgendwann mal auch sehr knackigen, Kiwis soweit aufgelöst haben, dass man nur noch an Hand der Kerne erkennen kann, dass da überhaupt mal welche drin waren. Wenn ich dann den Obstsalat zurück gehen lasse, will ich auf gar keinen Fall den Satz "Aber du hast doch schon daraus gegessen, jetzt mußt du auch zahlen" hören. Das ich sich nun der aktuelle Spiegel in meinem, und nicht mehr in eurem Besitz befindet, nenne ich Gerechtigkeit