Chausseestr./Torstrasse

Das ist Freiheit. Man saust durch die angenehm warme Luft. Die Sonne scheint und ein paar kleine Schäfchenwolken legen sich schwer ins Zeug, um einen Caspar David Friedrich Himmel zu imitieren. Kinder, wie ist das schön, wenn der Wind in den Haaren zuselt und alle Leute lachen. Selbst die Cabriofahrer lächeln einen an, wenn man auf dem Bürgersteig an ihnen vorbeirast. Natürlich schaut man auch nach Damen. Da! Diese hübsche schwarzhaarige, die gerade in ihrer Tasche wühlt. Ach, ich möchte ja so gerne noch bleiben, aber der Wagen das Rad, der das rollt. Flöten hör ich und Geigen, lustiges Baßgebrumm als ich an der Musikschule vorbei komme. Junges Volk im Reigen tanzt um die Linde herum, wirbelt wie Blätter im Winde, jauchzet und lacht und tollt. Ich möchte ja so gerne noch bleiben, aber der Wagen das Rad, der das rollt.

Und dann rolle ich über die Kreuzung. Hui, bin ich schnell. War ja auch schon gelb. Aber ich sehe sie sofort. Die wunderschönen schwarzen Haare. Diese große Audrey Hepburn Sonnenbrille. Ein helles Kleid, das passend im Fahrwind flattert, während sie wie eine Königin auf ihrem Fahrrad trohnt. Oh wie fein. Ich möcht ja so....lassen wir das. Hui, die Dame kommt immer näher. Jetzt kann ich schon gut Details ihrer Frisur erkennen. Und auch das Kleid ist von nahem noch schöner als ich dachte. Und wie sie den Kopf hält. So graziös, so französisch. Wundervoll. Ich kann kaum die Augen von ihr nehmen, so wunderschön ist sie. Die Beine. So lang und so schön geformt. Ich wundere mich noch einen Moment darüber das ich erkennen kann, dass die Beine wohl frisch rasiert sind, da kreischt sie schon. Ich kreische auch, bremse aber wenigstens dabei. Madame macht einen Schlenker und wir schaffen es gerade noch so, dass wir nicht zusammenstossen. "Blöde Sau" ruft sie mir noch nach, die blinde, arrogante Schlampe.