Meine nackten Fußsohlen bohren sich in die Krümel auf dem Boden der Küche. Irgendjemand hat die Bierdosen so hingestellt, dass sie wie Zinnsoldaten brav in einer Reihe stehen. Ich stehe einen Moment ganz still mitten im Raum, lasse nur ein wenig meine Füsse in den Krümeln kratzen. Aus dem schräg stehenden Fenster wehen ein paar Geräusche der Aussenwelt und kalte Luft herein, die es aber nicht schafft den Geruch aus Zigaretten und Bier zu vertreiben. Und die Geräusche interessieren mich nicht, denn meine Welt, dass ist das Chaos was sich um mich herum ausbreitet. Es sieht aus wie Müll, aber in Wahrheit sind es Geschichten. Jedes dreckige Messer, jedes halbgefüllte Glas und auch die in Kronkorken ausgedrückten Zigaretten sind einzelne, ganz wundervolle Geschichten. Sie erzählen von Leben, von Wärme, von Atmung, von Zufriedenheit und Sehnsucht. Ich drücke meine Fußsohlen noch was stärker in die Krümel hinein, weil ich wach werden will. Und weil es mich davon ablenkt, dass ich unglaubliche Rückenschmerzen habe. So ist das also, mit dem älter werden. Am nächsten Tag schmerzt nicht mehr der Schädel sondern irgendwas knochiges. Das Ensemble um mich herum läßt mich weiter in T-Shirt und Boxershorts in der kalten Luft frieren. Ich finde es schön, ih will nicht berühren und all die Geschichten, die die Dinge erzählen, verstehen. Am liebsten möchte ich sie aufsaugen. Da beneide ich manchmal Wände. Die saugen das alles auf. In ihnen ist die Liebe und die Wärme die hier gestern den Raum aufgeheizt hat, die Geräusche, die Stimmen, das Lachen. Als ich auf den Boden blicke stelle ich fest, dass ich gar nicht auf Krümel, sondern in winzigen Scherben stehe. Irgendjemand hat ein Burgunderglas runtergeworfen, die gröbsten Überreste beseitigt, aber jetzt bohren sich gerade feine Kristallsplitter in mich rein. Ich hebe den Fuss an, aber ich kann kein Blut sehen. "Fängt doch ganz ok an", denke ich.