2025
Beste Entscheidung:
Ein Buch zu schreiben. Meine berufliche Entwicklung hat mich in den letzten 10 Jahren tief in die Themen “Mittelstand”, “Startups” und generelle Wirtschaftstheorien getrieben. Nicht nur, wegen meiner Arbeit bei der “Gründerszene”, wo ich seit knapp 10 Jahren wöchentlich meine Kolumne schreibe, sondern auch aus politischen Gründen. Die vorherrschende neoliberalistische Idee von Wirtschaft ist nämlich gar nicht so gottgegeben und Alternativen gibt es zu Hauf. Mit Carolina Marques habe ich wochenlang darüber diskutiert und daraus entwickelte sich dann die Idee für dieses Buch, das wir beide dann geschrieben haben. Und ich bin dann doch recht stolz auf das Ergebnis.
Schlechteste Entscheidung:
Keinen Urlaub zu machen. Mein letzter richtiger Urlaub (mehr als 5 Tage am Stück mal woanders und nicht arbeiten) war 2021. Ich hatte zwar einige verlängerte Wochenenden, aber richtig abgeschaltet habe ich lange nicht mehr. Das ist zwar nicht ungewöhnlich in meinem Leben, aber man wird ja nun nicht jünger, und am Ende diesen Jahres merke ich dann doch, dass das so nicht weitergeht.
Beste Anschaffung:
Ich könnte das neue iPhone hier nennen. Das war nach vier Jahren nötig. Aber es könnte auch unter die nächste Rubrik fallen. Ja, es macht Spaß, ja, es macht viele Dinge besser. Aber die beste Anschaffung war es nicht. Ich hatte dieses Jahr keine größeren oder weltbewegenden Anschaffungen. Die beste war noch die Razer Basilik V3 Maus. Die erste Maus seit Ewigkeiten, die perfekt in meine Hand passt.
Dämlichste Anschaffung:
Mal abgesehen von der obigen Bemerkung, war ich dieses Jahr brav. Was auch daran liegt, dass ich gerade dabei bin, mich und mein Wohnumfeld zu entschlacken. Zu viel Krempel für zu wenig Platz. Ich fühle mich beengt. Das hatte sich schon länger angekündigt, aber wie immer braucht es zwischen 12 und 24 Monate, bis ich dann tatsächlich auch was verändere.
Schönster Absturz:
Ich habe dieses Jahr etwas mehr getrunken, aber es ist immer noch wenig im Vergleich zu früher. Im Sommer alle zwei Wochen mal ein Bier oder ein Glas Wein, das war es. Im Herbst/Winter dann wieder wochenlang nichts, weil ich wenig ausgehe. Einen schönen Absturz gab es aber dennoch. Im Spätsommer, an einem der letzten warmen Abende, drei Gin-Tonic in der “Hausbar” mit dem Wissen, dass es einer der letzten warmen Abende sein würde.
Schlimmster Absturz:
Keinen gehabt.
Bestes Getränk:
Wasser. Mit Kohlensäure. Großer Fan. Und Kurkuma-Tee am Morgen.
Ekelerregendes Getränk:
Gerolsteiner. Ich hatte keine andere Wahl, weil es nichts anderes gab an diesem Bahnhof im Nirgendwo. Ich hasse Gerolsteiner. Es schmeckt wie nasse Socken riechen. Ich verstehe nicht, wie dieses Mineralwasser so beliebt sein kann.
Bestes Essen:
Sushi im “Vinpearl” bei mir um die Ecke. Ich weiß nicht, was die mit dem Reis anstellen, aber er ist jedes Mal perfekt. Ansonsten wie letztes Jahr “Lei`s Kitchen” im Wedding und die Pizza im “Bye Bye Cavaliere” in Friedrichshain.
Schlimmstes Essen:
Kein Essen in Stuttgart zu finden. Gut, es war etwas später (21.00 Uhr), als ich in Stuttgart angekommen bin. Aber ich war schon in sehr, sehr vielen Städten in Deutschland. Und jedes Mal finde ich in Bahnhofsnähe zumindest einen Döner. Selbst in Hamm. Aber Stuttgart begrüßt seine Reisenden mit der Bemerkung “Wir essen hier zu Hause”. Danke ans Motel One Team, dass es mir noch ein Sandwich organisiert hat.
Ansonsten: Die traurigste Pizza der Welt in Leinefelde-Worbis. Ein Industrie-Diskus für den sich jede andere Pizza schämt. Aber: Immerhin gab es in Leinefelde-Worbis, ein Ort, den niemand kennt, am Bahnhof was zu essen. Sollte sich Stuttgart zum Vorbild nehmen.
Beste Musik Das war dieses Jahr erstaunlich facettenreich, was vor allem daran lag, dass ich mehr Bandcamp genutzt habe. Die Algorithmen aller von mir genutzten Dienste (Apple, YouTube Music) gehen mir auf die Nerven. Einmal Neil Young gehört und schon gibt der Vorschlags-Algorithmus wochenlang 70er-Musik. Man hat ja schon Angst, aus Versehen auf irgendwas zu klicken, weil man dann Ewigkeiten bestraft wird. Bandcamp macht das nicht, und außerdem kann man stöbern, ohne dass eine KI einen nervt.
Pola & Bryson & Lauren Archer - Under www.youtube.com
Erstaunlich viel Drum ‘n Bass dieses Jahr gehört. Und Schuld daran ist dieses Stück, dass ich im Januar entdeckt habe. Fängt mit einer wunderschönen Fläche an und wechselt dann in einen ziemlich überraschend schnelle Beat. Was eigentlich nicht zusammenpassen sollte, passt hier perfekt. Zwar nicht neu (siehe Goldie) aber ungewöhnlich und wunderschön.
Vitalic - Poison Lips www.youtube.com
Satte 16 Jahre alt, aber erst in diesem Jahr entdeckt. Weil irgendjemand auf Instagram die Szene aus dem “Kaspar Hauser” Film von 2012 gepostet hatte, in der das Stück vorkommt. Einerseits ist es ja toll, dass man 2009 Musik produzieren konnte, die heute noch so klingt, als wäre sie gerade erschienen. Andererseits ist es etwas bedenklich, denn es zeigt, wie wenig sich die Musik in den letzten 20 Jahren verändert hat. Selbst der Sprung zwischen 1999 und 2009 ist größer, als der zwischen 2009 und 2025. Ändert aber nichts daran, dass das ein Banger ist.
Rosa Damask - Adore You
www.youtube.com Hinter dem Pseudonym steckt Nastia Reigel, eine aus Russland stammende DJane und Musikerin, die eigentlich eher in der Techno-Ecke zu verordnen ist. Mit ihrem Alter Ego hat sie allerdings dann in diesem Jahr eines der besten New-Gothic-Alben rausgebracht, die ich gehört habe. Leider alle Konzerte von ihr in Berlin erfolgreich versäumt, weil die nur im Berghain stattfinden, und ich habe keine Lust auf Berghain.
Takuya Nakamura -Solar Flame www.youtube.com
Noch mal Drum ‘n Bass, aber dieses Mal aus Japan. Takuya Nakamura mischt ziemlich harten Drum ‘n Bass mit live eingespielten Jazz-Elementen. Er selbst spielt bei seinen Sets meist Trompete. Nicht alles von ihm ist so soft, wie dieses Stück, was leider auch etwas zu kurz geraten ist. Nichtsdestotrotz einer der schönsten Tracks des Jahres.
Noël McGhie & Space Spies - Trapeze www.youtube.com
Jazz ist bei mir in diesem Jahr etwas kurzgekommen. Mal abgesehen von Bert Kämpfert, den ich jeden Sonntagmorgen höre. Der sehr gute Instagram-Account “groove_diggah”, der im dauernd irgendwelche obskuren Alben aus den 70ern rauskramt, brachte mich zu Noël McGhie. Der Jazz-Schlagzeuger hat zwei Alben gemacht, eins 1975, ein weiteres 2010. Und das 1975er ist eine echte Perle. Klassischer Jazz-Funk-Blues-Fusion aus der Zeit.
Schlimmstes Gejaule:
Sobald ich “Autotune” raushöre, schalte ich ab. Deutscher Rap.
Eigene, schönste musikalische Wiederentdeckung:
Switchblade Symphony - Dissolve www.youtube.com
Apropos 90er. Diese Band, bestehend aus zwei Damen aus Los Angeles, war mir damals schon mal über den Weg gelaufen, hatte ich aber dann verdrängt. Sehr unrecht, wie ich 2025 feststellen konnte. Gut, produktionstechnisch merkt man den beiden Alben der Band das Alter an, auch dass man jetzt nicht so viel Geld für die Produktion hatte. Das Ergebnis ist aber dennoch eines der besten zwei Trip-Hop-Alben der Zeit. Danke Bandcamp.
Peinlichster musikalischer Faux-Pas:
Ok, ich bin nicht alleine damit. 430 Millionen Views auf YouTube. Aber peinlich ist es mir schon www.youtube.com
Beste Idee/Frage: Eigentlich sollten wir ein Buch zu dem Thema schreiben.
Dämlichste Idee/Frage:
Eigentlich sollten wir ein Buch zu dem Thema schreiben, während ich ein komplettes Magazin produziere und eine komplexe Augen-OP habe, die mich wochenlang beschäftigt. Mein Timing ist immer perfekt.
Beste Lektüre:
Sebastian Haffner - Geschichte eines Deutschen Sehr schöne Autobiografie von Haffner, der tief in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts eindringt und auch die politischen Zusammenhänge, die zur Nazi-Zeit geführt haben, mit aufnimmt. In diesem Zusammenhang empfehle ich dann noch die Tagebücher des “Roten Graf”, Harry Graf Kessler, aus den Jahren 1918 bis 1937.
Langweiligste Lektüre:
350 Millionen pdf zu Wirtschaftstheorien im Neoliberalismus. In 100 Jahren werden die Leute denken: “Wie konnte man nur so bescheuert sein”.
Bester Sex:
Mit anderen.
Langweiligster Sex:
Mit mir allein
Schönster Moment:
Jeder Moment mit Dana in diesem Jahr. Was seltener vorkam, als wir beide wollten. Aber Arbeit, Familienkrempel und andere Dinge haben unsere gemeinsame Zeit ziemlich eingedampft.
Schlimmster Moment: Im August drei Tage im Krankenhaus wegen einer komplexen OP an meinem rechten Auge. Krankenhaus war gut (Getrauden Hospital, die Ärzte nett, ebenso das Personal). Weniger schön war dann die Rekonvaleszenz. Die Netzhaut heilte nur langsam und ist Stand Dezember immer noch nicht vollkommen ausgeheilt.
Zugenommen oder abgenommen?
Weder noch. Es bewegt sich mal 3 Kilo nach oben und wieder runter. Ich bin zufrieden und meine Ärztin auch.
Haare länger oder kürzer?
Lang. Im Moment wieder auf Precht-Niveau.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Siehe oben. Immerhin ist das rechte Auge dank einer neuen Linse nun besser.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Weniger. Ich habe auch einfach alles, was ich benötige.
Der hirnrissigste Plan?
Fünf Tage nach meiner Augen-OP wieder zu arbeiten. Aber ich steckte im August im Endspurt einer Heft-Produktion und hatte sechs Wochen, um ein Buch zu beenden.
Die gefährlichste Unternehmung?
LED-Birnen in der Küche gewechselt. Die Lampe hängt so dämlich, dass man auf der Leiter nur dann rankommt, wenn man sich sehr streckt. Fast runtergefallen. Konnte aber vermeiden, dass ich die Statistik “Hausunfall” um ein paar Knochenbrüche erweitere.
Der beste Sex?
Hatte ich.
Die teuerste Anschaffung?
iPhone 17 Pro Max.
Das leckerste selbstgemachte Essen?
Jede Woche mein selbstgemachtes Weißbrot. Mehl, Wasser, Hefe, Salz - fertig.
Das beeindruckendste Buch?
Die oben erwähnten Tagebücher von Kessler. Sehr beeindruckende Schilderung der Jahre 1918 und 1919. Die damaligen Ereignisse liegen so weit zurück, dass man kaum mehr ein Gefühl dafür hat, was damals los war und wie es die Menschen beschäftigt hat. Kessler gelingt das Kunststück, einen direkt in die Berliner Straßenkämpfe zurückzuholen.
Der beste Film/Serie?
Ich habe dieses Jahr so gut wie nichts gesehen. Das letzte Mal hatte ich den Fernseher im Februar an, als ich mit einer Erkältung im Bett lag. Mich interessieren im Moment weder Serien noch Filme . Wobei das mit den Filmen gar nicht stimmt. Ich schaue sie nur lieber im Kino anstatt zu Hause. Dummerweise bin ich aber gleichzeitig auch ungemein faul, weshalb ich nicht ins Kino gehe.
Die beste CD?
Dieser Fragebogen existiert seit über 20 Jahren und so langsam merkt man, dass die Welt sich doch etwas verändert hat.
Das schönste Konzert?
Auf keinem gewesen.
Die meiste Zeit verbracht mit…?
Mit Dana. Und mit Constanze und Sophia.
Die schönste Zeit verbracht wo…?
Im Sommer, draußen.
Vorherrschendes Gefühl 2025
Das erste Halbjahr: Mir ist langweilig Das zweite Halbjahr: Let’s go!!!!
2025 zum ersten Mal getan?
Ein Buch geschrieben. Ich dachte ja immer, ich schreib mal einen Roman. Aber es ist dann ein Sachbuch geworden, in dem ich heimlich Kapitalismuskritik untergebracht habe.
2025 nach langer Zeit wieder getan?
Mir angewöhnt, morgens Tee zu trinken. Meist Kurkuma-Tee, manchmal Schwarztee. Hat mein Leben jetzt nicht auf den Kopf gestellt, aber auf Dauer doch etwas verändert. Ich bin morgens und durch den Tag fitter und habe weniger Hunger zwischendurch.
Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Augen-OP, Winter und zunehmend: Berlin
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass sie sicher ist. Meine Partnerin macht sich zunehmend Sorgen um ihre und die Sicherheit ihrer Kinder. Was man als jüdische Person in Berlin halt mittlerweile so machen muss.
2025 war mit 1 Wort … ?
Abwechslungsreich und kreativ.
Vorsatz für 2026
Weniger konsumieren, mehr schreiben. Weniger Empörung, mehr Erklären.
