Günter Wallraff in einem Interview mit dem Standard zum Thema, wie die Stimmung bei den "kleinen" Angestellten ist.
In vielen Branchen herrscht eine Willkür, da fühlten sich viele wie im Straflager. Bei meiner letzten Recherche in der Brotfabrik, sagten Kollegen zu mir: Hoffentlich werden wir bald entlassen. Ich fragte: Warum kündigst ihr denn nicht? Dann kriegen wir eine Sperre vom Arbeitsamt. Das ist wie Zwangsarbeit. Beim Callcenter werden die Leute hin verpflichtet, obwohl sie zu Betrügern ausgebildet werden. Aber sie können nicht ablehnen, sonst kriegen sie die Sperre. Mit Langzeitarbeitslosen kann man machen was man will. Wir hatten einen Wirtschaftsminister Clement, der schamlos der Leiharbeiterbranche alle Gesetze nach ihren Wünschen zugeschnitten hat. Jetzt wurde er von diesem Verband in den Dienst genommen, und er kassiert ein unverschämtes Salär.
Da spricht er etwas an, was meiner Meinung nach viel zu oft vergessen wird. Dass es die SPD war, die das Leiharbeitersystem in der Form eingeführt hat, um die Arbeitlosenzahlen schneller drücken zu können. Jetzt, in der Krise, schmeissen die Firmen natürlich auch erst die Leiharbeiter wieder raus, das betrifft offenbar vor allem Großkonzerne. Die können sich deswegen auch großzügig leisten zu versprechen, dass es 2009 keine Entlassungen geben wird. Klar - man die Leiharbeiter sind ja keine Angestellten. Leider gibt es keine Zahlen, wie hoch der Anteil der Leiharbeiter in den einzelnen Firmen ist, so dass man hier wenig belegen kann.