Olympisches Feuer entfacht

Große Freude an vielen Orten der Welt

So kann man es natürlich sehen und die Sache auch stehen lassen.

Man kann (sollte) die Sache aber auch etwas differenzierter betrachten. So wie Georg Blume in der Zeit oder ein paar Ecken weiter im <a href=zuender.zeit.de">Zeit-Zünder. Das blöde ist halt, dass es kaum Quellen aus dem Gebiet gibt, was die Sache undurchschaubar macht. Beide Seiten, Chinesen und Tibeter, verfügen über eine gut funktionierende Medienmaschine, die gerade auf Hochtouren läuft, und die Unterscheidung zwischen echten Informationen und fragwürdigen Berichten ist deswegen nicht leicht. Da wären zum Beispiel die Fotos von erschossenen bzw. toten Tibetern (kann man hier sehen, ist aber nichts für empfindliche Menschen). In der Erklärung von "freetibet.org" heißt es nämlich nur:

The photos, which clearly show gunshot wounds, were taken on Sunday night and Monday morning at Kirtii monastery. As Free Tibet Campaign reported on 16 March 2008 (release below) an eyewitness told Free Tibet Campaign's contact in Dharamsala that he had seen Chinese security forces fire into the crowd of Tibetan protesters and that he had seen 13 Tibetans killed as a result of the firing. Other eyewitnesses reported seeing 30 Tibetans shot dead.

These photos, together with the eyewitness statement, provide conclusive force that lethal force was used at Aba town by the Chinese security forces on 16 March 2008.

Das Problem ist, dass es sich um Infos um drei Ecken handelt. Jemand schreibt, er habe mit jemanden gesprochen, der gesehen habe... usw. Die Fotos selber könnten sonst woher stammen. Es wird nicht deutlich wo und schon gar nicht wann sie gemacht wurden. Handelt es sich um Demonstranten? Kein Mensch weiß das. Die Toten sind teilweise nackt oder in normaler Straßenkleidung. Da steht nur, dass sie von "Chinese Force" erschossen wurden. Das mag so gewesen sein, aber ohne genaue Angaben ist das halt nicht wirklich klar.

Die einzigen Quellen, die es zur Zeit offenbar gibt, laufen zu dem über die üblichen Seiten wie Freetibet oder phayul.com. Feetibet sitzt in London, phayul wird zumindest in Indien gehostet, der Registrant hat sich vorsichtshalber mit einer Domain by proxy geschützt. Daraus ziehen die meisten Medien ihre Infos und auf Seiten wie "reddit" oder "digg" tauchen genau diese Fotos mit widersprüchlichen und unterschiedlichen Angaben immer wieder auf.

Ich will nicht behaupten, dass in Tibet und anderen Regionen nicht der Teufel los ist. Es wäre im übrigen auch nicht das erste Mal, dass da was hochkocht. Die Jahre zuvor gab es schon Probleme mit den Falun Gong Anhängern. John Robb hatte 2006 schon so eine Ahnung, als er darüber schrieb, dass die heißlaufende chinesische Wirtschaft sich zu sehr auf wenige Bereiche des Landes bezieht, während vor allem die Bezirke im Hinterland vom Aufschwung nichts mitbekommen. Deswegen habe die chinesischer Regierung schon vor ein paar Jahren damit angefangen, paramilitärische Einheiten aufzustellen, die jetzt wohl auch in Tibet und den angrenzenden Landesteilen unterwegs ist. Mit anderen Worten: offenbar köchelt es im chinesischen Hinterland unter anderem aus klassisch kaptalistischen Gründen. Die Leute hätte gerne mal vom vielen Geld ab, dass man zwischen Peking und Hongkong hortet. Auch sollte man nicht vergessen, dass die Chinesen auf ein paar Milliarden Dollar in Form von US-Staatsanleihen sitzten, die gerade mit dem Dollarkurs den Bach runter gehen.

Das Problem ist also bei weitem nicht nur in Tibet existent, die Tibetaner sind halt nur besser vernetzt und haben außerhalb von China eine große Lobby. Aus den anderen Provinzen in denen es laut offizieller chinesischer Sprachreglung durchaus ähnliche Probleme gibt, hört und vor allem sieht man nichts. Die Chinesen sind es aber auch selber schuld, wenn sie die Stimmung jetzt weltweit gegen sie wendet. Wenn man alle Journalisten aus einer Provinz ausweist, muss man sich nicht wundern, wenn im Internet die Stimmung hoch kocht und sich noch weiter gegen China wendet. Zudem: wer keine freie Berichterstattung zu läßt, der hat etwas zu verbergen. In dem Fall ist es dann wirklich recht einfach.

Trotzdem sollte man bei der mauen Quellenlage vorsichtig sein, was man glaubt, und was nicht.