Eigentlich kann ich diese ICQ, AIM, iChat Dinger alle nicht leiden. Eigentlich denke ich so gar, dass sie eine Gefahr für das Abendland Gefahr für das psychische Wohlbefinden der Menschen sind. Jedenfalls für mein psychisches Wohlbefinden. Und das alles nur, weil ich zu gut erzogen worden bin. Es ist nämlich so: poppt so ein Fenster plötzlich auf, dann passiert das wohl, weil jemand mit mir reden möchte. Schreiben möchte, besser gesagt. Das ist natürlich erstmal sehr löblich, denn mit mir kann man sehr nett reden. Schreiben, mein ich. Reden aber auch. Nun ist es aber so, dass meine Eltern mir beigebracht haben, dass man in dem Moment, in dem man Angesprochen wird, dem Menschen der das tut, seine gesamte Aufmerksamkeit widmet. Könnte ja sein, dass es was Wichtiges ist. Allerdings lernt man natürlich auch zu unterscheiden. Bei Menschen die "Verlassen Sie besser lieber dieses Hotelzimmer im 35 Stock so lange es noch geht, es brennt" sagen, ist die Aufmerksamkeitsspanne etwas länger und auch höher als bei Menschen die einem zum fünften Mal am Tag "Wollensiebeimtelefonierensparen?" entgegen nuscheln.
Deswegen erhalten aufpoppende Messenger Fenster sofort meine vollste Aufmerksamkeit und ich antworte auch immer sofort. Was mich dann völlig wahnsinnig macht, sind Menschen, die dann einfach nicht mehr antworten. Man stellt eine Frage, oder gibt eine wahnsinnig komische Auskunft und dann - Schweigen. Nichts. Eine Stunde später kommt dann wie aus dem Nichts die Antwort, so als ob die Stunde in irgendeinem Raumzeitkontinuum verschwunden wäre. Anfangs dachte ich noch: das Internet! Es hängt! Der Mensch auf der anderen Seite kann mich vielleicht nicht sehen! Also habe ich immer meine Internetverbindung gecheckt, den Router neu gestartet und testweise schnell ein paar Porneaux Bilder runter geladen um zu sehen ob es jetzt geht gehofft, dass man mich nun sehen kann. Bis ich feststellte, dass das totaler Blödsinn ist. Denn offenbar ist es so, dass man einfach vom geistigen Radar seiner Gesprächspartner verschwindet, weil grad was Wichtigeres los ist. Telefon. Arbeit. Das Zimmer brennt.
Ich kann so was nicht. Poppt ein Fenster auf, oder lasse selber Fenster aufpoppen, dann gilt meine Aufmerksamkeit allein den poppenden Fenstern und dem Menschen, mit dem ich gerade schreiben will. Wird meine Aufmerksamkeit dann gestört oder angelenkt, dann schreibe ich "Moment! Telefon" oder "Sekunde, das Zimmer brennt!". Ich möchte nicht, dass der Mensch auf der anderen Seite meines Internets vielleicht vor dem Rechner sitzt und sich Sorgen macht, warum ich mich plötzlich nicht mehr melde. Nachher denkt dieser Mensch, es sei etwas nicht in Ordnung und schickt die Feuerwehr vorbei.
Noch schlimmer ist allerdings die Sache mit der Begrüßung und der Verabschiedung. Ich habe mich ja mittlerweile daran gewöhnt, dass man manchmal mitten im Gespräch alleine gelassen wird, aber an das andere kann ich mich nicht gewöhnen. Da meine ICQ/AIM Kennung ja im Blog zu lesen ist, fühlen sich manche Menschen dazu bemüßigt, mir ihre Meinung über mein Blog mitzuteilen. Sie schreiben dann "Arsch" oder "Du blöder Psychoautor". Das ist ihr gutes Recht, aber ich bestehe doch darauf, dass man zumindest "Hallo" vorher schreibt. Wegen mir auch "Tag" oder "Hey" Oder "Sie!". Aber nichts dergleichen. Nur "Arsch". Dabei fällt mir ein: Lieber Beschimpfender: wenn sie mir schon eine persönliche Mitteilung per ICQ senden, um Ihren Unmut über mein Blog oder meine Person kund zu tun, und sie "Arschloch" "Hirnloser Wichser" o.ä. schreiben, denken Sie doch bitte daran, dies von einem anonymen ICQ Account zu tun und nicht von ihrem persönlichen. Wenn sie das von ihrem Account aus machen, kann ich nämlich ihr Profil einsehen und Beschimpfungen, die von jemand kommen, der sich "Schnupsle" oder "Peterle3" nennt, kann ich einfach nicht ernst nehmen.
Die Verabschiedung ist auch so was. Soweit ich aus Filmen weiß, besitzen nur Amerikaner die Unverschämtheit ein Telefongespräch einfach so zu beenden ohne sich zu verabschieden. Sie sagen "Mach das" warten kurz, sagen dann "Gut" und legen auf. Manche Menschen machen das auch bei den Messengern. Das Gespräch neigt sich dem Ende zu, und plötzlich verstummt die Kommunikation völlig. Das nächste, was man von seinem Gesprächspartner mitbekommt ist die Mitteilung "Offline seit...." Das ist völlig in Sachen guter Erziehung nicht hinnehmbar. Ich verabschiede mich ja auch von meinem Gemüse Vietnamesen, oder vom Bäcker, wenn ich den Laden verlasse. Ich werde das sich nicht im Internet aufgeben, also schreibe ich, wenn ich das Gefühl habe, dass sich mein Kommunikationswillen dem Ende entgegen neigt immer: "Bis bald" oder auch mal ganz frech "Tschüss".
Die gute Erziehung geht im Internet mit diesen neumodischen Dingern völlig den Bach runter.