Cassandra freut sich über Post. Und über das deutsche Bankwesen.
Wer auch endlich mal lernen will, wie das mit Geld überhaupt funktioniert, der möge sich diesen zwar dreiteiligen, aber nicht so langen (pro Stück 5 Minuten) Film anschauen. Ich denke, soviel Zeit sollte einem das Geld schon wert sein.
Filme via -> Hinterding
Es gibt zwei Dinge, die mich im Netz und am Rechner jahrzehntelang lange aber dafür regelmäßig in den Wahnsinn getrieben haben. Jetzt gibt es teilweise Abhilfe.
Ich hab aufgehört zu rauchen. Ich hab aufgehört zu saufen. Ich mache nun regelmäßig Sport. Ich achte mehr auf mein Gewicht. Ich fühle mich körperlich fit. Ich esse gesund. Ich dünste mein Gemüse anstatt es tot zu kochen. Ich habe das Gefühl, das irgendwas falsch läuft. Ich wäre gerne ein Kommunist. So ein romantischer Kommunist, mit einem Hanf Hang zum morbiden. Aber dann muss man ja rauchen, das geht ja wieder nicht. Ich denke mir: "Das ist alles gut, das ist viel gesünder so, das ist alles richtig." Und manchmal denke ich, dass ich genau das Gegenteil von dem machen sollte, was ich gerade tue. Ich würde gerne rauchen, allein aus dem Gedanken, dass ich mir unwahrscheinlich gerne selbst widerspreche. Mehr trinken, mehr rauchen. Aber das macht einen total unglaubwürdig. Und Glaubwürdigkeit ist ja the new web 2.0 Ding. Ich würde gerne zwischen diesen beiden Polen aufgerieben werden. Immer wieder schwach werden. Das merkwürdige: der Gedanke daran, aufgerieben zu werden, immer wieder schwach zu werden, ist manchmal gar nicht so unangenehm. "Aufgerieben" sein, dass bedeutet auch, ausgequetscht sein, also das letzte aus sich heraus geholt zu haben. Aber: ich hole nicht das letzte aus mir raus. Ich laufe eher davor weg und ziehe mich zurück in Lethargie. Manchmal denke ich, dass ich nicht brutal genug bin, manchmal denke ich, dass es gut ist, mehr Abstand zu haben. Manchmal denke ich mir, der einzige Weg die Zweifel an meinem Selbst begraben zu können, der ist, völlig rücksichtslos zu sein, aber ich kann ja leider nicht mal einer Fliege etwas zu leide tun. Und ich hab ein rheinisch-katholisches Gewissen. Nur Rheinische Katholiken wissen, was das heißt. Was auch wieder eine Ausflucht ist. Ich werde demnächst 40, aber die Mitte, das Ding zwischen den Wünschen und dem was machbar ist, habe ich bis heute nicht gefunden.
Denn: Man soll perfekt sein. Man soll sich vor allem perfekt immer allen Situationen anpassen. Man soll flexibel sein. Man soll auch mal einen Punkt machen können. Man soll konzentriert sein. Man soll einem Weg folgen. Man soll offen sein. Man soll seinen inneren Garten pflegen. Man soll kommunikativ sein. Man soll sich nicht verstecken. Man soll seine Gefühle zeigen können. Man soll alle Gefühle zeigen können. Man soll sich nichts anmerken lassen. Man soll Dummheit ertragen. Man soll zuhören. Man soll verstehen. Man soll sich fügen. Man soll gebildet sein. Man soll das Sein vom Schein unterscheiden könne. Man soll nicht so verschlossen sein. Man soll sich aufbrechen lassen. Man soll normal kommunizieren können. Man soll immer ein Auge auf den anderen haben, aber kein Auge auf andere Frauen. Man soll die Kommunikationswege beherrschen. Man soll eine Wand ohne Einschusslöcher sein. Man soll keine Angst haben. Man soll nicht zu viel verstehen. Man soll die Hoffnung in warme Tücher wickeln. Man soll das Brot gemeinsam brechen. Man soll wissen was man tut. Man soll das Strahlen vergessen, weil nur das Reden zählt. Man soll den Raum zwischen den Wörtern vergessen, weil ihn keiner liest.
Mittlerweile ertappe ich bei dem Gedanken: Der Appetit bleibt, die Fähigkeit verschwindet. Weil man irgendwie immer 20 ist, auch wenn man es längst nicht mehr ist. Und ich bin hin und her gerissen zwischen dem Gedanken, das es einerseits deutlich zu früh für solche Gedanken, andererseits aber auch gesünder ist, sich davon zu verabschieden, immer noch 20 zu sein.
Nachtrag Mir ging es beim Text darum festzustellen, wo man eigentlich steht und wie schwer das manchmal ist, eine eigene Position zu finden. Ich meine freiwillig, ohne das einem eine Position von außen durch wirtschaftliche Zwänge etc. aufgezwungen wird. Früher habe ich immer gedacht, dass die Position, die man im Leben einnehmen wird, schon ganz von alleine kommen wird. Das man sicher wird, in sich ruht, weil man den für sich besten Weg gefunden hat, aber das scheint nicht so leicht zu funktionieren. Immerhin: in der Liebe hat das geklappt, also muss ich vielleicht einfach noch was warten und der Rest folgt dann auch.
Medien, auch Blogs, sind ja darauf angewiesen, dass die Leser das was man schreibt, auch glauben. Blogs haben aber gegenüber den Medien den immensen Vorteil, dass sie eine Selbstkorrektur haben. Schreibt ein Autor, dass 4 + 4 = 5 ist, wird relativ schnell ein Leser kommen, der auf den Fehler hinweist. Eine Richtigstellung ist also gegeben, und sowas nennt man Neudeutsch auch gerne "Schwarmintelligenz". Ein schönes Beispiel für diese gemeinsame Intelligenz ist auch das Projekt "Wikipedia". Trotz aller Versuche, Inhalte bei Wikipedia zu fälschen, gelingt es der Schwarmintelligenz am Ende die Oberhand zu haben.
Diese Form von Arbeit und gleichzeitiger Korrektur durch andere ist relativ neu. In den meisten Redaktionen gibt es sowas nicht. Was bedauerlich ist, denn wenn sich zum Beispiel RTL eine Kommentarfunktion leisten würde, dann würden die vielen Leser der RTL Aktuell Webseite auf der der Abschiedsbrief des Amokläufers von Emsdetten mit den Worten "Hier das Original (nicht korrigiert):..." angekündigt ist, sicher auch mittels eines Kommentars erfahren, dass der dort gezeigte Brief bei weitem nicht dem Original entspricht, wie das Blog Leckses Artikel mittels eines simplen Vergleichs nachweist. Auf der Webseite von RTL Aktuell wurde nicht nur ein großer Teil des Abschiedsbriefes einfach weggelassen (trotz des Hinweises, es handele sich um das Original) sondern es wurde dem Brief auch etwas hinzugefügt. Ist das der Qualitätsjournalismus, von dem Journalisten gerne sprechen, wenn sich von Blogs abheben wollen? Das der Brief unter den wachsamen Augen des mehrfach prämierten RTL Anchormans Peter Klöppel weiterhin zu lesen ist, macht die Sache noch widerlicher.
Wirklich wundern muss man sich darüber aber nicht, denn die meisten Medien schreiben gerne etwas in eine Richtung, von der sie vermuten, dass es die Meinung der Leserschaft reflektiert. Davon lebt eine ganze Industrie, genauer gesagt, die Yellow Press, die nichts anderes macht, als Sachen so hinzubiegen, dass man schreiben kann, eine monegassische Prinzessin habe mal wieder eine Krankheit / neuen Lover / Depressionen usw. Während man aber das Gehabe der Yellow Press mit einem belustigten Achselzucken unter "Kirmes Unterhaltung" abhakt, sieht das bei anderen Medien nicht so aus. Die Nachrichten in Zeitungen und besonders die verlesenen Agentur Meldungen in ARD und ZDF werden in Deutschland nicht angezweifelt. Sätze wie: "War in der Tagesschau" oder "Hat die Anne Will erzählt" sind gleichsam ein Gütesiegel für Wahrheit und Ehrlichkeit. Das die Moderatoren der "Tagesschau", der "Heute" Nachrichten und von "RTL Aktuell" auch nur das lesen, was Agenturen ihren liefern, und dass das, was die Agenturen liefern nicht immer dem entsprechen muss, was tatsächlich passiert ist, ist dann wieder eine andere, meist nicht gestellte Frage. Während bei einer Berichterstattung im Netz eine Behauptung nicht nur durch eine Agenturmeldung oder einem Eintrag in einem anderen Blog belegt sein darf, können sich die großen Nachrichten Medien auf ihren "Ruf" verlassen. Woher eine Meldung stammt, wird seitens der Zuschauer nicht hinterfragt, der Wahrheitsgehalt wird nicht überprüft, denn wenn es in die Nachrichten kommt, wird es ja wohl stimmen.
Dabei ist die Erkenntnis nicht unbedingt neu, dass man dem, was man so sieht und liest, nicht immer bedingungslos trauen kann. Wer zur Zeiten des Ost/West Konfliktes groß geworden ist, wird schon mehrfach bemerkt haben, dass nicht alles, was in der "Tagesschau" gesendet wurde, der unbedingten Wahrheit entsprochen hat. Eines des schönsten Beispiele für gelungene Propaganda ist die Kuba Krise aus dem Jahr 1962. Bekannt ist, das die UdSSR Atomwaffen auf der Insel stationieren wollte und auf der Druck der USA dieses Ansinnen ad acta legte. Weniger bekannt ist, dass die USA ihrerseits im Jahre 1959 Mittelstreckenrakete an sowjetisch-türkischen Grenze stationiert hatten. Die Reaktion der UdSSR war im Sinne der Abschreckungsdoktrin also nur logisch. Und am Ende war es auch nicht so, dass die USA durch die Kuba Krise einen Vorteil erlangt hatte. Man einigte sich darauf, dass die UdSSR ihre Raketen sofort wieder nach Hause brachte, während die USA die Mittelstreckenraketen aus der Türkei erst einige Monate später abzog. Im Grunde hatte die UdSSR mehr erreicht als verloren, aber dummerweise hatten sie die PR Schlacht wegen der zu früh gefundenen Raketen auf Kuba verloren. In der breiten (westlichen) Öffentlichkeit wurde der Abzug der US Raketen nie debattiert. Bis heute ist diese Tatsache eher unbekannt, was nicht zuletzt deswegen der Fall ist, weil die Medien dementsprechend berichtet haben.
Im Grunde sollte man gegenüber allen Medien skeptisch sein und bleiben. Das gesamte Geschehen auf der Welt wird durch wenige Agenturen zusammengefasst: AP, Reuters, AFP, ein wenig BBC und in Deutschland gibt es die monopolistische dpa. Das ist nicht wirklich viel, wenn man schaut, was so alles in der Welt passiert. Das enge Geflecht von wenigen Agenturen und wenigen anerkannten Nachrichtensendern muss eigentlich ein Traum für einflussreiche Lobbys und PR Firmen sein. Das Problem sind aber auch nicht die Agenturen alleine, sondern zusammen gekürzte Geschichten wie der Abschiedsbrief im "Original" bei RTL. Und wenn man bei solchen Dingen kürzt, dann liegt der Verdacht nahe, dass man dies auch bei anderen Meldungen macht. Ein verfälschter Abdruck eines Abschiedsbriefes im vorliegenden Fall hätte in der Blogszene keine fünf Minuten bestand gehabt. Bei RTL steht das Ding seit mindestens einer Woche unverändert falsch auf der Webseite und dient so sicher manchen als Diskussionsgrundlage.
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