Donnerstag, 11. Januar 2007

Die Edelmänner haben mal wieder zugeschlagen und ein pdf rausgebracht, dass den Stand der Blogszene in unterschiedlichen Ländern zusammenfasst. Die Hintergründe zu diesem pdf fasst David Brain (CEO Edelman Europa) in seinem Blog zusammen. Dabei haben sie sich mal nicht auf die Daten von Technorati verlassen, sondern die jeweiligen Blogbauftragten ihrer Landes Dependancen gebeten, eine Einschätzung zu geben. Für Deutschland hat das der sehr freundliche Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach gemacht und das, was er schreibt ist interessant und kommt durchaus dem nahe, was ich auch über die deutsche Blogszene denke. Auch die von ihm genannten Zahlen halte ich realistisch. Warum er allerdings in seiner Liste der einflussreichste deutschen Blogs ausgerechnet "Ehrensenf" aufführt, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Mehr als ärgerlich ist allerdings der Artikel über China. Adam Schokora schreibt das Blogger offen schreiben können und deswegen Blogs nutzen weil die "bureaucratic editorial processes" so nervig seinen. Bei meinem Gespräch mit Michael Anti (Zhao Jing) im November, sagte der was völlig anderes. Da war die Rede davon, dass Blogger die politsch und/oder gesellschaftlich unerwünschtes von sich geben, einer dauerden Gefahr ausgesetzt sind. Das Yahoo regimefeindliche Blogger auch schon an die Regierung verpetzt hat, ist dem Edelmann Vertreter in China wohl entgangen.

Es ist mittlerweile weithin bekannt, dass sich gerade in den Ländern eine intensive und einflußreiche Blogszene entwickelt, in denen die Menschen unter einem rigiden Regime leiden. Iran und Ägypten sind nur zwei Beispiele. Das die Blogszene in China so stark ist, hängt auch mit dem herrschenden Politik zusammen. Schokora schreibt zwar, dass die meisten Chinesen sich eher in anonymen Foren austauschen, weil es dort leichter ist, seine Identität zu verschleiern, aber er schreibt nicht wieso das ist. Als ob Chinese die putzige Angewohnheit hätten von Natur aus misstrauisch zu sein.

Perhaps more than elsewhere, bloggers in China can be extremely hostile if they feel they are being manipulated; this is largely the reason why no PR firm or company has had significant success in leveraging the power of the Chinese blogosphere or the Internet to engage stakeholders and build brand equity.

Edelman ist eben eine PR Firma und kein Nachrichtenmagazin und der Wunsch, dass auch eine solche Firma bei einer Betrachtung nationaler Blogszenen die politischen Einflüße mit einbezieht ist wohl eine Utopie. Vermutlich ist es PR Firmen wie Edelman auch wurscht, warum sich Szene etablieren, weil sie nur als Instrumente gesehen werden, die man für die eigenen Zwecke nutzen kann.

Nachtrag: Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach hat mich auf eine neue Version der Studie aufmerksam gemacht, die man hier finden kann. Inhaltlich hat sich, beim ersten drüberfliegen, wenig verändert. Den Text über China hat allerdings jetzt nicht mehr Adam Schokora sondern dessen Kollege Tony Tao geschrieben. Wer den jetzt tatsächlich geschrieben hat wäre interessant zu wissen, macht ihn aber auch nicht besser. Den Text, mein ich.

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So deutlich kann das ja nur einer sagen:

Das Internet ist so unschön wie die Menschen, die es besuchen, nicht mehr, nicht weniger. Jeder Zeitungsmensch, der sein Brot dank der Inseraten von Prostituierten, der Bundesregierung und gieriger Megakonzerne frisst, sollte das wissen. Wer sich über das Internet wegen Hinrichtungsvideos aufregt, sollte keine Anzeigen von Firmen mehr nehmen, die von Todesschwadronen profitieren, mit Diktatoren und Mördern Handel treiben und bestechen, wo es nur geht, egal wie viele Leute in Folge dessen zwischen dem Drei-Schluchten-Staudamm und dem Nigerdelta krepieren.

Na? Wer sagt sowas? Auflösung in den Kommentaren

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Mittwoch, 10. Januar 2007

Rechtsanwalt Udo Vetter rettet die Welt beantragt

festzustellen, dass die Datenabfrage der Staatsanwaltschaft Halle bei bundesdeutschen Kreditkarten und Abrechnungsunternehmen im Rahmen des Ermittlungsverfahrens „Mikado“ rechtswidrig war

(Es geht um diese Sache)

Er schreibt unter anderem:

Die bloße Existenz einer Internetseite mit Kinderpornografie liefert keine tatsächlichen Anhaltspunkte dafür, dass diese Seite auch von deutschen Kunden aufgesucht und von dort gegen Bezahlung strafbare Inhalte heruntergeladen werden.

Die diesbezügliche Annahme der Staatsanwaltschaft war eine reine Spekulation. Es wurde ins Blaue hinein unterstellt, dass es deutsche Kunden geben könnte. Die für Ermittlungen erforderlichen tatsächlichen Anhaltspunkte (Zahlung aus Deutschland auf das betreffende Konto) wurden gerade erst durch die beanstandete Maßnahme produziert!

Wollte man schon aus der bloßen Existenz einer Internetseite mit strafbaren Inhalten künftig einen hinreichenden Tatverdacht dahingehend herleiten, dass Deutsche dieses Angebot nutzen, wäre der andauernden Überprüfung des gesamten Zahlungsverkehrs aller Bundesbürger Tür und Tor geöffnet. Und das nur aus der vagen Möglichkeit heraus, dass der eine oder andere von etlichen Millionen möglicherweise von einem derartigen Angebot Gebrauch macht.

Das gesamte Schreiben ist in seinem Blog zu lesen.

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Langweilige Postkarten. Großartig.

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Dienstag, 9. Januar 2007

Nur so zwischendurch, aber für Herrn Broder habe ich ja immer Zeit:

Das WWW ist auch maßgeblich für die Infantilisierung und Idiotisierung der Öffentlichkeit verantwortlich. Quelle

Ich erklär Ihnen das mal, Herr Broder, falls das viele surfen im Internet bei Ihnen weiteren Schaden angerichtet hat: Nur weil Adolf Hitler, oder Barbara Cartland, oder meinetwegen auch Dieter Bohlen mal ein Buch geschrieben haben, und nur weil man in Buchhandlungen meist nur noch Schrott findet, bedeutet das noch lange nicht, dass Lesen doof macht. Es kommt halt immer darauf an, was man so liest. Mit dem Artikel "Das Internet macht doof" haben Sie uns aber immerhin einen Eindruck gegeben, was Sie offenbar so im Netz lesen. Offenbar halten Sie sich im Netz gerne bei den Grabbeltischen mit dem Mängelexemplaren auf. Über andere Dinge will ich hier jetzt keine weiteren Vermutungen anstellen, aber das Sie eine Seite wie diese bei sich verlinken ist ja auch ein netter Hinweis darauf, was sie im Internet so als "nicht infantil" bezeichnen würden.

Nichts zu danken.

Via

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