Freitag, 26. Januar 2007

Oh, und noch so ein Laden, der das Wort "Kundenfreundlichkeit" ganz groß auf der Stirn stehen hat. Ich habe es gerade aus den Kommentaren gefischt. Danke an Svenm.

"Am Montag nach dem Blogeintrag:

"Seit den Mittagsstunden des 22.1.2007 ist die detaillierte Ausgabe der Ankunfts- und Abfahrtstafeln ohne Paßwort nicht mehr zugänglich. Die Deutsche Bahn AG geht schon länger davon aus, daß ihre Kunden unfähig sind, mit minutengenauen Verspätungsdaten umzugehen. Jetzt ist es ihr wohl gelungen, dieses Wissen über die Fähigkeiten der Bahnbenutzer in Fakten umzusetzen." (home.arcor.de)

Es wäre ja auch zu schön gewesen..."

Achja, die Bahn. Da hat sie mal eine gute Idee, und dann darf es keiner wissen. Offenbar will man nicht, dass die Kunden erfahren, wie spät ihre Züge ankommen. Stattdessen möchte man sie lieber ein paar Stunden/Minuten auf dem warmen Bahnsteig stehen lassen. Die Bahn hat offenbar wirklich vergessen, wie "Kundenfreundlichkeit" geschrieben wird. Aber das ist ja auch nicht weiter verwunderlich, denn die Bahn vergißt ja auch mal mal gerne 200 Millionen Euro anzugeben, die der windschiefe neue Hauptbahnhof angeblich mehr gekostet hat.

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So viel Service in Deutschland

  1. Postbank Am 4. Januar hab ich bei der Postbank angerufen. Was an sich ja schon etwas ist, was ich tunlichst vermeide, denn bevor man mit einem echten Menschen sprechen darf, muss man die Kontonummer und einen dämlichen PIN eingeben, dann wird man durch irgend ein Menüsystem geführt und nach 2:38 Sekunden wird man endlich gefragt, ob man einen Berater sprechen möchte. Kostenpflichtige 2:38 Minuten natürlich. Ich bestellte Kontoauszüge. Viele davon, da mir offenbar etliche abhanden gekommen sind (Und das, wo ich ein so geniales System habe, die Kontoauszüge zu lagern. Sobald die Dinger hier per Post ankommen, werfe ich sie in einen Karton in dem nur Kontoauszüge lagern, da kann nichts schief gehen). Jedenfalls wollte ich neue für den Menschen, der meine Steuern macht. Termin Ende Januar. Berater am Telefon sagte: alles kein Thema, schicken wir raus, kostet eine unfassbar unverschämte Summe Geld. Bitte bestätigen sie, dass die unfassbar unverschämte Summe Geld bezahlen wollen. Ich sagte ja. Am 12.01. (Freitags) bekam ich einen Brief mit Datum 10.01. der Postbank, in dem steht, dass man sich für meinen Auftragt bedankt und ich jetzt aber bitte schön noch mal per Fax (!) an einen kostenpflichtige Rufnummer eine Bestätigung schicken sollte, dass ich die unfassbar unverschämte Summe auch bezahlen würde. Wie nett. Ich habe kein Fax. Man muss es aber faxen, es gibt keine andere Möglichkeit. Am Montag (15.01) morgens dann gefaxt. Termin mit dem Steuermenschen war am 23.01. Das reicht ja. Natürlich reichte das nicht, die Dinge sind bis heute nicht angekommen. Termin für die Steuersache läuft am 10.02. ab. Super, Postbank.

  2. Telekom Mein Vater hatte keine Lust mehr auf sein 56k Modem. Nachdem ich seit einem Jahr auf ihn einrede, hat er sich dank der Werbung Anfang Dezember entschlossen das gesamte Telefondings zu Hause auf das Flatangebot der Telekom umzustellen. Also Telefon und DSL 2000 Flat. Da machte er höchst persönlich an einem Stand der Telekom am 7.12.2006. Kurz darauf trudelte eine Bestätigung ein. Dann kam die Software, dann das Passwort und der Splitter. Und eine Rechnung über Anschlusskosten etc. pp. Etwas fehlte aber allerdings - das DSL Modem. Mein Vater rief an und man sagte ihm, dass das Modem wieder zurück geschickt wurde, weil die Telekom beim Eintrag der Hausnummer den Buchstaben "c" verschlampt hatte. Aber selbstverständlich würde man das Modem sofort usw.

Es kam natürlich nichts. Als ich neulich da war, bin ich mit dem ganzen Krempel in den T-Punkt gegangen und wollte man wissen, warum man a) kein Modem liefert aber b) die DSL Gebühr munter weiter erhebt. Man gab sich enorm betroffen. Das sei ja ein schlimmes Versehen, das würde sofort in den Griff bekommen, in dem man jetzt sofort auf der Stelle im Zentrallager anrufen und die Versendung eines Modems in Auftrag geben würde. Darauf ich so:

  • Geben Sie mir doch einfach eins mit, dann kann ich meinem Vater das auch gleich anschließen Telekom Tuse so:
  • Nein, das geht nicht, ihr Vater hat den Anschluss nicht in diesem T-Punkt beantragt. Wir können ein Modem nur dann raus geben, wenn auch hier der Anschluss....
  • Ist nicht ihr ernst?!?
  • Ich kann da leider nichts machen

Man versprach mir dann nicht nur, dass das Modem innerhalb von drei Werktagen bei meinem Vater sei, man zeigte mir sogar den bestätigten Auftrag im Rechner. Nach einer Woche rief mich mein Vater an und lachte mich aus, da das Modem immer noch nicht da war. Und gestern dann der bisherige Höhepunkt des Trauerspiels: Die Telekom rief in Form einer Dame bei meinem Vater an, entschuldigte sich (!) und offenbarte meinem verdutzten Vater, dass die Telekom leider keine DSL Modems mehr habe. Die seien aus gegangen. Mein Vater frug besorgt nach, ob sie denn lange ausgegangen seien, und ob mit ihrer sicheren Rückkehr bald zu rechnen sei, was die Dame nicht verstand. Sie ratterte ihren Text weiter runter, versprach das Modem sei vermutlich Mitte Februar da, aber dafür würde es eine Gutschrift geben. Demnächst. Irgendwann. Vielleicht. Bestimmt. Eventuell.

  1. Siemens/Fujitsu Ach ja, Siemens/Fujitsu. Ihr habt verglichen mit den erwähnten Firmen da oben einen extrem guten Service, denn wenn was am Rechner defekt ist, kommt ihr zwei Jahre lang vorbei und repariert das Ding, egal ob Festplatte oder, wie wohl bei mir, das Mainboard. Toll wäre aber, wenn ihr das auch in die Garantiebeschreibung reinschreiben würdet und ich das nicht erst bei Karstadt erfahre, nach dem ich den Rechner da hingeschleppt habe.

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Links zwo drei vier I

Surfen am Strand (ich bin heute so lustig im Kopf, deswegen die tolle Überschrift) Link

Gar kein schlechter Artikel bei "Stern Online" über Blogger beim Weltwirtschaftsforum in Davos Link

Suche nach Fotos von bestimmten Kameramodellen, die so mittel klappt Link

Blogito ergo sum (Witz gilt nur für Philosophen bis 3 1. Semester, aber nur wenn sie wissen was mm.c.t. ist) Link

Exklusiver Einblick in meine Morgengymnastik Link (Wie Deo)

Nordkorea kauft riesigen deutschen Super Rammler. Echt jetzt Link (auch Wie Deo, nur anders)

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Donnerstag, 25. Januar 2007
SZ: Gerade wird viel über Schwarmintelligenz und Online-Kollektive debattiert. Kritiker fürchten, Internet-Gemeinschaften könnten instrumentalisiert und dann gefährlich werden.

Huffington: Generell glaube ich an die Weisheit des Kollektivs. Und ich weiß nicht, was gefährlicher sein könnte als jene Mainstream-Medien, die unfähig waren, die Bush-Administration davon abzuhalten, ihre Lügen über Massenvernichtungswaffen im Irak zu verkaufen. Das waren keine Blogger, die sich als unfähig erwiesen haben, das war die "New York Times" oder Reporter wie Bob Woodward - die ganze Premiumliga des Journalismus’.

Schöne Sätze aus einem ansonsten erstaunlich belanglosen Interview mit Arianna Huffington. Die Fragen klingen teilweise so, als habe die Autorin kurz vor dem Interview zum ersten Mal in ihrem Leben das Wort "Blog" gehört.

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Die guten Ideen der letzten Jahre im Netz (Flickr, You Tube, Last FM, Craigslist usw.) sind alle aus der Idee entstanden, dass man selber gerne etwas hätte, was aber nicht angeboten wird. Es gab keinen guten Bilder- oder Videohostingservive, es gab kein selbstbestimmtes Radio, keine Kleinanzeigen. Jemand hat sich darüber geärgert und sich gedacht - dann mache ich es eben selber. Die Frage war also nicht: "Was könnten die Leute brauchen?" sondern "Warum gibt es das nicht, ich brauch das." Die Vorgehensweise hat zu sehr, sehr erfolgreichen Geschäften geführt. Große Konzerne und Firmen sahen daraufhin die Möglichkeit, im Web 2.0 richtig Geld zu verdienen. Andere tun es ja auch, da will man nicht warten. Also dreht man jetzt die Fragestellung und geht über zum "Was könnten die Leute brauchen" und fängt an Dinge zu erfinden, bzw. erstmal die Marketing Abteilung prüfen zu lassen, ob diese oder jene Idee bei der und der Zielgruppe vielleicht nicht doch....

Das funktioniert so nicht, und erinnert mich fatal an die Zeit zwischen 1999 und 2001, als man irgendwelche Dienste aus dem Boden hämmerte, die kein Mensch brauchte. Wie Mark Pohlmann schreibt: "Es ist traurig anzusehen, wie die Kuh schon wieder gemolken werden soll, obwohl sie noch ein Kälbchen ist." Denn so gut geht es den Web 2.0 Ideen schon länger nicht mehr. Bei Technorati wächst der "Deadpool" mit erstaunlicher Geschwindigkeit und selbst Dienste wie Browster scheinen sich nicht mehr am Markt durchsetzen zu können. In den Kommentaren liest am auffällig häufig, dass Web 2.0 Firmen zumindest in den USA sich schleunigst was einfallen lassen sollten, bevor ihnen die Geldgeber den Hahn zu drehen. Sollte Bill Gates am Ende Recht haben?

Der Denkfehler ist offenbar, dass viele Firmen und Konzerne glauben, dass man mit der richtigen Strategie und einer Werbekampagne eine Idee im Netz durch drücken kann. Dummerweise ist das Netz kein Supermarkt, Ideen keine neue Dosensuppe und das Leben im Netz kein "lifestyle convenience product". Es wundert nicht, dass es ausgerechnet die Verlage sind, die gerade etwas Neues versuchen. Sie haben am Niedergang der Musikindustrie gesehen, dass es wenig Sinn macht, sich gegen das Netz zu stellen und merken gleichzeitig, dass ihnen die Leser scharenweise weglaufen. Jetzt gibt es ein paar interessante Projekte, aber auch solche, die schon von vornherein zum Scheitern verurteilt sind, weil einige Verlage im Netz den gleichen Fehler machen, den sie auch am Kiosk machen. Sie klonen Zeitungen, dünnen die Redaktionen aus, setzen statt Journalisten ein paar Praktikanten hin und schaffen immer mehr Produkte, die sich äußerlich immer mehr gleichen und im Inneren immer leerer werden. Am Ende will den Schrott keiner mehr haben, weil man sich fälschlicherweise die Frage gestellt hat: "Was sagt denn die Marktforschung?" und nicht "Was interessiert mich?"

Aber vielleicht ist das eine der großen Lehren, die Web 2.0 mitgebracht hat. Dass man erkennt, dass bestimmte Produkte innerlich so tot sind und ihr Leichnam schon meilenweit stinkt. Dazu zählen (leider) Lokalzeitungen, die man in den letzten 20 Jahren bis zur kurz vor die Arbeitsunfähigkeit zusammen gekürzt hat und demnächst vermutlich vor allem in ländlichen Gebieten durch Hyperlocal Angebote endgültig ersetzt werden. Dazu zählen formatierte Magazine, die an Langeweile nicht zu überbieten sind und auch das Formatradio, dass zu seiner eigenen Überraschung neulich festgestellt hat, dass es keine Hörer mehr hat. Das schöne also ist, dass der Markt derartig zersplittert, aufgebrochen und kaputt ist, dass man eigentlich wirklich keine andere Wahl mehr hat als sich die Frage zu stellen: "Was würde ich denn mal gerne lesen oder sehen? Welches Gadget vermisse ich im Netz?" Der Erfolg von Blogs, der Erfolg von Diensten wie "Last FM" zeigt es deutlich: Das Denken muss sich ändern. Neue Produkte sollten nicht mehr hierarchisch oder technokratisch angegangen werden, sondern egoistisch.

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