Montag, 12. März 2007

Hurra! Ich habe gerade alle meine Probleme gelöst! Ich bin ein Indigo Kind und werde in Zukunft das Finanzamt und andere Menschen, die blöde Sachen von mir wollen, damit bescheiden, dass sie gefälligst warten sollen, bis "die anderen" (wahlweise "meine Freunde" oder "die da oben") angekommen.

Hier meine Checkliste:

Sie kommen mit einem Gefühl der Erhabenheit auf die Welt.

Selbstverständlich. Ich merke das gerne im Straßenverkehr. Jeder hat mir Platz zu machen, weil ICH ja gerade unterwegs bin und es eilig habe. Andere können es niemals so eilig wie ich haben, denn MEINE Erledigungen sind immer wichtig. Zumindest wichtiger als andere Dinge, die andere Menschen eventuell beschäftigen können. Das gilt auch für Zugfahrten. Wenn ich an einem Tisch sitze erlaube ich es vielleicht einer Person, sich dazu zu setzen. Aber nicht mir gegenüber oder neben mir sondern nur versetzt. Derjenige, der sich da hinsetzen darf, soll aber nicht Dinge essen, die schlecht riechen, Musik so laut hören, dass es mich stört, telefonieren, mich ansehen oder die Beine ausstrecken. Das die Steckdose mir gehört ist eh klar.

Sie wissen, „wer sie sind“ und stellen dieses hohe Selbstwertgefühl auch nach außen dar.

Natürlich wissen wir, wer wir sind.

Sie haben Schwierigkeiten mit absoluten Autoritäten.

Natürlich. Schon immer. Meine Bundeswehrzeit war diesbzgl. sehr lustig, denn ich bin zweimal knapp am Knast vorbei geschrammt. Einmal wegen Befehlsverweigerung, ein anderer Mal, weil ich einen Hauptfeldwebel während eines Manövers in Frankreich gegen 03.00 morgens mitten auf einer wenig befahrenen Landstraße, ca. 5 km vom nächsten Stützpunkt entfernt aus meinem Auto geschmissen habe. Immerhin hatte der noch Glück: ich hatte schon angehalten.

Sie machen keine Dinge, die ihnen sinnlos oder unverständlich erscheinen.

Ich mache keine Dinge die MIR sinnlos und unverständlich erscheinen. Denn ICH hab ja immer Recht und wenn ICH sage, dass etwas doof, langweilig und sinnlos ist, dann stimmt das auch. Man, man, man - wie oft muss ich das eigentlich noch erklären.

Gegenüber ritualisierten Systemen, die keine Kreativität erlauben, entwickeln sie Frustrationen.

Das stimmt tatsächlich. Ein Grund, warum ich als freier Journalist arbeite, liegt darin versteckt, dass ich depressiv werde, muss ich jeden Tag den gleichen Weg zur Arbeit nehmen und immer die gleichen Gesichter sehen. Während andere Menschen jeden Tag sekundengenau die immergleiche Strecke abgehen und jede Änderung als eine Art persönlichen Affront ansehen, beginne ich schon nach drei Monaten verzweifelt nach dem Sinn des Lebens zu fragen.

Sie gelten als Querdenker, da sie zu Hause und in der Schule oft Wege entdecken, Dinge und Vorgänge besser zu erledigen.

Ja. Vor allem, in dem andere Menschen Dinge für mich machen. Das habe ich schon sehr früh als die allerbeste Lösung für Probleme entdeckt. Bisher ungeschlagen, die Idee.

Sie wirken dissozial, wenn sie nicht mit anderen ihrer Art zusammen sind; dann reagieren sie introvertiert und fühlen sich unverstanden. Die Schule ist aus diesem Grund sehr schwierig für sie auszuhalten.

Ich habe ein Blog. Seit sechs Jahren. Muss ich mehr sagen?

Sie reagieren nicht auf Disziplinierungsversuche von Erwachsenen, die auf der Erzeugung von Schuldgefühlen basieren.

Siehe Eintrag zur Bundeswehr.

Sie zeigen Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.

Was war gefragt?

Sie haben einen hohen Intelligenzquotienten, eine schnelle Auffassungsgabe und gehen mit neuen Technologien selbstverständlich um.

Natürlich. Man hat bei mir als Kind den IQ gemessen, da lag der im oberen Drittel. Seitdem ich das weiß, bilde ich mich nicht mehr weiter, weil ich ja weiß, dass ich mir alles merken kann, was ja langweilig ist, wegen der Rituale. Stattdessen lese ich ausschließlich Romane von C.H. Günter.

Sie sind hypersensibel gegenüber chemischen Stoffen, beispielsweise in der Nahrung.

Ich habe eine hübsche Anzahl an Allergien, darunter so Exoten wie eine Frischobstallergie und irgendein lächerlicher Busch, alle paar Jahre mal blüht und mich dann fertig macht.

Was in der Liste natürlich fehlt:

Sie haben den besten Musikgeschmack und wissen immer, was man gerade hören muss.

(Für Männer) Sie widerstehen dem tödlichen Männerschnupfen

(Für Frauen) Sie machen kein Gewese wegen einer halben Tasse Blut

Wenn Sie krank sind, ist es allerdings immer eine seltene, höchst komplizierte Krankheit, die sie alleine mit der Kraft ihrer Gedanken besiegen.

Sie verdienen zu wenig Geld für das, was sie täglich an unfassbar wichtigen Dingen verfassen.

So - jetzt bin ich beruhigt und warte auf meine Kumpels, die mich mittels Kometenstaub hier abgesetzt haben.

Und ein Stöckchen ist es auch. Ich gebe dies an Ix, "Mekito" und Frau Julie weiter, von denen ich auch annehme, dass sie ihre DNS nicht den irdischen Gesetzen gehorcht.

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Freitag, 9. März 2007

Links 09.03.07

Links fürs Wochenende für meine puscheligen Leser (Frau Kaltmamsell ist auf besonderen Wunsch nicht puschelig!)

Iran als Reiseziel in den 70er Jahren. Wenn sich die Bilder so anschaut, kommt man in die Versuchung zu glauben, dass der Iran heutzutage vermutlich ein ganz lohnendes Reiseziel wäre und Touristen ihre Spuren an den diversen archäelogischen Ausgrabungsstätten hinterlassen würden. Tja - danke auch an die USA, die in den 70er Jahren den Schah samt seiner Geheimpolizei finanziert haben. Es wäre deutlich billiger geworden, hätte man Ende der 60er Jahre die geforderten Wahlen durchführen lassen. Iran Via

Schöne Übersicht, wer mit wem im Bett liegt geschäftlich verbandelt ist, in dieser lässigen Web 2.0 Welt.

Knut jetzt auch hier. Ich mag Bären. Müsste ich ein Tier sein, wäre ich entweder gerne ein Grizzley oder ein total sinnloses Tier wie ein Emu.

Rente mit 67

Zehensocken? Zehn Socken. Aber ich hab ja auch die Sache mit den "Füßlingen" nicht verstanden.

Blogger Regeln. Endlich. Ich fühlte mich schon seit Jahren so allein gelassen.

Praschls Geheimblog gefunden

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Die neuen Ausgabe der "mindestenshaltbar" ist online, und damit auch ein neuer Text meinerseits:

-----schnipp-----

Auf dem katholischen Internat, auf dem ich mal eine recht vergnügliche Zeit verbringen durfte, hatten wir einen sehr merkwürdigen Religionslehrer. Zum einen weigerte er sich zum Priester weihen zu lassen, weil er der Meinung war, dass er bei seinen Studien der Theologie durchaus auch auf den Beweis stoßen könne, dass es keinen Gott geben würde. Denn Theologie ist die Auseinandersetzung mit den Quellen des Glaubens, und da kann man ja so einiges finden, so seine Überzeugung. Eine weitere Eigenheit des Lehrers war die Angewohnheit, die Fragestellung zu seinen Klausuren mit derartig vielen Fremdwörtern vollzustopfen, dass man schon nach drei Wörtern völlig verzweifelte. Immerhin erlaubte der Mann ein Fremdwörterlexikon und die kreative Verwendung weiterer Fremdwörter in der Klausur konnte die Note durchaus um ein paar Punkte anheben, selbst wenn am Ende nur Quatsch zu lesen war. Mit 16 war ich ein wandelndes Fremdwörterlexikon, und ein schwadronierte zur unendlichen Freude meiner Eltern (".... das Kind hat eine merkwürdige Pubertät ...") altklug den lieben langen Tag rum.

-----schnipp-----

Weiterlesen bei mindestenshaltbar.net

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Diesen Artikel sollte man einfach all denjenigen zur Lektüre empfehlen, die gerne meinen, dass das Internet an allem schuld ist.

Im Umgang mit dem Netz hilft es, wenn man sich an die eigenen Erfahrungen mit menschlicher Gesellschaft hält und nicht Einzelphänomene für das große Ganze hält. So las und hörte man vom Amokläufer Bastian B. in Emsdetten, er hätte "seine Tat vorher im Internet angekündigt". Das klingt, als hätte es auf Seite 1 der FAZ gestanden und wäre von der Öffentlichkeit sträflich ignoriert worden. Etwas "im Internet ankündigen" ist aber in den meisten Fällen gleichbedeutend mit einem DIN A6-Zettel, der an eine Hauswand in einer Seitengasse einer deutschen Kleinstadt geklebt worden ist: Nichts, was einem auffallen würde, wenn man nicht explizit darauf hingewiesen worden wäre oder intensiv danach gesucht hätte. Auch die Attentäter vom 11. September konnten sich "im Internet" treffen und ihre Taten unbehelligt planen, erfuhr man dereinst. Als ob sie sich im FBI-Hauptquartier in Washington getroffen hätten, um dort inmitten von Polizisten ungestört über ihre Gräueltaten zu konferieren. Nicht in der virtuellen Entsprechung eines Kellerraums eines verlassenen Fabrikgebäudes in Thüringen. Und dass es Spiele zweifelhaften Inhalts "im Internet runterzuladen" gibt, erscheint Mediennutzern vom Schlage eines Günther Becksteins so, als würde das Spielzeugangebot sämtlicher Kaufhäuser Deutschlands nur aus einer Puppe, einem Kasten Bauklötze, 30 Porno-DVDs und 68 verschiedenen Luftgewehren bestehen.

An der Stelle sei auch mal erwähnt, dass die Wochenzeitung "Freitag" eine ganz famose Zeitung ist, die man sehr viel öfter lesen sollte. Das einzige Blatt in Deutschland mit einer konsequent links-liberalen Meinung, das auch gerne mal zum Mittel der Kapitalismuskritik greift, was ja dieser Tage gleich eine Kritik an den Grundfesten der Demokratie darstellt, glaubt ein paar verwirrten Menschen aus Berlin.

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Mittwoch, 7. März 2007

Vor ein paar Tagen wurde ich auf eine Abmahnung aufmerksam, die das Blog Jeriko One erreicht hatte. Jeriko hatte ein Stück vom noch zu erscheinenden neuen Album der Band "Nine Inch Nails" auf seiner gepostet und war darauf hin von einem in diesem Zusammenhang bekannten Rechtsanwalt aus Hamburg abgemahnt worden. Soweit, so o. k. Wer immer noch mp3s in sein Blog reinstellt, der muss eben mit so etwas rechnen. Doch die Sache hat einen gewaltigen Haken, denn das mp3 ist ein Teil einer viralen Kampagne, die von Trent Reznor und vermutlich dem dahinter stehenden Label, Universal Music, lanciert wurde. Mit anderen Worten: Jeriko ist dafür abgemahnt worden, weil er eine virale Kampagne unterstützt hat. Die Sache ist allerdings höchst kompliziert.

Die Band "Nine Inch Nails", nur so zur Info für die Leute, die sich da nicht so gut auskennen, besteht seit 1988 und hat eigentlich nur ein festes Mitglied: Trent Reznor. Der wiederum hat, würden manche Menschen sagen, einen sehr interessanten Dachschaden, den zu erklären hier der Platz fehlt. Nur soviel: die Reha nach jahrelangem Drogenmissbrauch hat gut angeschlagen. Wer mehr über ihn erfahren möchte, möge kurz hier weiterlesen. Reznor hatte schon immer einen Faible für verworrene Szenarien und Geheimniskrämerei und da eignet sich das Medium Internet ja ganz hervorragend für. Besonders, wenn man ein neues Album bewerben will.

Zum Internetauftritt der Band gehört ein Fan Forum namens "The Spiral" in das man nur reinkommt, wenn man Eintritt zahlt. In diesem Forum schreibt Trent Reznor angeblich selber mit, und laut Aussagen verschiedener User die ich zusammen googeln konnte, war es auch Reznor selber, der vor einigen Wochen anfing, einzelne Stücke aus dem neuen Album "Year Zero" in seinem Forum zu leaken. Gleichzeitig passierte aber noch etwas anderes: laut diverser Berichte in verschiedenen Foren, fanden sich während einiger Konzerte der Band in Spanien auf den Toiletten "zufällig" USB Sticks, auf denen ebenfalls verschiedene Tracks des neuen Albums zu hören waren. Gleichzeitig trat irgendjemand (entweder Reznor alleine, oder zusammen mit seinem Label, das lässt sich nicht feststellen) eine gewaltige, höchst verwirrende Kampagne im Netz los. User und Fans wurde auf eine Art Schnitzeljagd über diverse Webseiten geschickt, auf denen sich weitere Hinweise zum Konzept und zur Musik der Band befanden. Wer Lust und Zeit hat, sich auf die Reise zu begeben - das Freiburger Magazin "Fudder" hat eine ausführliche Story mit vielen Links zu diesem Thema. (Danke Caro)

Im Endeffekt läuft es aber vermutlich darauf hinaus, das Reznor und seine Plattenfirma offenbar gezielt Informationen über das neue Album ins Netz streuen. Dazu gehören auch die Tracks, die mittlerweile in Foren, Tauschbörsen und Blogs kursieren. Ich sehe wenig andere Möglichkeiten, wie diese Stücke ins Netz gekommen sind. Zum einen gab vor ein paar Wochen für das Album noch kein offizielles Tracklisting, zum anderen sind bei Universal bis zum heutigen Tag in der Journalistendatenbank keine Stücke des neuen Albums hörbar. Ob Vorabexemplare des neuen Albums verschickt wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Chance, dass ein Journalist genau die Stücke ins Netz geleakt hat, die gerade die Runde machen, würde ich aber mal als äußerst gering einstufen.

Bleibt am Ende noch die in den letzten Wochen oft gestellte Frage, ob Universal Deutschland überhaupt von der Aktion gewusst hat. Offiziell äußert sich Universal nicht. Telefonische Nachfragen werden mit der Bitte um schriftliche Kontaktaufnahme abgewiesen, auf die schriftlichen Fragen über das Kontaktformular der internen Journalistenlounge habe ich bisher keine Antwort erhalten. (Was – am Rande bemerkt – offenbar ein neuer Umgang mit Journalisten ist. Will man sich zur "Echo" Verleihung akkreditieren, muss man wohl vorher unterschreiben, dass man in seiner Berichterstattung auch immer schön den Namen des übertragenden Medienpartners erwähnt. Das hab nicht nur ich so zu hören bekommen)

Dass Ganze ist - gelinde gesagt - eine Sauerei. Selbst wenn die Firma Universal Music nichts von dem weiß, was ihr Künstler so an Werbemaßnahmen treibt, so haben sie doch spätestens mit der vermutlich in ihrem Auftrag erfolgten Abmahnung an den Blogger Jeriko davon Kenntnis erhalten müssen. Da ich ja nun selber ein paar Jahre in der Branche unterwegs war, lehne ich mich mal aus Fenster und sage: Das gibt es nicht, dass eine Plattenfirma vor dem Start eines neuen Albums nicht weiß, was der eigenen Künstler treibt. Schon gar nicht, wenn es sich um eine derartig komplexe Kampagne handelt, wie in diesem Fall.

Jeriko hat die Abmahnung mittlerweile akzeptiert, auch weil ihm nichts anderes übrig geblieben ist. Würde man sehr böse denken, könnte man vermuten, dass die Universal Music und die Band diese Abmahnungen als werbewirksame Kollateralschäden mit eingeplant hat, aber das wäre nur eine bösartige Unterstellung. Dass man auf eine solche Idee kommt, hat aber vielleicht auch etwas damit zu tun, dass sich die Musikindustrie in den letzten Jahren zu einer Art Urheberrechts-Mafia entwickelt hat, die ihre Pfründe um jeden Preis schützen will. Dazu gehört das Rechtsmittel der Abmahnung, dazu gehören wohl auch vermutlich nicht korrekte Angaben über den Schaden, der durch illegale Downloads entsteht. Eine Studie(nur gegen Kostenpflichtigen Login), die es <a href=arstechnica.com">hier kurz zusammengefasst gibt, hat festgestellt, dass die von der RIAA und anderen Verbänden veröffentlichten Zahlen, offenbar hinten und vorne nicht stimmen. Gleichzeitig weist man der Industrie massive Managementfehler in den letzten Jahren nach. Man zeigt aber auch auf, dass die Verluste der Musikindustrie damit zu tun haben, dass in den letzten 10 Jahren auch andere Interessen das Taschengeld der Jugendlichen auffressen. Dazu gehört das Handy mit seinen Klingeltönen und Spielen, dazu gehören Computer und die nicht unerheblichen Kosten für den Internetzugang, dazu gehören aber vor allem Spielekonsolen und die Spiele selber, die ein Vielfaches einer CD kosten. Die Gewinneinbrüche, die die Majors so gerne lautstark beklagen, gehen also bei weiten nicht nur zulasten der Tauschbörsen.

Das alles hilft dem Blogger Jeriko nicht mehr. Er hat, als Fan, in gutem Glauben an einer viralen Kampagne teilgenommen. Ein Musiker hat eine mp3 geleakt, die Plattenfirma hat angeblich von all dem nichts gewusst, distanziert sich aber auch nicht öffentlich von dieser Aktion. Am Ende bleibt ein Blogger auf der Strecke. Und ein weiterer Kunde. Und man kann nur hoffen, dass es nicht der letzte Kunde sein wird, der aufgrund derartiger Aktionen sein Konsumverhalten überdenkt, denn man wird das Gefühl nicht los, dass Teile der Musikindustrie höhnisch und mit großer Arroganz auf seine Käufer herab blickt. Die Mittel, mit man die CD Verkäufe nach oben treibt, scheinen mittlerweile völlig außer Kontrolle geraten zu sein.

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