Wenn ich irgendwo in irgendeinem Blog noch ein Mörike Zitat finde... dann.... dann... mach ich auch mal das Fenster auf und schau nach, ob es wirklich schon Frühling ist.
(Frühlingslyrik - auch so ein Phänomen. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau z.B.
in haar so kühnlich trotz der Berenice spricht/ Ein mund/ der rosen führt und perlen in sich heget/ Ein zünglein/ so ein gifft vor tausend hertzen träget/ Zwo brüste/ wo rubin durch alabaster bricht/ Ein hals/ der schwanen-schnee weit weit zurücke sticht/ Zwey wangen/ wo die pracht der Flora sich beweget/ Ein blick/ der blitze führt und männer niederleget/ Zwey armen/ derer krafft offt leuen hingericht/ Ein hertz/ aus welchem nichts als mein verderben quillet/ Ein wort/ so himmlisch ist/ und mich verdammen kan/ Zwey hände/ derer grimm mich in den bann gethan/ Und durch ein süsses gifft die seele selbst umhüllet/ Ein zierrath/ wie es scheint/ im paradieß gemacht/ Hat mich um meinen witz und meine freyheit bracht.)
Hurra! Ich habe gerade alle meine Probleme gelöst! Ich bin ein Indigo Kind und werde in Zukunft das Finanzamt und andere Menschen, die blöde Sachen von mir wollen, damit bescheiden, dass sie gefälligst warten sollen, bis "die anderen" (wahlweise "meine Freunde" oder "die da oben") angekommen.
Hier meine Checkliste:
Sie kommen mit einem Gefühl der Erhabenheit auf die Welt.
Selbstverständlich. Ich merke das gerne im Straßenverkehr. Jeder hat mir Platz zu machen, weil ICH ja gerade unterwegs bin und es eilig habe. Andere können es niemals so eilig wie ich haben, denn MEINE Erledigungen sind immer wichtig. Zumindest wichtiger als andere Dinge, die andere Menschen eventuell beschäftigen können. Das gilt auch für Zugfahrten. Wenn ich an einem Tisch sitze erlaube ich es vielleicht einer Person, sich dazu zu setzen. Aber nicht mir gegenüber oder neben mir sondern nur versetzt. Derjenige, der sich da hinsetzen darf, soll aber nicht Dinge essen, die schlecht riechen, Musik so laut hören, dass es mich stört, telefonieren, mich ansehen oder die Beine ausstrecken. Das die Steckdose mir gehört ist eh klar.
Sie wissen, „wer sie sind“ und stellen dieses hohe Selbstwertgefühl auch nach außen dar.
Natürlich wissen wir, wer wir sind.
Sie haben Schwierigkeiten mit absoluten Autoritäten.
Natürlich. Schon immer. Meine Bundeswehrzeit war diesbzgl. sehr lustig, denn ich bin zweimal knapp am Knast vorbei geschrammt. Einmal wegen Befehlsverweigerung, ein anderer Mal, weil ich einen Hauptfeldwebel während eines Manövers in Frankreich gegen 03.00 morgens mitten auf einer wenig befahrenen Landstraße, ca. 5 km vom nächsten Stützpunkt entfernt aus meinem Auto geschmissen habe. Immerhin hatte der noch Glück: ich hatte schon angehalten.
Sie machen keine Dinge, die ihnen sinnlos oder unverständlich erscheinen.
Ich mache keine Dinge die MIR sinnlos und unverständlich erscheinen. Denn ICH hab ja immer Recht und wenn ICH sage, dass etwas doof, langweilig und sinnlos ist, dann stimmt das auch. Man, man, man - wie oft muss ich das eigentlich noch erklären.
Gegenüber ritualisierten Systemen, die keine Kreativität erlauben, entwickeln sie Frustrationen.
Das stimmt tatsächlich. Ein Grund, warum ich als freier Journalist arbeite, liegt darin versteckt, dass ich depressiv werde, muss ich jeden Tag den gleichen Weg zur Arbeit nehmen und immer die gleichen Gesichter sehen. Während andere Menschen jeden Tag sekundengenau die immergleiche Strecke abgehen und jede Änderung als eine Art persönlichen Affront ansehen, beginne ich schon nach drei Monaten verzweifelt nach dem Sinn des Lebens zu fragen.
Sie gelten als Querdenker, da sie zu Hause und in der Schule oft Wege entdecken, Dinge und Vorgänge besser zu erledigen.
Ja. Vor allem, in dem andere Menschen Dinge für mich machen. Das habe ich schon sehr früh als die allerbeste Lösung für Probleme entdeckt. Bisher ungeschlagen, die Idee.
Sie wirken dissozial, wenn sie nicht mit anderen ihrer Art zusammen sind; dann reagieren sie introvertiert und fühlen sich unverstanden. Die Schule ist aus diesem Grund sehr schwierig für sie auszuhalten.
Ich habe ein Blog. Seit sechs Jahren. Muss ich mehr sagen?
Sie reagieren nicht auf Disziplinierungsversuche von Erwachsenen, die auf der Erzeugung von Schuldgefühlen basieren.
Siehe Eintrag zur Bundeswehr.
Sie zeigen Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.
Was war gefragt?
Sie haben einen hohen Intelligenzquotienten, eine schnelle Auffassungsgabe und gehen mit neuen Technologien selbstverständlich um.
Natürlich. Man hat bei mir als Kind den IQ gemessen, da lag der im oberen Drittel. Seitdem ich das weiß, bilde ich mich nicht mehr weiter, weil ich ja weiß, dass ich mir alles merken kann, was ja langweilig ist, wegen der Rituale. Stattdessen lese ich ausschließlich Romane von C.H. Günter.
Sie sind hypersensibel gegenüber chemischen Stoffen, beispielsweise in der Nahrung.
Ich habe eine hübsche Anzahl an Allergien, darunter so Exoten wie eine Frischobstallergie und irgendein lächerlicher Busch, alle paar Jahre mal blüht und mich dann fertig macht.
Was in der Liste natürlich fehlt:
Sie haben den besten Musikgeschmack und wissen immer, was man gerade hören muss.
(Für Männer) Sie widerstehen dem tödlichen Männerschnupfen
(Für Frauen) Sie machen kein Gewese wegen einer halben Tasse Blut
Wenn Sie krank sind, ist es allerdings immer eine seltene, höchst komplizierte Krankheit, die sie alleine mit der Kraft ihrer Gedanken besiegen.
Sie verdienen zu wenig Geld für das, was sie täglich an unfassbar wichtigen Dingen verfassen.
So - jetzt bin ich beruhigt und warte auf meine Kumpels, die mich mittels Kometenstaub hier abgesetzt haben.
Und ein Stöckchen ist es auch. Ich gebe dies an Ix, "Mekito" und Frau Julie weiter, von denen ich auch annehme, dass sie ihre DNS nicht den irdischen Gesetzen gehorcht.
Links 09.03.07
Links fürs Wochenende für meine puscheligen Leser (Frau Kaltmamsell ist auf besonderen Wunsch nicht puschelig!)
Iran als Reiseziel in den 70er Jahren. Wenn sich die Bilder so anschaut, kommt man in die Versuchung zu glauben, dass der Iran heutzutage vermutlich ein ganz lohnendes Reiseziel wäre und Touristen ihre Spuren an den diversen archäelogischen Ausgrabungsstätten hinterlassen würden. Tja - danke auch an die USA, die in den 70er Jahren den Schah samt seiner Geheimpolizei finanziert haben. Es wäre deutlich billiger geworden, hätte man Ende der 60er Jahre die geforderten Wahlen durchführen lassen. Iran Via
Schöne Übersicht, wer mit wem im Bett liegt geschäftlich verbandelt ist, in dieser lässigen Web 2.0 Welt.
Knut jetzt auch hier. Ich mag Bären. Müsste ich ein Tier sein, wäre ich entweder gerne ein Grizzley oder ein total sinnloses Tier wie ein Emu.
Zehensocken? Zehn Socken. Aber ich hab ja auch die Sache mit den "Füßlingen" nicht verstanden.
Blogger Regeln. Endlich. Ich fühlte mich schon seit Jahren so allein gelassen.
Praschls Geheimblog gefunden
Die neuen Ausgabe der "mindestenshaltbar" ist online, und damit auch ein neuer Text meinerseits:
-----schnipp-----
Auf dem katholischen Internat, auf dem ich mal eine recht vergnügliche Zeit verbringen durfte, hatten wir einen sehr merkwürdigen Religionslehrer. Zum einen weigerte er sich zum Priester weihen zu lassen, weil er der Meinung war, dass er bei seinen Studien der Theologie durchaus auch auf den Beweis stoßen könne, dass es keinen Gott geben würde. Denn Theologie ist die Auseinandersetzung mit den Quellen des Glaubens, und da kann man ja so einiges finden, so seine Überzeugung. Eine weitere Eigenheit des Lehrers war die Angewohnheit, die Fragestellung zu seinen Klausuren mit derartig vielen Fremdwörtern vollzustopfen, dass man schon nach drei Wörtern völlig verzweifelte. Immerhin erlaubte der Mann ein Fremdwörterlexikon und die kreative Verwendung weiterer Fremdwörter in der Klausur konnte die Note durchaus um ein paar Punkte anheben, selbst wenn am Ende nur Quatsch zu lesen war. Mit 16 war ich ein wandelndes Fremdwörterlexikon, und ein schwadronierte zur unendlichen Freude meiner Eltern (".... das Kind hat eine merkwürdige Pubertät ...") altklug den lieben langen Tag rum.
-----schnipp-----
Weiterlesen bei mindestenshaltbar.net
Diesen Artikel sollte man einfach all denjenigen zur Lektüre empfehlen, die gerne meinen, dass das Internet an allem schuld ist.
Im Umgang mit dem Netz hilft es, wenn man sich an die eigenen Erfahrungen mit menschlicher Gesellschaft hält und nicht Einzelphänomene für das große Ganze hält. So las und hörte man vom Amokläufer Bastian B. in Emsdetten, er hätte "seine Tat vorher im Internet angekündigt". Das klingt, als hätte es auf Seite 1 der FAZ gestanden und wäre von der Öffentlichkeit sträflich ignoriert worden. Etwas "im Internet ankündigen" ist aber in den meisten Fällen gleichbedeutend mit einem DIN A6-Zettel, der an eine Hauswand in einer Seitengasse einer deutschen Kleinstadt geklebt worden ist: Nichts, was einem auffallen würde, wenn man nicht explizit darauf hingewiesen worden wäre oder intensiv danach gesucht hätte. Auch die Attentäter vom 11. September konnten sich "im Internet" treffen und ihre Taten unbehelligt planen, erfuhr man dereinst. Als ob sie sich im FBI-Hauptquartier in Washington getroffen hätten, um dort inmitten von Polizisten ungestört über ihre Gräueltaten zu konferieren. Nicht in der virtuellen Entsprechung eines Kellerraums eines verlassenen Fabrikgebäudes in Thüringen. Und dass es Spiele zweifelhaften Inhalts "im Internet runterzuladen" gibt, erscheint Mediennutzern vom Schlage eines Günther Becksteins so, als würde das Spielzeugangebot sämtlicher Kaufhäuser Deutschlands nur aus einer Puppe, einem Kasten Bauklötze, 30 Porno-DVDs und 68 verschiedenen Luftgewehren bestehen.
An der Stelle sei auch mal erwähnt, dass die Wochenzeitung "Freitag" eine ganz famose Zeitung ist, die man sehr viel öfter lesen sollte. Das einzige Blatt in Deutschland mit einer konsequent links-liberalen Meinung, das auch gerne mal zum Mittel der Kapitalismuskritik greift, was ja dieser Tage gleich eine Kritik an den Grundfesten der Demokratie darstellt, glaubt ein paar verwirrten Menschen aus Berlin.
Nächste Seite