Samstag, 12. Mai 2007

Besser kann man es nicht zusammenfassen und ausdrücken.

Natürlich sehen das naturgemäß Menschen anders, die jede Kritik an der Regierung, die sich nicht in schönen Worten erschöpft, schon als Bedrohung des Staates betrachten und diesen deshalb “stark” machen zu müssen meinen. Dabei ist dies nichts anderes als wahre Schwäche: der Glauben, die Demokratie sei in Deutschland so schwach, daß sie sich von ein paar Steinewerfern in Schutt und Asche legen ließe. Ehrlich gesagt, von einigen der Leute, die sich in Heiligendamm treffen, geht eine größere Gefahr für die Demokratie aus als von irgendwelchen Initiativen im Kreuzberger Mehringhof.

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Freitag, 11. Mai 2007

Sorry, dass es hier im Moment etwas ruhiger ist. Aber mein Arbeitsleben schlägt gerade Purzelbäume, was an sich ja nichts schlechtes ist. Anfragen, neue Aufträge, dazu die bestehenden Blogs... mein Leben sieht im Moment so aus, dass ich aufstehe, mit der Zahnbürste im Mund vor dem Rechner sitze und mir eine Übersicht verschaffe, was an Mails rein gekommen ist. Dann sitze ich bis Abends vor dem Bildschirm, rase gerade noch mal in Supermarkt, wo ich mir und meiner Katze was ungesundes zum Essen kaufe. Gegen 20.00 Uhr mache ich mir Abendessen, ab 22.00 Uhr sitze ich wieder vorm Rechner. Und das geht jeden Tag so, auch am Wochenende. Das ist prinzipiell nicht bejammernswert, aber doof, dass dem Finanzamt gerade alle paar Wochen einfällt, dass da ja doch noch was zu zahlen sei. Dann laufe ich hektisch zu meiner Steuerberaterin, die dann viele Briefe schreibt, mir aber sagt, ich solle sicherheitshalber erstmal zahlen, damit kein Unglück passiert. Sollte es zu viel sein, wird man das klären.

Wenn man die ganze Zeit arbeitet, aber am Ende kaum bis gar nichts bleibt, ist das eher unschön. Man könnte auch sagen: "Es kotzt einen an." Dazu kommt: schreiben ist keine Fließbandarbeit. Es gibt Tage, da geht es eben nur schlecht. Manchmal braucht man für einen Text nur 10 Minuten, manchmal 12 Stunden. Damit Kunden, Leser und auch ich selbst zufrieden sind mit dem was ich mache, muss ich fit sein. Ich komme mir im Moment vor, wie ein Hochleitungssportler. Die paar Bier am Dienstagabend in Wien mit Freunden, habe ich am Mittwoch schon wieder bereut, denn am Abend war ich so müde, dass ich fast am Rechner eingeschlafen wäre.

Auch, wenn das sich das Jammern anhört - soll es nicht. Ich bin froh, dass ich gesund bin, dass ich die Arbeit habe und dass ich so schöne Dinge, wie mindestenshaltbar machen kann. Ich freue mich jedesmal, wenn ich dort einen neuen Kommentar sehe oder einfach nur die Seite anschaue. (Lustigerweise gibt es für diesen Auftrag das wenigste Geld.) Und ich freue mich darauf, dass das wunderschöne Mädchen die Tage hier einlaufen wird, da wir zum ersten Mal zusammen einen kleinen Auftrag angenommen haben. Bedeutet zwar noch mehr Arbeit, aber auch, dass ich nicht alleine arbeite, was ich sonst immer mache, da ich in keinen Büro sitze.

Also - nicht wundern, wenn es hier die Tage nur sporadische Updates gibt. Das Leben, das gemeine, ist schuld.

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Donnerstag, 10. Mai 2007

Es ist vollbracht. Nach ziemlich vielen Mails, einer Flugreise nach Wien, sehr vielen Telefonaten langen Nächten und wenig Schlaf haben wir es tatsächlich geschafft, die erste Ausgabe von "mindestenshaltbar" unter meiner Regie pünktlich auf die Beine stellen zu können.

Ein großer Dank geht zunächst an die Autoren, die alle wirklich wundervolle Texte für diese Ausgabe zur Verfügung gestellt haben.

Herr Paulsen Merlix Susanne Englmayer Miriam von K. suna Herr Hilbig

In den nächsten Ausgaben wird sich das Erscheinungsbild des Magazin auch leicht verändern. Es wird keine Revolution geben, aber ein paar Kleinigkeiten werden schon geändert werden.

Jetzt danke ich erst mal allen, die an dieser Ausgabe mitgearbeitet haben und wünsche viel Spaß beim Lesen. Feedback hier oder auch drüben in den Kommentaren ist sehr willkommen. Ich bin sehr nervös...

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Mittwoch, 9. Mai 2007

Wanderer, kommst Du nach Wien, kehre im "Adlerhof" ein. Aber Finger weg vom Marillenschnaps.

Der Laden hat die mit weitem Abstand schlimmste und hässlichste Beleuchtung, die man sich vorstellen kann. Dummerweise vergessen zu fotografieren (Frau Sopran hat es gemacht) , aber ich habe versucht meinen Blick von den 24 stehend und kreisförmig angebrachten Neonröhren abzuwenden, die den Laden beleuchten. Durch die hohen, etwas bröckligen Decken, die klassische braune Wirtshausbestuhlung und das super Licht, kommt man sich ein bisschen wie in der Kantine eines Stahlwerkes Mitte der 60er Jahre vor, was vermutlich genau der Grund ist, warum so viel Personal der umliegenden Theater dort einkehrt.

Ein weiterer Grund könnte das sensationell günstige und durchaus gute Essen sein, dass man im Adlerhof bekommt. Die Knödel mit Ei waren frisch, mein Gulasch war offenbar nicht aus der Dose sondern handgeschnitzt. Dazu gibt es leckeres Bier.

Und eigentlich muss man in den Laden rein, um Herrn Stephan mal kennen zu lernen. Das ist der Wirt und von dem kann zum Beispiel in einem zweiminütigen Schnellkurs erlernen, wie man schlecht gefälschte Euro Banknoten erkennen kann. Den Ländercode vor den Seriennummern kannte ich, aber ich wusste noch nicht, dass die Seriennummer in jedem Herstellerland eine feste Quersumme ergeben muss. Deutsche Scheine müssen in der Quersumme eine "2" ergeben, in Österreich ist es eine "3". Und das hab ich mir sogar nach mehrererereren Bieren und zwei Marillenschnäpsen merken können.

Achja, Wiener Verkehrsbetriebe: 9 Euro für eine Bahnfahrt von 16 Minuten zum Flughafen sind auch ganz schön happig. Wollte ich nur gesagt haben.

Was vergessen: Ich war ja in der Ansel Adams Ausstellung. Und es ist immer wieder ganz schlimm, wenn ich in Ansel Adams Ausstellungen gehe, denn wenn die Bilder sehe, muss ich jedes Mal weinen, weil sie einfach so unfassbar schön sind. So unglaublich klar, scharf und schön - wer da nicht weinen muss, ist kein Mensch. Sach ich mal frech. Die Ausstellung selber ist solala. Tolle Bilder, teilweise handsigniert, Hängung ok, Licht auch. Die Auswahl der Bilder stammt noch von Ansel Adams selber. Was ich aber nie verstehen werde ist der Umstand, dass man die Bilder allerhöchstens in DIN A3 oder A2 Formaten vorstellt. Das ist definitiv viel zu klein für diese Bilder. Aber komischerweise wollte er das wohl selber so. In der Ausstellung lief auch eine Dokumentation über ihn, die Adams auch mehrfach in seinen Ausstellungen zeigte. Die meisten Bilder waren auch nicht größer, als die in Wien. Schade, denn ich würde gerade seine Bilder aus dem Yosemite Park gerne mal in ganz groß sehen.

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Dienstag, 8. Mai 2007

Als ich Mitte 20 war, habe ich mit meinem beste Freund beschlossen, dass wir im Alter, also so ab 70 aufwärts, nach Wien ziehen, um dort die letzten Jahre zu verbringen. Und das hatten wir beschlossen, obwohl wir beide vorher noch nie in Wien waren und nur Karl Kraus gelesen hatten.

Tatsächlich bekräftigte mein erster Wien Besuch vor ein paar Jahren, dass man auf jeden Fall um nicht zu sagen unbedingt mal in Wien gewohnt haben muss. Das fängt zum Beispiel schon mal damit an, dass es in Wien keine "Kamps" Bäckereien gibt. "Kamps" ist das Ikea des Brotes. Egal, wo man isst, egal wo man in Deutschland hinkommt, man bekommt Brot von "Kamps" serviert. Hier in Wien nicht. Keine Ahnung, wie die Ketten hier heißen, aber ich habe während meines kurzen Aufenthalts schon vier verschiedene Bäckereien gesehen. Das muss man in der Fußgängerzone einer normalen deutschen Großstadt erst mal schaffen. Dabei ist Brot auch so wichtig. Während meiner Bundeswehrzeit verbrachte ich drei Wochen in Wales auf einem Schießplatz. Nicht habe geschossen, sondern Panzer und die nur aufs Meer raus, was ich ziemlich albern fand, aber bitte. In den Kaserne der britischen Armee gab es auch eine Kantine. In dieser Kantine gab es Essen, oder das, was die britische Armee als Essen so definiert hatte. Darunter war auch das übliche Tostbrot. Diese riesigen Scheiben, die man zusammen getackert (wenn man sie zusammentackern könnte) auch als schönen, luftigen Vorhang im Schlafzimmer verwenden könnte. Wenn man die Brote zusammendrückt hat man dafür einen guten Fensterkit. Essen kann man so etwas aber nicht und nach 10 Tagen gab es, neben den ersten Anzeichen von Lagerkoller, einen kleinen Aufstand, der sich dergestalt äußerte, dass verweichlichte Mannschaftsdienstgerade das korrekte Schießen verweigerten. Es wurde eine Ladung Brot eingeflogen.

Der Entscheidung, im Alter nach Wien zu ziehen, nicht abträglich, ist auch die Tatsache, dass es in der Stadt unglaublich viele gutaussehende Frauen gibt. Man will sich ja nicht langweilen, wenn man mit 70 oder 80 auf der Parkbank hockt.

Ein weiterer Grund ist die Tatsache, das die Wiener mit Kultur so beiläufig und selbstverständlich umgehen, wie die Deutschen mit Fußball. Selbst in der abgerocktesten, dreckigsten Kneipe hängt ein neues Poster, dass auf Theaterverstaltungen, Ausstellungen oder sonstiges hinweist. In Berliner Eck-Kneipen hängen allenfalls Hertha Poster.

Hier in Wien gibt es neben diesen Dingen aber auch noch eine andere Spezialität, die ich immer gerne zu mir nehme, wenn ich da bin: Käsekrainer. Und genau die werde ich jetzt suchen, denn ich bin mit meiner Arbeit früher fertig als gedacht. Nach dem Krainer gehts dann in die Ansel Adams Ausstellung und danach freue ich mich schon auf den Abend im Adlerhof.

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