Heute beim Arzt gewesen*. Modezeitung durch geblättert. Dort eine Seite gefunden mit der Überschrift "Urban Street Style". Darunter Damen, die man auf der Strasse fotografiert hat. Darunter Text, das Urban Street Style jetzt das große Ding ist. Wie irre ist das denn? Eine Modezeitung, die ihren Lesern beibringen will, wie man sich anzieht, hat keine Ahnung mehr, was den Leuten zeigen soll, geht raus, macht Fotos von Leuten, die sich morgens einfach anziehen, stellt die Fotos in die Zeitung, und sagt den Lesern, wie toll man aussehen kann, wenn man sich morgens einfach anzieht. Ich versteh das alles nicht mehr.
*Nur mal so. Man wird ja nicht jünger, und ich rauch ja. Der Arzt meinte zu mir dann auch "Ja, und dann machen wir dann noch den Blutwert für den Prostatakrebs, ab 35 ist man da ja gefährdet." Sofort gedacht: "Aha, jetzt kann ich nicht nur eventuell mal zu einer Risikogruppe gehören, jetzt bin ich sogar schon in einer drin." So ist das also, mit dem älter werden. Man hört nicht mehr nur von Risikogruppen, man ist selber eine.
Kaum öffnen sich die Türen der U-Bahn, stürmt er hinein und drängt die Leute, die aussteigen wollen, zur Seite. Schwarze Fleckenlederblouson, schwarzer, an den Ecken abgewetzter Lederimitatkoffer, graue Sparkassenhose, grauweiße Slipper, weiße Socken, Oberlippenbart. Zufrieden läßt er sich auf den einzigen freien Sitz fallen und beißt wie ein Tier in seine klebrige Kamps-Brotpampe. Er grinst zufrieden. Wahrscheinlich sein einziger Sieg heute.
Es regnet, mir war gestern Abend ein klitzekleines bißchen langweilig und ich hab mich dann mal getraut....
Ich esse ja nicht so gerne Döner. Dabei ist der Döner in Berlin so was wie ein Standardessen, was nicht nur daran liegt, dass man in Berlin mittlerweile kaum mehr noch eine Imbissbude findet die was anderes anbietet, sondern wahrscheinlich viel mehr am Preis. Normalerweise kostet ein Döner hier so um die 2 Euro, es sei denn, die Döner-Mafia liefert sich einen blutigen Krieg, dann kann man in Neukölln schon mal einen Döner für 99 Cent bekommen. Der Döner ist hier derartig beliebt, das sogar ein Dönerquartett gibt. Das Problem mit dem Döner ist aber nicht seine Verbreitung, sondern die Frage, wie man ihn isst, ohne dabei wie Olga, die glubschäugige Kuh auszusehen. Selbst nach 20 Jahren Döner Erfahrung, habe weder ich selber einen probaten Weg gefunden, noch mir einen bei anderen Menschen abschauen können. Ich habe alles ausprobiert.
Mittenrein -> Geht gar nicht. Meist hängt nach einem beherztem Biss einem ein Stück Zwiebel in der Nase, oder die Nase ist mit Kräutersoße verziert oder ganz am linken Mundwinkel hängt ein Stück Dönerfleisch gerade so raus, dass man es nicht packen kann. Es ist weder im Mund, noch ist es draußen. Es hängt im Nirgendwo, im Nirwana, in seiner persönlichen Dönerfleischstückhölle zwischen Mundwinkel, Lippen, Zähne und Mundinnenhöhle, wo es ja rein soll, aber nicht mehr rein kann, weil dort gerade wegen Überfüllung geschlossen ist. Dann kann sein Gesicht entweder über die Dönertüte beugen, in der Hoffnung, dass das Fleischstück dann der Schwerkraft folgt und bitteschön in der Dönertüte landet. Oder man kann mit einer linkischen Mundbewegung versuchen, das sich quasi in einem transzendentalen Zustand befindliche Dönerfleischstück zu retten, in dem man gleichzeitig versucht das Gesicht mit der dem Dönerstück abgewandten Seite nach unten zu legen, während man gleichzeitig versucht, den mit dem Dönerfleisch verzierten Mundwinkel nach innen zu stülpen, während die Zunge versucht, das Fleisch zu ergattern und seiner ordnungsgemäßen Zuwendung zu zuführen. Das sieht sehr blöd aus.
Seitlich rein -> Eine Variante, die die meisten von mir beobachteten Döneresser offenbar bevorzugen. Der hungrige Mensch versucht dabei den Zwiebelberg oben auf dem Döner zum umgehen, in dem er, clever wie Menschen es durch Jahrmilliarden unaufhaltsam fortschreitender Evolution geworden sind, in den seitlichen Rand des Döners reinbeißt um so dass oben beschriebene "Mittenrein-Problem" listig zu umgehen. Nur um sich mit einem neuen Problem konfrontiert zu sehen, auf das die Evolution noch keine Antwort gefunden hat. Denn beißt man mit schief gelegtem Kopf seitlich, verschiebt sich die Dönermitalles Masse unweigerlich nach oben. Was zur Folge hat, das der eh statisch bedenklich aufgehäufte Zwiebelberg seinen Halt verliert und sich der Schwerkraft ergibt, was wiederum zu dem Problem führt, das der Mensch, schrecktrainert wie er seit dem Säbelzahntiger nun mal ist, eine Fluchtbewegung macht, in dem er den Oberkörper nach vorne beugt und, damit er nicht vor der Dönerbude umfällt, den Hintern nach hinten streckt. Also steht ein Mensch mit schief gelegtem Kopf, einem weit geöffnetem Mund und einem raus gestrecktem Hintern rum, während beide Hände verzweifelt das Dönerpaket umklammern. Das sieht sehr blöd aus.
Erstmal oben mit den Fingern abessen -> Das sind die ganz geschickten. Wahrscheinlich Ingenieure, die auf den ersten Blick erkennen, dass der aufgehäufte Fleischbatzen, nie im Leben eine DIN Norm erfüllt, und daher von vornherein mit ausgesuchter Vorsicht zu genießen ist. Da alle Essvarianten nur zu einem unbefriedigenden Ergebnis kommen, die zudem dazu führen könnten, dass Teile des Döners vollends aus der Hand gleiten, entschließen sich unbesorgte Menschen dazu, erstmal mit den Fingern die oberste Schicht des Döners abzutragen. Ist der Füllzustand des Dönerbrötchens dann zu ihrer Zufriedenheit abgesunken, wählen sie Variante Eins, also mitten rein. Aber auch hier hat der Döner noch eine Überraschung parat. Denn alles, was man oben sieht, ist nur Blendwerk und Verzierung. Die wahre Herausforderung lauert tiefer, quasi im verborgenem, gemein verschanzt in der Schlund des Döner. Der Salat und die Soße. Zwar kann man, hat man die oberste Schicht entsorgt, herzhaft hinein beißen, ohne dass man von rum fliegenden Dönerbestandteilen beschossen wird, doch je herzhafter der Biss, desto stärker der Druck nach unten. Der Döner will nämlich von Natur aus quillen, unbeschwert und sorgenlos, wie er ist. Hat man ihm alle oberen und seitlichen Quillmöglichkeiten genommen, dann quillt er eben nach unten, was ebenfalls zu schweren Problemen führen kann. Erstmal bemerkt man von der hinterlistigen Quillattacke natürlich nichts, umgibt das Essen doch eine vertrauenseinflössende Papiertüte. Doch mit fortschreitender Dauer ist die Dönertüte nicht mehr in der Lage, eine für ein äußerlich trockenes Gericht erstaunliche große auslaufende Menge an Flüssigkeit aufzuhalten und gibt nach. Dann tropft die Dönersoße in die Handinnenfläche, wo sich die Tropfen sofort vereinigen und ein kleines Rinnsal bilden, das offenbar nur einen Weg kennt: schnellstmöglich zum Handgelenk. Um zu vermeiden, dass die Soße ins Hemd läuft muss man nun den Döner mit einer Hand festhalten, während man gleichzeitig die betroffene Hand zum Mund führt (oder umgekehrt) um die Soße abzulecken. Das sieht auch sehr blöd aus.
Früher wurde letzteres Problem meist dadurch beseitig, in dem man den Döner in Alufolie spannte. Seit dem es diese Dönertüten gibt, auf denen ironischerweise auch noch "Guten Appetit" steht, ist auch die letzte Möglichkeit zerstoben. Und seit neustem haben perfide und hinterlistige Dönerlieferanten einen weiteren Trick gefunden um die Kundschaft noch effektiver demütigen zu können. Es gibt jetzt den Döner "Extra", quasi die Mutter aller Döner. Dieser besteht aus Dönermitalles und extrem fetttriefenden Kartoffelspalten, die zwischen Salat und Fleisch gepresst werden. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist die Kombination Salatsoße und heißes, triefendes Öl explosiv und fordert die oben beschriebenen dämlichen Körperhaltungen geradezu heraus. Wäre ich ein Dönerbudenbesitzer würde ich ein Fotoblog aufmachen, in dem nur Fotos von Menschen zu sehen sind, die gerade sehr blöde aussehen. Aber ich esse sowieso lieber Bratwurst.
Die erste Wohnung, die man alleine bezieht, ist immer etwas besonderes. Endlich schafft man es, aus seinem Kinderzimmer auszuziehen, das mit leichtabwaschbaren Pressspanmöbel voll gestellt ist, und die mit den ersten kreativen Malversuchen aus knapp zwei Jahrzehnten verziert waren. Das ist natürlich irgendwann peinlich und außerdem will man ja endlich selbstständig sein. Nachts lange aufbleiben, ohne das die Eltern einen ermahnen, dass "es nun aber genug ist, morgen ist ja auch noch ein Tag" oder die kleine Schwester gerade dann reinplatzt, wenn es nach stundenlanger, mühsamer Kleinstarbeit es endlich geschafft, drei Finger unter die unfassbar enge Jeans der Freundin zu bugsieren, die währenddessen gelangweilt die Kinderzeichnungen studierte. Ein Auszug zu Hause bedeutet also Freiheit, endlich Eigenverantwortung, tolle Nachbarn, wilde Partys die ganze Nacht und keine kleine Schwester mit Benjamin Blümchen Kassetten. Törrrröööö.
Meine allererste Wohnung war in Bonn, in der Argelanderstrasse. Ich war stolz wie sonst was, als es mir gelang, den Wohnungsverwalter von meiner Geschäftsfähigkeit zu überzeugen. Der Wohnungsverwalter seinerseits muss sehr froh gewesen sein, dass er jemanden gefunden hatte, der keine Ahnung von einem Mietspiegel hatte und dachte, dass 350 Mark kalt für eine 12qm Wohnung mit Dachschrägen, einem winzigen Fenster, keinem Balkon, Badezimmer und Toiletten auf den Zwischenetagen, an einer der meist befahrenen Ausfallstrassen in Bonn ein super Angebot sei, für das man gerne eine Vermittlungsprovision bereit war zu zahlen. Das Zimmer war wirklich winzig und man konnte auf 6 der 12 qm aufrecht stehen. Ich bekam ein Bett, ein halbes "Ivar" Regal und einen winzigen Schreibtisch rein, an dem man sehr bequem saß, weil man sich beim arbeiten mit dem Kopf an die Dachschräge lehnen konnte. Ich war sehr glücklich. Jedenfalls acht Wochen lang.
In dieser Zeit verließ den Verwalter wohl die Geduld. Die anderen Zimmer im Haus wollten sich nicht vermieten lassen, was auch daran gelegen haben könnte, dass er für knapp 30qm rund 500 Mark haben wollte. Damals eine unfassbar hohe Miete. Der Verwalter hatte aber viel zu tun, also vermietete der die restlichen Zimmer an Freigänger einer Irrenanstalt und die eines Gefängnisses. So lernte ich zum einen "Werner" kennen und vor allem "Altöl".
Werner sah man eigentlich nie. Wenn man ihn mal durch einen Spalt seiner Tür erblicken konnte, dann sah man einen riesigen, unfassbar fetten Menschen, der offenbar den ganzen Tag in Unterhosen Marke Feinripp durch seine Wohnung flanierte. Viel eher konnte man seine Existenz aber Nachts ableiten, wenn er langanhaltende Schreianfälle bekam, oder etwas gegen die Wand warf und seine Tür eintrat. Danach war es dann immer etwas ruhiger, weil Werner wieder kurz in der Klinik war. Auseinandersetzungen mit Werner fanden nur per Brief statt. So beschwerte er sich regelmäßig bei allen anderen Mitbenutzern des Bades im dritten Stock, dass dies "sein" Bad sei, und wir gefälligst in das Bad im ersten Stock gehen sollten. Seine Schrift sah aus, als hätte man ihm während des Schreibens immer mal wieder unter Strom gesetzt und war deswegen etwas unleserlich, was ihm wohl auch klar war, weswegen er seinen Wunsch an die Mitbewohner mit einem in Druckschrift geschriebenen "Wek ihr Arschlöscher" ein wenig mehr Ausdruck verlieh. Als das immer noch nicht half und andere Menschen sein Bad benutzen, griff er dann zu einer, vor allem im Tierreich erfolgreich erprobten Maßnahme: er markierte sein Revier in dem er auf der Tür einen blutigen Handabdruck hinterließ und im Bad alles voll mit seinen feststofflichen Ausscheidungen beschmierte. Das kann man jetzt eklig finden, aber man muss doch sagen, dass er damit einen durchschlagenden Erfolg erzielte. Von dem er allerdings nicht lange zehren konnte, denn Werner verließ uns aber bald danach wieder und wurde noch selten gesehen.
Doch die Freude Werner und seinen nächtlichen, stundenlang andauernden Schreikrämpfe endlich los zu sein, währte nicht allzu lang, denn der Verwalter hatte für eine weitere, leerstehende Wohnung einen Herren aufgetan, dessen Klingelschild ihn als "Ältöl" identifizierte. Altöl war offenbar bekennender Hardrocker, rund 2 Meter groß, hatte dauernd 5 Leute in seiner Wohnung im Erdgeschoss die sich aus Spaß gegenseitig verprügelten und hörte gerne seine bevorzugte Musik in ohrenbetäubender Lautstärke. Da klopft man nicht so gerne an Tür und sagt "Hallo Herr Altöl, ich würde gerne schlafen, könnten sie das 'Napalm Death' Album etwas leiser hören?" Recherchen in der Bonner Kneipenszene brachten zudem zu Tage, dass Altöl gerade auf Bewährung raus war, nachdem er drei Jahre wegen schwerer Körperverletzung anderweitig einquartiert war. Gut, da lässt man ihm eben seinen Spaß und freut sich, dass man im obersten Stock wohnt, zu dem er das Bad nur vollpisste und nicht mit Kacke einschmierte. Das war doch schon mal ein echter Fortschritt.
Mittlerweile hatten mich echte Zweifel an der Wahl meiner Wohnung befallen. Sollte ich einen Fehler gemacht haben? Etwa vielleicht auch zuviel Geld bezahlen? Ach, man will doch auch keinen Ärger mit dem Vermieter, also mal lieber ruhig sein, dachte ich. Kurz. Dann passierten nacheinander ein paar merkwürdige Dinge. Mein Schlafrhythmus war dank Altöl eh schon ziemlich hinüber, als plötzlich das Zimmer neben mir, das nie vermietet werden sollte, weil es nur eine Art Zugangskammer zum Dach war, doch vermietet wurde. Ich weiß leider nicht an wen genau, aber es war eine Frau, soviel war sehr schnell sicher. Ihr Zimmer war nur durch eine dünne Holztür von meinem getrennt, und unsere Betten standen offenbar Kopf an Kopf. Jedenfalls erschrak ich eines Nachts sehr, als ich plötzlich von drüben der Satz gebrüllt wurde "Fick mein feines Döschen" Da war ich dann doch etwas überrascht, immerhin kannte ich die Frau nicht. Schnell stellte ich fest, dass jedoch nicht ich gemeint war, sondern ihr Liebhaber, ein Mensch ausländischer Herkunft, der, wenn ich ihn auf der Treppe auf dem Weg nach oben traf, immer ein wenig traurig schaute und mir irgendwie ein bisschen leid tat. Die Frau habe ich nie in meinem Leben gesehen, dennoch weiß ich bis heute, dass sie sehr, sehr gerne "ihr Döschen" gefickt sah, dass sie es mochte, wenn man ihre "Tittchen" fest anfasste und der Mann, rund eine Stunde später "die verdammte Sauerei" wegmachen sollte. Das weiß ich deswegen bis heute, weil sie es jede verdammte Nacht wollte.
Das war aber noch nicht der Tag, an dem ich auszog. Der kam dann später, als ich erst einen Brief des Vermieters bekam, in dem er ankündigte die Miete wegen hoher Instandsetzungskosten im Sanitärbereich um 30 Mark pro Monat zu erhöhen, meine Nachbarin herausgefunden hatte dass sie ihr Döschen mehrfach pro Nacht gegen Bares anderen Döschenliebhabern zur Verfügung stellen konnte, und Altöl den Kopf seiner Freundin durch die Milchglasscheibe des Bades (was hatten die nur immer alle gegen das Bad) gedrückt hatte, und diese eine meterlange Blutspur quer durchs ganze Haus gezogen hatte. Als diese wimmernd und blutüberströmt vor meiner Tür lag, Altöl mit drei Freunden dann fünf Minuten später meine Tür eintrat, mir drohte er würde mich „platt machen“, dann seine Freundin die vier Etagen nach unten prügelte und erst durch den Einsatz von einer rund 10 Polizisten ruhig gestellt werden konnte, dachte ich „Don, ich glaube, Du solltest einmal darüber nachdenken, Dir eine neue Wohnung zu suchen.“ Meine Kaution hab ich natürlich auch nie wieder gesehen.
Mal ne technische Frage.
Gibt es eigentlich einen Grund, warum Opera 8 die linke Spalte zu klein darstellt? Er erkennt zwar, dass das Bild links 250px breit ist, aber offenbar kann er die Spalte nicht richtig anzeigen. In Firefox und IE gibts die Probleme nicht. Muss man da irgendeinen Wert im CSS Sheet für Opera besonders einstellen, oder liegts am Browser?
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