Das war ein sehr schöner Abend in Neuss. Vielen Dank an den Theaterkeller und deren Betreiber, die uns dorthin eingeladen haben. Danke auch an die Sponsoren von arte mea, die das Risiko eingegangen sind, mal zwei Blogger auf eine Theaterbühne zu schicken. Besonderer Dank an die vielen Zuschauer, die trotz Fußball, Formel Eins und dem allerbesten Grillwetter sich lieber knapp zwei Stunden Lesung angetan haben, und den Laden zu dreivierteln gefüllt haben. Dann natürlich an Lyssa, mit der zu lesen immer eine Freude ist und die entgegen ihrer Befürchtungen nicht von Ihrer Mutter enterbt worden ist, und sogar später noch nach Hause durfte.
Und dann natürlich an das wunderschöne chaotische Mädchen, dass mir mit Ihren Drucker aus der Patsche geholfen hat, weil ich meine Texte in Berlin hab liegen lassen und die vor meinem Auftritt fast so nervös wie ich war.
Ich möchte an dieser Stelle noch mal auf die Lesung am Sonntag in Neuss hinweisen. Da meine Eltern ihre Anwesenheit abgesagt haben, da sie leider selbst unter Aufbietung großer Geldsummen niemanden gefunden haben, der freiwillig darauf achtet, dass ihr neuer Hund nicht die 85jährige Nachbarin anknabbert, kann ich jetzt auch alle wirklich peinlichen Geschichten vorlesen, da sich nun nur Lyssas Mutter fragen wird, welchen Umgang ihr Kind so pflegt. Desweiteren arbeite ich immer noch daran, dass Lyssa im "Outfit" auftaucht und endlich die Geschichte mit dem "Zimmer" bei ihren Eltern vorliest, auch wenn sie befürchtet, dann endgültig enterbt zu werden. Es verspricht spannend zu werden, zumal weder sie noch ich irgendeine Idee haben, was wir eigentlich lesen werden.
Ich habe die Vermutung, das 90% aller weltweit produzierten Jeans mit aufgestickten Applikationen in Blumenform, Blusen mit dem Aufdruck "Atlantic Sail", Blusen mit Blumenaufdruck, Blusenähnliche Shirts mit angedeuteten Tigerstreifendesign, rosa Damenslipper in Wildlederimitat mit silberner Schnalle, rosa "New York Yankees" Baseballmützen und die Jahresproduktion mehrerer taiwanesischer, vietnamesischer, chinesischer und kambodschanischer Strassschmuckfabriken im Rheinland zwischen Koblenz und Köln verkauft werden. Muss mal auf ein Westernhagen oder Bryan Adams Konzert gehen, um meine Theorie zu untermauern.
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In amerikanischen Filmen geht es in letzter Zeit immer so oft die Ehre oder Rache. Die Rache Sith, die Ehre der Jedis, das wundert mich nicht, denn ich glaube es war Napoleon, der mal gesagt hat, dass man immer das am meisten fordert, was man nicht hat. Was weiß ich, ich geh nicht so oft ins Kino, weil ich Angst habe, ich könnte mich langweilen. Oder das ein Hund stirbt. Wenn Hunde sterben, muss ich immer weinen, das ist mir ein wenig peinlich, läßt sich aber nun mal nicht ändern, außer, ich vermeide Filme, in denen Hunde sterben. So kann ich zum Beispiel eigentlich ganz gut in jeden Science Fiction Film gehen, weil ich mir ziemlich sicher sein kann, dass da selten bis keine Hunde sterben. Dummerweise interessieren mich aber Science Fiction Filme nicht so doll. Wenn ich unterwegs auf meinem Laptop Filme schaue, dann andere. In letzter Zeit zum Beispiel: 'Des Teufels General', 'Vanishing Point', 'Animal Crackers', 'Killing Zoe' oder irgendeinen alten James Bond. Bond Filme aber nur bis 'View to a kill', danach waren natürlich alle Bonds irgendwie überzogen und blöd (bester Bond sowieso Roger Moore in "For your eyes only", da kann man gar nichts anderes denken).
Früher bin ich immer in den Pressevorstellungen gegangen. Die fangen morgens im zehn an, was ja eigentlich keine Zeit ist, um ins Kino zu gehen. Viel zu früh. Freie Journalisten stehen da ja gerade auf, weil sie die ganze Nacht an der Playstation GT4 gedaddelt hart durchgearbeitet haben, um als vierte Gewalt die Welt wieder ein Stück sicherer zu machen. Und dann muss nach plötzlich um zehn im Kino sein, was bedeutet, dass man ja noch früher aufsteht, weil man ja auch erstmal zum Kino fahren muss. Also neun Uhr spätestens. Oder sogar um acht. Eine Uhrzeit, die unter kinderlosen freien Journalisten auch als "mitten in der Nacht" oder "scheiße früh" bekannt ist.
Ich bin noch nie gerne früh aufgestanden. Schon als Schüler nicht. Früh aufstehen war immer etwas sehr, sehr böses. Natürlich weiß ich, dass andere Menschen sehr früh aufstehen müssen. Das kennt man ja, wenn man an einem Mittwoch Morgen sturzbesoffen nach Hause gependelt ist. Da ist ja schon Karneval auf der Strasse. Jedenfalls versuche ich immer so gegen neun aufzustehen, also zu einem Zeitpunkt, an dem mir Kollegen, die in einem Büro sitzen schon auf die Mailbox quatschen oder dringende Mails senden. Manchmal mache ich mir deswegen Vorwürfe, peinige mich, schlage mir Reisig auf den Rücken, aber das hat bisher auch nichts gebracht, ich schlaf trotzdem bin neun. Selbst Menschen, die aussehen, als ob sie nicht mal vor 11 Uhr aus dem Bett kommen, wie zum Beispiel Kollege Ix stehen, laut eigener Aussage, schon um acht auf. Was mich jetzt interessiert: bin ich der einzige Mensch, der so spät aufsteht?
Wann stehst Du denn auf?
Von toten Hunden über Lieblingsfilme zum morgendlichen Aufstehen. Gibt es eigentlich irgendwo einen Preis für den dämlichsten Bogen in einer Geschichte?
Das wunderschöne Mädchen wollte das Wochenende auf dem Lande verbringen. Da wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen und dabei die Hand schütteln. Da, wo es nicht nur kein DSL gibt, sondern auch keine Mobilfunknetze. Da, wo noch rauhe, aber herzliche Sitten herrschen, wenn die Gattin abends sagt "Ich kann nicht einschlafen" und der Gatte antwortet liebevoll "Soll ich dich bewußtlos schlagen?". Haha, nein, so ist das da natürlich nicht, das war nur ein billiger Gag auf Kosten der Landbevölkerung, die sich nicht wehren kann. Ich komme gleich aber noch mal mit einen wahnsinns Gag auf die Landbevölkerung und deren Aussehen zurück, nur so als Warnung. Jedenfalls hatte das wunderschöne

Am nächsten Morgen um acht beschäftigte sich das wunderschöne Mädchen damit, ihren Arm bis zum Ellbogen in den sabbernden Schlund eines zum Hause gehörenden riesigen Hundes zu stopfen, um dort Tabletten unterzubringen. Was wohl funktioniert hat, ich weiß das nicht so genau, ich habe geschlafen, aber sie schien zufrieden, als ich wach wurde. Später wollte sie dann unbedingt in die nächst größere Stadt, "was erleben" [-> "was erleben" Synonym für "was kaufen", oft von Frauen verwendet"], weswegen wir vom Land wieder in die Stadt auf dem Land gefahren sind, wo wir in einer dieser "Shopping Mall" einfielen, die windige Banken Fondsgesellschaften Investoren Makler Bauunternehmer Kapitalisten erbaut hatten. Dort gab es zum einen den winzigsten 'Vobis Supermegastore", den ich je gesehen habe, zum anderen aber auch auffällig viele Tussen. Also Damen, die ausgebleichte Jeans, ein Arschgeweih, ein bauchfreies Oberteil, ein Kapuzensweatshirt, 3 Kilo Makeup trugen, und etwas auf dem Kopf hatten, das entweder wie eine alte, nasse, aufgeplatzte Sofaecke aussah, oder wie Pudel, den man in einen unter Strom stehenden Wäschetrockner gepackt hatte. Und einen Media Markt gab es auch, das Ziel des wunderschönen Mädchens. Nachdem sie sich nicht dazu entscheiden konnte, welche neue Digital Kamera sie sich kaufen wollte, kaufte sie einen winzigen Drucker und ich mir die dritte Laptoptasche in sechs Wochen. Wir tranken einen Saft, dann führen wir wieder aufs Land, wo abermals der Ellbogen im Hund verschwand. Um zehn ist sie dann ohne Ellbogen im Hund eingeschlafen während ich Kevin Spacey dabei zugeschaut habe, wie er etwas verhandelt hat, ich hab aber vergessen, um was es ging. So ist das, mit der Landluft. Nix flaschenweise Wein, laute Musik und anderer Schabernack. Einfach rumliegen, jemanden erst noch nachts Eis holen, dann beim Einschlafen zu schauen und leise rauchen. Das kennt man in der Stadt ja gar nicht mehr.
Dann Sonntag. Unter großem Hallo Wanderung begonnen. Trotz meiner Warnungen, wir sollten doch einen Kompass, eine Feldflasche, etwas zu essen, ein Zelt und eine
Taschenlampe mit nehmen, gingen wir ohne diese auf dem Land überlebenswichtigen Utensilien. Das wunderschöne Mädchen meinte: "Ich kenn mich hier aus" und dann noch "Wir gehen doch nur immer um den See rum". Na und? Livingstone wollte auch nur immer den Nil hochgehen und was ist passiert? Natürlich wurde mein Einwand ignoriert. Nachdem wir uns mehrfach durch dichtes Unterholz geschlagen hatten und sie hier und da meinte "Huch, ist das noch der Weg, das kenn ich gar nicht", dachte ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für Sex gekommen sei, aber immer, wenn ich mein Anliegen vorbringen wollte, kamenNoch einmal steckte das wunderschöne Mädchen ihren Ellebogen liebevoll in den Rachen des Tieres, bevor das Wochenende schon zu Ende war und wir wieder gen Berlin fahren mussten. Sehr lehrreich, so ein Wochenende.
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