Sonntag, 14. August 2005

Gestern Nacht, so gegen drei Uhr, liege ich auf meinem Bett und lese die Biographie von Mae West, die ich in irgendeinem Ramschladen erstanden habe. Es ist totenstill, als ich plötzlich ein leises Weinen höre. Oder meine ein leises Weinen zu hören. Als ob ein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges wimmernd in einer Ecke sitzt. Ich denke: "Oha, sitzt da etwa ein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges wimmernd in einer Ecke meiner Wohnung?". Kann eigentlich nicht sein, denn ich habe kein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges in meiner Wohnung. Das wär mir sicher zwischendurch mal aufgefallen. Woher also diese merkwürdigen Geräusche in meiner Wohnung?

Nächtliche Geräusche in der Wohnung sind ja sowieso eine Sache für sich. Früher, als ich noch kleiner war und meine Haare eine Farbe hatten, da habe ich mich sehr vor Geräuschen in der Wohnung gefürchtet. Ganz besonders in den Momenten, in denen meine Eltern freitagabends aus waren und mir verboten hatten "Aktenzeichen XY" zu sehen. Natürlich habe ich sofort den Fernseher angemacht und mit sehr, sehr großen Kinderaugen Eduard Zimmermann dabei beobachtet habe, wie er mich durch sein riesiges Hornbrillenkassengestell warnend anschaute. Zitternd verfolgte ich wie "Karin R. am morgen des 23.Januar wie gewöhnlich gegen 06.47 Uhr mit ihrem Hund das Haus verließ um diesen in einem nahe gelegenem Waldstück auszuführen" und natürlich wusste ich schon dass sie "an diesem Morgen einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fallen sollte, dass die Nachbarschaft erschütterte." Völlig klar war auch, dass der "Rentner Herbert Z., der ein paar Tage später zufällig mit seinem Schäferhund im kleinen Waldstück unterwegs war, plötzlich aufmerksam wurde, weil sein Hund trotz mehrfacher Aufforderung nicht gehorchen wollte und im Gebüsch verschwand, wo Herbert Z. die geschändete Leiche von Karin R. fand." Im Bild sah man dann eine weiße Hand, die aus einem Plastiksack rausragte. Schnitt. Ede Zimmermann und ein Kripobeamter mit dem gleichen Kassengestell, grünem Sakko und gelber Krawatte. Kurz nach der Sendung hörte ich dann Geräusche in der Wohnung und es war sonnenklar, dass der gesuchte Mörder aus Bayern gerade die Wohnung meiner Eltern als Unterschlupf ausgesucht hatte. Auch hatte er mich zuvor dabei beobachtet, wie ich sein Phantombild angestarrt hatte, und nun muss er einen Zeugen loswerden, denn ich konnte ihn ja identifizieren. Aber ich war ja klein und konnte mich verstecken. So wussten meine Eltern, wenn sich mich zusammengekauert schlafend neben dem Bett unter der Decke gefunden hatten, dass ich mal wieder nicht auf sie gehört hatte.

Heutzutage machen mir Geräusche natürlich nichts mehr aus. Zum einen bin ich groß und stark, zum anderen schaue ich "Aktenzeichen XY" einfach nicht mehr. Also ignorierte ich das Geräusch, das wie taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges klang, das wimmernd in einer Ecke sitzt. Dummerweise wurde das Wimmern aber immer lauter. Durchsetzt von einem leichten Schreien, ganz so als ob einer das taube, blinde, dreibeinige, kuschelige, verletzte Katzenjunge in Stacheldraht einwickeln würde. Unschön. Da an Lesen so nicht mehr zu denken war, ging ich auf die Suche. Ich schaute im Flur nach. Nix. Ich schaute in der Küche nach. (Kurzer Moment des Schreckens, als ich für einen Moment dachte, es könnte ja sein, dass sich irgendeine neue Lebensform im Mülleimer selbst begründet habe, bei den ganzen Sachen die man heute so wegwirft..., wer weiß, welche chemischen Reaktionen da entstehen.) Nix. Im Bad und im Wohnzimmer auch nix. Aber das Katzengeschrei war nicht nur im Schlafzimmer sondern auch im entfernten Bad zu hören. Mittlerweile ging mir das Gejammere etwas auf die Nerven. "Gemeiner Tierquäler" dachte ich, als sich die Sache plötzlich und unerwartet in Wohlgefallen auflöste, da ich ein mehrfach und sehr nachdrücklich ausgesprochenes "Ja" hören könnte. Meine neuen Nachbarn weihten wohl ihr Schlafzimmer ein (Altbau mit Rigips, doo) und sie klingt offenbar zunächst wie ein taubes, blindes, dreibeiniges, kuscheliges, verletztes Katzenjunges um sich dann zu einem tauben, blinden, dreibeinigen, kuscheligen, verletzten Katzenjungen das in Stacheldraht gewickelt und mit einem einer großen Nadel bearbeitet wird zu steigern, damit sie am Ende "Ja" sagen kann.

Da dachte ich: Kann man so was nicht verbieten? Kann man nicht irgendwo lernen, wie man seiner Lust freien Lauf lassen kann, ohne die Nachbarschaft, die Polizei und den Tierschutzverein auf den Plan zu rufen? Es gibt für jeden Mist einen Volkshochschulkurs, warum nicht dafür? Und: in welches Zimmer stell ich jetzt mein Bett?

Permalink

 


Samstag, 13. August 2005

Der Verkäufer appelliert vergeblich an die ihm den Rücken kehrenden und damit in den Rücken fallenden geblähten Leiber des abdampfenden Entrüstungshaufens: "Aber Sie wissen doch hoffentlich, wer Qualtinger war?" "Nein. Das interessiert uns auch nicht!" "Na denn: bonne chance!"

Schön, wie überhaupt all die Geschichten aus dem Fachgeschäft.

Permalink

 


Eben, als ich unter der Dusche mit meinem Duschvorhang, welcher die Angewohnheit hat, mir immer am Körper zu kleben, meinen traditionellen Kampf austrug und ihn wüst beschimpfte beschompf, da dachte ich noch "Scheisstag". Dann stolpere ich beim Wahlblog über dieses Video (Rechtsklick, 18MB, wmv) und der Tag ist gerettet.

Frage mich allerdings immer noch, ob die SPD es geschafft hat, den CSU Sever zu knacken, oder ob die das tatsächlich ernst meinen.

Permalink

 


Freitag, 12. August 2005

Bitte...

Küsst Euch mehr Macht mal eine Pause von der Arbeit Trinkt nur guten Wein

[nachgemacht]

Permalink

 


1966-68.....APO-Jahr mit Protest Der Jurastudent Michael Kunze stößt zu Ralph Siegel. Das Team steht. Die Liebe zu BOB DYLAN und DONAVAN lässt sie das Album „ WARUM“ schreiben –Lieder gegen den Krieg „Die City Preachers“ mit Inga Rumpf („Deutschlands einzig wahre Rock-Röhre“) als Frontfrau gehämmert. Der Plattenverkauf bringt einen Achtungserfolg. Sechs- bis achttausend LP’s. Die anspruchsvollen Texte lassen die Schweden aufhorchen. Einige Songs kommen als Beispiele für rebellische Pop-Lyrik in die Schulbücher: „Felder von Verdun“, „Was hab’ ich in der Schule gelernt“.

Finden Sie die Fehler im Text. Erst dann dürfen Sie weiterlesen. Via Frau Mutant

Permalink

 


Nächste Seite