
Zweimal innerhalb von vier Wochen per Notaufnahme ins Krankenhaus - einmal davon voller Angst, die am Ende nicht begründet war, aber ihren Grund hatte. Das soll einem etwas sagen. Man bekommt so Ohrfeigen nicht umsonst. Schon gar nicht, wenn sie das frisch gewonnene Grundvertrauen wieder in sich zusammensacken lassen. Die sorgsam gemauerten Grundfesten. Ich weiß nur leider nicht was ich mir sagen will. Ich weiß, dass es eine nicht ganz leichte Suche nach dem Grund werden wird. Es wird nicht mit einfachen Dingen lösen, nicht mit einem Handstreich vom Tisch zu wischen, nicht leicht zu erringen sein. Im Moment ist alles ein Netz aus fragilen Hoffnungen.
Schreibblockaden kommen ja immer dann, wenn man sie gerade nicht so richtig gebrauchen kann. Zum Beispiel, wenn man an einem Tag gleich drei Deadlines hat und rettungslos mit seinen Projekten im Verzug ist, um diese dann mit verzweifelten Nachtschichten zu retten. Das gemeine an Schreibblockaden ist ja, dass man sie vorher schon spürt. Man weiß ganz genau dass man niemals, auch nicht, wenn es 30 Milliarden Euro geben würde, den Zeitplan den man sich gesteckt hat, einhalten wird können. Stattdessen sitzt man stundenlang vor dem Rechner und starrt da rein, in der Hoffnung, es würde was raus kommen, was ja per se schon mal Quatsch ist, weil es genau umgekehrt sein müsste.
Aber man wird ja auch älter und erfahrener und kennt seine Momente im Leben. Wenn ich merke, dass sich eine Schreibblockade zeigt, fange ich normalerweise schon mal damit an, dass ich die Schreibblockade nicht Schreibblockade nenne, sondern "writers cramp". Das klingt irgendwie viel schöner, so wie der Name eines etwas abgelegenen, für seine Verhältnisse aber ganz hübschen, weißen Bergs in Südafrika, den ein englischer, adliger Nichtnutz Reisender im 18. Jhd. in memoriam für seinen leider auf der Wegstrecke an Schüttelfieber verstorbenen besten Freund, den er trotz seiner Neigung zum Trunke als Schreiber mit auf die Reise genommen hat, um seine adeligen Taten in einem guten Licht erscheinen zu lassen, in einem Anfall typisch britischen Humors so genannt hat. Jedenfalls klingt es besser, und nicht so medizinisch.
Im Falle eines auf dräunenden writers cramp fange ich meist damit an, meine Wohnung aufzuräumen. Zu erst in der Küche, genauer gesagt an der Spüle. Spülen befreit den Geist, weil es eine ziemlich sinnlose Tätigkeit ist, die einen aber koordinationstechnisch einigermaßen fordert. Man räumt den Geist frei und wenn man Glück hat, vergisst man auch den writers cramp. Wenn das nicht hilft, wird die Küche geputzt. Wenn das nicht hilft, das Bad, ob es will oder nicht. Wenn das nicht hilft wird gesaugt, Staubsaugerbeutel voll hin oder her. Wenn das nicht hilft wird der Kleiderschrank aufgeräumt. Wenn das nicht hilft, wird Staub gewischt, Allergien werden mannstark ignoriert. Wenn das nicht hilft, wird der Boden in der ganzen Wohnung gewischt. Wenn das nicht hilft, werden die Fenster gewischt, und die neu gewonnene Weitsicht erstaunt zur Kenntnis genommen. Wenn das nicht hilft, ist immerhin die Wohnung mal wieder sauber, was einen sehr glücklich macht, was wiederum dazu führt, dass man durch seinen Glückszustand, den writers cramp einfach vergisst.
Dieses Endszenario ist aber extrem selten. Normalerweise fällt einem spätestens bevor man den Kleiderschrank aufräumen muss, irgendwas Sinnvolles ein, das man zu Papier bringen kann. Was dazu führt, dass bestimmte Ecken in der Wohnung ein einsames Dasein fristen. Aber das ist ja egal, denn sie tun es ja für einen guten Zweck.
Allerdings gibt es auch den nicht zu rettenden writers cramp. Den sieht man auch kommen, aber man weiß gleich, dass alle Ablenkungsversuche nichts fruchten. Man könnte sich in eine manisch putzsüchtige, hypochondrische, jammernde Memme verwandeln, nachher ist man genauso blockiert wie vorher. Also lässt man es, was dazu führt, dass man selber und die Wohnung in einen Zustand der exorbitanten Unordnung geraten. Man sackt weg, wird stumpf, fühlt sich wie ein leichter Nieselregen im Winter und wie Pu, der Bär, nachdem er von I-Ah vergewaltig wurde.
Und genauso ging es mir dir Woche, bis der Deadline Druck so groß wurde, dass ich die Nächte bis morgens um fünf verlängert habe, um die Arbeit zu erledigen Das ist einerseits toll, toll, toll, weil man die Arbeit erledigt hat und man gleichzeitig die MLB Playoffs (Baseball, wehrte Leserinnen), verfolgen konnte, andererseits ist mein Schlaf/Wachrhythmus nun völlig versaut und der Weinvorrat ist auch geplündert. Soll noch mal einer sagen, als Autor führe man ein lockeres Leben.
Nachdem ich diese merkwürdigen bloglines.com/845485... Links unter meinen Kommentaren monatelang skeptisch beobachtet habe, dachte ich neulich "Klick doch mal drauf, vielleicht kommt ja was schönes." Schönes ist ja immer schön, denn leicht hat man es schwer. Jetzt folgt eine super Überleitung.
Überhaupt ist das moderne Leben ja ein schweres. Allein alle Blogs lesen, die man so mag, das ist eine schwere Arbeit. Aber dafür hat der liebe Gott den RSS-Feed erfunden, was sehr nett von ihm gewesen ist. An dieser Stelle muss ich aber mal sagen, dass der liebe Gott zwar ziemlich erfindungsreich ist (die Erde, das Universum (oder auch ganz viele, man weiß es nicht) oder kleine Bordeauxdoggenhundewelpen), aber das er irgendwie lieblos dabei ist, einen die richtige Handhabung der Dinge mit auf den Weg zu geben. Er ist ein bisschen so wie ein ziemlich windiger Verkäufer bei Ebay, der einem zwar den DVD Recorder für 20 Euro unterjubelt, aber nur eine auf vietnamesisch gedruckte Gebrauchsanweisung beilegt und sich danach, auch auf Zuruf, nicht mehr meldet.
[Vielleicht sollte man mal ein Ebaybewertungssystem für Gottheiten einführen:
Schlecht: Christen, Moslems, Juden Meldet sich nicht, reagiert nicht auf Mails oder Gebete. Ware nicht komplett und schwer zu verstehen
Neutral: Buddha Meldet sich nur selten und nur, wenn man völlig am Ende ist, nach jahrzehntelangem rumhungern und beten
Positiv: Naturreligionen Leicht aggressiv, wenn man mal was mehr verlangt, ansonsten verlässlich
Tibetanischer Buddhismus Einzige Religion mit Email Support. Gott etwas oft in schlechten Talkshows zu sehen, sonst super.] (Das war eine sehr lange eckige Klammer)
Also ich wollte ja auch nur sagen, dass dieses RSS Ding schon eine tolle Sache ist. Wenn man es denn richtig bedienen kann. Aber alle RSS Reader haben mich in der Vergangenheit sehr unglücklich gemacht, was nicht gut ist. Wenn ich unglücklich bin, dann kann ich schlecht arbeiten, fühle mich hässlich, bekomme einen Pickel an prominenter Stelle und werde automatisch dick. Alles auch Gründe, weswegen Frauen dieses RSS Ding wahrscheinlich so selten benutzen, wie ich neulich mittels einer repräsentativen Umfrage unter mir bekannten Damen herausbekommen habe (Teilnehmerinnen: 2). Viele Fragen drehen sich Sachen wie "Wofür soll das gut sein?", "Warum?", "Was ist denn dieses RSS Dings?", "Wie geht denn das?", "Das macht mich unglücklich", "Gibt’s das auch von Prada?"
Als ich also neulich auf eines dieser obskuren bloglines,com Links klickte, fand ich mich auf der Seite eines Anbieters, der einen online RSS Feedreader anbietet. Und dazu noch einen guten. Man kann seine bisherigen Feeds importieren (OPML) oder einmal schnell neu anlegen. Das Ding macht die Updates selber, man kann seine RSS Feeds, die man so liest der Welt zugänglich machen und so sehen, was andere so den ganzen Tag lesen. Wenn man nicht möchte, dass die ganze Welt sieht, dass man einen Pornofeed von "Junge Kirschen - heiß und saftig", aus streng wissenschaftlichen Gründen betrachten muss, kann man den auch unsichtbar machen. Neue RSS Feeds bekommt man mit einem Bookmarklet, das man sich einfach auf seine persönliche Bookmarkleiste schiebt. Auf einer neuen Seite, einfach anklicken und der Feed wird den bisherigen Abos zugefügt. Und vor allem: wenn man an mehreren Rechner arbeitet (Arbeit/Zu Hause, Rechner/Laptop) oder ohne (?) Rechner im Ausland ist, hat man seine RSS Feeds immer dabei. Und umsonst ist es auch noch. Und leicht zu handhaben auch. Es macht also definitiv glücklich.
Ich war und bin total begeistert, weswegen ich das allen sagen wollte, habe aber gesehen, dass das gesamte Internet außer mir diesen Service schon nutzt. Also habe ich das jetzt alles für die beiden Damen aus meiner Umfrage geschrieben.

Ganz schön gute Photos von Zed Nelson
Ich hab früher selber recht viel fotografiert, so richtig mit guter Kamera, mehreren Objektiven, Filtern, Vergrösserer etc. Hat Spaß gemacht, auch wenn ich schnell gemerkt habe, dass das Fotografieren nicht zwingend das Medium ist, in dem ich mich am besten ausdrücken kann. Was auch eine Menge mit mangelndem Können zu tun hatte. Als mir dann irgendwann mal die gesamte Fotoausrüstung aus dem Auto gestohlen wurde und die Versicherung sich unter fadenscheinigen Gründen weigerte auch nur einen Pfennig zu zahlen, war es dann vorbei mit der Fotografie. Erst seit dem ich Flickr entdeckt habe, ist die Lust wieder größer geworden. Also kaufte ich mir einen kleine Nikon 3700 nur um sehr schnell festzustellen, dass man doch vor allem bei Objektiv arg limitiert ist. Jetzt überlege ich, ob ich mir die Sony DSC-H1 zulegen soll, oder einfach spare, bis es für eine richtige DSLR kaufen kann. Auf der anderen Seite - so toll die Dinger sind, dann hat man wieder das Problem, dass man diese riesigen Koffer mit sich rumschleppt und sich die Nase am Fachgeschäft am Bildschirm beim Online Händler nach irgendwelchen Objektiven flachdrückt, die mehr kosten als die gesamte Kamera.
Naja, wenn wir mir jemand die Entscheidung abnehmen will - ich hab die Sony auf meine Wunschliste gestellt. Haha.
My two Cents zu dieser unsäglichen Werbung, die ja auch hier schon nachhaltig aufs Korn genommen wurde.

Ich bin Europäer. Ich esse Croissants aus Frankreich, Pasta aus Italien, Schinken aus Spanien, Oliven aus Griechenland, Schokolade aus Belgien, Käse aus Holland, trinke Whiskey aus Großbritannien, Wein aus Italien, habe Möbel aus Schweden, höre Musik aus Finnland und blogge bei einem Anbieter aus Österreich. Ich habe in meinem Leben fast alle europäischen Länder bereist, ich bin überall nett behandelt worden und alle mit denen ich gesprochen habe, waren froh in diesem Europa leben zu können. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, dass ich zum Beispiel gerade in Venedig mindestens fünf europäische Nationen in einem Weinlokal getroffen habe, freue ich mich sehr, denn vor 60 Jahren, vor nicht einmal einem Menschenleben, war es völlig undenkbar. Ich freue mich, wenn ich noch nicht mal meinen Personalausweis zeigen muss, wenn ich nach Italien reise. Ich freue mich, dass ich dort leben kann, wo ich es möchte.
Ich brauche keine Werbeaktion, die mir eintrichtern will, dass Deutschland schön und so wahnsinnig viel besser ist. Ich brauche keine Werbeagenturen, die mir erzählen wollen, dass man endlich die Kommunikation wieder verbessern muss, damit es wieder aufwärts geht. Ich brauche keine Plakate, die mir ein schlechtes Gewissen machen wollen, wo es doch ganz andere haben sollten, denn ich habe alles getan so gut wie ich konnte. Die Politik hat das nicht gemacht.
Ich möchte, dass die Politik ihre Arbeit macht, und mich nicht mit dem Vorwurf belämmert, ich sei kein ordentlicher Deutscher. Was soll der ordentliche Deutsche eigentlich denn noch machen? Noch mehr Lohnverzicht, noch mehr Ein Euro Jobs und dabei immer glücklich sein, dass es einem so gut geht? Ich hab nix zu fressen, aber ich bin stolz darauf ein Deutscher zu sein?
Ich möchte ein starkes und freies Europa. Ich möchte mein Leben in einem Europa dort führen können, wo ich mich wohl fühle. Ich möchte von anderen Menschen und Völkern lernen und ich brauche keinen dumpfen Nationalismus, denn ich kann selber entscheiden, was ich bin und was ich sein möchte.
Ich bin Europäer.
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