Dienstag, 3. Januar 2006

Schon wieder schlimmer Männerschnupfen. Kopf fühlt sich an wie ein Marshmellow kurz vor der Explosion. Gefühl im Hals, als wäre dort eine Legion Römer mit sehr ausgelatschten Sandalen die ganze Nacht durch gelaufen. Körper wie die ganze Nacht mit einer Dachlatte unfreundlich durch geprügelt. Das finde ich ganz schön gemein. Ich meine, das Jahr hat gerade erst angefangen, hier wollen Texte erdacht und geschrieben werden, was mit einem Kopf voller Marshmellows nur so mittel geht. Kurz überlegt, mir dieses Wick Medidingens oder anderes Zeug mit ordentlich Bums drin zu kaufen, aber wieder verworfen, da schlechte Erfahrung mit sowas.

Ich war damals 12 oder so, jedenfalls noch in die Schule und ich war erkältet. Kein Grund nicht in die Schule zu gehen, meinte meine Mutter, wofür gibt es denn diese tollen Säfte, die einen rubeldibums wieder gesund und glücklich machen. Außerdem - die halbe Familie besteht aus Ärzten, dementsprechend hat man eine gut gefüllte Hausapotheke, die sich über die Jahre krakenartig in einem alten Kleiderschrank im Keller ausgebreitet hat und ihn mittlerweile fast völlig ausfüllte. Für jedes Zimperlein gab es da etwas, auch sehr viele Pröbchen und Sachen, die in Krankenhäusern in Panzerschränken verschlossen werden, zu denen nur der Chefarzt einen Schlüssel hat.

Wenn in der Familie jemand krank wurde, dann ging meine Mutter in den Keller, kramte, suchte und fand meist irgendwas, von dem sie meinte, dass es schon passen würde. Auf wundersame Weise wurde nie jemand ernstlich vergiftet. Meine Mutter meint, dass man ihr das zu verdanken habe, ich bin mir allerdings in dem Punkt nicht so sicher, sondern denke, dass wir a) eine sehr gute Leber haben, die so was tadel- und klaglos abbaut und b) einfach unverschämtes Glück hatten.

Als ich mich mit meinem ersten schlimmen Männerschnupfen kämpfte (Initiationsmännerschnupfen kurz vor der Pubertät) und mich besonders Halsschmerzen plagten, die mich auf jeden Fall und ganz besonders von dieser Englischarbeit abhalten sollten, ging meine Mutter also wieder in den Keller und kam mit einer sehr staubigen, sehr alten, sehr braunen Flasche wieder. Das Papieretikett der Flasche war trocken und rissig, die Farben so weit verblasst, dass man den Herstellernamen kaum noch lesen konnte. Eine Dosierungsanleitung gab schon lange nicht mehr, die aber in unserem Haus sowieso nie genutzt wurden, weil man der Überzeugung war, dass die Anleitungen eh nur für Übervorsichtige seien, und man einfach nach Gefühl die Menge einnehmen sollte, die man für richtig hielt.

Folgerichtig schaute mich meine Mutter sehr scharf an und frug: "Tut es denn sehr weh?", was ich, in Anbetracht der Englischarbeit, heftig benickte. Sie nickte zurück und meinte dann: "Na, dann kommwa mit dem Löffel wohl nicht aus, ich hol mal ein Glas." Der sehr zähflüssige, leicht ungesund grünlich aussehende Husensaft floss erst in rauen Mengen in ein Wasserglas, Sekunden später in meinen Hals. Dann schickte mich meine Mutter zur Schule.

Schon im Bus bemerkte ich eine leichte Müdigkeit, die aber mit einer angenehmen, aber nicht überwältigenden Euphorie einherging. Dolles Gefühl. Ich lächelte ob dieses Gefühl sehr selig in mich hinein und stieg eine Station zu spät aus dem Bus. Aber das war ja nicht schlimm. Geht man eben ein Stückchen zurück, dauert ja nicht lang. Eine dreiviertel Stunde später war ich dann endlich auch mal in der Schule angekommen und nahm zur zweiten Stunden lächelnd meinen Platz ein. War der Spaziergang noch sehr schön gewesen, weil es so viele tolle Sachen zu sehen gab, zum Beispiel den Busfahrplan, der so viele Zahlen hatte die einen ganz wuschig machten, war die Schulklasse nicht so schön. Vor allem anstrengend diese Tafel da vorne. Außerdem wurde ich jetzt wieder sehr, sehr müde.

Nun ist es für einen Lehrer wahrscheinlich nichts ungewöhnliches, wenn ein paar Schüler in der Stunde mal einschlafen. Wenn die nett sind, dann lassen sie einen schlafen, solange man nicht schnarcht. Mein Lehrer, ich glaube es war der Deutschlehrer, war sehr nett, aber als ich nicht aufhörte zu reden und leise zu kichern und als ich nach dreimaliger Aufforderung damit nicht aufhörte, wollte er mich dann doch mal wecken. Was wohl nicht so leicht war, denn als ich wach wurde, stand er vor erschrocken vor mir und die Klasse starrte mich an. Ich starrte glasig zurück und wurde ins Sekretariat geführt, wo man meine Mutter darüber verständigte, dass ich abzuholen sei. Ich schlief derweil selig auf der Couch.

Zu Hause wurde mein Großvater gerufen, Allgemeinarzt, der mich untersuchte, aber nix besonderes fand. Erst als meine Mutter ihm die Flasche Hustensaft zeigte und ihn über die Menge informierte, welche sie mir eingeflößt hatte, schaute er erstaunt, dann nickte er bedächtig und meinte, das sollte für einen gesunden Schlaf bis zum nächsten Morgen reichen. Der Hustensaft stammte noch aus der guten alten Zeit, als man in alle Medikamente Beruhigungsmittel in so großen, fröhlichen Dosen reinmengte, das aus einem Kind ein schlafwandelnder, sabbernder Zombie wurde. Meine Mutter war sehr betroffen und kaufte neuen Saft.

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Samstag, 31. Dezember 2005

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Freitag, 30. Dezember 2005

05

Beste Entscheidung: Ins "Offenbach" zu gehen und danach noch ins "Wohnzimmer" Schlechteste Entscheidung: Diesssse Flaaasssssche Wein mach isch noch auf

Beste Anschaffung: Meine Lieblings Uhr "Diode" von den irren Japanern Dämlichste Anschaffung: Ein USB Stick für die Playstation, der Daten von PS2 auf den PC übertragen soll und vor allem zurück, was nicht klappt.

Schönster Absturz: Im "Wohnzimmer" Schlimmster Absturz: Nach der Lesung im Mai, vor dem "Blogmich", da, wo ich mit dem Kopf durchs Fenster wollte

Bestes Getränk: Ein sehr alter Cognac, den ich mir in einem Anfall von Großmannssucht geleistet habe Ekelerregendes Getränk: Die verdorbene "Rivella" (Einfach nicht ein halbes Jahr nach Ablauf des MHD trinken)

Bestes Essen: Die Gänseleber in Lüttich Schlimmstes Essen: Diese Bratwurst, die leicht grün innen drin war. Dachte, dass seien Kräuter.

Beste Musik: Nada Surf - The Weight is a gift Schlimmstes Gejaule: So ziemlich sämtlicher HipHop, RnB und insbesondere Xavier Naidoo, doo.

Eigene, schönste musikalische Wiederentdeckung: Filmmusik aus Porneaux Filmen der 60er und 70er Jahre Peinlichster musikalischer Faux-Pas: Vielleicht die neue Madonna wirklich gut zu finden.

Beste Idee/Frage: "Zu Mir?" Dämlichste Idee/Frage: "Ich schau mal aus dem Fenster und guck wo die anderen bleiben"

Beste Lektüre: Keine. Langweiliges Buchjahr. Evtl. noch die Autobiografie von Curd Jürgens, in der auf den ersten Seiten berichtet, wie er eine langjährige Geliebte zu Grabe tragen muss, sich dabei an ihre rasierte Scham erinnert, während seine Frau daneben steht. Langweiligste Lektüre: Der "Spiegel"

Bester, dreckigster, geilster Sex: Mit jemand anderem Langweiligster Sex: Mit mir alleine

02, 03, 04

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Donnerstag, 29. Dezember 2005

Moderne Zweierbeziehungen zeichnen heutzutage durch ein Höchstmass an Flexibilität aus. Dies ist die Mindestvoraussetzung, um überhaupt am allgemeinen Zusammenleben teilnehmen zu können. Eine solche, wie ich finde, geradezu vorbildliche Haltung zu diesem Thema, kann man im Moment im Hause Dahlmann beobachten. Die unglaubliche, ja fast Schulbuchmäßige Flexibilität manifestiert sich dahin, dass das wunderschöne Mädchen im Schlafzimmer auf der PS2 "Fahrenheit" spielt und dabei offenbar Menschen in absurden Mengen tötet, während sie ab und zu "Scheiße, schon wieder tot" rüber brüllt, und man selber am Rechner "Call of Duty 2" spielt und sich leise durch die Schlachtfelder snipert.

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Komm ich endlich mal dazu, mit meinen Lieblingsfrauen (Parka Lewis, Burnster, Lachmann argh.de) zu lesen.

Dieser Satz wurde geschrieben, als mir das wunderschöne Mädchen ein Messer an den Hals hielt

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