Hallo Boys und Girls,
ich bin ein 15jähriger flippiger Boy aus Bad Godesberg und stehe total auf englische Musik (DuranDuran, Kim Wilde). Ich bin total nachdenklich und lese viel. Mein Lieblingsautor ist Hermann Hesse. Aber ich mag auch Gedichte die ich am liebsten Nachts schreibe. Ansonsten interessiere ich mich auch noch für Autorennen. Suche eine regelmäßige (!) Brieffreundschaft zu vielen super Leuten in der ganzen BRD. Aber nur mit Bild. Bis bald?
Abzocke in der Kö-Klinik in Düsseldorf. Ist ungefähr so, als wenn man sich einen neuen Fernseher kaufen will und im Geschäft für eine Beratung 50 Euro zahlen soll, die selbstverständlich auf ein Endgerät angerechnet werden. Freie Arztwahl hat man in solchen Fällen. Sollte bei Google ganz oben stehen, der Artikel.
Darüber nachdenken, dass man seit einiger Zeit nichts hat, was einen belastet. Es belastend finden, das man nichts hat, dass einen belastet, weil man Angst hat, dass in dem Moment, in dem man darüber nachdenkt, dass einen nichts belastet, das Schicksal aufmerksam wird und sich denkt: "So nicht, mein lieber" und einem etwas auf die Reise schickt, was einen belasten wird. Dieses Gedanken belastend finden, aber gleichzeitig denken, dass man mit so einer billigen Ausrede nicht davon kommen wird, sondern damit das Schicksal im Gegenteil noch saurer macht. Am Ende es belastend finden, dass es einem gut geht, dies sofort vergessen und wieder zufrieden sein, zumindest so lange, bis man darüber nachdenkt, dass man seit einiger Zeit nichts hat, was einen belastet.
Auch bekannt unter dem Begriff "Dahlmannsches Fieber" Abhilfe: Schlag auf den Hinterkopf
Dass Mark Spoon so plötzlich gestorben ist, hat mich dann schon gewundert, auch wenn man wusste, was für ein Leben er zeitweilig geführt hat. Wie Hans Nieswandt in der taz (leider im taz Archiv) schon geschrieben hat, war sein Drogenkonsum derartig legendär, dass man sich schon wunderte, wie er es geschafft hat, nicht von der Polizei hoch genommen zu werden. Aber das war ja überhaupt so ein Phänomen, damals Anfang der 90er. In jedem halbwegs angesagtem Club in Köln oder Frankfurt wurden an einem Abend mehr Drogen umgesetzt, als in den klassischen Drogerdealer Gegenden wie Hauptbahnhof etc. Aber Razzien gab es so gut wie nie. Dabei lagen die Pillen teilweise Säckeweise in den Hinterzimmern der Clubs offen auf dem Tisch. Nie werde ich auch einen der ersten Großraves in der Nähe von Köln vergessen, bei dem rund 8000 Leute schon völlig komplett zugedröhnt reinströmten, während ein einzelner Mensch vor dem Eingang Flyer zur Drogenaufklärung verteilte. Selten jemand gesehen, der so einsam wirkte.
Besonders in der Trance- und aufkommenden Goaszene wurden Pillen geschluckt wie sonst nur bei Radrennfahrern. Spoon selber war schon in den Anfangszeiten legendär, aber ran kam man an ihn und seine Leute ja nie. Frankfurter Arschlöcher war einer Kosenamen für die Herren, aber das war eher mit Respekt gemeint. Aus den Socken gehauen hat er mich allerdings mit dem "Tripomatic Fairytales" Alben, die ich sensationell gut fand. Nicht weil sie etwas neues geboten hätten, und die Sachen auf der Tripomatic Fairytales 2001 waren beim ersten Hören schon etwas verkleistert. Aber die Tracks haben sich gegen den eigenen Willen ins Ohr geschlichen. Die Tripomatic Fairytales 2002 war und ist allerdings sensationell. Eine Schande, dass es sie heute nicht mehr zu kaufen gibt. Ich brauchte Tage um sie zu verarbeiten und ich hab sogar mit Kopfhörern und dem CD Spieler unter Arm geschlafen. Andere waren erschrocken über die Alben. Viel zu kommerziell, hieß es, eine Schande rief man, aber das war meiner Meinung nach nur Neid, denn während die anderen DJs und Produzenten es mit Glück gerade mal schafften, eine Single mit einem guten Mix zu produzieren, legten Jam & Spoon gleich zwei komplette Alben vor, die so ziemlich das Beste waren, was es damals zu hören gab und die zumindest einen Musikstil einigermaßen umklammerten.
Legendär waren wirklich seine Sets. Ich hab ihn zwei oder dreimal gehört und er hat es geschafft, mich als eher tanzfaulen Menschen ohne Drogen zwei Stunden auf der Tanzfläche zu halten, weil er ein Brett nach dem anderen spielte. Er hat einen förmlich umgeblasen. Man hat da gestanden und dachte, man könne die Welt umarmen und alles gleichzeitig in sich aufnehmen, um sich dann weiter tragen zu lassen. Konnten nur wenige. Aber irgendwann die Zeit der Bretter vorbei. Er hat das selbst mal in einem Interview sehr schön gesagt: "Dance ist sicher nicht tot, aber irgendwie nur noch eine User-Musik."
Eine eher auf der Habenseite zu verzeichnende Idee der Evolution ist ja der Vorteil dieser paar Gene, die uns von Schimpansen und anderem Gewürm unterscheidet. Daraus abgeleitet ergibt sich theoretisch die Tatsache, dass wir uns durch unser hoch entwickeltes Gehirn erlauben können zu entscheiden, mit wem wir fratanisieren wollen, und mit wem nicht. So eine Entscheidung kann ganz schön in die Hose gehen, wie zum Beispiel Julius Cäsar mal feststellen konnte.
Die moderne Zivilisation hat dann dafür gesorgt, dass wir mit der Verbrüderungsentscheidung nicht allzu oft konfrontiert werden, und wir uns zu Hause alleine schön einem gepflegten Cocooning hingeben können. Spätestens seit der Erfindung des Internets sind dem Cocooning keine Grenzen mehr gesetzt. Menschen, die früher zähneknirschend ihre Behausung verlassen mussten, weil sie Arbeit, Brot und nackte Frauen brauchten sind nun endlich befreit. Auch Menschen, die schon in der ersten Klasse zu den Leuten gehörten, mit denen keiner gesprochen hat, können nun voller Inbrunst behaupten, sie hätten ein weltumspannendes Netzwerk aus Freunden. Jedenfalls so lange, wie sie sich mit niemand treffen müssen.
Eine große Mehrheit der westlichen Zivilisation hat sich an diese Art des Lebens gewöhnt, und mittlerweile sucht man sogar seine Beischlafpartner danach aus, was sie so schreiben. Hat man genug gelesen, steht einem sofortigen Geschlechtsverkehr eigentlich nichts mehr im Weg, man kennt sich ja. Quasi. So kann man ganz bequem und sehr zielgerichtet die Wohnung verlassen und muss nicht dauernd auf Partys mit Leuten rumhängen, die man sowieso nicht leiden kann. Dummerweise neigen aber manche Errungenschaften der modernen Zivilisation dazu, alte, sehr tief verankerte Verhaltensmuster wieder ans Tageslicht zu bringen.
So kommt man auf die mitunter fatale Idee, eine vermeintlich geschlossene Benutzergruppe, die nach Jahren der intensiven Beobachtung es geschafft hat durch den Raster "könnte man mal kennen lernen, also so richtig" zu kommen, am Ende dann doch zu treffen. Soziale Begegnungsstätten wie Blogs oder Foren machen uns deswegen ganz verrückt im Kopf, weil da so viele Menschen sind, die man erstmal sortieren muss. Das ist man nicht mehr gewöhnt, zumal sich bei ICQ die Leute auch noch bequem wegklicken und bannen lassen. Das geht in richtigen Leben nur so mittel und so kann es schnell zu verletzenden Überreaktionen kommen, wenn man überfordert ist. ("Fotografier mich nicht, du Sau." "Dich werf ich von meiner Blogroll." "Ich dachte, Du seist dünner."). So gibt es bei Blogtreffen dann meist auch nur zwei Gruppen Menschen.
Nummer Eins: Redet mit allen, trinkt viel, geht spät, schreibt später drüber, wie toll es war Nummer Zwei: Redet mit keinem, trinkt nichts, geht früh, schreibt später drüber: Entweder wie toll es hätte sein können, wenn nicht so viele Leute da gewesen wären, oder dass man dieses ganze Blogding mit seiner ach so tollen Community sowieso nicht leiden kann.
Aber vielleicht sind diese Einrichtungen zum einen ja erstmal dazu da, das verloren gegangene Modell einer Großfamilie zu ersetzen. Zum anderen vielleicht auch, um abhanden gekommene soziale Kompetenzen neu zu erlernen. Zum Beispiel
- Nicht alle Leute sind scheisse.
- Manche Leute sind so, andere so.
- Ich muss nicht mit jedem reden, nur weil er mich aufregt. .
- Wenn jemand Pickel hat, kann man das nicht weg photoshoppen.
Die Verzweiflung über diese und andere Punkte kann man auf vielen Bloggertreffen beobachten. Und je größer ein Treffen ist, desto größer ist auch die Chance dort auf Menschen zu treffen, die ihren sozialen Schock auch danach schriftlich freien Lauf lassen. Aber deswegen mögen wir es ja, das bloggen.
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