Dienstag, 31. Dezember 2024

2024

Beste Entscheidung:
Sophia. Sie kam zu mir, nachdem Jenna (siehe weiter unten) plötzlich verstorben war. Gekauft habe ich sie in Neukölln, aber gefunden habe ich sie über eine Kleinanzeigenplattform, die ich im fürstlichen Park in Luxemburg durchforstet habe. Da saß ich, weil ich Zeit hatte, bis mein Flug zurück nach Berlin ging, und da es unfassbar heiß war, habe ich mich mit einer Flasche Wasser ausgerüstet auf eine Parkbank in den Schatten gesetzt und Katzenbabys gesucht. Sophia war die einzige, mit der die sehr freundliche Familie beim Arzt war. Die also ihre erste Impfung hatte und auf Krankheiten untersucht war. Untersuchungsbericht lag vor, Impfpass auch.

Die erste Woche hier mit Constanze war hart für beide. Constanze noch in Trauer, Sophia verschreckt und traurig, weil ihre Geschwister weg waren. Aber nach einer Woche hat Constanze ihre neue Rolle als Stiefmutter entdeckt und seitdem sind die beiden sehr eng miteinander verbunden. Aus dem kleinen Fellball ist mittlerweile eine ziemlich große, wahnsinnig liebe und liebevolle, verspielte Katze geworden.

Schlechteste Entscheidung:
In einem wichtigen Moment nicht genug aufmerksam gewesen sein. Meine Partnerin war krank, ich im Stress und anstatt alles stehen und liegenzulassen, habe ich nichts gemacht. Das hat sie zu Recht enttäuscht. Und mich ebenfalls. In so Momenten eine falsche Entscheidung zu treffen, war mir aber auch eine Lehre. Das hat unsere Beziehung nicht beschädigt und am Ende gestärkt, aber ich wäre froh gewesen, anders gehandelt zu haben.

Beste Anschaffung:
Kanto Ora Boxen für den Desktop zu kaufen. Tatsächlich seit Jahren auf der Suche nach passenden Boxen gewesen. Die müssen neutral klingen können, damit ich hören kann, wie die von mir produzierten Podcasts klingen, aber auch mittels EQ ein bisschen Bumms haben. Die Kanto waren teuer (400 Euro) aber jeden Cent wert. Einziges Manko: waren nicht in der Farbe Weiß zu bekommen. Aber irgendwas ist ja immer. 

Ebenfalls nicht unwichtig: das Oppo Find N3 Fold. Ist ein "Langzeit Testgerät", insofern hat es mich nichts gekostet. Aber ich habe damit ein zweites Backup Telefon, auf dem auch alles, bis auf Banking so eingerichtet ist, dass ich es sofort nutzen kann, falls das iPhone kaputtgeht oder geklaut wird. Einem Bekannten ist das passiert und er hatte kein Backup, was ihm eine Woche Stress brachte. Grundsätzlich habe ich mein iPhone so abgesichert, aber mit einem zweiten Telefon kann ich alle Passwörter sofort ändern, Zugänge sperren und eine neue SIM bestellen.

Dämlichste Anschaffung:
Mir fällt ausnahmsweise mal keine ein. Ich hatte in den letzten Jahren viel in neue Technik und andere Dinge investiert. Daher war es dieses Jahr ruhig. Allerdings steht auf dem Zettel für 2025: komplette Renovierung Schlafzimmer.

Schönster Absturz:
Wie immer in den letzten Jahren, wenig getrunken. Aber alle sechs bis acht Wochen mit meinem besten Freund unterwegs gewesen und da gibt es dann immer zwei, drei Gin-Tonic oder Martini (gerührt, nicht geschüttelt)

Schlimmster Absturz:
Tatsächlich einer, da waren es dann zwei Gin-Tonic zu viel. Das habe ich in der Tat etwas bereut.

Bestes Getränk:
Wasser. Mit Kohlensäure. Großer Fan. Und Cola Zero. Leider.

Ekelerregendes Getränk:
Irgendeine dieser Limos mit absurden Geschmacksrichtungen.

Bestes Essen:
Das "Braised Pork" in "Lei's Küche" im Wedding. Überhaupt der ganze Laden und die ganze Karte. Unfassbar guter, unprätentiöser und günstiger Laden mit authentischer chinesischer Küche. Längere Wartezeiten, aber die sind es wert. Reservieren sollte man auch.

Schlimmstes Essen:
Nach etlichen Jahren mal wieder eine "Wagner" Tiefkühlpizza ausprobiert, weil faul. Bei mir liegt immer eine in der Tiefkühlabteilung für den Notfall, die ich dann regelmäßig nach anderthalb Jahren wegwerfe, weil sie abgelaufen ist. Die "Wagner" fand ich rechtzeitig vor dem Ablaufdatum und habe es sofort bereut. Ein Boden, der das Wort Teig nicht verdient, ein nach Nichts (immerhin) schmeckender Belag. Ich hätte auch einen Karton mit Ketchup essen können. Reuevoll wieder eine Dr. Oetker gekauft, die jetzt darauf wartet, dass sie vermutlich 2026 wegwerfen muss.

Beste Musik
Bevor ich zur Musik komme - ich bin dieses Jahr permanent zwischen Apple Music und YouTube Music hin und her gependelt. Apple hat den besseren Sound, YT die deutlich größere Auswahl für den manchmal absurden Krempel, den ich so höre. Und die besseren Playlists, die über den Algorithmus kommen. Führte dann dazu, dass ich überall unterschiedliche Playlists hatte, die ich dann wieder über einen Dienst (Tunemymusic) für zusätzliche 5 Euro im Monat synchronisiere. Aber hier die 5 Songs, die mein Jahr geprägt haben.

Michael Cera - Clay Pigeons
www.youtube.com
Keine Ahnung, wie ich auf diesen Song gekommen bin, aber das mittlerweile 10 Jahre alte Stück habe ich erst dieses Jahr entdeckt und es hat mich verzaubert. Der Song hat mich traurig gemacht, wenn die Stimmung nicht gut war. Aber er hat mich auch glücklich und wunderbar ruhig gemacht. Er war in jeder meiner Playlists für Zugfahrten. Denn er ist die ideale Grundlage für sinnreiches aus dem Fenster starren.

Sam Evian - Rollin' In
www.youtube.com
Fällt in die gleiche Kerbe wie Michael Cera, ist aber aus diesem Jahr und stammt aus einem Vorschlag von YouTube. Sind Algorithmen also doch mal für etwas gut. Der Song baut sich langsam auf und entwickelt sich von einem eher sperrigen Anfang zu einem wunderbaren Refrain. Auch perfekt um im Zug aus dem Fenster zu starren (Ja, ich starre in Zügen sehr viel aus dem Fenster)

Yo La Tengo - Shaker
www.youtube.com
Wiederentdeckung des Jahres für mich. Ich habe, schon leicht verzweifelt, mich dieses Jahr zeitweise durch die Alternative Szene gehört und irgendwie nichts entdeckt, was mir behagte. Ich wusste allerdings auch nicht genau, was ich suchte, bis ich bei Yo La Tengo hängen blieb und dachte "Genau das ist es jetzt". Sind ja nun nicht gerade unbekannt, aber ich wusste auch nicht, dass die seit 1984 schon zusammenspielen. Das Stück hier ist neun Jahre alt, aber klingt wie gerade auf den Markt gekommen. Was vielleicht auch daran liegt, dass Alternative, wenn es gut gemacht ist, immer zeitlos ist. Ich bin dieses Jahr auch wieder über "Mad Season" gestolpert, dem einmaligen Side Project von Pearl Jam und Alice in Chains. Klingt zwar schon stark nach den 90ern, aber hat sich gut gehalten.

Beat Bizarre - Aphrodite´s Drop
youtu.be
Manchmal muss der elektrische Bass kicken. Und das macht er bei dem Stück ganz gehörig und über 9 Minuten lang. Ein eher weiches, langes Goa-Stück, dass sich, wie bei allen Goa-Sachen, beim ersten Hören eher eintönig anstellt. Aber dass der Track komplexer ist, hört man dann, wenn sich das Ding über die Kopfhörer reindengelt. Da vergehen 9 Minuten wie im Flug und man fragt sich, warum das Stück nicht 12 oder 15 Minuten. Oder noch länger.

Dorothy Ashby - The Moving Finger
www.youtube.com
Jazz kam auch nicht zu kurz. Obwohl das hier eher so zwischen Jazz und Groove schwankt. So ein bisschen Dave Pike Set meets Black Music der frühen 1970er. Was nicht so ganz überrascht, war Dorothy Ashby doch eine Afroamerikanerin und eine der ganz wenigen Harfenistinnen der Jazz-Szene. Sie hatte einen sehr eigenen Stil und spielte neben der Harfe auch das Koto aus Japan. Ihr gesamtes Werk ist ziemlich grandios, aber das Album "The Rubáiyát of Dorothy Ashby" von 1970 ist schon sehr grandios.

Honorable Mentions: Placebo (nicht die Placebo, die andere Band aus 70ern aus Belgien, Album "Ball of Eyes"), GoGo Penguin, Just Mustard. Letztere haben es wirklich nur sehr knapp in nicht meine Top 5 geschafft.

Schlimmstes Gejaule:
Sobald ich "Autotune" heraushöre, schalte ich ab.

Eigene, schönste musikalische Wiederentdeckung:
Wie oben erwähnt - Yo La Tengo. Aus mir auch nicht bekannten Gründen habe die Band ein bisschen übersehen. Dabei machen die genau die Schrammel-Musik, die ich mag. Intelligent, verspielt, ausgefallen usw. Als ich die zum ersten Mal vor ... öhm... 20 Jahren oder so gehört habe, war ich gerade in einer anderen Musik-Phase und kam nicht so recht damit zurecht. 10 Jahre später wieder drüber gestolpert, ein paar Alben gehört und gedacht "Die muss ich mal öfter hören" aber vergessen. Dieses Jahr dann wieder entdeckt und gedacht "Wie blöd war ich eigentlich?" Aber ist ja auch schön, wenn man Jahre später was entdeckt, was dann wieder neu ist.

Peinlichster musikalischer Faux-Pas:
So ein peinlicher Dorfdisko Song namens "Beat of your heart" von Purple Disco Machine. Der Name allein... und der Text. Aber macht mich ab und zu merkwürdig happy den Song zu hören. Wer es ertragen will www.youtube.com Das Video ist allerdings auch fürchterlich. Alles an dem Song ist fürchterlich.

Beste Idee/Frage:
Ich setze mich jetzt in den Park und schaue mir Katzenbabies an.

Dämlichste Idee/Frage:
Ach, so ein BIOS-Update ist ja heute auch kein Problem mehr (siehe weiter unten).

Beste Lektüre: 
"Treibhaus Bonn". Nicht das Buch von Koeppen aus den 50ern, sondern die Dissertation von Benedict Wintgens darüber und über die politische Kulturgeschichte des Romans. Spannende Einblicke in die frühen Jahre der Bonner Republik. Bisschen trocken, aber für wie ich in Bonn geborene Menschen sehr spannend. 

Langweiligste Lektüre:
Nix Langweiliges gelesen. 

Bester Sex:
Mit anderen.

Langweiligster Sex:
Mit mir allein

Schönster Moment:
Jede Minute, die ich mit der Partnerin in Zweisamkeit verbringen kann.

Schlimmster Moment:
Der Tod von Jenna. Sie war 14 und damit durchaus etwas betagt, aber bis Mai kerngesund. In den 10 Jahren, in denen sie bei mir war, nicht einmal beim Tierarzt gewesen. Dann fing sie an zu husten und ich an einem Dienstag zu meinem Arzt. Der stellte Wasser in ihrer Lunge fest. Es gab jede Menge Medikamente, die das Wasser aus der Lunge bringen sollten. Samstagmorgen hatte sie plötzlich einen Krampfanfall, dann eine Stunde später noch einen. Zum Arzt gefahren, der sie erneut geröntgt hat. Die Lunge war trotz der Medikamente fast komplett mit Wasser gefüllt. Eine sehr schwere Form von Herzinsuffizienz war die Ursache. Es blieb uns nichts anderes übrig, als sie vor Ort noch gehen zu lassen. 

Das war nicht nur eine der schwersten Entscheidungen, die ich jemals treffen musste, es war auch eine der traumatischsten. Und es beschäftigt mich bis heute. Zu sehen, wie sie einschläft, zu sehen, wie das Mittel zum Herzstillstand in sie gespritzt wurde, war schlimm. Bis heute verfolgt mich das, bis heute treibt es mir Tränen in die Augen. Ich habe sie einäschern lassen, aber bis heute nicht über Herz gebracht, sie zu beerdigen. Ihre Asche steht in einer schlichten Holzurne in meinem Zimmer. Die Zeit wird kommen, an dem ich sie dort beerdige, wo ihre alte Freundin Momo auch ist. Aber ich brauche Zeit.

Zugenommen oder abgenommen?
Weder noch. Es bewegt sich nicht oben und nicht nach unten. Ich bin zufrieden und meine Ärztin auch.

Haare länger oder kürzer?
Lang. Kurz. Mittellang. Kurz. Im Moment wieder auf Precht-Niveau.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Fehlsichtiger. Ich habe im Herbst eine Epiretinale Gliose diagnostiziert bekommen. Nicht schlimm, aber auch kein Spaß. Muss irgendwann operiert werden. Noch weniger Spaß.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Viel weniger. Das Jahr war finanziell angespannt. Freelancer bemerken eine kommende Rezession ja meist als Erste. Ich habe derartige viele Absagen für Vorträge erhalten, das war schon unglaublich. Es kam noch genug rein, aber es ist unentspannt, im Vergleich zu den letzten fünf Jahren.

Der hirnrissigste Plan?
Einen neuen Newsletter für den Automotive-Bereich aufzusetzen. Aber nach wenigen Monaten schon 1600 Abonnenten. Danke dafür.

Die gefährlichste Unternehmung?
Ein BIOS-Update am Rechner, das fast schiefgegangen wäre. Nur ein CMOS-Reset als letzter verzweifelter Versucht das Mainboard zu retten, klappte dann irgendwie. Was total unlogisch war, aber ich hinterfrage das nicht. Sonst wäre ein neues, 400 Euro Mainboard fällig geworden. 

Der beste Sex?
Hatte ich.

Die teuerste Anschaffung?
ChatGPT Abo. Aber ist doch zu einem wichtigen Bestandteil meiner Arbeit geworden. 

Das leckerste selbst gemachte Essen?
Ein Curry mit Shrímps und Lengsfisch.

Das beeindruckendste Buch?
Ehrlich gesagt nur Fachliteratur gelesen. Das will ich 2023 2024 2025 Jahr ändern. Ein Buch pro Monat ist das Ziel.

Der beste Film/Serie?
Ehrlich gesagt nicht viel gesehen. Zuletzt gefallen hat mir "The Old Man" auf Disney+. Durchaus spannendes Spionage/Agenten/Thriller Dings mit Jeff Bridges und John Lithgow. Leider nach zwei Staffeln und mit einem kleinen Cliffhanger abgesetzt. Aber sehr schön gefilmt. Langsamer (sehr langsamer) Aufbau und zwischendrin zerfasert die Story etwas, weil man wohl nur mit einer Staffel gerechnet hatte und dann irgendwas konstruieren musste. Die zweite Staffel fällt dann etwas ab, ab da ist man soweit drin, dass man dann auch das Ende sehen will.

Die beste CD?
Dieser Fragebogen existiert seit über 20 Jahren und so langsam merkt man, dass die Welt sich doch etwas verändert hat.

Das schönste Konzert?
Folkadu, eine israelische Band, die traditionelle israelische Lieder und Gedichte neu, aber mit traditionellen Instrumenten auf die Bühne bringt. 

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Mit Dana. Und mit Nicole. Und natürlich Jenna, Constanze. Und seit Juli: mit Sophia

Die schönste Zeit verbracht wo…?
Im Bett.

Vorherrschendes Gefühl 2024
Hemmnisse aller Orten. Trauer.

2024 zum ersten Mal getan?
Hilfe gesucht, um mit meiner Trauer umzugehen.

2024 nach langer Zeit wieder getan?
Eine Katze gehen lassen müssen. Das klingt so beiläufig, aber ich habe ja keine Familie und die Katzen sind meine Familie. Und mit Tod und Trauer setzt man sich dankenswerterweise auch nicht jedes Jahr auseinander. Obwohl es sich die letzten Jahre schon arg gehäuft hat.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Der Tod von Jenna. Die finanzielle Flaute. Mein Vater im Krankenhaus.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Das wir da zusammen durchkommen.

2024 war mit 1 Wort … ?
Ein Wechsel aus Warten und Trauer.

Vorsatz für 2025
Berühmt werden. Nicht verzagen. Eins von beiden wird klappen.

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2021
2020
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