Montag, 22. Mai 2006

Soeben den Opel einem ersten, sehr ernsten Härtetest unterzogen. Also eigentlich nicht ich, sondern meine Mutter. Die ist seit Jahren bekennende VW Golf Fahrerin und hat seit ein paar Monaten einen Golf V in vergleichbarer Ausstattung wie der Opel Astra, allerdings ein Benziner und kein Diesel, weil (O-Ton Mutter) "...ich bin ja nun nicht auf dem Land groß geworden, dass ich jetzt mit einem Traktor durch die Gegend fahren muss." Überhaupt liebt meine Mutter eine etwas sportlichere Fahrweise, was sie schon immer gerne zum Ausdruck gebracht hat.

Als mein Vater noch nebenbei am Wochenende auf der Nordschleife des Nürburgring Rennen gefahren ist, sah sie es überhaupt nicht ein, fünf Stunden neben der Rennstrecke zu stehen. Zum einen, weil sie dazu wegen der bekannten Wetterwechsel am Ring keine Lust hatte, zum anderen, weil sie nicht mit der Stoppuhr die ganze Zeit in der Box stehen wollte um bei größeren Abweichungen der Rundenzeit sofort damit zu rechnen, dass sie "...irgendwo die Knochen deines Vaters nummerieren und einsammeln..." musste. Deswegen ließ sie ihn immer morgens losfahren, sammelte mich nachmittags ein und raste die 40 Kilometer über schmale Landstraßen von Godesberg zum Nürburgring. Bis heute hält sie den familieninternen Streckenrekord von irgendwas über knapp 30 Minuten, aufgestellt mit einem VW Scirocco GTI.

Was liegt also näher, als den Opel einmal in ihre Hände zu geben, was ich heute auch tat. Erste Reaktion bei Sichtung des Wagens: "Naja." Sie relativierte diesen drakonischen Kommentar allerdings mit den Worten "Von vorne geht’s ja." Im Auto wurde den die Opel Innendesigner sofort am Schlafittchen gepackt. "Wo sind denn hier die Ablagemöglichkeiten?" Das war allerdings eine Frage, die ich mir auch schon gestellt hatte. Als ich den Wagen mit allerlei Tand für die lange Reise von Berlin nach Düsseldorf belud, und eine kleine Flasche Wasser zwecks Erfrischung verstauen wollte, fiel mir auch, dass mir auffiel, dass ich nicht wusste, wo. Es gibt vorne keine Getränkehalter, keine Mulde im Armaturenbrett, keine in Höhe der Handbremse, keine unter dem Lenkrad und in die Kartentaschen der Türen passte die Flasche nur mit Gewalt rein. Es gibt eine kleine, rechteckige Mulde für die Menschen, die auf der Rückbank sitzen, und einen Getränkehalter, der im (!) Handschuhfach eingelassen ist, aber sonst nix. Man muss seine Sachen entweder auf den Beifahrersitz legen (wo sie beim Bremsen auf der Autobahn rum fliegen) oder halt nichts mitnehmen. Vielleicht wollten die die Opel Designer die Autobahngaststättenwirtschaft stärken, dachte ich, während meine Mutter minutenlang sämtliche Getränkehalter ihres VWs auflistete.

Wir waren noch keine 150 Meter gefahren, da tönte es mütterlicherseits vom Beifahrersitz: "So kann ich aber nicht sitzen." Nicht der Sitz an sich, wohl aber die Länge seiner Auflagefläche für die Beine fielen durchs Raster meiner 1.65m großen Mutter. Dies sei bei "...einem so großen Auto ja auch lächerlich..." das man solche Sitze verbauen würde. Und "Hier sind ja auch keine Ablageflächen!". Geschätzte drei Kilometer später erfolgte die nächste Kritik: "Und mein Golf hat, wenn die Vordersitze so stehen, zur Rückbank vieeeel mehr Platz." Ich konnte das jetzt nicht nachmessen, muss mich also auf das Gefühl meiner Mutter verlassen. Und das mütterliche Gefühl trügt ja selten. Ich selber habe beim Fahren noch nicht hinten gesessen, werde das aber demnächst, wenn mir sehr langweilig sein sollte, mal ausprobieren.

Während meine Mutter sich mit der Frage beschäftige wie sie "... in einem Opel, in einer Gegend wo mich jeder kennt..." möglichst würdevoll sitzen konnte, bemühte ich mich um eine elegante Fahrweise was meine Mutter zu der Bemerkung veranlasste, ich solle doch bitte nicht auch noch wie ein "...Opel Fahrer mit Hut..." unterwegs sein. Positiv fiel ihr allerdings auf, dass der Wagen gut verarbeitet sei. Auf der Autobahn folgte die Frage, was der Opel denn laufen würde, was ich auch noch nicht ausprobiert hatte, aber die 180 km/h die ich schwerfällig aus den 100 Diesel PS rausholen konnte, haben weder mich, noch meine Mutter begeistert. Mehr kamen auf den fünf Kilometer Autobahn die gerade frei waren, auch nicht aus. Da sich meine Mutter dabei sichtlich langweilte, bekam ich in Kurzform sämtliche Familiengeschichten der letzten Monate zu hören.

Gefallen hat ihr auch noch das Navigationsgerät („Der zeigt ja sogar den Namen der Strasse an, auf der man gerade unterwegs ist“) und das Lenkrad („Sehr schick“).

Als ich sie wieder zu Hause absetzte und um ein druckbares Statement bat, meine sie zum Opel zunächst: "Naja, kann man machen. Hoffentlich bekommst Du genug Geld dafür", relativierte aber in Richtung: "Ganz ordentlich, für ein Auto ohne Ablageflächen" und warf die Tür zu.

Irgendwann möchte ich mal meine Mutter mit der von Lyssa bekannt machen. Ich glaube, die würden sich verstehen.

PS.: Ab morgen ist es erstmal Ruhe mit Opel, da ich auf dem medienforum.nrw bin und mich aufrege.

Warum hier was über einen Opel steht

Permalink