Lange habe ich für eine Zeitung den Psychotest geschrieben. Das mag jetzt etliche Menschen erschrecken, denn ich habe in meinem jungen Leben sehr viel vor mich hinstudiert, aber klinische Psychologie war nicht dabei, auch wenn so manche Affäre und Ex-Freundin gute Studienobjekte gewesen wären, bzw. manche Lebensabschnitte meinerseits ganze psychologische Fachbücher füllen würden. Es ist aber völlig normal, dass irgendwelche Leute in den Zeitungen die Psychotests schreiben und nicht Frau Dr. Ingeborg Weisenhaupt-Schröder, da es Frau Dr. Ingeborg Weisenhaupt-Schröder niemals gegeben hat, ähnlich wie, dass muss ich jetzt mal ehrlich sagen, auch wenn es weht tut, Dr. Sommer. Was mich allerdings immer mehr gewundert hat, als zum Beispiel der Name Dr. Ingeborg Weisenhaupt-Schröder, war das Bild der Dame, das bei einem Psychotest irgendwo rechts oder links oben in der Ecke klebte. Meist zeigte es eine weißhaarige Dame unbestimmten Alters in schwarz-weiß, die freundlich, aber irgendwie auch streng aus der Zeitung guckte. Heute gibt es solche Bilder nicht mehr, dafür lächelt jetzt Dr. Maja Köcher-Bohne mit langen braunen Haaren keck aus den Magazinecken. Im Gegensatz zu früher heißt es auch nicht: Wenn sie manisch depressiv sind, gehen sie schnell zum Arzt und lassen sich lustige Medikamente verschreiben, sondern, wenn sie manisch depressiv sind, haben sie doch einfach mehr Sex, denn Sex ist gut fürs Selbstwertgefühl und man man kommt auch mal wieder rum und raus kommt seinem Partner wieder näher und kann ihm mit seinen Problemen vertraut machen. Als ob der Partner sich nicht schon längst bei seiner Affäre darüber beklagt, dass es zu Hause immer so depressiv zu gehen würde. Jedenfalls, die Psychotests die der ein oder andere Besucher dieser Seite eventuell aus Langweile und ohne Hintergedanken in einem Magazin, dass zufälligerweise inm Bahnabteil rumlag, mal gemacht hat, waren hier und da von mir und ich habe mich immer prächtig darüber amüsiert, wenn ich jemanden den Test ausfüllen sah, den ich mir bei einer guten Flasche Rotwein aus den Fingern gezogen habe.
Ich habe auch nie so ganz verstanden, warum Psychotests so interessant sind. Man ist doch immer etwas jeck in der Birne, denkt aber komischerweise, dass alles seine Richtigkeit hätte. Diese Erkenntnis brachte mich mal auf die Idee, ein Buch voller Interviews mit Menschen zu veröffentlichen, welche auf Grund ihrer verschobenen Realitätswahrnehmung in geschlossenen Anstalten einsitzen. Ich wollte einfach kommentarlos deren Sicht der Welt aufschreiben und der Leser sollte dann die Unterschiede selber feststellen. Seit dem die USA und Tony Blair eine sehr eigene Weltsicht entwickelt haben, und seitdem es "Deutschland sucht den Superstar" und "Germanys next Topmodel" gibt, habe ich von dem Projekt enttäuscht Abstand genommen, weil ich befürchte, dass die Leute in geschlossenen Anstalten einfach nicht verrückt genug sind, damit sie andere Menschen interessieren.
Ich schreibe das gerade alles, weil ich eben einen sehr schönen Psychotest gemacht habe, in dem man mal nicht (nur) Kreuzchen machen muss, sondern mit hübschen Schiebereglern seinen Charakter festlegen darf. Die Welt braucht deutlich mehr Schieberegler. Der Test braucht ein wenig Zeit, das Ergebnis fiel aber zu meiner Zufriedenheit aus. Jetzt müssen auch andere endlich einsehen, dass ich ganz toll bin.