Dienstag, 25. Oktober 2005

Nach der unfassbar spannungsgeladenen Ankündigung vor ein paar Stunden, kann ich nun schon die Auflösung liefern.

Seit heute bastelt eine kleine Gruppe von Menschen daran, das Internet ein Stück schöner zu machen.

Die Idee zu Epicore hatte ich vor ein paar Monaten und zusammen mit Ix, Johnny und Tanja wurde schnell ein konkretes Projekt aus einer eher diffusen Idee. Die Grundidee rührt aus zum Teil aus einem Ärgernis, und zu einem anderen Teil aus einer Überlegung her.

Das Ärgernis Auf der Buchmesse vor einem Jahr, sprach mit ein paar kleinen Verleger über Blogs. Ich wollte einerseits wissen, ob Blogs schon im Bewusstsein der Verleger angekommen waren, andererseits, was die Verlage von dieser Art der Literatur halten, bzw. ob sie es überhaupt für Literatur halten. Das Ergebnis war wie erwartet. Kaum jemand konnte mit dem Begriff etwas anfangen, und in Sachen Literatur hielt man sich eher bedeckt. Im Laufe des Jahres sprach mit ein paar Journalisten aus dem Kulturbetrieb. Manche bekannt, manche unbekannt, aber beiden Gruppen waren sich meist einig im dem Satz, dass Blogs vielleicht bessere Tagebücher sind, aber literarisch nichts zu bieten haben. Das ärgerte mich, weil ich genau diesen Punkt deutlich anders sehe. Sicher, es gibt weltweit 20 Millionen Blogs, von denen ein Großteil nicht mal in die Nähe von Literatur gerückt werden will, aber dazwischen gibt es ein paar Kleinode, die einen inne halten lassen, wenn sie eine Geschichte erzählen. Und ich sehe da ehrlich gesagt keinen Unterschied zu Musik- oder Filmbranche. Auch dort wird täglich größtmöglicher Unfug produziert, aber zwischendrin auch ein paar Perlen. Deswegen spricht keiner kaum einer beiden Branchen ihren Kunstverstand ab. Warum wird das aber bei Blogautoren gemacht?

Die Überlegung Das Internet verändert das Leben. Soziale Kontakte finden vermehrt über das Internet statt, oder werden über sie dank Foren und Mails organisiert. Aber das Internet macht mehr. Es verändert nicht nur die basalen Lebensgewohnheiten, sondern geht auch ins Detail hinein. Zum Beispiel in die Lesegewohnheiten. Am Bildschirm lassen sich lange Texte schlecht lesen. Also versucht man Texte so kurz zu halten, dass man sie gerade noch gut lesen kann, ohne die Konzentration zu verlieren. Das verändert einiges. Zum Beispiel die Haltung eines Autors zu seinem Text. Wenn er ihn schreibt, überlegt er vielleicht vorher, in welchem Medium er den Text veröffentlicht. Ist es in einem Buch? Oder einer Zeitung? Oder im Internet? Da im Internet die Aufmerksamkeitsspannen kleiner sind, wird er einen Text, den er ausschließlich fürs Internet schreibt, auch anderes verfassen, als wenn er für eine Anthologie schreibt. Das führt dazu, dass Texte verkürzt werden. Das man die Sprache überarbeitet. Dass man versucht nicht alles mit dem geschriebenen Wort zu erläutern, sondern dass man es mit den Emotionen macht, die zwischen den Worten stehen. Das einzelne Wort wird wichtiger. Ein Prozess, der der Lyrik vielleicht nicht unähnlich ist. Das bedeutet, dass einige, nicht alle, Geschichten kürzer werden. Dass sich vielleicht dadurch ein neuer Schreibstil entwickelt, der auch Einfluss auf die Literatur haben könnte. Je mehr Zeit man damit verbringt, vor dem Bildschirm Texte zu lesen, desto mehr wird sich die Lesegewohnheit ändern und der Bedarf nach einer solchen Literatur die man auch außerhalb des Bildschirms konsumieren kann, wird wachsen.

Soweit die Überlegung

Also haben wir nun alles zusammen geworfen. Den Ärger, die Überlegung, unsere Lust an Blogs, dem Internet und guten Geschichten. In Epicore sollen diese Geschichten gesammelt werden. Da wir nur Profiteure der Kreativität anderer sind, werden diese Geschichten nicht komplett dort zu lesen sein, sondern nur in einem Ausschnitt. Zu Ende lesen muss und soll man sie im jeweiligen Blog der Autorin, bzw. des Autors. Und so soll dann eine Art Sammelband entstehen. Von schönen Geschichten und von guten Autoren. Und ein Blick dahin, wie sich die Online Literaturszene außerhalb der Verlage entwickelt.

Da so eine Arbeit von niemand alleine gemacht werden kann, gibt es ein Team, das zurzeit aus folgenden Bloggern besteht:

Stattkatze - www.schriftstellwerk.de Lyssa - www.lyssas-lounge.de Herr Paulsen - antsinp.antville.org Felix Schwenzel - wirres.net Don Dahlmann - don.antville.org<

Aber es kann jeder mitmachen. Über Zu- und Einlieferungen würden wir uns freuen. Dafür gibt es eine hübsche Mailadresse

redaktion [ät] epicore de

Was letztlich dann auf Epicore erscheinen wird, ist dann eine Entscheidung der Redaktion. Mit anderen Worten: nicht alles, was wir auf diesem Weg erhalten, wird seinen Weg ins Blog finden.

Ich bin sehr happy, dass die Seite nun online ist. Das trotz all der "normalen" Arbeit, dass trotz der üblichen Real Life Belastungen (Arbeit, Essen, Schlafen) und auch trotz diverser Krankheiten, Epicore nun fertig da steht. Dafür bedanke ich mich an der Stelle ganz besonders bei Johnny, der von der Anmeldung der Domain, über das Einrichten auf dem Server, bis hin zum Erstellen der Mailadressen alles alleine gemacht hat.

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