Samstag, 22. Oktober 2005

In Berlin gibt es, glaubt man diesen hübschen Seite (1, 2) eine Menge leerstehender Fabriken und anderes Zeug. Also schulterte ich heute Kamera und Stativ, bestieg die S-Bahn und ließ mich mit dieser nach Köpenick gondeln. Die ehemaligen Waschmittewerke der VEB Blütenweiss sollten meinen Nachmittag machen. Das Reinkommen gestalte sich leicht, aber dann hatte es sich leider auch, denn das gesamte Ding ist mit Sperrholzplatten vernagelt, was bedeutet, dass man unten in den ehemaligen Produktionsräumen kein Licht hat. Was das fotografieren ein wenig erschwert. Missmutig schlenderte ich alleine durch die Etagen. Dachte ich zumindest.

Die Evolution hat den Menschen zwar völlig unverständlicherweise nicht mit Augen im Hinterkopf ausgestattet, die man bei Bedarf einfach dazu schalten kann, aber immerhin mit Haaren im Nacken, die sich bei Gefahr aufstellen. Ich stolperte gerade durch eine dunkle Halle, schon leicht nervös, weil man in diesen Fabrikhallen ja nie so recht weiß, ob man im halbdunkeln wirklich alle Löcher im Böden sieht, als meine Haare im Nacken kerzengerade standen. Ich blieb kurz stehen, hörte aber nichts. Ich hörte noch mal hin, und meinte ein paar Schuhe zu hören, die über den Boden schliffen.

Nun bin ich nicht so wahnsinnig ängstlich und in angedrohten Konfrontationen mit Menschen, die sich mit mir hauen wollten, hat meine physische Präsenz normalerweise ausgereicht Schlägereien zu vermeiden. Aber in so einer Situation war ich dann auch noch nicht. Mitten in einer dunklen Halle, in der ich kaum was sehen konnte, unbewaffnet und irgendjemand schien mich zu beobachten. Nun denn, dachte ich, stehen bleiben bringt auch nix. Also todesmutig zurück gegangen, Richtung des Augangs. Zwischendrin immer mal wieder stehen geblieben und nachgehört, ob dieses schleifende Geräusch wieder da ist. Einmal gestoppt. Nichts. Ein zweitesmal gestoppt. Nichts. Auch beim dritten Mal blieb es ruhig. Als ich dann endlich bei der Tür hörte ich wieder Geräusche. Nun aber sehr viel lauter, und sie schienen näher zu kommen.

So nahe, wie die Schrittgeräusche waren, wollte ich mich nicht mehr bewegen, also ging ich wieder rein in die dunkle Halle, stellte mich hinter die Tür und wartete. Irgendjemand schlich da eine Treppe runter, ganz langsam, darauf bedacht möglichst wenig Krach zu machen. Dann hörte ich, dass es nicht nur ein paar Schuhe waren, die über die Treppe kratzen, sondern zwei. Die beiden standen am Ende der Treppe und waren wohl unschlüssig, was sie tun sollten. Also redeten sie.

Nach dem sie ihre Nerven wieder zusammengetackert und aufgehört hatten zu Schreien, waren die beiden knapp zehnjährigen Jungs ganz nett und zeigten mir ein Loch im Zaun, so dass ich mit meinem Krempel nicht noch mal übers Tor klettern musste.

Deswegen hier jetzt wichtige Liste für so Aktionen:

  1. Taschenlampe!
  2. Taschenlampe!
  3. Taschenlampe!
  4. Nicht alleine auf ein abgelegenes Gelände gehen. Einfach nicht machen.

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