Das wunderschöne Mädchen wollte das Wochenende auf dem Lande verbringen. Da wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen und dabei die Hand schütteln. Da, wo es nicht nur kein DSL gibt, sondern auch keine Mobilfunknetze. Da, wo noch rauhe, aber herzliche Sitten herrschen, wenn die Gattin abends sagt "Ich kann nicht einschlafen" und der Gatte antwortet liebevoll "Soll ich dich bewußtlos schlagen?". Haha, nein, so ist das da natürlich nicht, das war nur ein billiger Gag auf Kosten der Landbevölkerung, die sich nicht wehren kann. Ich komme gleich aber noch mal mit einen wahnsinns Gag auf die Landbevölkerung und deren Aussehen zurück, nur so als Warnung. Jedenfalls hatte das wunderschöne
Mädchen diese Idee mit dem Land, nur keine Zeit, weswegen sie in der Nacht von Freitag auf Samstag, so gegen halb eins totmüde aus dem Zug fiel und wir uns dann auf den zweistündigen Weg Richtung Land machten. Raus aus Berlin, über die Autobahn, ganz geschwind, dann auf die von mir gefürchteten Landstrassen in MacPom. Da, wo sich laut verschiedener, sehr glaubwürdiger Berichte des Premiumsenders RTL2 die auf dem Lande aufwachsenden Einwohner zu Dutzenden nachts Autorennen auf den schmalen Strassen liefern, die nicht immer, aber oft tragisch an einem Baum enden. Das kann ich nicht bestätigen. Ich habe nur einen Wagen überholt.Am nächsten Morgen um acht beschäftigte sich das wunderschöne Mädchen damit, ihren Arm bis zum Ellbogen in den sabbernden Schlund eines zum Hause gehörenden riesigen Hundes zu stopfen, um dort Tabletten unterzubringen. Was wohl funktioniert hat, ich weiß das nicht so genau, ich habe geschlafen, aber sie schien zufrieden, als ich wach wurde. Später wollte sie dann unbedingt in die nächst größere Stadt, "was erleben" [-> "was erleben" Synonym für "was kaufen", oft von Frauen verwendet"], weswegen wir vom Land wieder in die Stadt auf dem Land gefahren sind, wo wir in einer dieser "Shopping Mall" einfielen, die windige Banken Fondsgesellschaften Investoren Makler Bauunternehmer Kapitalisten erbaut hatten. Dort gab es zum einen den winzigsten 'Vobis Supermegastore", den ich je gesehen habe, zum anderen aber auch auffällig viele Tussen. Also Damen, die ausgebleichte Jeans, ein Arschgeweih, ein bauchfreies Oberteil, ein Kapuzensweatshirt, 3 Kilo Makeup trugen, und etwas auf dem Kopf hatten, das entweder wie eine alte, nasse, aufgeplatzte Sofaecke aussah, oder wie Pudel, den man in einen unter Strom stehenden Wäschetrockner gepackt hatte. Und einen Media Markt gab es auch, das Ziel des wunderschönen Mädchens. Nachdem sie sich nicht dazu entscheiden konnte, welche neue Digital Kamera sie sich kaufen wollte, kaufte sie einen winzigen Drucker und ich mir die dritte Laptoptasche in sechs Wochen. Wir tranken einen Saft, dann führen wir wieder aufs Land, wo abermals der Ellbogen im Hund verschwand. Um zehn ist sie dann ohne Ellbogen im Hund eingeschlafen während ich Kevin Spacey dabei zugeschaut habe, wie er etwas verhandelt hat, ich hab aber vergessen, um was es ging. So ist das, mit der Landluft. Nix flaschenweise Wein, laute Musik und anderer Schabernack. Einfach rumliegen, jemanden erst noch nachts Eis holen, dann beim Einschlafen zu schauen und leise rauchen. Das kennt man in der Stadt ja gar nicht mehr.
Dann Sonntag. Unter großem Hallo Wanderung begonnen. Trotz meiner Warnungen, wir sollten doch einen Kompass, eine Feldflasche, etwas zu essen, ein Zelt und eine
Taschenlampe mit nehmen, gingen wir ohne diese auf dem Land überlebenswichtigen Utensilien. Das wunderschöne Mädchen meinte: "Ich kenn mich hier aus" und dann noch "Wir gehen doch nur immer um den See rum". Na und? Livingstone wollte auch nur immer den Nil hochgehen und was ist passiert? Natürlich wurde mein Einwand ignoriert. Nachdem wir uns mehrfach durch dichtes Unterholz geschlagen hatten und sie hier und da meinte "Huch, ist das noch der Weg, das kenn ich gar nicht", dachte ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für Sex gekommen sei, aber immer, wenn ich mein Anliegen vorbringen wollte, kamenNoch einmal steckte das wunderschöne Mädchen ihren Ellebogen liebevoll in den Rachen des Tieres, bevor das Wochenende schon zu Ende war und wir wieder gen Berlin fahren mussten. Sehr lehrreich, so ein Wochenende.