Montag, 29. November 2004

Ich habe mir eine billige Grafikkarte gekauft, damit ich in diesen langweiligen Zeiten - in denen sich schnell die dunklen Klauen der Depression um den Hals eines noch so fröhlichen Menschen legen können - nicht eine Depression bekomme die sich wie dunkle Klauen um meinen Hals legt. Ich habe jetzt eine Radeon 9200 SE, eine Grafikkarte die in allen Tests zuverlässig den letzten Platz belegt und von kompetenten Grafikkartenfachredakteuren ausgelacht und mit allerübelsten Schmähungen bedacht wird. Einer schrub sogar, dass er sie am liebsten vergessen und nicht auf den letzten Platz gesetzt hätte, weil die Karte, die dann vor ihr stünde, in ein schlechtes Licht gerückt würde. Genau die richtige Karte für mich, der ja eigentlich nicht spielt. Ich spiele noch nicht mal Solitär, nicht mal im Büro. Warum, mag sich manch aufmerksamer Leser nun fragen, warum kauft der Mann sich eine Grafikkarte, wenn er doch gar nicht spielen will. Mit einem heiseren Lachen antworte ich: Hah, unaufmerksamer Leser, fang noch mal von vorne an zu lesen, da steht, dass ich mir eine Grafikkarte kaufen musste, damit sich nicht eine Depression wie Klauen um meinen Hals legt.

Meine Spielleidenschaft auf dem Rechner bestand in den letzten zehn Jahren aus genau drei Spielen. Das erste hieß Blockout und war eine Art dreidimensionales Tetris. Ich habe es solange und exzessiv gespielt, bis ich beim Einschlafen fallende Klötzchen in die richtige 3D Richtung gedreht habe und selbst dann habe ich weitergemacht. Außerdem kannte ich auf der Uni einen kleinen Kreis von Informatikern, mit denen man sich die Highscores ausgetauscht hat, und ich lag immer vorne. Das war sehr befriedigend und ich glaube, dass ich bis heute damit meine Spielleidenschaft abgedeckelt habe. Treu dem Motto: Wenn Du in einer Sache gut, bleib dabei. Also habe ich mich vom weiteren Spielgeschehen zurückgezogen und als Alt-Meister, als ehemaliger Champion aller Klasse usw. usf. die weitere Entwicklung mit einem milden Lächeln verfolgt.

Bis ich "Snood" entdeckte. Dieses Spiel fand meine Zustimmung und das alte Feuer entbrannte erneut. Schnell konnte ich hier auch mein Umfeld (meine Freundin, die keinen Rechner hatte, alle Praktikanten im Büro) schlagen und ich konnte gerade noch so die Kurve bekommen, bevor ich in eine Art Wachkoma vor dem letzten Level gefallen wäre.

Das dritte Spiel war "Quake2" welches mir M., mit dem ich mir ein Büro teilte, und der alle, alle Spiele hatte und schon durchgespielt hatte, bevor es einen Cheatcode im Netz gab. Er war auch derjenige, der die gesamte, sechsköpfige Redaktion tagelang mit der Netzwerkversion von "Worms" lahm legte. Jedenfalls gab M. mir Quake 2 und ich war leider sofort abhängig. Ich musste das Spiel natürlich erstmal "durchspielen" wie wir Fachleute sagen. Also rein, alle abknallen, Endgegner platt machen, sich im Erfolg sonnen, dann wieder von vorne anfangen um zu sehen, welche kleinen lustiges Goodies man übersehen hat. Und genau das mache ich heute noch. Ich habe mir diese blöde Grafikkarte nur deswegen gekauft, weil ich mal wieder Quake 2 spielen wollte. Noch mal die alten Tage wieder aufleben lassen, in denen ich täglich virtuell blutverschmiert das Feld als Sieger verlassen habe. Das habe ich am Wochenende gemacht, und ich fühle mich direkt ausgeglichener, nachdem ich schätzungsweise 500 Mutanten abgemetzelt habe.

Wenn es aber dem Esel zu bunt wird, dann geht er aufs Eis. Oder war’s die Kuh? Egal. Heute dachte ich, Don, dachte ich, lad Dir doch mal das Demo von Doom 3 runter, und schau mal, ob Deine neue Grafikkarte damit klar kommt. Nur um mal zu testen, was die so kann. Nachdem ich 500 MB runtergeladen und mein Rechner nach 10 Minuten besinnungslosem Festplatten Rödeln das Spiel installiert hatte, konnte ich feststellen, dass auch eine Grafikkarte für 40 Euro durchaus in der Lage ist, allerneuste 3D Spiele darzustellen. Das freute ich mich natürlich ob meiner guten Kaufentscheidung. Aber andere Probleme stellten sich ein. Wenigen Minuten später nagten an mir erste Zweifel, ob die Aussage, dass mordende moderne Ego-Shooter nichts, aber auch gar nichts mit dem Unterbewusstseins, oder schlummernden Mordgelüsten des Spielers anfangen können. Gut, ich war nach fünf Minuten tot, solange hatte ich nicht gespielt. [Was vielleicht daran lag, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass der Wissenschaftler, den ich befreien sollte, sich bei ein wenig Lichtflackern in einen Zombie verwandelt, der mir die Halsschlagader rausbeißt. ] Aber ich, der bei "The Ring" sich gelangweilt hatte, weil er diese Horrorstreifen immer irgendwie albern findet, fand Doom 3 doch sehr erschreckend. Angst machend. Furchteinflößend. Gemein. Widerlich. Dauernd hat man in der rechten Lautsprecherbox einen Menschen, der einen hilfeschreiend anbrüllt um dann gurgelnd und schmatzend zu verstummen. Dauernd tauchen plötzlich Gestalten auf, die sich "Cacodemon" oder "ArchVile" nennen und Dinge mit einem machen, die man nicht denken will. Nach weiteren dreißig Minuten (ich hatte im Internet raus gefunden wie man den God-Modus aktiviert, ja ich weiß, dass das blöd ist, aber ich bin alt und langsam genug, dass ich das darf, und außerdem wollte ich nach vier Versuchen mal wissen, wie das denn weitergeht, wenn einem der Wissenschaftler mal nicht die Halsschlagader rausbeißt), also nach weiteren dreißig Minuten habe ich angefangen mich in meinem Stuhl umzudrehen, wenn der Kühlschrank hinten in der Küche knackte und im Fenster versuchte ich zu beobachten, ob einer hinter mir steht. Ich möchte nicht wissen, was das Spiel mit der jungen, unbekümmerten Seele eines sechzehnjährigen anstellt. Wahrscheinlich nicht mehr allzu viel, nach 3 Jahren Counterstrike spielen. Ich jedenfalls werde Doom 3 wohl eher nicht kaufen. 30 Euro dafür auszugeben, dass ich im God-Modus da durchlaufe und trotzdem schlecht träume, sind mir zuviel. Ich träum lieber vom Küssen. Das tut man nach Doom 3 mit Sicherheit nicht. Danach träumt man höchstens, wie die schöne Frau sich in einen Zombie verwandelt und die Lippen abbeißt. Ich hab Probleme genug.

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Ich habe mich einmal auf ein anderes, mir bis dato gänzlich unbekanntes Feld begeben: Dem Erzählen von schlechten Witzen. Wie das nun gekommen ist, weiß ich auch nicht mehr. Ich glaube, es lag wohl daran, dass ich neulich das Ole-Blog vorgelesen habe. Ich will da jetzt auch nicht zu sehr drauf eingehen, wie das nun alles passiert ist. Manchmal kommt man eben aus Langeweile zu einer neues Beschäftigung, weil man das Wochenende alleine zu Hause rumgehangen hat und dann kommt man auf blöde Ideen oder spielt mal wieder Quake2. Quake 2 trudelte aber erst gestern bei mir ein, also gibt es jetzt:

Witzewettkampfwoche drüben beim Ole-Blog

Ich gegen einen Wurm Menschen Kerl, den ich gar nicht kenne. Aber das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass ich die besseren schlechteren Witze kenne. Also stimmt alle brav für mich ab, damit mein Ausflug nicht so schrecklich endet, wie meine Beziehungen erfolgreich ist.

[P.S]Sollte ich am Ende gewinnen, werde ich hier die Geschichte erzählen, wie ich mal mit einer Freundin beim Tantra-Sex Seminar von Hartmut und Viola in Gummersbach war und einen Baum umarmt habe. Sollte ich verlieren.... haha - den Witz hätte ich einschicken sollen.

[P.P.S.] Ich hätte auch gerne so ein hübsches Wettkampfplakat wie mein Gegner, bin aber leider Photoshopmerkbefreit. Also muss man sich das eben so vorstellen: Stil 60/70er James Bond Agentenfilme. Malcom ist dann die Frau, die auf einem Auto rumliegt oder am Boden. Ich glaube, am Boden ist gut, das paßt.. Also ungefähr so. Beispiel Eins Beispiel Zwei

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